Westheim (Marsberg)
Westheim ist ein Ortsteil der Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen. Dieser hat knapp 1700 Einwohner. Bis zur kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen 1975 war Westheim als Dorf selbstständig.
Westheim Stadt Marsberg
| |
---|---|
Koordinaten: | 51° 30′ N, 8° 54′ O |
Höhe: | 226 m |
Fläche: | 12,03 km² |
Einwohner: | 1692 (31. Dez. 2022)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 141 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 34431 |
Vorwahl: | 02994 |
Golfplatz des TuS Westheim Golfclub
|
Geografie
BearbeitenWestheim liegt 6 km östlich von Marsberg an der Bundesstraße 7 im Tal der Diemel. Nachbarorte sind die Marsberger Kernstadt und Oesdorf, sowie auf der hessischen Seite Hesperinghausen und Orpethal.
Geschichte
BearbeitenWestheim wurde 1082 in Verbindung mit den Herren von Westheim erstmals urkundlich erwähnt. Pfarrort wurde Westheim 1150 durch die Kirchengründung der Corveyer Mönche. An die Stelle der Westheimer Herren traten etwa ab Mitte des 14. Jahrhunderts die Herren von Calenberg, die bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1813 ununterbrochen in Westheim ansässig waren. Nach mehrfachem Wechsel gelangte Westheim in den Besitz der Grafen zu Stolberg, der heutigen Familie von Twickel.
Westheim gehörte seit der Gründung zur weltlichen Herrschaft des deutschen Bistums Paderborn, ursprünglich im Herzogtum Sachsen. Ab dem 14. Jahrhundert bildete sich das Territorium Hochstift Paderborn im Heiligen Römischen Reich, darin ab dem 16. Jahrhundert zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Die Entwicklung Westheims war geprägt durch Seuchen, Kriegseinwirkungen und Hungersnöte. Zu nennen sind hier Soester Fehde, Pest, Dreißigjähriger Krieg und Siebenjähriger Krieg, in deren Folgen große Not entstand. Während des Dreißigjährigen Krieges ging das „Unterhaus Westheim“ der Freiherren von Calenberg und mit ihm ein Teil des Dorfes in Flammen auf. Nach einer Seuche im Jahr 1813 zählte Westheim nur noch 496 Einwohner.
Bis zu den Napoleonischen Kriegen gehörte Westheim zur Go- und Freigrafschaft Warburg im Oberwaldischen Distrikt des Hochstifts.[2][3][4] 1802/03 wurde das Hochstift vom Königreich Preußen besetzt. In der napoleonischen Zeit war die Gemeinde Westheim von 1807 bis 1813 Teil des Kantons Wünnenberg im Departement der Fulda des Königreichs Westphalen. Seit 1815 gehörte Westheim endgültig zum Königreich Preußen und 1816 wurde die Gemeinde dem neuen Kreis Büren zugeordnet, in dem sie zum Amt Wünnenberg gehörte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde am 3. Oktober 1944 das Haus Klinke-Hartmann zerstört und über 100 Häuser stark beschädigt. Auch das Dach der evangelischen Kirche wurde zerstört. Sechs Menschen wurden getötet.
Im Zuge der Kommunalen Neugliederung, die am 1. Januar 1975 in Kraft trat, wurde Westheim der Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis angegliedert.[5]
Politik
BearbeitenWappen
BearbeitenBlasonierung:„In Gold (Gelb) ein schreitender schwarzer Hirsch; darüber im Schildhaupt vorn eine schrägrechte grüne Weizenähre und hinten ein schräglinkes grünes Eichenblatt.“
Das Wappen wurde abgeleitet vom Wappen der einflussreichen Herrscherfamilie, der Grafen zu Stolberg, welche einen Hirsch im Wappen führten. Die Weizenähre steht für die Landwirtschaft und das Eichenblatt für die waldreiche Umgebung.
Religion
Bearbeiten- 1150: Pfarrort
- 1688: Bau der katholischen Pfarrkirche St. Vitus
- 1856–1858: Bau der evangelischen Kirche
- 1895: Neubau der katholischen Pfarrkirche
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
BearbeitenIn der Liste der Baudenkmäler in Marsberg sind für Westheim fünf Baudenkmale aufgeführt, darunter
- das Gut Westheim und
- die 1894 erbaute neugotische Vituskirche.
Sport
BearbeitenDer Dartverein DC Westheim besteht seit 1990. Im Jahr 2014 stieg der Verein in die höchste Nordhessische Dartliga auf.
Im August 2004 wurde der Golfplatz des TuS Westheim Golfclub eröffnet. Der zunächst als 9-Loch-Platz angelegte Kurs wurde in der Folgezeit auf 18-Loch erweitert und bietet zusätzlich einen Pay&Play-Kurzplatz mit 6 Löchern. Im Jahr 2013 wurde der Golfbereich aus dem TuS Westheim ausgegliedert. Der Golfclub Westheim e. V. betreibt die Anlage nun in Eigenregie.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenStraßenverkehr
BearbeitenDurch den Bau der Straße Bredelar-Warburg, die 1831 fertiggestellt wurde, bekam Westheim Anschluss ans Straßennetz. In den Jahren ab 1966 wurde die A 44 von Kassel nach Dortmund gebaut. 1972 wurde das Teilstück, welches an Westheim vorbeiführt, dem Verkehr übergeben. Westheim liegt in unmittelbarer Nähe der Auffahrt Marsberg/Diemelstadt. Die Auffahrt wurde im Dezember 2006 freigegeben.
Schienenverkehr
Bearbeiten
An der Oberen Ruhrtalbahn Schwerte–Warburg, die am 10. Februar 1873 in Betrieb genommen wurde,[6] hat der Ort den Bahnhof Westheim (Westf).[7][8]
Der Streckenabschnitt östlich von Brilon Wald wurde am 18. Juli 1984 auf eingleisigen Betrieb umgestellt und der Westheimer Bahnhof wurde zum einfachen Haltepunkt.[9]
Das östliche Stellwerk, 1909 erbaut, wurde ab 1985 von einem Eisenbahnverein genutzt[10] und als Eisenbahnmuseum eingerichtet.[11]
Im Jahr 1987 zerstört ein Dachstuhlbrand[12] das giebelständige Empfangsgebäude aus dem Jahr 1872, das über einen flacheren, traufständigen Fachwerkanbau verfügte, der als Güterschuppen genutzt wurde.[13]
Derzeit steht nur noch ein Unterstand zur Verfügung.
Die Strecke wird stündlich von RE-Zügen des Sauerland-Expresses zwischen Hagen und Warburg bedient.
Linie | Verlauf | Takt |
---|---|---|
RE 17 | Sauerland-Express: Hagen Hbf – Schwerte (Ruhr) – Fröndenberg – Wickede (Ruhr) – Neheim-Hüsten – Arnsberg – Oeventrop – Freienohl – Meschede – Bestwig – Olsberg – Brilon Wald – Hoppecke (zweistdl.) – (Messinghausen – Beringhausen –)* Bredelar – Marsberg – Westheim (Westf) – Scherfede – Warburg (Westf) * Bedarfshalt für einzelne Züge morgens an Werktagen sowie abends Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023 |
60 min |
Unternehmen
Bearbeiten1862 wurde die Brauerei Westheim gegründet, noch heute ein wichtiger Betrieb im Ort.
1906 baute Wilhelm Holtey ein Wasserkraftwerk und versorgte ganz Westheim mit Gleichstrom.
Westheim verfügt über Handels- und Gewerbebetriebe zur Versorgung der Bewohner und Besucher. Neben Arzt, Apotheke, Friseur, zwei Bankfilialen, Gastronomiebetrieben, Bekleidungsgeschäften etc. gibt es südlich der B7 ein 8,4 ha großes Industrie- und Gewerbegebiet.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Joseph Theodor zu Stolberg-Stolberg (1804–1859), Besitzer des Gutes Westheim, Landrat des Kreises Büren, Mitglied der preußischen Nationalversammlung, erster Präsident des Bonifatiusvereins
- Hermann Joseph zu Stolberg-Stolberg (1854–1925), Besitzer des Gutes Westheim, Unternehmer und Politiker
- Albert Schöndorff (1870–1942), Unternehmer, Kommunalpolitiker und Gründungsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Düsseldorf-Ost, NS-Opfer
- Christoph Graf zu Stolberg-Stolberg (1888–1968), Generalmajor
- Hermann von Höxter (um 1370–1396), Medizinprofessor in Heidelberg
Literatur
Bearbeiten- Westheim. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 13. Duncker, Berlin 1873, Blatt 774 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Einwohnerentwicklung in den Orten der Stadt Marsberg. (PDF) In: marsberg.de. Abgerufen am 1. September 2023.
- ↑ Geographisch-statistische Beschreibung der im Jahre 1802 dem Preußischen Staate zugefallenen Entschädigungsprovinzen. Friedrich Maurer, Berlin 1802, Kap. VII Das Hochstift Paderborn, S. 93 (google.de).
- ↑ Neue Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften. Band 4. Jacobi, Weißenburg 1786, Das Hochstift Paderborn, S. 465 (google.de).
- ↑ Johann Dietrich von Steinen: Kurzgefaßte Historie des Hochstifts Paderborn. In: Westphälische Geschichte. Band 2. Meyers, Lemgo 1755, S. 537 (google.de).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 332 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ BetriebsstellenArchiv Westheim (Westf). In: NRWbahnarchiv. André Joost, abgerufen am 25. August 2017.
- ↑ EWSM ( des vom 31. Mai 2013 im Internet Archive; PDF; 703 kB) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. deutschebahn.com, Betriebsstellenverzeichnis, 51° 29′ 41″ N, 8° 54′ 42″ O , 226 m
- ↑ Westheim (Westf). bahnhof.de
- ↑ Marco Rosenkranz: Die Geschichte der Eisenbahn durch Westheim. Eisenbahnfreunde Marsberg e. V., 11. April 2010, ehemals im ; abgerufen am 30. Juni 2013. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Das Stellwerk. Eisenbahnfreunde Marsberg e. V., archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 26. August 2013; abgerufen am 30. Juni 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Ein kleines neues Museum. In: Der Westen. 15. Mai 2011, abgerufen am 30. Juni 2013.
- ↑ Die Westheimer Geschichte. In: sow-online.de. Abgerufen am 30. Juni 2013.
- ↑ Bilder des ehemaligen Empfangsgebäudes. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 12. April 2012 (Neue URL müsste westheimwestfalen.de sein, derzeit werden Bilder von dort aber nicht geladen). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.