Ober-Schmitten

Stadtteil von Nidda

Ober-Schmitten ist ein Stadtteil von Nidda im hessischen Wetteraukreis.

Ober-Schmitten
Stadt Nidda
Koordinaten: 50° 27′ N, 9° 2′ OKoordinaten: 50° 26′ 40″ N, 9° 2′ 3″ O
Höhe: 142 m ü. NHN
Fläche: 3,32 km²[1]
Einwohner: 889 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 268 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1970
Postleitzahl: 63667
Vorwahl: 06043
Blick auf Ober-Schmitten
Blick auf Ober-Schmitten

Geographische Lage

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Ober-Schmitten liegt in der nördlichen Wetterau am Rande des Vogelsberges zu beiden Seiten der Nidda. Der höchste Punkt der Gemarkung erreicht am bewaldeten Nordhang des Friedrichsberges 300 Meter.

Geschichte

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Evangelische Lutherkirche

Ortsgeschichte

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Erstmals urkundlich erwähnt wurde Ober-Schmitten im Kopialbuch des Klosters Hirzenhain im Jahre 1449 als „Oberste und unterste Waltsmytte“.[3] Dort finden sich aber bereits Lagehinweise vom 1. Oktober 1441: „Wiesen gelegen zuschen den tzwen smytten“ und vom 22. März 1442: „Wiesen ... gelegen zuschen den tzweyn waltsmitten.“[4]

Die Geschichte Ober-Schmittens ist seit jeher eng mit der Eisengewinnung und der Papierherstellung verbunden. Als Gründer kommen die Waldschmieden in Betracht, die im Niddatal in primitiver Arbeitsweise den Vogelsberger Brauneisenstein zu Erz verhütteten.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Ober-Schmitten:

„Oberschmitten (L. Bez. Nidda) evangel, Filialdorf; liegt an der Nidda, in einem Hain von Obstbäumen, 1 St. von der Stadt Nidda, hat 78 Häuser und 423 Einwohner, die außer 5 Katholiken evangelisch sind. Man findet 36 Bauern, die aber zum Theil noch andere Gewerbe treiben, 20 Taglöhner, so wie eine Papiermühle, die eine der bedeutendsten ist, gute Papier Sorten liefert, und einen starken Absatz hat.“[5]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Dezember 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach bei Nidda, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen und die Stadt Nidda zur neuen Stadt Nidda.[6][7] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt Nidda wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ober-Schmitten angehört(e): [1][9][10]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ober-Schmitten 867 Einwohner. Darunter waren 24 (2,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 129 Einwohner unter 18 Jahren, 342 waren zwischen 18 und 49, 189 zwischen 50 und 64 und 204 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 387 Haushalten. Davon 120 Singlehaushalte, 135 Paare ohne Kinder und 102 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 96 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 249 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[20]

Einwohnerentwicklung

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• 1791: 280 Einwohner[14]
• 1800: 283 Einwohner[21]
• 1806: 308 Einwohner, 59 Häuser[16]
• 1829: 423 Einwohner, 78 Häuser[5]
• 1867: 461 Einwohner, 86 bewohnte Gebäude[22]
• 1875: 433 Einwohner, 87 bewohnte Gebäude[23]
Ober-Schmitten: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2022
Jahr  Einwohner
1791
  
280
1800
  
283
1806
  
308
1829
  
423
1834
  
443
1840
  
502
1846
  
488
1852
  
491
1858
  
482
1864
  
444
1871
  
466
1875
  
433
1885
  
486
1895
  
431
1905
  
462
1910
  
494
1925
  
520
1939
  
648
1946
  
884
1950
  
934
1956
  
975
1961
  
1.041
1967
  
1.071
1970
  
1.089
1980
  
?
1990
  
?
1996
  
1.033
2000
  
1.035
2006
  
1.009
2010
  
933
2011
  
867
2016
  
914
2019
  
905
2022
  
889
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Nidda[24][2]; Zensus 2011[20]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1829: 418 evangelische (= 98,82 %) und 5 katholische (= 1,18 %) Einwohner[5]
• 1961: 853 evangelische (= 81,94 %) und 179 katholische (= 17,20 %) Einwohner[1]

Ortsvorsteher

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Ortsvorsteher ist Andreas Prasse (Stand April 2024).[25]

Am 28. Januar 1966 wurde der Gemeinde Ober-Schmitten im damaligen Landkreis Büdingen ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In goldenem Schildhaupt eine linksgewendete rote Schmiedezange, einen roten Nagel fassend, darunter im schwarzen Schild drei silberne Schriftrollen (2:1).[26]

Bedeutung: Die Farben Schwarz und Gold stehen für die frühere Zugehörigkeit zur Grafschaft Nidda unter dem Haus Ziegenhain. Zange und Nagel sowie die drei Schriftrollen weisen auf die traditionelle Eisengewinnung und die Papierherstellung hin.

Kulturdenkmäler

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Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Ober-Schmitten

Wirtschaft und Infrastruktur

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Ober-Schmitten liegt an der Bundesstraße 455.

Unternehmen

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  • Glatfelter Ober-Schmitten (2023 verkauft an Ostrest GmbH[27], eine Tochtergesellschaft der türkischen IS Holding[28]; im September 2024 Insolvenzantrag[29])
  • Kopafilm Elektrofolien
  • Hera Papierverarbeitung
  • Moufang KG

Die Josef-Moufang-Schule war nach dem Krieg der erste Schulneubau im Landkreis Büdingen und wurde im Jahr 1951 eingeweiht. Schon damals erhielt sie den Namen von Josef Moufang, der in Ober-Schmitten eine Papierfabrik betrieb und einen erklecklichen Geldbeitrag für den Neubau der Schule spendete. Diese Schule läutete auch das Ende der alten zweiklassigen Schule ein, in der die Klassen 1 bis 4 und 5 bis 8 in zwei Räumen unterrichtet wurden. Bis in die 1960er Jahre wurden dann die Klassen 1+2, 3+4, 5–8 jeweils gemeinsam unterrichtet. Die Kinder ab Klasse 5 wurden hier seit etwa 1970 nicht mehr beschult. Mit der neuen Schule konnte dann jede Klasse der Grundschule einen eigenen Raum beziehen.

Der Schulbau war notwendig geworden durch die bedeutende Bevölkerungszunahme nach dem Krieg. Ober-Schmitten wuchs durch Flüchtlinge und Vertriebene von 600 Einwohnern auf rund 1100. In der alten Schule wurden nach 1951 Wohnungen eingerichtet, 1970 wurde das Gebäude abgerissen.

Sportanlagen

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  • Zwei Sportplätze des VfB 1920 Ober-Schmitten e. V.
  • Zwei Tennisplätze des Tennisclubs Ober-Schmitten

Literatur

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  • Yvonne Taddeo: Die Stadtteile der Großgemeinde Nidda. Humorvolles - Geschichtliches - Dorfporträts. Wort im Bild, [Altenstadt] / Ortenberg 2020, ISBN 978-3-88654-792-0, S. 80–87.
  • Literatur über Ober-Schmitten nach GND In: Hessische Bibliographie
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Commons: Ober-Schmitten – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Nidda) und Verwaltung.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d Ober-Schmitten, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen im April 2024.
  3. Georg Wilhelm Justin Wagner: Die Wüstungen im Großherzogtum Hessen. Mit einem ergänzenden Anhang von F. Knöpp (Vol. 1–3). Darmstadt 1854–1865. S. 213.
  4. K. Th. Christian Müller, Aschaffenburger Kopialbuch des Klosters Hirzenhain. In: AHG NF 11, 1916, S. 324–472, S. 347 f, Nr. 94 und 99.
  5. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 224 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Zusammenschluß der Stadt Nidda und der Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen im Landkreis Büdingen zur neuen Stadt „Nidda“ vom 24. November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 49, S. 2290, Punkt 2281 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. Hauptsatzung. (PDF; 101 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Nidda, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im März 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nidda.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
  12. Die Zugehörigkeit des Amtes Nidda anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  13. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) IX. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 203 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 268 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 421 (online bei Google Books).
  18. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
  19. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  20. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 106, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  21. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 222 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  22. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 121 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 14 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Nidda in Zahlen. In: Webauftritt (aus Webarchiv). Stadt Nidda, archiviert vom Original am 4. Oktober 2011; abgerufen im April 2024.
  25. Ortsbeirat Ober-Schmitten. Stadt Nidda, abgerufen im April 2024.
  26. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Ober-Schmitten, Landkreis Büdingen, Regierungsbezirk Darmstadt vom 28. Januar 1966. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1966 Nr. 7, S. 218, Punkt 128 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,6 MB]).
  27. Nidda: »Haben wieder eine Perspektive« - Glatfelter wird zu »Ober-Schmitten Paper«. 17. August 2023, abgerufen am 16. Januar 2024.
  28. https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/wirtschaft/tuerkisches-unternehmen-uebernimmt-papierfabrik-von-glatfelter-in-nidda-19113245.html
  29. https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100483652/hessen-traditionsunternehmen-spo-stellt-insolvenzantrag.html