Der Zamser Grund ist ein Seitental des Zillertals südwestlich von Mayrhofen in den Zillertaler Alpen in Tirol. Es ist ein etwas abgelegenes, unbewohntes Hochtal, das an den Alpenhauptkamm grenzt. Im Tal befindet sich ein großer Speichersee zur Stromerzeugung. Über das Pfitscher Joch existiert ein Übergang nach Südtirol.

Zamser Grund

Blick auf das Pfitscher Joch aus dem Zamser Grund

Blick auf das Pfitscher Joch aus dem Zamser Grund

Lage Tirol Tirol Osterreich Österreich
Gewässer Zamser Bach
Gebirge Zillertaler Alpen
Geographische Lage 47° 1′ 22″ N, 11° 41′ 6″ OKoordinaten: 47° 1′ 22″ N, 11° 41′ 6″ O
Zamser Grund (Zillertaler Alpen)
Zamser Grund (Zillertaler Alpen)
Höhe 2500 bis 1250 m ü. A.
Länge ca. 9 km

Lage und Beschreibung

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Der Zamser Grund erstreckt sich vom Ende des Zemmgrunds am Zemmbach-Oberlauf bei Breitlahner oberhalb Dornauberg-Ginzling in südwestlicher Richtung bis zum Pfitscher Joch (2246 m ü. A.).[1] Der ihn durchfließende Zamser Bach entspringt am Fuß des Stampflkees unterhalb der Hohen Wand (3289 m ü. A.). Das Tal gehörte bis 1919 zur Gemeinde Pfitsch in Südtirol, seither zur Gemeinde Finkenberg.

Im Westen und Norden wird das Tal vom Tuxer Kamm mit dem Olperer (3476 m ü. A.) als höchstem Gipfel begrenzt. In südöstlicher Richtung zum Zillertaler Hauptkamm zweigt der Schlegeisgrund ab, der heute zum Großteil vom Schlegeisspeicher eingenommen wird. Unterhalb des Speichers setzt sich das Tal bis zur Zamserbach-Mündung in den Zemmbach fort. Die öffentliche Straße führt durch den Zamser Grund weiter bis zum Schlegeis-Speicher (dem sogenannten Zamser Gatterl), sie ist eine Mautstraße.[2] Direkt am Hauptalpenkamm gibt es mehrere Bergseen.

Hochalpine Übergänge bestehen über das Pfitscher Joch (2246 m) ins Südtiroler Pfitscher Tal und über die Alpeiner Scharte (2959 m ü. A.) ins Valser Tal.

Geschichte

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Das Hochtal gehörte zu dem heute in Südtirol liegenden Dorf Pfitsch, die Almen im hinteren Teil des Tals werden immer noch von Südtiroler Bauern bewirtschaftet. Das war möglich, weil das Pfitscher Joch einer der niedrigsten Alpenübergänge im Zillertal ist. Es wurde nicht nur das Vieh über den Alpenübergang getrieben, sondern bereits im 14. Jahrhundert Handel mit Wein und Käse über das Joch abgewickelt. So bestätigte Konrad Öder um 1382, dass das Vieh, das über das Joch getrieben wurde, keiner Verzollung unterliege. Es gibt noch eine alte Zollhütte am Eingang des Tals.[3]

Im Tal wurden auch verschiedene Materialien wie Magnetit, Turmalin, Aktinolith, Bergkristall, Amethyst und Fluorit gefunden. Der Name der Lavitzalm dürfte vom „Lavetzstein“ (Südtiroler Ausdruck für Speckstein) abgeleitet sein. Dieser wurde seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. im Bereich der Alm abgebaut und zur Herstellung von verschiedensten Objekten wie gedrechselten Gefäßen verwendet. An neun Stellen wurden Fragmente von Lavezgefäßen sowie Abbauspuren wie kreisrunde bis zu 50 cm große Kuhlen und oberflächliche längliche und punktförmige Vertiefungen gefunden, die durch den Abbau mit Pickeln und Meißeln entstanden sind.[4][5] Um 1560 wurde östlich vom Pfitscherjoch ein Schwefelbergbau betrieben.[3]

Im Riepenkar am Südfuß des Olperers in einer Höhe von 2800 m wurden im Jahr 2000 in einer Quarzkluft prähistorische Abbauspuren und Artefakte gefunden, die vermutlich aus Bergkristall hergestellt waren. Es deutet darauf hin, dass hier im Mesolithikum und Neolithikum durch hochalpine Jäger Bergkristall abgebaut wurde, der zu Geräten wie Klingen und Pfeilspitzen verarbeitet wurde.[6] An gleicher Stelle wurden auch Hornsteine vom Gardasee gefunden. Diese belegen, dass bereits vor 9000 Jahren ein Tauschhandel über die sogenannte „Bergkristallstraße“[7] im Tal vom Südrand der Alpen zu Gebieten nördlich der Alpen betrieben wurde.[3]

Der Name Zamser Grund geht auf den gleichnamigen Gewässernamen, den Zamser Bach, zurück. Zams ist vorrömischer Herkunft und bedeutet durch feuchtes Land fließender Fluss.[8] Grund ist ein in Tirol üblicher Begriff für Tal.

Alpinismus

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Trotz der hochalpinen Lage gibt es im Zamser Grund einige moderate Wanderwege, so z. B. den Wanderweg vom Parkplatz an der Staumauer den Stausee entlang und dann zum Furtschaglhaus. Dieser Weg überwindet nur 520 Höhenmeter, ist 14,3 km lang und man benötigt etwa 4,5 Stunden.[9] Ein etwas anspruchsvollerer Rundweg beginnt ebenfalls am Parkplatz am Stausee und führt über einen Rundweg zur Olpererhütte, von dort in das Unterschrammachkar und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Für diesen Pfad sind 750 Höhenmeter und 8,9 km zu überwinden. Trittfestigkeit und Kondition wird für diese Tour vorausgesetzt.[10]

Klettersteig

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An der 131 m hohen Staumauer wurde ein Klettersteig eingerichtet, der die gesamte Staumauer von unten noch oben quert. Dieser Klettersteig ist der längste seiner Art.[11]

Mountainbiken

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Der Übergang über das Pfitscher Joch ist eine beliebte Route für Mountainbiker, um die Alpen zu queren. Beim Aufstieg muss das Rad ein Stück getragen werden, bietet dann aber eine Abfahrt durch das Pfitschertal.[3]

Trivia „Top Fotospot an der Olpererhütte“

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Hängebrücke in der Nähe der Olpererhütte

Vom Schlegeisspeichersee führt ein Weg zur Olpererhütte, der nach der Hütte über eine kurze Hängebrücke führt. Obwohl diese nur knapp 2 m über dem Boden einen Bach quert, kann bei geschickter Auswahl des Bildausschnittes der Eindruck entstehen, als würde die Brücke über dem Speichersee schweben.[12] Nachdem ein dermaßen entstandenes Foto auf Instagram gepostet wurde, ist ein regelrechter Ansturm von Menschen entstanden, die ein ähnliches Foto haben wollen. Das hat zu Staus an den Parkplätzen beim Speichersee geführt, zudem sind viele Besucher dem Aufstieg von 600 Höhenmetern auf einen Bergpfad nicht gewachsen.[13] Ab 2028 sollen nur noch emissionsfreie Autos zum Speichersee fahren dürfen.[14]

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Commons: Zamser Grund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zamser Grund - Zillertal.net ©. Abgerufen am 6. Januar 2025.
  2. Mark Zahel: Zillertal: mit Gerlos- und Tuxer Tal: 60 ausgewählte Touren (= Rother Wanderführer). 12., aktualisierte und erweiterte Auflage. Rother Bergverlag, München 2022, ISBN 978-3-7633-4478-9, S. 10.
  3. a b c d Zamser Grund - Zillertal.net ©. In: zillertal.net. Abgerufen am 6. Januar 2025.
  4. TWF-Projekt: Lavezabbau am Pfitscherjoch in den Zillertaler Alpen, Nordtirol. Forschungszentrum HiMAT, Universität Innsbruck, abgerufen am 13. Jänner 2025
  5. Thomas Bachnetzer, Michael Unterwurzacher, Walter Leitner, Peter Anreiter: Lavezabbau am Pfitscherjoch in den Zillertaler Alpen, Nordtirol. In: Thomas Stöllner, Klaus Oeggl (Hrsg.): Bergauf Bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen. Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 207, Verlag Marie Leidorf, Bochum 2015, S. 431–439
  6. Walter Leitner: Steinzeitliche Gewinnung von Bergkristall am Riepenkar in den Tuxer Alpen (Tirol). In: Preistoria Alpina, Band 47 (2013), S. 23–26 (PDF; 270 kB)
  7. Diamanten der Steinzeit. Universität Innsbruck, 18. Februar 2014, abgerufen am 13. Jänner 2025
  8. Heinz-Dieter Pohl, Willi Seifert: Die Bergnamen der Zillertaler Alpen, ein Gipfelbuch der anderen Art. Hrsg.: Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen. Ginzling 2021, ISBN 978-3-200-07741-6, S. 73.
  9. Mark Zahel: Zillertal: mit Gerlos- und Tuxer Tal: 60 ausgewählte Touren (= Rother Wanderführer). 12., aktualisierte und erweiterte Auflage. Rother Bergverlag, München 2022, ISBN 978-3-7633-4478-9, S. 156 ff.
  10. Mark Zahel: Zillertal: mit Gerlos- und Tuxer Tal: 60 ausgewählte Touren (= Rother Wanderführer). 12., aktualisierte und erweiterte Auflage. Rother Bergverlag, München 2022, ISBN 978-3-7633-4478-9, S. 160 ff.
  11. Speicher Schlegeis - Tirol - Österreich. Abgerufen am 6. Januar 2025 (deutsch).
  12. Jan Jüttner: Instagram-Hotspot Olpererhütte: Die perfekte Illusion durch Hängebrücke. 10. Oktober 2020, abgerufen am 6. Januar 2025.
  13. tagesschau.de: Stau am Berg - Die Insta-Brücke im Zillertal. Abgerufen am 5. Januar 2025.
  14. Eine Zukunft voller Herausforderungen? 8. Januar 2023, abgerufen am 6. Januar 2025.