Traisa

Ortsteil von Mühltal im Landkreis Darmstadt-Dieburg, Hessen

Traisa (mundartlich: Traase)[2] ist ein Ortsteil der Gemeinde Mühltal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Traisa
Gemeinde Mühltal
Wappen von Traisa
Koordinaten: 49° 50′ N, 8° 42′ OKoordinaten: 49° 50′ 25″ N, 8° 42′ 0″ O
Höhe: 204 (194–230) m ü. NHN
Fläche: 2,27 km²[1]
Einwohner: 2973 (30. Okt. 2023) HW+NW[1]
Bevölkerungsdichte: 1.310 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 64367
Vorwahl: 06151
Blick auf die evangelische Kirche von Traisa
Blick auf die evangelische Kirche von Traisa

Geographie

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Traisa liegt im vorderen Odenwald im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald im Granitgebiet. Im Westen führt die Bundesstraße 449 am Ort vorbei. Der Ort hat an der Odenwaldbahn einen südöstlich gelegenen, nahen Haltepunkt „Bahnhof Mühltal“[3] im Norden des Mühltaler Ortsteils Nieder-Ramstadt.

Geschichte

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Ortsgeschichte

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In erhaltenen Urkunden wurde Traisa unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[4] Nieder-Treyse an der Trüssbruckin (1316); Treyse (1420); Obern Treysan, Nyddern Treysan (1451); Dreyß, Dreiß (1506); Niedern-Treyse, Ober-Treyse, Mittel-Treyse (1512); Niederntreyßa, Obertreyßa (1527); Nidern Treysa, Treysa (1571); Traysa, Nieder-Traysa (1730); Ober-Trayßer Hofgemarkung (1730); Obertraisa.

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Traisa erfolgte unter dem Namen Dreysen im Jahr 1315 in einer Abgabenliste der Grafschaft Katzenelnbogen. Die nächste bekannte erfolgte 1316, als die Vogtei mit allem Zugehör unwiderruflich dem Kloster Höchst verkauft wird. Vor 1376 verpfändet das Kloster Höchst das Dorf den Schenken von Erbach. 1420 verkaufen Hademar zu Laber und seine Ehefrau Walpurga, geb. Schenk zu Erbach, es an Pfalzgraf Ludwig. 1527 gibt Landgraf Philipp seinen Anteil an Seeheim Schenk Eberhard von Erbach in Tausch gegen Traisa.[4]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Traisa:

»Traisa (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 2 St. von Reinheim und hat 61 Häuser, und 476 Einw., die außer 6 Kath. und 2 Reform. lutherisch sind. Unter denselben befinden sich 38 Bauern, 23 Gewerbsleute und 12 Taglöhner. Dieses freundliche Dörfchen wird sehr stark von den Bewohnern Darmstadts besucht. – Traisa gehörte dem Hause Erbach und kam durch einen 1527 zwischen Landgraf Philipp dem Großmüthigen und Schenk Eberhard von Erbach abgeschlossenen Vertrag an Hessen.«[5]

Anfangs gab es drei Siedlungen, nämlich Nieder-, Mittel- und Ober-Traisa.[6] 1927 kommt die Gemarkung Dippelshof nordöstlich von Traisa dazu. Im Bereich des Dippelshofes wurde die Lage des zur Wüstung gewordenen Obertraisa vermutet.

Die evangelische Kirche des Ortes wurde 1957 eingeweiht.

Hessische Gebietsreform 1970–1977

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. Januar 1977 die bis dahin selbstständige Gemeinde Traisa mit den Gemeinden Frankenhausen, Nieder-Beerbach und Nieder-Ramstadt kraft Landesgesetz zur neuen Gemeinde Mühltal zusammengeschlossen.[7] Für Traisa wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Nieder-Ramstadt.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Traisa angehört(e):[4][9][10]

Gerichte

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Traisa gehörte zur Zent Pfungstadt, dessen Aufgaben ab etwa 1800 durch das Amt Pfungstadt mit wahrgenommen wurden. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Traisa das Amt Pfungstadt zuständig. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz. Die zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[4]

Bevölkerung

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Einwohnerentwicklung

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• 1629: 011 Hausgesesse[4]
• 1791: 174 Einwohner[13]
• 1800: 200 Einwohner[14]
• 1806: 293 Einwohner, 48 Häuser[11]
• 1829: 476 Einwohner, 61 Häuser[5]
• 1867: 826 Einwohner, 81 Häuser[15]
Traisa: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018
Jahr  Einwohner
1791
  
174
1800
  
200
1806
  
476
1829
  
476
1834
  
499
1840
  
514
1846
  
546
1852
  
541
1858
  
578
1864
  
599
1871
  
623
1875
  
632
1885
  
651
1895
  
712
1905
  
891
1910
  
1.051
1925
  
1.148
1939
  
1.336
1946
  
2.031
1950
  
2.157
1956
  
2.179
1961
  
2.447
1967
  
2.720
1970
  
2.576
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
2.811
2013
  
3.186
2016
  
3.030
2018
  
3.058
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [4]; ab 2013: Website Mühltal (Webarchiv)[16]; Zensus 2011[17]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Traisa 2811 Einwohner. Darunter waren 159 (5,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 567 Einwohner unter 18 Jahren, 1131 zwischen 18 und 49, 526 zwischen 50 und 64 und 588 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 1263 Haushalten. Davon waren 402 Singlehaushalte, 363 Paare ohne Kinder und 372 Paare mit Kindern, sowie 99 Alleinerziehende und 27 Wohngemeinschaften. In 309 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 816 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[17]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1829: 468 lutheranische (= 98,32 %), 2 reformierte (= 0,42 %) und 6 katholische (= 1,26 %) Einwohner[5]
• 1961: 1873 evangelische (= 76,54 %), 462 katholische (= 18,88 %) Einwohner[4]

Ortsbeirat

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Für Traisa besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Traisa) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2021 gehören ihm Zwei Mitglied der CDU, ein Mitglied der FDP und zwei parteilose Mitglieder an. Ortsvorsteherin ist Annelie von Arnim (parteilos).[18]

Wappen und Flagge

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Wappen

 

Blasonierung: „In Blau über einem goldenen, von drei roten fünfstrahligen Sternen belegten Querbalken oben eine goldene Brezel, unten drei von Silber und Rot geschachte Schräglinksbalken.“[19]

Das Wappen wurde der Gemeinde Traisa im damaligen Landkreis Darmstadt am 13. Juni 1966 durch den hessischen Innenminister genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.

Die geschachten Schräglinksbalken in Blau stammen aus dem Wappen der alten Ortsherren, den Groschlag von Dieburg. Die Brezel ist auch im Wappen von Nieder-Ramstadt und von Mühltal zu finden. Sie verweist auf die mit Nieder-Ramstadt gemeinsame Bäckerzunft, und deren historische Bedeutung für den Ort. Die drei Sterne sollen an „die drei Dreysen“ (Ober-, Mittel- und Unter-Traisa), aus denen Traisa hervorging, erinnern.

Flagge

Im Zuge der Wappenverleihung wurde auch eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird: „Auf breiter weißen Mittelbahn beseitet von schmalen roten Seitenbahnen, im oberen Teil aufgelegt das Gemeindewappen.“ [20]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Bauwerke

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Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Traisa

Regelmäßige Veranstaltungen

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Persönlichkeiten

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  • Gustav Adolf Krämer (1909–1991), in Traisa geborener Politiker und Abgeordneter des Hessischen Landtags
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Commons: Traisa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Januar 1977 als Ortsbezirk zur Gemeinde Mühltal.

Einzelnachweise

  1. a b Mühltal in Zahlen. Gemeinde Mühltal, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  2. Mädels mischen bei der Olympiade mit. In: Darmstädter Echo. 19. August 2014, S. 20.
  3. Bahnhof Mühltal. Archiviert vom Original am 8. Januar 2014; abgerufen am 25. Januar 2016.
  4. a b c d e f g Traisa, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 245 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Ober-Traisaer Gemarkung: Vergleich zwischen der Gemeinde Nieder-Traisa, der Landgrafschaft und der Gemeinde Ober-Ramstadt vom 28. September 1730 HStAD Bestand A 1 Nr. 218/1. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  7. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 7 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  8. a b Hauptsatzung. §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Mühltal, abgerufen im Mai 2023.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 120 (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 128 (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 86 (Digisat bei google books).
  16. Mühltal in Zahlen: EWZ mit NW. Gemeinde Mühltal, archiviert vom Original am 22. Juli 2019; abgerufen im Juli 2019.
  17. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 14 und 68, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  18. Ortsbeiräte. In: Rats- und Bürgerinformationssystem. Gemeinde Mühltal, abgerufen im Januar 2023.
  19. Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Traisa, Landkreis Darmstadt (Punkt 597) vom 13. Juni 1966. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1966 Nr. 26, S. 850 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,9 MB]).
  20. Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Traisa, Landkreis Darmstadt (Punkt 597) vom 13. Juni 1966. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1966 Nr. 26, S. 850 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,9 MB]).
  21. Darmstädter Echo, Montag, 22. August 2016, S. 21
  22. Darmstädter Echo, Mittwoch, 27. November 2019, S. 21.