Kreis Paderborn (1816–1974)
Der Kreis Paderborn (1953–1969: Landkreis Paderborn) war ein von 1816 bis 1974 bestehender Kreis. Der Kreis war zunächst Teil des Regierungsbezirks Minden in der preußischen Provinz Westfalen, ab 1946/47 Teil des nordrhein-westfälischen Regierungsbezirks Detmold. Verwaltungssitz war Paderborn. Der Kreis ging 1975 im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform zusammen mit dem Kreis Büren im neu gegründeten Kreis Paderborn auf.
Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten (Stand 1974) | |
Koordinaten: | 52° 17′ N, 8° 55′ O |
Bestandszeitraum: | 1816–1974 |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Regierungsbezirk: | Detmold |
Landschaftsverband: | Westfalen-Lippe |
Verwaltungssitz: | Paderborn |
Fläche: | 553,67 km2 |
Einwohner: | 153.400 (31. Dez. 1973) |
Bevölkerungsdichte: | 277 Einwohner je km2 |
Kfz-Kennzeichen: | PB |
Kreisschlüssel: | 05 7 40 |
Kreisgliederung: | 18 Gemeinden |
Adresse der Kreisverwaltung: |
Aldegreverstraße 10–14 4790 Paderborn |
Lage des Kreises Paderborn in Nordrhein-Westfalen | |
Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenDer Altkreis Paderborn lag zwischen 51° 56′ und 51° 37′ n. B. und zwischen 8° 24′ und 9° 00′ ö. L. in der Südostecke der Westfälischen Bucht. Er hatte Anteil am östlichen Hellwegraum, reichte im Norden bis weit in die Senne, wurde im Osten vom Eggegebirge begrenzt, und seinen Süden bedeckte die Paderborner Hochfläche.
Die Ems hat ihre Quelle hier in der Senne zwischen Stukenbrock und Hövelhof. In Bad Lippspringe entspringt die Lippe, der in Schloß Neuhaus die Pader und die Alme zufließen. Unterhalb von Kirchborchen fließt die Altenau in die Alme.
Ausdehnung
BearbeitenDer Kreis umfasste 1950 eine Fläche von 596,57 km² mit einer Wohnbevölkerung von 109.045 Einwohnern. Damit hatte er eine Bevölkerungsdichte von 183 Einwohnern je km².
An dem Punkt, an dem der Kreis an die Kreise Wiedenbrück und Lemgo grenzte, grenzte ebenfalls der Kreis Bielefeld an. Dieser Punkt inmitten der ehemals menschenleeren Senne war früher ein Vierländereck, woran heute noch historische Grenzsteine erinnern: Hier trafen die Territorien der Grafschaft Ravensberg, der Grafschaft (später Fürstentum) Lippe, des Hochstifts Paderborn und der Grafschaft Rietberg aufeinander.
Nachbarkreise
BearbeitenDer Kreis Paderborn grenzte 1969 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Bielefeld, Lemgo, Detmold, Höxter, Warburg, Büren, Lippstadt und Wiedenbrück.
Die Kreisgrenze hatte eine Länge von 167 km. Davon entfielen beginnend in Norden im Uhrzeigersinn auf die Grenzen zu den Kreisen Lemgo 6 km, Detmold 25 km, Höxter 19 km, Warburg 5 km, Büren 79 km, und Wiedenbrück 33 km (Stand Ende 1971).
Geschichte
BearbeitenNachdem das Hochstift Paderborn 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss an Preußen gefallen war, wurde aus dem Hochstift das Fürstentum Paderborn. Sein Gebiet wurde von den preußischen Behörden in drei neue Landkreise aufgeteilt, den Oberwaldischen Kreis im Osten, den Warburger Kreis im Süden und den Unterwaldischen Kreis im Westen des Fürstentums. Zum Unterwaldischen Kreis gehörten das Oberamt Neuhaus sowie die Ämter Delbrück, Boke, Büren und Wewelsburg.[1] Als Landrat des Kreises wurde Maximilian von Elverfeldt eingesetzt.[2]
Von 1807 bis 1813 gehörte das Gebiet zum Königreich Westphalen und erhielt eine Verwaltungsstruktur nach französischem Muster. Das spätere Kreisgebiet gehörte nun zum Distrikt Paderborn im Departement der Fulda und war in die fünf Kantone Paderborn, Delbrück, Lippspringe, Neuhaus und Paderborn untergliedert.[3] Der vormalige Landrat Maximilian von Elverfeldt war in dieser Zeit Unterpräfekt des Distrikts Paderborn.
Nach dem Zusammenbruch der Franzosenherrschaft fiel das Gebiet 1813 wieder an Preußen, das seinen Gebietserwerb nach der Bestätigung durch den Wiener Kongress 1815 seiner neu geschaffenen Provinz Westfalen eingliederte. Im ebenfalls neu eingerichteten Regierungsbezirk Minden wurde am 18. Oktober 1816 durch Verordnung der Königlichen Regierung in Minden der Kreis Paderborn gebildet. Die 1807 gegründeten Kantone bestanden zunächst als Verwaltungsbezirke, teilweise auch als „Bürgermeistereien“ bezeichnet, fort.[4] 1832 wurden Oberntudorf und Niederntudorf aus dem Kreis Paderborn in den Kreis Büren umgegliedert.[5]
Im Rahmen der Einführung der Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westfalen wurde der Kreis 1844 in die vier Ämter Delbrück, Lippspringe, Kirchborchen und Neuhaus eingeteilt.[6][7] Die Stadt Paderborn blieb amtsfrei.
Am 10. März 1880 bezog das Amt Kirchborchen sein Amtsbüro in einem neuerrichteten Gebäude in Nordborchen an der heutigen Paderborner Straße. Das Grundstück dazu hatte das Amt kurz zuvor dem Freiherrn von Brenken abgekauft. Dieses – 1905 erweiterte – Gebäude dient dem Amt bis zu seiner Auflösung Ende 1974 als Amtsverwaltung, danach der Gemeinde Borchen als Gemeindeverwaltung, und zwar bis zum Neubau des Rathauses in Kirchborchen 1984.
1895 wechselten Hövelhof und Stukenbrock aus dem Amt Delbrück in das Amt Neuhaus.[8] 1921 wurde Lippspringe amtsfrei. Das Amt Lippspringe erhielt daraufhin den Namen „Amt Altenbeken“.[9] Die Gemeinde Neuhaus erhielt nach der Feier des 700-jährigen Bestehens im November 1957 den Namenszusatz „Schloß“. Die Gemeinde Dorfbauerschaft wurde 1964 nach Delbrück eingemeindet.
1969 wurde Stukenbrock mit den Gemeinden Schloß Holte und Sende aus dem Amt Verl, Kreis Wiedenbrück, zur neuen Gemeinde (seit 2003 Stadt) Schloß Holte-Stukenbrock zusammengeschlossen und kam vorübergehend zum Kreis Bielefeld, ab 1973 zum Kreis Gütersloh. Ebenfalls 1969 wurden Marienloh aus dem Amt Altenbeken und Wewer aus dem Amt Kirchborchen nach Paderborn eingemeindet, während sich Alfen, Kirchborchen und Nordborchen zur Gemeinde Borchen mit Sitz in Nordborchen zusammenschlossen. Die Gemeinde Sande schloss sich der Gemeinde Schloß Neuhaus an.
Am 1. Oktober 1969 wurde aus dem Landkreis der Kreis Paderborn.[10]
Am 1. Januar 1975 trat das Sauerland/Paderborn-Gesetz in Kraft, wodurch der Kreis Paderborn mit fast dem gesamten Gebiet des Kreises Büren zum neuen Kreis Paderborn zusammengelegt wurde. Nach Paderborn eingemeindet wurden Benhausen, Marienloh und Neuenbeken aus dem Amt Altenbeken, Dahl aus dem Amt Kirchborchen sowie Elsen und Schloß Neuhaus aus dem Amt Neuhaus. Altenbeken, Buke und Schwaney schlossen sich zur neuen Großgemeinde Altenbeken zusammen. Die Gemeinde Hövelhof aus dem Amt Neuhaus wurde um den Ortsteil Espeln der Gemeinde Ostenland aus dem Amt Delbrück erweitert. Die Gemeinden des Amtes Delbrück und die drei Lippegemeinden Anreppen, Bentfeld und Boke aus dem Amt Salzkotten-Boke des Kreises Büren schlossen sich zur Stadt Delbrück zusammen. Die 1969 neugebildete Gemeinde Borchen wurde um Dörenhagen aus dem Amt Kirchborchen und Etteln aus dem Amt Atteln des Kreises Büren erweitert. Gleichzeitig wurden alle Ämter aufgelöst.[11]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1821 | 27.082 | [12] |
1832 | 29.065 | [4] |
1843 | 33.816 | [13] |
1864 | 38.692 | [14] |
1871 | 40.362 | [15] |
1880 | 42.899 | [15] |
1890 | 46.400 | [16] |
1900 | 53.511 | [16] |
1910 | 64.629 | [16] |
1925 | 73.587 | [16] |
1939 | 86.914 | [16] |
1946 | 94.364 | [17] |
1950 | 109.045 | [16] |
1960 | 121.800 | [16] |
1970 | 140.500 | [18] |
1973 | 153.400 | [19] |
Politik
BearbeitenErgebnisse der Kreistagswahlen von 1946 bis 1970
BearbeitenIn der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[20]
Stimmenanteile der Parteien in Prozent
Jahr | CDU | SPD | FDP | DZP |
---|---|---|---|---|
19461 | 56,7 | 15,7 | 25,2 | |
1948 | 46,0 | 19,7 | 4,3 | 28,6 |
1952 | 42,6 | 19,0 | 10,4 | 25,0 |
1956 | 50,1 | 22,2 | 9,0 | 18,4 |
1961 | 66,1 | 20,8 | 6,8 | 6,3 |
19642 | 62,0 | 25,1 | 7,4 | |
1970 |
Fußnoten
1 1946: zusätzlich: KPD: 2,3 %
2 1964: zusätzlich: UWG: 5,5 %
Landräte
Bearbeiten- 1817–1831: Maximilian von Elverfeldt
- 1831–1834: Adolph von Spiegel-Borlinghausen
- 1834–1842: Klemens von Wolff-Metternich
- 1842–1870: Franz Ludwig Grasso
- 1870–1875: Hugo von Brackel
- 1875–1903: Walther Jentzsch
- 1903–1934: Friedrich von Laer
- 1934–1937: Friedrich Homann
- 1937–1945: Heinrich Althans
- 1946Ferdinand Henkemeyer (Zentrum) :
- 1946–1948: Josef Büssemeier (CDU)
- 1948–1963: Karl Rennkamp (CDU)
- 1963–1964: Johannes Ising (CDU)
- 1964–1974: Joseph Köhler (CDU)
Wappen
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Das Schildhaupt symbolisiert die Zugehörigkeit zum ehemaligen Hochstift Paderborn, die beiden Wellenbalken die Flüsse Pader und Alme. Das Wappen wurde am 30. Juni 1947 genehmigt. |
Gemeinden des Kreises Paderborn
BearbeitenNach Ämtern (Fläche und Wohnbevölkerung Stand 1950, Verwaltungssitz*):
Amtsfrei:
- Bad Lippspringe, Stadt: 50,57 km², 8.253 E
- Paderborn, Stadt: 44,24 km², 40.270 E
Amt Altenbeken: 108,26 km², 9.335 E
- Altenbeken*: 25,93 km², 3.610 E
- Benhausen: 9,80 km², 1.049 E
- Buke: 16,73 km², 886 E
- Marienloh: 7,38 km², 854 E
- Neuenbeken: 17,48 km², 1.426 E
- Schwaney: 30,94 km², 1.510 E
Amt Delbrück: 138,75 km², 14.974 E
- Delbrück*, Stadt: 4,85 km², 2.365 E
- Dorfbauerschaft: 15,77 km², 2.302 E
- Hagen: 18,47 km², 1.493 E
- Ostenland: 37,48 km², 3.744 E
- Westenholz: 37,75 km², 2.451 E
- Westerloh: 30,43 km², 2.691 E
Amt Kirchborchen: 87,48 km², 8.980 E
- Alfen: 7,92 km², 1.062 E
- Dahl: 17,10 km², 979 E
- Dörenhagen: 15,95 km², 1.024 E
- Kirchborchen: 20,89 km², 2.203 E
- Nordborchen*: 9,28 km², 1.447 E
- Wewer: 16,34 km², 2.265 E
Amt Neuhaus: 167,01 km², 27.223 E
- Neuhaus*: 26,35 km², 10.107 E
- Elsen: 20,08 km², 4.825 E
- Hövelhof: 55,50 km², 5.584 E
- Sande: 22,41 km², 2.147 E
- Stukenbrock: 42,67 km², 4.560 E
Kfz-Kennzeichen
BearbeitenAm 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen PB zugewiesen.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Thomas Reich: Erbfürstentum Paderborn, Kreise. Findbuch G111. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2017; abgerufen am 1. November 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Theodor Kraayvanger: Die Organisation der preußischen Justiz und Verwaltung im Fürstentum Paderborn. In: Münsterische Beiträge zur Geschichtsforschung. Schöningh, Paderborn 1905, Kap. Die Einsetzung der Landräte, S. 44–48. (Digitalisat).
- ↑ Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.); Projekt Westfälische Geschichte: Königliches Decret, wodurch die Eintheilung des Königreichs in acht Departements angeordnet wird, S. 107.
- ↑ a b Westfalenlexikon 1832–1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. 178 (Nachdruck des Originals von 1834).
- ↑ Amtsblatt der Regierung Minden 1831: Veränderung der Kreiseinteilung Westfalens
- ↑ Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westphalen vom 31. Oktober 1841 (PDF; 1,6 MB)
- ↑ Amtsblatt der Regierung Minden 1844, S. 19, 44, 149, 182. Abgerufen am 2. Februar 2014.
- ↑ Wolfgang Leesch: Verwaltung in Westfalen 1815–1945. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Band 38. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06845-1.
- ↑ Amtsblatt der Regierung Minden 1921, S. 96
- ↑ Bekanntmachung der Neufassung der Kreisordnung für das Land Nordrhein-Westfalen vom 11. August 1969 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, Jahrgang 1969, Nr. 2021, S. 670 ff.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 327 f. (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Statistisch-Topographische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Minden 1821. In: Digitale Sammlungen ULB Münster. Abgerufen am 3. März 2014.
- ↑ Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. (pdf) 1843, S. 13, abgerufen am 12. Januar 2015.
- ↑ Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. (Digitalisat) 1866, S. 5, abgerufen am 12. Januar 2015.
- ↑ a b Gemeindelexikon Westfalen 1887 S. 127
- ↑ a b c d e f g Michael Rademacher: Paderborn. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Volkszählung 1946
- ↑ Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1972
- ↑ Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1975
- ↑ Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene. Die Zahlen 1970 liegen nicht vor.
Literatur
Bearbeiten- Günter von Geldern-Crispendorf: Landkreis Paderborn. Regierungsbezirk Detmold (= Die Landkreise in Nordrhein-Westfalen. Reihe B: Westfalen, Band 1). Böhlau Verlag, Münster/Köln; Verlag Aschendorff, Münster (Westfalen) 1953.
- Paul Graebner: Kreis Paderborn (= Naturschutzführer des Westfälischen Heimatbundes, Heft 1). Münster 1960.
- Paul Pagendarm: Der Kreis Paderborn (= Kreis- und Stadthandbücher des Westfälischen Heimatbundes, Band 15). Münster 1951.
Weblinks
Bearbeiten- Landkreis Paderborn Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 26. November 2013.