Windenergie in China

Energiewirtschaft

Die Windenergie in China spielt eine bedeutende Rolle in der internationalen Windindustrie. Die Volksrepublik China ist seit mehreren Jahren das Land mit der größten installierten Windenergieleistung. Diese erreichte Ende 2023 in China insgesamt 441,10 GW, davon 37,78 GW offshore und 403,33 GW an Land.[1] 2022 befand sich rund 40 % der landgestützten Windkraftleistung der Welt in China.[2] China hatte 2017 mit 510.000 Beschäftigten vor Deutschland mit 160.000 Arbeitsplätzen[3] auch die meisten Beschäftigten in der Windindustrie. Auch in Bezug auf die mögliche Fertigungsleistung hat China eine dominante Stellung auf dem Weltmarkt: die weltweite Industrie hatte 2020 die Ausrüstung zur Fertigung von Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 120 GW; davon entfielen 58 % auf China.[4]

Windpark in Xinjiang
Donghai Bridge Wind Farm bei Shanghai
Windenergieerzeugung in China pro Jahr in TWh
Installierte Kapazität zur Windenergieerzeugung in China in MW
Logo der Firma Goldwind

Der wichtigste Hersteller von Windkraftanlagen in China ist Goldwind, das 2016 weltweit einen Marktanteil von 12,3 % besaß.[5] Der wichtigste Hersteller von Offshore-Anlagen ist Haizhuang Wind Power Equipment mit einem weltweiten Marktanteil von 2,7 %.[6]

Entwicklungsgeschichte der Windenergie in China

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Die chinesische Regierung hat sich seit den 1970er Jahren für die Entwicklung der Windindustrie eingesetzt.[7] Um dem Ziel einer eigenen Windindustrie näher zu kommen, verfolgte sie die Strategie, ausgereifte Fremdtechnologien zu importieren, um die eigenen Turbinen zu verbessern, sowie wichtige Teile und Zubehör lokal zu produzieren.[8]

2002 lag die Leistung der Windturbinen bei gerade einmal 100 Megawatt; da sich die Regierung seit 2005 verstärkt dem Thema Windenergie zugewandt hat, hat sich diese bis Ende 2013 auf 72 Gigawatt vervielfacht.[9] 2013 produzierten Windkraftanlagen in China 135 Terawattstunden elektrischer Energie, was 2,5 % der damaligen chinesischen Gesamtstromproduktion ausmachte. Das große Interesse der Regierung an der Windenergie liegt an ihrer im Vergleich zu manchen anderen erneuerbaren Energien ausgereiften Technologie sowie Kommerzialisierbarkeit,[10] Chinas hoher Windkapazität sowie dem Bestreben, Windenergie zu einer Schlüsselindustrie Chinas zu machen.[11]

2003 wurde ein Ausbauziel von 20 Gigawatt (GW) Leistung bis zum Jahr 2020 festgelegt. Dieses Ziel wurde 2005 auf 30 GW, 2008 auf 100 GW, 2010 auf 150 GW erhöht. Im 12. Fünfjahresplan (2011–2015) wurde schließlich festgelegt, dass die installierte Leistung bis zu dessen Beendigung bei 70 GW liegen soll.[12]

Jahr
 
Inst. Leistung
gesamt (MW)[13]
2001 404
2002 470
2003 568
2004 765
2005 1272
2006 2559
2007 5910
2008 12.020
2009 25.805
2010 44.733
2011 62.364
2012 75.324
Jahr
 
Inst. Leistung
offshore (MW)[14]
Inst. Leistung
onshore (MW)[14]
Inst. Leistung
gesamt (MW)[14]
2013 417 76.314 76.731
2014 440 96.379 96.819
2015 559 130.489 131.048
2016 1480 147.037 148.517
2017 2788 161.586 164.374
2018 4588 180.077 184.665
2019 5930 203.652 209.582
2020 8990 273.123 282.113
2021 26.390 302.583 328.973
2022 30.460 335.504 365.964
2023 37.775[1] 403.325[1] 441.100[1]

In der Vergangenheit war die Produktion chinesischer Unternehmen vor allem auf die Deckung der Nachfrage im chinesischen Heimatmarkt bedacht und es wurde aufgrund hoher Entwicklungskosten ein größerer Wert auf niedrige Kosten als auf Qualität gelegt. Inzwischen ist ein Trend zu höherer Qualität der Produkte zu erkennen, und obwohl lokale Windturbinen nicht internationalen Standards entsprechen, wurden inländische Zertifizierungsagenturen gegründet.[15] Falls die Qualität weiter steigt, kann davon ausgegangen werden, dass es zu einer weiteren internationalen Markterschließung kommt.[16][17]

Politische Maßnahmen vor 2003

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Die ersten Windparks in China wurden 1986 eröffnet. Zu dieser Zeit fokussierte sich die Unterstützung der Regierung auf die Entwicklung von Windturbinen, und es wurde in kleine Windparkprojekte investiert. 1994 bis 2003 unterstützte das Ministerium für elektrische Energie ein Programm zur Industrialisierung der Windenergie. Während dieser Zeit hat das Ministerium den Auftrag erteilt, dass die Netzbetreiber den Netzanschluss und das Einspeisen von Strom aus Windparks erleichtern sollen. In den Richtlinien wurde festgelegt, dass der Netztarif auf der Grundlage von Stromgestehungskosten, Darlehenszahlungen und einem angemessenen Gewinn berechnet wurde. Die Differenz zwischen Windstrompreis und durchschnittlichem Strompreis würde über das gesamte Netz verteilt, wobei der Netzbetreiber für den Stromkauf zuständig war. Die staatliche Planungskommission schrieb später eine Revision des durchschnittlichen Strompreises für Windenergie vor, indem sie die Berechnung auf die Betriebszeit der Windkraftanlagen und auf die Kreditlaufzeit von 15 Jahren anwendete. Darüber hinaus wurde die Mehrwertsteuer für Windkraftprojekte um die Hälfte (8,5 %) reduziert. Im Jahr 1996 initiierte die frühere staatliche Entwicklungs- und Planungskommission das Programm „Ride the Wind“, das anregen sollte Joint Ventures für die Entwicklung von Windkraftanlagen und Windparks zu gründen und Anreize für die Entwicklung von inländischen Turbinen zu schaffen.[8]

Politische Maßnahmen zwischen 2003 und 2007

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2003 und 2007 konzentrierten sich die Richtlinien auf eine Steigerung der Leistungsfähigkeit sowie der Entwicklung einer eigenen Windturbinenindustrie. Im Jahr 2003 gab es ein Ausschreibungsverfahren, das zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit führte. Außerdem startete die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform das Wind Power Concession Program.[18] Bei diesem Programm reichten Investoren und Projektentwickler Angebote für die Projektentwicklung an die Regierung weiter, woraufhin regionale Netzbetreiber den Strom des Gewinnerprojekts zum Angebotspreis kauften. Dieses Programm führte zu einem raschen Anstieg an netzgekoppelten Windparks mit einer Leistung von ca. 3,35 GW.[18]

Anschließend wurde das Gesetz für erneuerbare Energien von 2005 als Hauptinstrument für die Entwicklung erneuerbarer Energien in China beschlossen, wobei die ersten Durchführungsverordnungen im Jahr 2007 wirksam wurden.[19]

2007 traten ebenfalls die im Gesetz für erneuerbare Energien von 2005 stehenden Regeln in Kraft, die die Netzbetreiber dazu verpflichteten, den ganzen aus erneuerbaren Energien gewonnenen Strom einzuspeisen und zu kaufen.[20]

Windpotenzial

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Anhand einer 2014 durchgeführten „detaillierten nationalen Windenergie Erhebung und Auswertung“ beträgt das Onshore-Windpotenzial Chinas ≥ 300 kW/km², womit in China zwischen 2.000 und 3.400 GW Windenergieleistung installiert werden könnten.[21] Die Offshore-Windkapazität beträgt ≥ 400 kW/km² wobei besonders die Formosastraße mit weit über 600 kW/km² für Offshore-Windanlagen eine sehr gute Windhöffigkeit aufweist.[21]

Windparks in China

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2008 wurde in China ein Projekt zur Konstruktion und Planung von Windparks mit einer Leistung von 1 GW initialisiert, davon 6 Onshore-Windparks in den „Drei Nord“ Regionen (Nord-, Nordost- und Nordwest-China) und einem Offshore-Windpark an der Küste Jiangsus.[22]

Windkraftleistung chinesischer Windparks (in GW)[21]
Windpark Potentielle Ausbeute Ausbeute nach aktuellem Leistungsstand
Innere Mongolei 1305.30 381.70
Xinjiang 249.10 64.80
Gansu 205.20 82.20
Hebei 79.30 23.79
Jilin 1115.40 43.60
Jiangsu 13.90 13.90
Insgesamt 2968.20 609.99

Chinas Einfluss auf die globale Windindustrie

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Die Windindustrie ist eine noch relativ junge Branche und es konnten sich bisher Deutschland und Dänemark als globale Marktführer behaupten.[23] Seit 2005 war in China ein starker Anstieg an Privatinvestitionen in diesem Sektor zu beobachten[23]. Der rasante Anstieg der Windenergienutzung in China ist größtenteils auf eine begünstigende Politik zurückzuführen.[23] Ausschlaggebend hierfür war das chinesische Erneuerbare-Energien-Gesetz 2005, das den Anteil der erneuerbaren Energien im Energiemix erhöhen sowie die heimische Industrie für erneuerbare Energien attraktiver machen sollte.[24] 2009 kam es zu einer Gesetzesänderung, die von Netzbetreibern verlangte, einen bestimmten Anteil an erneuerbaren Energien einzukaufen, und die Regierungsbehörden ermächtigte, bei Nichtkonformität ein Strafsystem anzuwenden. Die gestiegene Nachfrage auf dem Binnenmarkt hatte zur Folge, dass der Anteil chinesischer Unternehmen in der durch europäische Unternehmen dominierten Windindustrie zunahm.[23] Der Anteil chinesischer Unternehmen in der Windindustrie lässt sich jedoch auf eine 2003 verabschiedete Richtlinie zur Erhöhung der Lokalisierungsanforderungen[17] zurückführen. 2005 wurde der Binnenmarkt Chinas noch zu 70 % von europäischen Unternehmen dominiert, wohingegen der Anteil chinesischer Unternehmen 2009 bei 85 % lag.[24] Obwohl der Eigenanteil so groß ist, kann die Qualität und Effizienz noch nicht an die der europäischen Konkurrenz heran kommen.[23] Um die Qualität der chinesischen Windkraftanlagen zu steigern, wird von chinesischen Unternehmen eine Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung mit europäischen Unternehmen gesucht.[23]

Marktanteile der wichtigsten Offshore-Windenergieanlagenhersteller weltweit nach neu installierter Leistung im Jahr 2017[25]
Siemens Windenergie (Deutschland) Vestas (Dänemark) Areva Wind (Frankreich) Haizhuang Windpower Equipment (China) Envision Energy (China) Sonstige
51 % 22,7 % 9,4 % 2,7 % 1,4 % 1,1 %

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Joyce Lee, Feng Zhao, Ben Backwell, Mark Hutchinson, Navneet Khinda, Emerson Clarke, Liming Qiao et al.: Global Wind Report 2024. In: Global Wind Energy Council GWEC https://gwec.net/ > Reports & Resources. Global Wind Energy Council GWEC, Brüssel, 15. April 2024, S. 149, abgerufen am 16. April 2024 (amerikanisches Englisch).
  2. Hauptautoren: Mark Hutchinson, Feng Zhao; weitere Autoren: Ben Backwell, Emerson Clarke, Esther Fang, Ramón Fiestas, Jeanette Gitobu, Navneet Khinda, Reshmi Ladwa, Anjali Lathigara, Wanliang Liang, Wangari Muchiri, Thoa Nguyen, Liming Qiao, Marcela Ruas, Martand Shardul, Thang Vinh Bui, Nadia Weekes, Rebecca William: GWEC Global Wind Report 2023. In: Global Wind Energy Council GWEC > Market Intelligence > Reports & Resources. Global Wind Energy Council GWEC, Brüssel, 2023, S. 99, abgerufen am 17. Dezember 2023 (englisch).
  3. Beschäftigte in der Windindustrie nach Ländern weltweit 2017 | Statistik. Abgerufen am 4. Juli 2018.
  4. Hauptautoren: Joyce Lee, Feng Zhao; Ben Backwell, Emerson Clarke, Rebecca Williams, Wanliang Liang, Anjali Lathigara, Esther Fang, Reshmi Ladwa, Marcela Ruas, Wangari Muchiri, Ramón Fiestas, Liming Qiao, Mark Hutchinson, Thang Vinh Bui, Lisias Abreu: Global Wind Report 2022. In: Global Wind Energy Council GWEC > Market Intelligence > Reports & Resources. Global Wind Energy Council GWEC, Brüssel, 4. April 2022, abgerufen am 6. April 2022 (englisch).
  5. Marktanteile der größten Onshore-Windenergieanlagenhersteller weltweit 2016 | Statistik. Abgerufen am 4. Juli 2018.
  6. Offshore-Windenergie – Marktanteil der wichtigsten Unternehmen weltweit 2017 | Statistik. Abgerufen am 4. Juli 2018.
  7. Peng Ru, Qiang Zhi, Fang Zhang, Xiaotian Zhong, Jianqiang Li: Behind the development of technology: The transition of innovation modes in China’s wind turbine manufacturing industry. In: Energy Policy. Band 43, April 2012, ISSN 0301-4215, S. 58–69, doi:10.1016/j.enpol.2011.12.025.
  8. a b Li, Junfeng, et al.: China wind power report 2007. Hrsg.: China Environmental Science Press. Beijing, China 2007.
  9. GLOBAL STATISTICS | GWEC. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Oktober 2019; abgerufen am 3. Juli 2018 (amerikanisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gwec.net
  10. Windenergie in China. 2016, doi:10.18411/d-2016-154 (ljournal.ru [PDF]).
  11. Sufang Zhang, Philip Andrews-Speed, Xiaoli Zhao, Yongxiu He: Interactions between renewable energy policy and renewable energy industrial policy: A critical analysis of China's policy approach to renewable energies. In: Energy Policy. Band 62, November 2013, ISSN 0301-4215, S. 342–353, doi:10.1016/j.enpol.2013.07.063.
  12. 十八大. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Juli 2018; abgerufen am 3. Juli 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cpnn.com.cn
  13. GWEC Global Wind Report Annual Market Update 2014. (PDF) www.gwec.net, März 2015, S. 31, abgerufen am 20. März 2023.
  14. a b c Adrian Whiteman, Dennis Akande, Nazik Elhassan, Gerardo Escamilla, Iman Ahmed: Renewable energy statistics 2023. In: International Renewable Energy Agency IRENA https://www.irena.org/ > Publications. International Renewable Energy Agency IRENA, Juli 2023, abgerufen am 27. Januar 2024 (englisch).
  15. Wang, Hanjie, et al.: Wind Power in China: A cautionary tale. Hrsg.: International Institute for Sustainable Development. 2016.
  16. De Wilde, T., Defraigne, P., & Defraigne, J.-C.: the European Union and the restructuring of global governance. Hrsg.: Edward Elgar Publishing. Cheltenham, UK Mai 2012.
  17. a b Jan-Christoph Kuntze, Tom Moerenhout: Local Content Requirements and the Renewable Energy Industry – A Good Match? ICTSD, 3. Juni 2013, doi:10.7215/gp_ip_20130603.
  18. a b Li, Junfeng, Pengfei Shi, and Hu Gao.: China wind power outlook. (PDF) Chinese Renewable Energy Industrial Association, 2010, abgerufen am 3. Juli 2018.
  19. Hou, R.: 国电电力专题研讨风功率预测预报管理工作. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. September 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.600795.com.cn (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. Dupuy, M., Weston, F., & Hove, A. . Retrieved from: Stronger markets, cleaner air. (PDF) The Paulson Institute, 2015, abgerufen am 3. Juli 2018.
  21. a b c 中国气象网-中国气象局政府门户网站. Abgerufen am 3. Juli 2018.
  22. Jianbo Yang, Qunyi Liu, Xin Li, Xiandan Cui: Overview of Wind Power in China: Status and Future. In: Sustainability. Band 9, Nr. 8, 17. August 2017, S. 1454, doi:10.3390/su9081454 (Online [abgerufen am 3. Juli 2018]).
  23. a b c d e f Rasmus Lema, Axel Berger, Hubert Schmitz, Song Hong: Competition and Cooperation between Europe and China in the Wind Power Sector. In: SSRN Electronic Journal. 2011, ISSN 1556-5068, doi:10.2139/ssrn.1978846.
  24. a b Junfeng Li, li Zhu: Wind power commercialization development in China. In: Renewable Energy. Band 16, Nr. 1-4, Januar 1999, ISSN 0960-1481, S. 817–821, doi:10.1016/s0960-1481(98)00262-6.
  25. Offshore-Windenergie – Marktanteil der wichtigsten Unternehmen weltweit 2017 | Statistik. Abgerufen am 3. Juli 2018.