Ärgre dich, o Seele, nicht

Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach

Ärgre dich, o Seele, nicht (BWV 186) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Sie wurde 1723 in Leipzig auf der Grundlage einer Adventskantate BWV 186a aus Bachs Weimarer Zeit für den 7. Sonntag nach Trinitatis geschrieben und am 11. Juli 1723 zum ersten Mal aufgeführt.[1][2]

Bachkantate
Ärgre dich, o Seele, nicht
BWV: 186 (186a)
Anlass: 7. Sonntag nach Trinitatis (Advent)
Entstehungsjahr: 1723 (1716)
Entstehungsort: Leipzig (Weimar)
Gattung: Kantate
Solo: S,A,T,B
Chor: S,A,T,B
Instrumente: Ob; Cor Angl; Str; BC mit Fg
Text
Salomon Franck
Liste der Bachkantaten

Entstehung und Text

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Die Kantate basiert auf einem Kantatentext von Salomon Franck für den dritten Adventssonntag, 1717 veröffentlicht in Evangelische Sonn- und Fest-Tages-Andachten. Die Dichtung enthielt die Sätze 1, 3, 5, 8 und 10 des späteren Werkes und einen anderen Schlusschoral von Ludwig Helmbold. Bach komponierte das Werk, BWV 186a, 1716 in Weimar, wo es am 13. Dezember 1716 aufgeführt wurde.

  1. Coro: Ärgre dich, o Seele, nicht (1. von BWV 186)
  2. Aria: Bist du, der da kommen soll (3.)
  3. Aria: Messias läßt sich merken (5.)
  4. Aria: Die Armen will der Herr umarmen (8.)
  5. Aria: Laß Seele, kein Leiden (10.)
  6. Chorale: Darum, ob ich schon dulde

Eine Rekonstruktion der Kantate wurde 1963 von Diethard Hellmann veröffentlicht.[1]

Da in Leipzig im Advent tempus clausum eingehalten wurde und keine Kantaten aufgeführt wurden, konnte Bach das Werk dort nicht im Advent aufführen. Er arbeitete sie zu einer Kantate in zwei Teilen für den 7. Sonntag nach Trinitatis um, ähnlich wie er unmittelbar zuvor Herz und Mund und Tat und Leben für den 2. Juli 1723 erweitert hatte. Er fügte Rezitative hinzu, änderte die Texte der Arien leicht, ersetzte den Schlusschoral durch Vers 11 des Chorals Es ist das Heil uns kommen her (1523) von Paul Speratus und fügte Vers 12 dieses Chorals als Abschluss von Teil 1 der Kantate hinzu.

Die Lesungen für den Sonntag sind Röm 6,19-23 LUT und Mk 8,1-9 LUT, die Speisung der 4000. Die Rezitative erwähnen daher Mangel, Hunger oder schmecket und sehet.[1]

Besetzung und Aufbau

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Die Kantate ist gesetzt für vier Solisten, vierstimmigen Chor, zwei Oboen, Taille (Tenoroboe), Streicher und Basso continuo mit Fagott. Die elf Sätze sind aufgeteilt in zwei Teile, die vor und nach der Predigt musiziert werden.

  1. Coro: Ärgre dich, o Seele, nicht
  2. Rezitativ (Bass): Die Knechtsgestalt, die Not, der Mangel
  3. Aria (Bass): Bist du, der mir helfen soll
  4. Rezitativ (Tenor): Ach, daß ein Christ so sehr
  5. Aria (Tenor, Oboe und Violinen): Mein Heiland läßt sich merken
  6. Chorale Ob sichs anließ, als wollt er nicht
    nach der Predigt:
  7. Rezitativ (Tenor): Es ist die Welt die große Wüstenei
  8. Aria (Sopran, Violinen): Die Armen will der Herr umarmen
  9. Rezitativ (Alt): Nun mag die Welt mit ihrer Lust vergehen
  10. Aria (Sopran, Alt, Violinen, Oboen und Taille): Laß, Seele, kein Leiden
  11. Choral: Die Hoffnung wart’ der rechten Zeit

Der Eingangschor ist in Rondoform, A B A B A. Teil A behandelt die erste Textzeile, Teil B die Zeilen 2 bis 4. Teil A ist eine komplexe Struktur von instrumentaler und vokaler Komposition. Die Instrumente beginnen mit einer achttaktigen Sinfonia, gefolgt von einer kurzen vokalen „Devise“, die das Orchester wiederholt. Erst danach beginnt eine Fuge in den Stimmen, die in Material der Sinfonia eingebettet ist. Die erste Wiederholung von A ist in der Sinfonia gekürzt, die zweite Wiederholung beginnt gleich mit der Fuge. In großem Kontrast ist Teil B a cappella gesetzt und teilweise homophon.

Die Besetzung der vier Arien steigert sich, außerdem beginnen die tiefen Stimmen, während die hohen Stimmen erst in Teil 2 eingesetzt werden. Die erste Arie wird nur vom Continuo begleitet, die beiden folgenden im Triosatz, die letzte Aria ist ein Duett mit Orchester. In der Tenorarie „ergeht sich die Oboe im Freudenmotiv“.[3] Die letzte Arie – ein Duett für Sopran und Alt – hat Gigue-Charakter, die Stimmen werden oft parallel geführt, um zu illustrieren: Laß, Seele, kein Leiden von Jesu dich scheiden. Albert Schweitzer schrieb, dieses Duett „atmet dionysische Freude“.[3]

Die vier Rezitative enden sämtlich als Arioso.

Die abschließenden Choräle, Satz 6 und 11, haben die gleiche Musik in Form einer Choralfantasie.[3] Das Orchester spielt ein Concerto, in das die Stimmen eingebettet sind. Der Sopran singt den cantus firmus, während die Unterstimmen in schnelleren Notenwerten, manchmal imitierend, kontrapunktieren.[1]

Aufnahmen

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter, 1971.
  2. John Eliot Gardiner: For the Seventh Sunday after Trinity St. Mary’s, Haddington. (PDF) Soli Deo Gloria, 2009, S. 11, archiviert vom Original am 5. Oktober 2011; abgerufen am 6. Juli 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.solideogloria.co.uk
  3. a b c Albert Schweitzer: Johann Sebastian Bach. 1908; Nachdruck Breitkopf und Härtel, Wiesbaden 1979, ISBN 3-7651-0034-X.