Transmenschen im Sport

Sportler diverser Geschlechtsidentität

Die Teilnahme von Transmenschen am Leistungssport ist ein kontroverses Thema. Dies gilt insbesondere in Bezug auf Transfrauen, die nach einer männlichen Pubertät im Frauensport erfolgreich sind, und in Bezug auf erhöhte Verletzungsgefahr für biologische Frauen.

Problemlage

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Die Kritik an der Teilnahme von Transfrauen am Frauensport konzentriert sich im Allgemeinen auf physiologische Faktoren wie Körpergröße und Gewicht sowie auf Leistungsfaktoren wie Schnelligkeit und Kraft. Laut Kritikern reduzieren Testosteronunterdrückung und Östrogen die körperliche Leistungsfähigkeit nicht genug, um die Vorteile der männlichen Pubertät wettzumachen. Transfrauen hätten somit unfaire Vorteile gegenüber cisgender Athletinnen.[1] Wegen der relativ geringen Zahl an Transmenschen, die Leistungssport betreiben, sind wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema erschwert.[2]

Unterstützer von Transathletinnen im Frauensport argumentieren, dass ärztlich verschriebene Pubertätsblocker und Östrogen bei Transfrauen den Testosteronspiegel senken und die Muskelmasse verringern und somit mögliche Leistungsvorteile reduzieren.[3][4][2] Weiter gehe es im Sport, insbesondere im Jugendsport, auch um Zugehörigkeit, Wohlbefinden und Sozialisierung junger Menschen.[5] Unterstützer, darunter auch die American Medical Association, führen an, dass Regelungen gegen die Teilnahme von Transfrauen an Frauenwettkämpfen deren psychischer Gesundheit schaden könnten.[6]

Bei manchen Sportveranstaltungen wird vorgeschrieben, dass Athleten nur gegen Athleten desselben bei der Geburt festgestellten Geschlechts antreten dürfen. Befürworter solcher Regeln sehen sie als notwendig für einen fairen Wettkampf an. Gegner bezeichnen sie als unnötig und diskriminierend.

Transathleten bei den Olympischen Spielen

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Als eine der ersten Transpersonen gewann Quinn, eine biologische Frau, 2021 mit dem kanadischen Frauen-Fußballteam eine Goldmedaille. Quinn definiert sich als nichtbinär.

Im Jahr 2003 entwarf ein Ausschuss des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) neue Richtlinien für die Teilnahme von Athleten, an denen geschlechtsangleichende Maßnahmen durchgeführt worden waren. Für eine Teilnahme waren Geschlechtsangleichende Operationen inklusive der Genitalien, eine offizielle Änderung des Geschlechtseintrags und Hormontherapie notwendig.[7] Bei den Olympischen Sommerspielen 2004 waren somit zum ersten Mal Transathleten zugelassen.

Im Jahr 2015 wurden diese Regelungen geändert. Einerseits räumte das IOC ein, dass eine offizielle Änderung des Geschlechtseintrags nicht in allen Ländern überhaupt möglich sei. Andererseits gab es menschenrechtliche Bedenken dabei, Operationen an gesunden Menschen zu verlangen.[8][9] Nach den neuen Regelungen müssen Transfrauen seit mindestens vier Jahren als Frauen leben und im Jahr vor dem Wettkampf einen Testosteronspiegel von weniger als 10 nmol/l aufweisen. Bei biologischen Frauen liegt der Normbereich für Testosteron bei 0,4 und 2,0 nmol/L. Für Transmänner gibt es keine Einschränkungen. Diese Regeln galten für die Olympischen Sommerspiele 2016, an denen aber keine offen transidenten Athleten teilnahmen.[10]

Bei den Olympischen Sommerspielen 2020 nahm mit der neuseeländischen Gewichtheberin Laurel Hubbard zum ersten Mal eine geoutete Transfrau teil. Sie gewann keine Medaille.[11] Im Fußball gewann die nonbinäre Transperson Quinn bei denselben Spielen mit dem kanadischen Team die Goldmedaille. Sie ist damit die erste Transperson, die eine olympische Medaille gewann.[12][13] Für die USA trat die nonbinäre Transperson Alana Smith im Halbfinale des Skateboard der Frauen an.[14]

Im Jahr 2021 stellte das IOC einen neuen Rahmen zur Regelung der Teilnahme von Transathleten vor. In diesem aktuellen Regelwerk sieht das IOC selbst keine Restriktionen mehr vor. Es steht aber nun jedem einzelnen Sportverband frei, im Sinne eines fairen Wettbewerbs die Teilnahme von Transathleten einzuschränken.[15]

Als erste Transperson bei den Olympischen Winterspielen trat Timothy LeDuc für die USA im Eiskunstlauf bei den Olympischen Winterspielen 2022 an.

Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 trat Hergie Bacyadan, ein trans Boxer von den Philippinen, in der Frauenkategorie an. Zwei Personen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität, Nikki Hiltz und Quinn traten mit den Frauen an.[16]

Leichtathletik

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Laut Leichtathletik-Weltverband World Athletics dürfen transgeschlechtliche Frauen vom 31. März 2023 an nicht mehr an weltranglistenrelevanten Wettkämpfen in der Frauen-Kategorie starten, wenn sie eine männliche Pubertät durchlaufen haben. Dies gilt unabhängig von ihrem aktuellen Testosteronspiegel. Zeitgleich wurden die Zulassungsbestimmungen für intergeschlechtliche Athletinnen geändert. Diese müssen, um in der weiblichen Kategorie antreten zu können, ihren Testosteronwert im Blut auf unter 2,5 Nanomol pro Liter senken und diesen Wert zwei Jahre lang unterschreiten statt wie bisher 5 Nanomol pro Liter und nur ein Jahr. Dies gilt zudem für alle Leichtathletik-Disziplinen und nicht mehr wie bisher nur für die Laufstrecken von 400 Metern bis zu einer Meile.[17]

Schwimmsport

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2023 beschloss der Internationale Schwimmverband World Aquatics, dass Transfrauen nur dann an Frauenwettkämpfen teilnehmen dürfen, wenn sie nachweisen können, dass sie keinen Teil der männlichen Pubertät über das Tanner-Stadium 2 hinaus oder vor dem Alter von 12 Jahren durchlaufen haben, je nachdem, was später eintritt.[18]

Sportverbände haben auf verschiedene Weisen versucht, im Sinne der Fairnesstests das Geschlecht von Athleten festzustellen. Seit den 1940er Jahren gab es ärztlich ausgestellte „Weiblichkeitszertifikate“. In den 1960er Jahren wurde neben der visuellen Untersuchung der Genitalien auch eine genetische Analyse verwendet, um Y-Chromosomen zu erkennen.[19] Dadurch wurden hauptsächlich intersexuelle Athleten ausgeschlossen.[20]

Heutzutage konzentriert sich die Debatte eher auf den Testosteronspiegel, und es werden Regelungen gesucht, die Athleten nach einer Geschlechtsangleichung die Teilnahme zu ermöglichen.[21] So ist der Testosteronspiegel die einzige körperliche Messgröße, an der sich die Regelung des IOC von 2015 bis 2021 orientierte.[22] Sowohl der alleinige Fokus auf Testosteron als auch die Höhe des Grenzwerts werden kontrovers debattiert.[23][24] So haben Menschen, die die männliche Pubertät durchlaufen haben, laut einigen wissenschaftlichen Publikationen auch nach Testosteronunterdrückung noch signifikante Vorteile gegenüber biologischen Frauen, beispielsweise in der Knochen- und Muskeldichte.[25][26]

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Commons: Transmenschen im Sport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Honorata Jakubowska: Who counts as a woman? A critical discourse analysis of petitions against the participation of transgender athletes in women's sport. In: International Review for the Sociology of Sport. Band 59, Nr. 2, März 2024, ISSN 1012-6902, S. 203–221, doi:10.1177/10126902231194570 (sagepub.com [abgerufen am 4. August 2024]).
  2. a b Blair Hamilton, Fergus Guppy, Yannis Pitsiladis: Comment on: “Transgender Women in the Female Category of Sport: Perspectives on Testosterone Suppression and Performance Advantage”. In: Sports Medicine. Band 54, Nr. 1, Januar 2024, ISSN 0112-1642, S. 237–242, doi:10.1007/s40279-023-01928-8 (springer.com [abgerufen am 4. August 2024]).
  3. Trans women targeted in sports bans, but are they really at an advantage? In: ABC News. Abgerufen am 26. August 2024 (englisch).
  4. Kaitlin Menza: Does Transitioning Affect Sports Performance? In: Shape. 9. September 2015, archiviert vom Original am 12. September 2015; abgerufen am 26. August 2024 (englisch).
  5. Chris Mosier: Op-ed: Pushing Trans Youth Away From Sports Is Harmful. Out, 15. Januar 2019, abgerufen am 27. März 2022 (englisch).
  6. Kevin B. O'Reilly: Raft of bills intrude on medical practice, harm transgender people. American Medical Association, 16. April 2021, abgerufen am 27. März 2022 (englisch).
  7. Statement of the Stockhold consensus on sex reassignment in sports. In: Pdga.com. 2003, abgerufen am 25. August 2016.
  8. IOC consensus meeting on sex reassignment and hyperandrogenism. In: stillmed.olympic.org. November 2014, abgerufen am 24. August 2016.
  9. Cyd Zeigler: Exclusive: Read the Olympics' new transgender guidelines that will not mandate surgery. In: www.outsports.com. 21. Januar 2016, abgerufen am 24. August 2016.
  10. Lauren Steele: Chris Mosier First Trans Team USA Member – Rolling Stone. Rollingstone.com, 2. August 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. August 2016; abgerufen am 25. August 2016.
  11. James Ellingsworth, Sally Ho: Transgender weightlifter Hubbard makes history at Olympics. In: AP News. 2. August 2021, archiviert vom Original am 2. August 2021; abgerufen am 26. August 2024 (englisch).
  12. Trudy Ring: Quinn Is World's First Out Trans, Nonbinary Olympian. The Advocate, 26. Juli 2021, abgerufen am 4. August 2021.
  13. Robert Hart: Canada's Quinn Makes History As First Openly Transgender And Nonbinary Athlete To Win Olympic Medal. In: Forbes. 6. August 2021, abgerufen am 6. August 2021.
  14. Non-binary Olympian Alana Smith shares moving message. In: pinknews.co.uk. 30. Juli 2021, abgerufen am 1. August 2021 (englisch).
  15. Trans women should not have to reduce testosterone, say new IOC guidelines. 16. November 2021, abgerufen am 26. März 2022 (englisch): „The new IOC framework, […] concludes there should be no presumption that trans women have an automatic advantage over natal women. […] The IOC says ultimately it is up to individual sports to decide their rules – and they can still impose restrictions on trans women entering the female category if needed to ensure fair and safe competition.“
  16. Trotz anderer Regeln der Sportverbände: Diese Transgender-Athleten starten bei Olympia. In: merkur.de. 4. August 2024, abgerufen am 4. August 2024.
  17. Leichtathletik verschärft Regeln In: sueddeutsche.de.
  18. Schwimm-Weltverband testet erstmals geschlechteroffene Kategorie In: www.spiegel.de
  19. J C Reeser: Gender identity and sport: is the playing field level? In: British Journal of Sports Medicine. 39. Jahrgang, Nr. 10, Oktober 2005, S. 695–9, doi:10.1136/bjsm.2005.018119, PMID 16183763, PMC 1725041 (freier Volltext) – (englisch).
  20. Ruth Padawer: The Humiliating Practice of Sex-Testing Female Athletes In: The New York Times, 28. Juni 2016. Abgerufen am 25. August 2016 (englisch). 
  21. IOC consensus meeting on sex reassignment and hyperandrogenism. In: stillmed.olympic.org. November 2014, abgerufen am 24. August 2016.
  22. Sean Ingle: IOC delays new transgender guidelines after scientists fail to agree In: The Guardian, 24. September 2019 (englisch). 
  23. Sean Ingle: IOC delays new transgender guidelines after scientists fail to agree In: The Guardian, 24. September 2019 (englisch). 
  24. Maayan Sudai: The testosterone rule—constructing fairness in professional sport. In: Journal of Law and the Biosciences. 4. Jahrgang, Nr. 1, 3. April 2017, S. 181–193, doi:10.1093/jlb/lsx004, PMID 28852563, PMC 5570685 (freier Volltext) – (englisch).
  25. Sean Ingle: Weightlifter Laurel Hubbard will be first trans athlete to compete at Olympics In: The Guardian, 21. Juni 2021 (englisch). „the IOC's decision has recently come under fire after scientific papers were published which said that people who have undergone male puberty retain significant advantages, including in power and strength, even after taking medication to suppress their testosterone levels.“ 
  26. Transgender weightlifter Hubbard's presence in Tokyo unfair: rival. In: Reuters. 31. Mai 2021, abgerufen am 4. Juni 2021: „Many scientists have criticised these guidelines, saying they do little to mitigate the biological advantages of those who have gone through puberty as males, including bone and muscle density.“