Vockenhausen

Stadtteil von Eppstein

Vockenhausen ist ein Stadtteil von Eppstein im südhessischen Main-Taunus-Kreis. Das Rathaus in Vockenhausen ist Sitz des Bürgermeisters der Stadt Eppstein und eines Teils der Kommunalverwaltung, der andere Teil ist im Rathaus II in Eppstein untergebracht.

Vockenhausen
Stadt Eppstein
Wappen von Vockenhausen
Koordinaten: 50° 9′ N, 8° 23′ OKoordinaten: 50° 8′ 56″ N, 8° 22′ 37″ O
Höhe: 200 m ü. NN
Fläche: 3,13 km²
Einwohner: 3700 (31. Dez. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.182 Einwohner/km²
Eingemeindung: Format invalid
Postleitzahl: 65817
Vorwahl: 06198

Geschichte

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Eppstein um 1900

Vockenhausen, östlich des Dattenbachs gelegen, wurde im 11./12. Jahrhundert durch die Herren von Eppstein gegründet und kam als Filial an die Pfarrei Fischbach. Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Vockinhusin datiert aus den Jahren 1226–1233 und findet sich in einem Zehntregister der Pfarrei Schlossborn. Zu dieser Pfarrei gehörte der unbesiedelte Gemarkungsteil westlich des Baches. Nach dem Aussterben der Herren von Eppstein kam der Ort 1581 an Kurmainz und gehörte zur Zeit des Herzogtums Nassau zum Amt Idstein.

Ursprung der Siedlung waren einige Mühlen am Dattenbach. Landwirtschaft war hier wenig ertragreich. 1470 gab es eine Mühle, eine Pfannenschmiede und eine Schleifmühle. Im Jahre 1539 gab es neben vier Wohnhäusern zwei Schleifmühlen und eine Ölmühle. In Vockenhausen war wegen der nahen Eisenerzvorkommen die Eisenverhüttung und die Eisenverarbeitung von Bedeutung. Mitte des 18. Jahrhunderts ging das Eisengewerbe ein und wurde von der Lederherstellung in Walkmühlen und Lohmühlen abgelöst. 1822/32 kam eine Schwarzmühle zur Farbenherstellung dazu. Damit setzte auch in Vockenhausen die Industrialisierung ein. Ab 1885 begannen erste Betriebe mit der Möbelfabrikation.

Zu Vockenhausen gehört seit 1816 der Hof Häusel, der vordem eine eigene Hofgemarkung bildete. Die Herren von Eppstein erwarben ihn im 13. Jahrhundert und verkauften ihn 1492 an die Landgrafschaft Hessen. Hier befand sich das Landgericht Häusel. Zu dessen Amtsbezirk gehörten nach dem Weistum von 1491 neben dem Hof Häusel noch Eppstein, Bremthal, Niederjosbach, Oberjosbach, Schloßborn, Kröftel, Ehlhalten, Ruppertshain, Vockenhausen, Eppenhain, Fischbach, Retters, Hornau, Kelkheim, Gimbacher Hof, Oberliederbach, Unterliederbach, Hof Hausen vor der Sonne und Lorsbach. Seit 1688 wurde die Gerichtsbarkeit nicht mehr ausgeübt. Aufgehoben wurde das Gericht 1720.

Nach der Reformation wurde wie in der ganzen Herrschaft Eppstein die evangelische Konfession eingeführt. Mit Beginn der kurmainzischen Herrschaft wurde der Ort ab 1604 wieder katholisch. Nur Hof Häusel, der zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt gehörte, blieb evangelisch.

Geografisch ist der Ort durch die Hauptstraße geprägt. An ihr entlang entwickelte sich die Ortschaft als Straßendorf. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann eine ausgeprägte Bebauung an den beiden Hängen entlang der Hauptstraße.

Am 1. Januar 1977 ging die Gemeinde Vockenhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen in der Stadt Eppstein auf.[2][3]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Vockenhausen 3591 Einwohner. Darunter waren 357 (9,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 654 Einwohner unter 18 Jahren, 1464 zwischen 18 und 49, 723 zwischen 50 und 64 und 750 Einwohner waren älter.[4] Die Einwohner lebten in 1569 Haushalten. Davon waren 459 Singlehaushalte, 507 Paare ohne Kinder und 474 Paare mit Kindern, sowie 111 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 363 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1047 Haushaltungen lebten keine Senioren.[4]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[5]
• 1539: 4 Häuser
• 1581: 6 Herdstellen
• 1586: 6 Herdstellen
• 1592: 9 Häuser
• 1612: 7 Häuser
• 1648: 4 Häuser
• 1668: 8 Häuser mit 33 Einwohner
• 1784: 36 Haushalte mit 158 Einwohner
Vockenhausen: Einwohnerzahlen von 1700 bis 2016
Jahr  Einwohner
1700
  
42
1725
  
65
1750
  
109
1784
  
158
1817
  
254
1834
  
373
1840
  
324
1846
  
361
1852
  
437
1858
  
444
1864
  
483
1871
  
464
1875
  
536
1885
  
490
1895
  
519
1905
  
391
1910
  
788
1925
  
878
1939
  
1.022
1946
  
1.450
1950
  
1.473
1956
  
1.466
1961
  
1.544
1967
  
1.657
1970
  
1.750
1980
  
?
1987
  
3.273
1992
  
3.706
2000
  
?
2011
  
3.591
2016
  
3.700
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[5]; Gemeinde Eppstein[1]; Zensus 2011[4]

Religion

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Die katholische Kirchengemeinde St. Jakobus gehört zum Pastoralen Raum Eppstein.[6] Die evangelischen Christen finden die Talkirche als nächstgelegene Gottesdienststätte in der Kernstadt Eppstein.[7]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 030 evangelische (= 6,12 %), 460 katholische (= 93,88 %) Einwohner[5]
• 1961: 673 evangelische (= 43,59 %), 807 katholische (= 52,27 %) Einwohner[5]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Vockenhäuser Schmelz

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Skulptur Vockenhäuser Schmelz

Unterhalb des Ortes, Richtung Eppstein befand sich die Vockenhäuser Schmelz. Etwa 1581 errichteten an dieser Stelle der Eisengießer Wilhelm Wilken und der Ofengießer Heinrich Caspar aus Lüttich den ersten Hochofen im Taunus. Das Erz wurde in Bremthal gewonnen, die Holzkohle in den Wäldern des Taunus erzeugt und der nahe Bach trieb ein nahegelegenes Hammerwerk an, mit dem das Gusseisen zu Stabeisen ausgeschmiedet wurde.

Die Schmelz war Kernpunkt eines vorindustriellen Gewerbezentrums. Vom 16. bis 18. Jahrhundert befand sich oberhalb eine Pulvermühle. In der Schmelz selbst wurden Gefäße, Brunnenrohre, Ofenplatten, Kugeln und Bomben, daneben aber auch kunsthandwerkliche Produkte wie Treppengitter hergestellt. So befinden sich noch heute in Schloss Weißenstein Zierurnen und Dachbaluster aus der Produktion von 1718 bis 1720.

1721 musste die Schmelz wegen fehlender Rentabilität schließen. In den folgenden Jahrhunderten nutzten Betriebe der unterschiedlichsten Art das Gelände: Gaststätte, Lederwalk- und Getreidemühle, Wollfabrik, Stanniolkapselfabrik, Farbenwerk und von 1939 bis 1945 Waffenfabrik.

1956 erwarb der Künstler Robert Michel (1897–1983) das Anwesen, in dem er seit 1920 lebte und nutzte es als „Heimatmuseum of Modern Art“. Robert Michel und seine Frau Ella Bergmann-Michel (1895–1971) machten die Schmelz in der Weimarer Republik zu einem Treffpunkt avantgardistischer Künstler.

1999 wurde die Skulptur nach einem Entwurf von Walter Hertel aufgestellt. Auftraggeber war der Verschönerungsverein Eppstein e. V., der mit der Skulptur an die Geschichte dieses Ortes erinnern will.

In Vockenhausen gibt es zahlreiche Vereine, zu nennen sind u. a.:

  • Turn- und Sportverein Vockenhausen 1885 e. V.[8]
  • Sportfreunde 1982 Vockenhausen[9]
  • Gesangverein "Sängerbund 1851" Vockenhausen e. V.[10]
  • Freiwillige Feuerwehr Vockenhausen.[11]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Die Landesstraße L 3011 führt im Tal des Dattenbachs von Heftrich im Norden über Ehlhalten nach Vockenhausen, wo sie am südlichen Ortsende in die Bundesstraße 455 einmündet. Etwa 100 Meter nach der Einmündung beginnt die Kernstadt Eppstein und hier liegt auch an der Strecke der Main-Lahn-Bahn der Bahnhof Eppstein mit einer S-Bahn-Haltestelle der Linie S2. Mit der S-Bahn erreicht man innerhalb von etwa einer halben Stunde den Frankfurter Hauptbahnhof.

Wirtschaftsstruktur

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Die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts entstandene und durch Lederfabriken und Schreinereien geprägte Industrie entwickelte sich bis Ende der 1970er Jahre zurück und machte Platz für Wohnbebauung, Supermärkte und Dienstleistungsbetriebe.

Vockenhausen ist Standort der öffentlichen Freiherr-vom-Stein-Schule (Gesamtschule),[12] und der Burg-Schule (Grundschule)[13]. Die Sparkassen betrieben von Anfang der 1980er bis Ende 2021 eine Sparkassenakademie Hessen-Thüringen auf dem Bienroth,[14] das Gebäude wird seit März 2022 nach dem russischen Überfall auf die Ukraine durch den Main-Taunus-Kreis für ukrainische Flüchtling genutzt.[15]

Persönlichkeiten

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Schmitt-Vockenhausen, 1969
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Commons: Vockenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Eppstein wächst Eppsteiner Zeitung vom 25. Januar 2017.
  2. Gesetz zur Neugliederung des Main-Taunus-Kreises und der Stadt Wiesbaden (GVBl. II 330–30) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 309, § 6 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 371 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  4. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 86, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  5. a b c d Vockenhausen, Main-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 18. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Pastoraler Raum Eppstein, Katholisches Eppstein.
  7. Talkirche, Evangelische Talkirchengemeinde.
  8. TSV Vockenhausen
  9. Sportfreunde Vockenhausen In: www.eppstein.de, abgerufen im Mai 2019.
  10. Sängerbund 1851 Vockenhausen, abgerufen im Main 2019
  11. Feuerwehr Vockenhausen
  12. FVS Schule
  13. Burgschule (Memento vom 4. Februar 2011 im Internet Archive)
  14. Sparkassenakademie Hessen-Thüringen
  15. Eppsteiner Zeitung: Sparkassenakademie wird Notunterkunft