Unter-Widdersheim
Unter-Widdersheim ist ein Stadtteil von Nidda im hessischen Wetteraukreis. Das Dorf liegt in der nördlichen Wetterau nordwestlich von Nidda. Am westlichen Ortsrand verläuft die Landesstraße 3188.
Unter-Widdersheim Stadt Nidda
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Koordinaten: | 50° 26′ N, 8° 55′ O |
Höhe: | 140 (136–152) m ü. NHN |
Fläche: | 3,37 km²[1] |
Einwohner: | 310 (31. Dez. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 92 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 63667 |
Vorwahl: | 06402 |
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenEin in der Nähe des Neubaugebietes vorhandener 2,30 m großer Menhir – der sog. Kindstein – weist auf eine Besiedlung zur Zeit der Megalithkultur, also dem 3. Jahrtausend v. Chr., hin. In der Nähe des Ortes verlief der Limes, flankiert von einem Kleinkastell, das sich beim auch „Die Burg“ genannten Massohl-Steinbruch befindet.
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Unter-Widdersheim erfolgte im Jahr 1260 unter dem Namen Niedyrn-Wetridesheim.[3] Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Unter-Widdersheim:
„Unterwiddersheim (L. Bez. Nidda) evangel. Filialdorf; auch Niederwiddersheim; liegt unweit der Horloff, 2 St von Nidda, hat 1 Kirche, 49 Häuser und 263 evangelische Einwohner. Hierher gehört 1 Mühle und der Schwalheimer Hof mit einem Sauerbrunnen, der nicht mit dem Mineralbrunnen bei dem Churhessischen Dorfe Schwalheim verwechselt werden darf. Der Brunnen beim Schwalheimer Hof wurde 1769, als in dieser Gegend nach Salzquellen gesucht wurde, entdeckt. Er wurde gefaßt von zahlreichen Gesellschaften besucht, und das beliebt gewordene Wasser nicht allein in der Nachbarschaft stark verwendet, sondern auch in die Ferne verfahren. Der Eigenthümer der Wiese, auf welcher sich der Brunnen befand, sahe es mit Mißgunst, daß andere auf seinem Eigenthum nicht unbedeutende Geschäfte machten, und warf den Brunnen zu. Erst, nachdem die Erben das Wiesenstück verkauft hatten, gelang es dem neuen Besitzer den 11. November 1806 den Brunnen wieder zu entdecken. Er wurde neu gefaßt, mit zwei Röhren versehen und mit Pappeln und Gesträuchen umpflanzt. – Unterwiddersheim kommt in Urkunden von 1303 und 1306 vor.“[4]
- Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde kraft Landesgesetz zum 1. August 1972 die bis dahin selbständige Gemeinde Unter-Widdersheim in die Stadt Nidda eingegliedert.[5][6] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt Nidda wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Unter-Widdersheim angehört(e):[1][8][9]
- vor 1450: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Nidda, Amt Nidda
- ab 1450: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Nidda[10]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Stornfels[11]
- ab 1584: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Stornfels[12]
- 1787: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt,Oberfürstentum Hessen, Amt Schotten und Stornfels
- ab 1806: Großherzogtum Hessen,[Anm. 2] Fürstentum Oberhessen, Amt Schotten und Stornfels[13]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Schotten und Stornfels
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Nidda
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1867: Norddeutscher Bund,[Anm. 3] Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Büdingen[14][Anm. 4]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 5] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis, stadt Nidda
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerstruktur 2011
BearbeitenNach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Unter-Widdersheim 303 Einwohner. Darunter waren 9 (3,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 42 Einwohner unter 18 Jahren, 114 waren zwischen 18 und 49, 72 zwischen 50 und 64 und 76 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 132 Haushalten. Davon 45 Singlehaushalte, 36 Paare ohne Kinder und 39 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 33 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 72 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[15]
Einwohnerentwicklung
Bearbeiten• 1791: | 207 Einwohner[16] |
• 1800: | 212 Einwohner[17] |
• 1806: | 201 Einwohner, 46 Häuser[18] |
• 1829: | 263 Einwohner, 49 Häuser[4] |
• 1867: | 264 Einwohner, 52 bewohnte Gebäude[19] |
• 1875: | 295 Einwohner, 49 bewohnte Gebäude[20] |
Unter-Widdersheim: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2022 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 207 | |||
1800 | 212 | |||
1806 | 201 | |||
1829 | 263 | |||
1834 | 258 | |||
1840 | 245 | |||
1846 | 322 | |||
1852 | 250 | |||
1858 | 271 | |||
1864 | 250 | |||
1871 | 267 | |||
1875 | 295 | |||
1885 | 305 | |||
1895 | 277 | |||
1905 | 278 | |||
1910 | 296 | |||
1925 | 248 | |||
1939 | 267 | |||
1946 | 367 | |||
1950 | 371 | |||
1956 | 334 | |||
1961 | 312 | |||
1967 | 297 | |||
1970 | 293 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
1996 | 348 | |||
2000 | 372 | |||
2006 | 356 | |||
2010 | 328 | |||
2011 | 303 | |||
2016 | 303 | |||
2019 | 310 | |||
2022 | 305 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Nidda[21][2]; Zensus 2011[15] |
Historische Religionszugehörigkeit
Bearbeiten• 1829: | 263 evangelische (= 100 %) Einwohner[4] |
• 1961: | 280 evangelische (= 89,74 %) und 30 katholische (= 9,62 %) Einwohner[1] |
Politik
BearbeitenOrtsvorsteher ist Klaus-Dieter Kammer (Stand April 2024).[22]
Kulturdenkmäler
BearbeitenInfrastruktur
Bearbeiten- Den öffentlichen Personennahverkehr stellt die Verkehrsgesellschaft Oberhessen GmbH im Rahmen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes sicher.
- Der Deutsche Limes-Radweg führt durch den Ort. Dieser folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau.
- Im Ort gibt es
- ein Bürgerhaus und
- einen Sportplatz.
- Ferner befindet sich im Ort ein aus Backofensteinen bestehender historischer Backofen aus Michelnauer Tuff, der noch im Betrieb ist.
- Mehrere Ortsbürger sind Mitmärker im Markwald Berstadt.
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Unter-Widdersheim, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen im April 2024.
- ↑ Geschichte. In: www.unter-widdersheim.de. www.unter-widdersheim.de, abgerufen im Mai 2020.
- ↑ a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 287 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 101 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Nidda, ehemals im ; abgerufen im März 2021. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Martin Röhling: Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum (= Niddaer Geschichtsblätter. Nr. 9). Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Schotten anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 f., § 25 Punkt B. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 106, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021; abgerufen im März 2021.
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 208 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 229 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 277 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 121 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Nidda in Zahlen. In: Webauftritt (aus Webarchiv). Stadt Nidda, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. Oktober 2011; abgerufen im April 2024.
- ↑ Ortsbeirat Unter-Widdersheim. Stadt Nidda, abgerufen im April 2024.
Literatur
Bearbeiten- Literatur über Unter-Widdersheim nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
Bearbeiten- Stadtteil Unter-Widdersheim. In: Webauftritt der Stadt Nidda.
- Unter-Widdersheim. Geschichte, Ortsbeirat, Vereine, Info. In: www.www.unter-widdersheim.de. Ortsbeirat Unter-Widdersheim
- Unter-Widdersheim, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).