Wallfahrtskirche St. Leonhard (Inchenhofen)

Kirchengebäude in Inchenhofen

Die katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Leonhard steht im Zentrum des Marktes Inchenhofen im Landkreis Aichach-Friedberg in Schwaben. Die gotische Hallenkirche wurde im 17. und 18. Jahrhundert umgestaltet und war früher der Mittelpunkt einer der bedeutendsten Wallfahrten Europas.

Geschichte

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Ansicht von Norden

Die Wallfahrt zum hl. Leonhard zu Inchenhofen ist seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Sie gilt als älteste und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Ursprünglich stand hier nur eine kleine Kapelle, die den fünf umliegenden Bauernhöfen als Gotteshaus diente. Der Aufschwung begann 1266, als Herzog Ludwig der Strenge dem Zisterzienserkloster Fürstenfeld die Pfarrei Hollenbach übertrug. Fürstenfeld betreute die Wallfahrt seit 1283 bis zur Säkularisation, als auch dieser Konvent 1803 aufgehoben wurde. 1289 wurden dieser Kapelle 13 Ablässe verliehen, weshalb bald der Bau einer geräumigeren Kirche nötig wurde. Die Weihe dieser gotischen Wallfahrtskirche wurde durch den Augsburger Weihbischof Heinrich von Kiew am 17. Mai 1332 vollzogen. Wegen seiner Bedeutung als Wallfahrtsort wurde Inchenhofen im Jahr 1400 zum Markt erhoben. Noch heute führt aus jeder Himmelsrichtung eine Straße auf die Kirche zu.

1427 erfolgte die Erhebung zu einer selbständigen Pfarrei durch Papst Martin V., dessen Verfügung aber nicht umgesetzt werden konnte. Das Gotteshaus ist deshalb erst seit 1806 Pfarrkirche.

Unter Abt Paul Herzmann (1451–1454) begann der Bau der gotischen Halle, die den Kern der heutigen Wallfahrtskirche bildet. Der Turm kam 1486 hinzu.

Abt Sebastian Thoma (1610–1623) veranlasste schließlich den Umbau in Spätrenaissanceformen, der über 30.000 fl. gekostet haben soll. Aus dieser Zeit sind die beiden Altäre in den Seitenschiffen und das Gnadenbild überkommen.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges verwüsteten englische und holländische Truppen nach der Schlacht bei Höchstädt Markt und Kirche. 1705/06 beseitigte man die Schäden und erhöhte bei dieser Gelegenheit den Turm. Die Emporen in den Seitenkapellen wurden unter Abt Alexander Pellhammer (1745–1761) entfernt, gleichzeitig erhielten die Kapellen neue Altäre. 1776 bemalte Ignaz Baldauf die Gewölbe mit dem erhaltenen Bildprogramm. Vor 1910 wurde die Wallfahrtskirche durch den Münchner Architekten Joseph Elsner restauriert.[1]

Die Säkularisation des Klosters Fürstenfeld (1803) führte zwar auch in Inchenhofen zu einem Rückgang der Wallfahrt, jedoch haben bis in die Gegenwart noch etwa 60 Wallfahrtszüge die Kirche zum Ziel. 600 Jahre lang war der kleine altbayerische Markt eines der wichtigsten Wallfahrtsziele Europas, das nur von Jerusalem, Rom und Compostella übertroffen wurde. Die Pilger kamen sogar aus Polen, Österreich, Ungarn und Oberitalien.

Heute pilgern nur noch wenige einzelne Gläubige zum hl. Leonhard von Inchenhofen, um die Kirche fehlt deshalb auch der sonst überall anzutreffende Andenken- und Devotionalienhandel. Hauptsächlich zur Pfingstzeit belebt sich die Wallfahrt, dann ziehen hunderte von Wallfahrern in die Kirche ein. Die Wallfahrtszüge sind manchmal 10 bis 15 Stunden unterwegs. Der Höhepunkt des Wallfahrtsjahres ist der älteste altbayerische Leonhardiritt am 6. November, der von zahlreichen Schaulustigen beobachtet wird. Sonst wird St. Leonhard nur von einigen einheimischen Betern aufgesucht, nur gelegentlich betritt ein Kulturtourist den Kirchenraum der abseits der großen Touristenwege gelegenen Wallfahrtskirche.

Beschreibung

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Die Kirche steht auf dem höchsten Punkt in der Ortsmitte. Südlich ist der Marktplatz vorgelagert, nördlich schließt sich das ehemalige Klosterhospitium (um 1705) mit seinem Mauerring an.

Die dreischiffige gotische Hallenkirche (Länge 61 Meter, Breite 24 Meter) wurde im 17. und 18. Jahrhundert stark verändert. Das Äußere präsentiert sich in schlichten Barockformen mit schmalen Rundbogenfenstern. Stiche aus dem frühen 18. Jahrhundert zeigen die Fenster noch mit spätgotischen Maßwerkformen. Der 72 Meter hohe Nordturm wird von einem hohen Achteck mit Zwiebelhaube bekrönt. Die gegenüber im Süden angelegte Sakristei deutet auf ein nicht ausgeführtes Doppelturmprojekt hin. Auf dem niedrigeren Dachstuhl des eingezogenen Chores sitzt ein zierlicher Dachreiter. Der Sakralbau ist weiß verputzt, die Gliederung aus Putzbändern und Lisenen gelb gehalten.

Auch der Innenraum wird vom Barock und Rokoko geprägt. Die achtseitigen Pfeiler des Langhauses tragen die flache Stichkappentonne des Mittelschiffs, auch das Presbyterium wird in dieser Art überspannt. In den Seitenschiffen finden sich hingegen kuppelige Kreuzgratgewölbe, die den Raum in fünf Joche teilen. An das Südschiff schließen sich die fünf raumhohen Seitenkapellen an.

Fresken

Das riesige Deckenbild im Mittelschiff hat das Leben, Sterben und die Verehrung des hl. Leonhard zum Thema. Der gebürtige Inchenhofener Ignaz Baldauf bewies hier seine Meisterschaft in der Beherrschung großer Flächen, das kräftige, dekorative Kolorit lenkt von einigen malerischen Schwächen ab. Im Zentrum fährt die Seele des Heiligen in Gestalt eines Kindes in den Himmel auf.

Das Deckenfresko im Altarraum zeigt die Taufe Leonhards durch den hl. Remigius, der von seinem Paten, König Chlodwig über das Becken gehalten wird.

Die Gewölbe der Seitenschiffe und der Kapellen zeigen Szenen aus den Mirakelbüchern der Wallfahrt, etwa einen Knaben aus Landeck in Tirol, der von einem Wagen überrollt wird und andere, dem Heiligen zugeschriebene Wunder.

Die begleitenden Stuckaturen sind nur aufgemalt. Die Kartuschen des Chorgewölbes illustrieren die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die des Mittelschiffes Szenen aus dem Leben Christi und Johannes des Täufers.

Altäre

Der große Hochaltar im Chorhaupt ist das Werk von Anton Wiest (1756), das sein gleichnamiger Enkel 1822 nach teilweiser Zerstörung restaurierte. Zwei gewundene Säulenpaare flankieren eine große Sitzfigur des hl. Leonhard (um 1620), dahinter schweben einige Engel in einem prächtigen Strahlenkranz. Links und rechts bestaunen zwei kniende Pilger die Szene.

Auch die beiden Nebenaltäre im Chor wurden wahrscheinlich von Wiest gearbeitet. Die Altarblätter schuf Ignaz Baldauf (Tod des hl. Benedikt und Begrüßung des hl. Bernhard durch Maria im Dom zu Speyer).

Die Altäre in den Seitenschiffen stammen noch vom Umbau von 1620. Im Zentrum des linken Seitenaltars steht eine wirkungsvolle Statuengruppe des hl. Martin bei der Mantelspende. An den Seiten stehen St. Ulrich und Afra. Der Altar im Südschiff bewahrt das alte Gnadenbild, eine spätgotische Pietà (um 1430), die von den hll. Johannes Ev. und Maria Magdalena begleitet wird.

Die Kapellenaltäre sind ebenfalls Werke von Anton Wiest (1760) mit Gemälden Baldaufs, der auch die wirkungsvolle Rokokokanzel (1758) am zweiten Südpfeiler arbeitete.

Der moderne Zelebrationsaltar über dem Leonhardischrein im ersten Chorjoch wurde 1995/99 gemäß den liturgischen Reformen des II. Vatikanischen Konzils errichtet. Die Mensaplatte ist durch vier Ketten (Attribute des hl. Leonhard) mit dem Reliquienschrein verbunden. Der Schrein wird bei der jährlichen Leonhardi-Prozession durch den Ort getragen.

Siehe auch

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Literatur

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Commons: St. Leonhard (Inchenhofen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Verein für christliche Kunst in München (Hrsg.): Festgabe zur Erinnerung an das 50jähr. Jubiläum. Lentner’sche Hofbuchhandlung, München 1910, S. 150.

Koordinaten: 48° 30′ 40,8″ N, 11° 6′ 53,5″ O