Uckro
Uckro (niedersorbisch Mokra) ist ein Ortsteil der Stadt Luckau im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg.
Uckro Stadt Luckau
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Koordinaten: | 51° 51′ N, 13° 37′ O | |
Höhe: | 79 m ü. NHN | |
Einwohner: | 323 (30. Apr. 2023)[1] | |
Eingemeindung: | 1. Juni 2002 | |
Postleitzahl: | 15926 | |
Vorwahlen: | 03544, 035454 | |
Lage von Uckro in Brandenburg
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Geographische Lage
BearbeitenDer Ortsteil liegt rund acht Kilometer westlich des Stadtzentrums von Luckau. An Uckro grenzt im Norden Paserin an, gefolgt von folgenden Ortsteilen (im Uhrzeigersinn): Pelkwitz, Langengrassau und Pitschen-Pickel. Durch den Ort führt in West-Ost-Richtung die Bundesstraße 102 sowie in Nord-Süd-Richtung die Bahnstrecke Berlin–Dresden.
Geschichte und Etymologie
BearbeitenDer Name Uckro bedeutet im slawischen so viel wie nasses Dorf (Mockra) und nimmt Bezug auf die wasserreiche Niederung, in der der Ortsteil liegt. Slawen errichteten nördlich des Ortsteils einen Ringwall und können somit als die ersten Siedler Uckros bezeichnet werden. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1377 mit der Besiedelung durch die Luckauer Patrizier-Familie Pas(s)erini.[2] Ende des 14., möglicherweise auch Anfang des 15. Jahrhunderts errichtete die Kirchengemeinde eine Feldsteinkirche. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts war Uckro ein adeliger Besitz, hier der Familie von Rex. Johann Kaspar von Rex (1689–1737), seines Zeichens Oberamtsregierungs-Präsident der Niederlausitz zu Lübben, zunächst verheiratet mit Johanne Sophie von der Dham, dann mit Auguste Wilhelmine von Bissung-Löberitz, wird als Gutsherr in genealogischen Standardquellen der Gothaischen Genealogischen Taschenbüchern schon genannt.[3] Spätestens 1724 entstand ein Rittergut außerhalb der ursprünglichen Gemarkung. Nachfolgend ist Sophie Edle von Planitz, geborene von Rex, Gutsherrin auf Uckro. Das Dorf erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Der neue Besitzer des Ritterguts, nachweisbar vor 1852,[4] Ludwig Schlesinger (bis 1855 Ludwig[5] Schlesinger,[6] dann bis 1865 mit dem Namen Uckro)[7] setzte sich 1875 für einen Anschluss an die Bahnstrecke Berlin–Dresden ein, und so der Bahnhof Luckau-Uckro entstand. Die Vorfahren[8] und dann Vertreter der Familie von Uckro waren, beginnend mit Ludwig (1792–1874), Friedrich Wilhelm Emil (1827–1900), dem Regierungsrat Paul von Uckro (1862–1919),[9] Hanns (Johannes genannt) (1901–1943) und dessen Sohn Hanns-Detlef.[10] Deren gesamter Besitz mit Uckro, Paserin, Pitschen und Pickel, sämtlich im Status eines Rittergutes, umfasste vor der großen Wirtschaftskrise 1760 ha.[11] Im Zuge der Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg brannte das Schloss jedoch im April 1945 bis auf die Grundmauern nieder.[12] Im 21. Jahrhundert ist von dem Bauwerk nur noch ein Schlossteich im Norden der Gemarkung erhalten geblieben.
Aus dem Jahr 1864 sind eine Windmühle, eine Schäferei sowie eine Ziegelei überliefert. Bereits 1928 wurde das Rittergut mit der Gemarkung der Gemeinde vereinigt. Im Oktober 1953 wurde ein deutscher Volkspolizist am Bahnhof erschossen. Mehr als 5000 Beamte fahndeten nach fünf verdächtigen Tschechen, die auf der Flucht nach West-Berlin in Uckro aus dem Zug gestiegen waren. Drei erreichten ihr Ziel, während zwei Personen gestellt und in der Tschechoslowakei zum Tode verurteilt wurden.[13]
Uckro ist heute ein Ortsteil der Stadt Luckau.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die Dorfkirche Uckro ist eine Feldsteinkirche, die vermutlich Ende des 14., Anfang des 15. Jahrhunderts entstand. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts baute die Kirchengemeinde eine barocke Patronatsloge an. Im Innern befindet sich unter anderem ein Altarretabel, das um 1700 entstand. Es zeigt in der Predella das Abendmahl Jesu und in seinem durch Weinlaubsäulen in drei Feldern gegliedertem Hauptbild die Kreuzigung Christi, flankiert von Geburt und Auferstehung Jesu Christi. Oberhalb des Hauptbildes ist die Himmelfahrt zwischen zwei Engeln mit Leidenswerkzeugen dargestellt. Das Werk schufen der Calauer Kunsttischler Georg Wolschke sowie der Lübbener Fassmaler Michael Scharbe.
- Das auf dem Kirchhof errichtete Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Uckroer befindet sich leider in einem beklagenswerten Zustand. Die Namen sind nicht mehr lesbar.
- In einem 1765 errichteten Bauernhof befindet sich ein Land- und Erlebnismuseum mit Bauernstube, Schlafzimmer und Küche nach historischem Vorbild. Er kann nach telefonischer Anmeldung besichtigt werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWirtschaft
BearbeitenUckro ist ein landwirtschaftlich geprägter Ortsteil mit einer Agrargenossenschaft. Daneben befindet sich im Ort ein Blumengeschäft, ein Lohnsteuerhilfeverein, zwei Gaststätten sowie ein Unternehmen, das Glockenläutemaschinen herstellt.
Bildung und Sport
BearbeitenDie Stadt Luckau unterhält in Uckro eine Kindertagesstätte sowie einen Jugendclub. Daneben engagiert sich ein Sport- und Kulturverein, der SKV Uckro. Für sportliche Aktivitäten stehen zwei Spielplätze und ein Sportplatz zur Verfügung.
Verkehr
BearbeitenDie Bundesstraße 102 verbindet den Ortsteil mit Luckau im Osten sowie Dahme/Mark im Westen. Nach Norden stellt die Kreisstraße 6124 eine Verbindung nach Pitschen-Pickel her, während die Kreisstraße 6133 nach Süden in Richtung Langengrassau führt.
Vom Bahnhof Luckau-Uckro gibt es Zugverbindungen mit der Regional-Express-Linie RE 8 nach Berlin sowie nach Elsterwerda und Finsterwalde (nur wochentags).
Die Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald bindet den Ortsteil mit der Buslinie 466 nach Falkenberg und Luckau an.
Regelmäßige Veranstaltungen
Bearbeiten- Osterfest im Land- und Erlebnismuseum
- Weihnachtsmarkt
Literatur
Bearbeiten- Uckro. In: Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 1: Einleitung und Übersichten, Die Kreise Luckau, Lübben, Calau. (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 01). Berliner Wissenschafts-Verlag, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-941919-89-1.
- von Uckro. In: Gothaisches Genealogisches Handbuch. (GGH), Adelige Häuser, Band 2, Band 4 der Gesamtreihe. Verlag des Deutschen Adelsarchivs, Marburg 2016, ISBN 978-3-9817243-3-2.
Weblinks
Bearbeiten- Uckro, Webseite der Stadt Luckau, abgerufen am 18. Juli 2016.
- Beitrag über Uckro in der Sendung Landschleicher, Webseite des RBB, abgerufen am 18. Juli 2016.
- Website zur Geschichte und Aktivitäten rund um Luckau-Uckro insbesondere des Bahnhofskomplex Luckau-Uckro
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stadt Luckau – Ortsteile. Abgerufen am 30. Juni 2023.
- ↑ Unter Mitwirkung der Oberlausitzschen Gesellschaft der Wissenschaften. Johann Gotthelf Neumann (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin. 1828. Band 7, Nr. 2. In Commission bei E. G. Zobel. Gedruckt bei Johann Gottlieb Dreßler, Görlitz 1828, S. 112–113 (google.de [abgerufen am 8. Juni 2022]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1903. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha". 4. Auflage. Rex, I. Linie. Justus Perthes, Gotha 10. November 1902, S. 764–765 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. Juni 2022]).
- ↑ Außerordentliche Beilage zum Amtsblatt № 43 der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt a. d. O. In: Bureau der Köngl. Regierung (Hrsg.): Amtsblatt No. 43 der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt a. d. O. Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. d. O. 24. Oktober 1852, S. 8 (google.de [abgerufen am 10. April 2023]).
- ↑ Markus Vette: Der vergessene Landtag. Subsidiarität und Selbstverantwortung in der Sozialpolitik des Kommunallandtages der Niederlausitz - ein Beitrag zur Brandenburger Landesgeschichte. Klaus-D. Becker, Potsdam 2015, ISBN 978-3-88372-129-3, S. 503 (google.de [abgerufen am 6. Juni 2022]).
- ↑ Kai Drewes: Jüdischer Adel. Nobilitierungen von Juden im Europa des 19. Jahrhunderts. Online-Ressource Auflage. Jüdischer Adel. Adlig werden. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-593-41820-9, S. 200 (google.de [abgerufen am 8. Juni 2022]).
- ↑ Marcelli Janecki (Hrsg.): Handbuch des Preussischen Adels. Band 2. Mittler, Berlin 1893, S. 580–581 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 18. Mai 2021]).
- ↑ Weimarer historisch-genealoges Taschenbuch des gesamten Adels jehudäischen Ausprungs. 1913. 2. Auflage. Der gesamte Adel jüdischen Ursprunges. IV. Abteilung - Adelsklasse, [Schlesinger]. Uckro. Kyffhäuser-Verlag. Zechner & Co, München 1913, S. 922–923 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. Juni 2022]).
- ↑ Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): Vorlage für die Ausmalung des Wappensaales im Schloß Lübben. Wappen der Herrschafts- und Rittergutsbesitzer der Niederlausitz. Nr. 106 - von Uckro auf Pitschen, Uckro mit Paserin und Pickel. 1915 (Karte). BLHA, Rep .104 Wappen und Siegel 101. Selbstverlag, Lübben, Potsdam, Uckro 1915, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 8. Juni 2022]).
- ↑ Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser B (Briefadel) 1959. In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe ab 1951. IV der Reihe B, Nr. 20. C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1959, S. 529–530 (d-nb.info [abgerufen am 12. Juli 2021]).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer`s Landwirtschaftliche Adreßbücher, Provinz Brandenburg, 1929. Hrsg.: Niekammer. 4. Auflage. VII innerhalb der Niekammer-Reihe. Reichenbach, Leipzig 1929, S. 256 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 12. Juli 2021]).
- ↑ Informationstafel über Uckro an der Uckroer Dorfstraße Ecke Paseriner Weg, Juli 2016.
- ↑ Marion Schulz: Der Kriminalfall von Uckro. In: Märkische Allgemeine. 21. Oktober 2013, abgerufen am 18. Juli 2016.