Österreichische Fußballmeisterschaft 1919/20

nationales Turnier um die österreichische Meisterschaft

Die Österreichische Fußballmeisterschaft 1919/20 wurde vom Niederösterreichischen Fußball-Verband ausgerichtet und von dessen Mitgliedern bestritten. Als Unterbau zur Ersten Klasse diente die eingleisig geführte Zweite Klasse. Es handelte sich um die erste Friedensmeisterschaft in der neu gegründeten Republik Österreich.

Österreichische Fußballmeisterschaft 1919/20
1918/19

Erste Leistungsstufe – Erste Klasse (NFV)

Bearbeiten
Erste Klasse (NFV) 1919/20
Meister SK Rapid Wien (6)
Mannschaften 12
Spiele 132
Tore 453 (ø 3,43 pro Spiel)
Torschützenkönig Ernst Winkler (23)

Allgemeines

Bearbeiten

Die Meisterschaft 1919/20 entwickelte sich zum Zweikampf zwischen Rapid und den Amateuren und sollte sich erst am letzten Spieltag entscheiden. Die Amateure, die sich unter der Leitung Hugo Meisls mit Jenő und Kálmán Konrád schlagkräftig verstärkt hatten, führten lange Zeit die Tabelle an und standen eine Runde vor Schluss einen Punkt vor den Grün-Weißen. Im letzten Spiel gegen den Sport-Club gab es ein 2:2, Rapid hingegen fertigte Wacker mit 4:0 ab und wurde damit in buchstäblich letzter Sekunde zum bereits sechsten Mal Österreichischer Fußballmeister. Mann des Spiels war Josef Uridil, der die ersten drei der vier Rapid-Treffer erzielte. Im Abstiegskampf blieb indes Neuling Admira auf der Strecke. Der Verband der Arbeiter- und Soldatensportvereinigungen erwirkte bei seiner Generalversammlung, dass die Jedleseer in der Ersten Klasse bleiben konnten. So gab es mit dem Zweitligameister Hakoah im kommenden Jahr 13 erstklassige Vereine.

Abschlusstabelle

Bearbeiten
Vereine der Österreichischen Fußballmeisterschaft 1919/20
Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. SK Rapid Wien (M, C)  22  15  3  4 071:290 2,45 33
 2. Wiener Amateur-SV  22  14  5  3 055:240 2,29 33
 3. Wiener Sport-Club  22  13  4  5 037:280 1,32 30
 4. Floridsdorfer AC  22  11  6  5 036:240 1,50 28
 5. SpC Rudolfshügel  22  11  3  8 042:300 1,40 25
 6. Wiener AC  22  8  6  8 031:360 0,86 22
 7. 1. Simmeringer SC EK1  22  8  5  9 039:440 0,89 21
 8. SC Wacker Wien  22  6  5  11 027:480 0,56 17
 9. ASV Hertha Wien  22  6  4  12 024:330 0,73 16
10. First Vienna FC 1894 EK2 (N)  22  4  7  11 036:470 0,77 15
11. Wiener Association FC  22  4  5  13 030:430 0,70 13
12. SK Admira Wien (N)  22  3  5  14 025:670 0,37 11
Stand: Endstand. Quelle: Austria Soccer,[1] Rapid-Archiv,[2] RSSSF[3]
EK1 
Simmering hatte bis Mai 1920 keinen eigenen Platz und trug die meisten seine Heimspiele auf dem Rennwegerplatz, der für Bewerbsspiele zu klein war, oder beim Gegner aus
EK1 
Die Hohe Warte wurde bis Ende 1919 abgetragen, deshalb musste die Vienna ihre Heimspiele beim Gegner austragen.
Legende für die Erste Klasse
  • Österreichischer Meister
  • kein Absteiger, da Erster Weltkrieg
  • (M) Österreichischer Meister 1918/19
    (C) Niederösterreichischer-Cup-Sieger 1918/19
    (N) Neuaufsteiger der Saison 1918/19
    Aufsteiger

    Torschützenliste

    Bearbeiten
    Tore Spieler Verein
    1. 23 Tore Osterreich  Ernst Winkler SpC Rudolfshügel
    2. 20 Tore Osterreich  Franz Hansl Wiener Amateur-SV
    Osterreich  Josef Uridil SK Rapid Wien
    4. 18 Tore Ungarn  Kálmán Konrád Wiener Amateur-SV
    18 Tore Osterreich  Gustav Wieser SK Rapid Wien
    Quelle: Austria Soccer[4]

    siehe auch Liste der besten Torschützen Österreichs

    Die Meistermannschaft

    Bearbeiten
    SK Rapid Wien

    Hans Baron, Eduard Bauer, Josef Brandstetter, Vinzenz Dittrich, Leopold Grundwald, Engelbert Klein, August Kraupar, Heinrich Körner, Richard Kuthan, Leopold Nitsch, Gustav Putzendopler, Karl Putzendopler, Franz Rölle, Rudolf Rupec, Franz Schediwy, Sittler, Friedrich Stach, Tomsche, Josef Uridil, Gustav Wieser, Karl Wondrak
    Sektionsleiter: Dionys Schönecker

    Quelle: Austria Soccer[5]

    Zweite Leistungsstufe – Zweite Klasse (NFV)

    Bearbeiten
    Zweite Klasse (NFV) 1919/20
    Meister Hakoah Wien
    Absteiger SC Blue Star Wien
    Favoritner FC Vorwärts 06
    Mannschaften 15
    Spiele 196
    Tore 759 (ø 3,87 pro Spiel)

    Allgemeines

    Bearbeiten

    In der Zweiten Klasse spielten insgesamt 15 Mannschaften um den Aufstieg in die Erste Klasse, die während des gesamten Spieljahres je zweimal aufeinander trafen. Der Meister Hakoah Wien stieg in die Erste Klasse auf. SC Blue Star Wien und Favoritner FC Vorwärts 06 stiegen in die Zweite Klasse B ab. Beim Aufsteiger Germania Schwechat, der auf Anhieb Dritter wurde, spielten mit Adolf Fischera, Richard „Little“ Kohn, Engelbert König und Josef „Pepi“ Stürmer vier Alt-Internationale.

    Abschlusstabelle

    Bearbeiten
    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. Hakoah Wien  28  26  1  1 107:200 5,35 53
     2. Germania Schwechat (N)  28  22  3  3 092:190 4,84 47
     3. SC Red Star Wien ZK2  28  14  9  5 042:280 1,50 37
     4. Nußdorfer AC  28  16  4  8 059:410 1,44 36
     5. SC Donaustadt  28  13  4  11 053:470 1,13 30
     6. Favoritner FK Sturm  28  12  2  14 053:620 0,85 26
     7. FC Ostmark ZK3 (N)  28  12  2  14 051:600 0,85 26
     8. Wiener Sportfreunde (N)  28  11  4  13 041:430 0,95 26
     9. SK Slovan Wien ZK1  27  9  7  11 040:390 1,03 25
    10. Ottakringer SC (N)  28  9  5  14 057:680 0,84 23
    11. Vienna Cricket and Football-Club (N)  28  9  4  15 033:550 0,60 22
    12. Wiener Bewegungsspieler (N)  28  7  6  15 044:580 0,76 20
    13. SC Ober St. Veit ZK1  27  5  7  15 027:600 0,45 17
    14. SC Blue Star Wien ZK1 (N)  27  6  4  17 032:790 0,41 16
    15. Favoritner FC Vorwärts 06 ZK1 (N)  27  4  4  19 028:800 0,35 12
    Stand: Endstand. Quelle: Austria Soccer,[6] RSSSF[3]
    ZK1 
    Über die Spiele Ober. St. Veit gegen Slovan und Vorwärts gegen Blue Star gibt es kein Resultat. Aus bekannten, fehlerhaften Endtabellen lässt sich ein Sieg von Ober St. Veit bzw. Blue Star ableiten.
    ZK2 
    Rot Stern wurde wieder in Red Star umbenannt.
    ZK3 
    Der FC Ostmark wurde für drei Wochen vom Verband suspendiert alle Spieler, die Spiele wurden alle mit 0:3 gewertet und nach Revision des Urteils neu angesetzt.
    Legende für die Zweite Klasse
  • Meister und Aufstieg in die Erste Klasse
  • Abstieg in die Absteiger in die 3. Klasse
  • (N) Neuaufsteiger der Saison 1918/19
    Aufsteiger

    Meisterschaften in den Bundesländern

    Bearbeiten

    Nachdem bereits 1909 erste Versuche einer Installierung jährlich ausgespielter Landesmeisterschaften in Tirol und Vorarlberg keine Wiederholung fand, etablierten sich, beginnend mit dieser Saison, eigene Meisterschaften der österreichischen Bundeslandverbände. In dieser Saison wurde erstmals in Oberösterreich eine Meisterschaften abgehalten, wobei diese nach Saisonende annulliert wurde. Grund dafür waren Proteste der teilnehmenden Mannschaften gegen den vermeintlichen ersten Meister SK Vorwärts Steyr, der gegen Ende der Saison in mehreren Spielen unberechtigte (gesperrte) Spieler einsetzte. Auch wenn die offizielle Landesmeisterschaft Oberösterreichs damit erstmals in der Saison 1920/21 ausgetragen wurde, zeigt sich aus sporthistorischer Sicht diese erste, für ungültig erklärte Saison, interessant.

    Burgenland

    Bearbeiten

    Im Burgenland wurde keine Meisterschaft abgehalten.[7]

    Kärnten

    Bearbeiten

    In Kärnten wurde keine Meisterschaft abgehalten.[8]

    Landesmeisterschaft Niederösterreich

    Bearbeiten

    In von Niederösterreich wurde die Meisterschaft in eine Provinz-Gruppe Süd und eine Provinz-Gruppe Nord ausgetragen. In der Provinz-Gruppe Süd gewann der ASK Liesing, in der Provinz-Gruppe Süd liegt keine Abschlusstabelle vor.

    Provinz-Gruppe Süd
    Abschlusstabelle
    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. ASK Liesing  6  4  2  0 019:400 4,75 10
     2. VfB Union Mödling  6  4  1  1 032:600 5,33 09
     3. 1. SC Wiener Neustadt  6  3  1  2 020:500 4,00 07
     4. SV Atzgersdorf  5  2  0  3 006:900 0,67 04
     5. Badener AC  5  2  0  3 006:150 0,40 04
     6. 1. Guntramsdorfer SV  5  0  1  4 003:220 0,14 01
     7. SC Neunkirchen  5  0  1  4 002:270 0,07 01
    −. SK Fischamend LNÖ1
    Stand: Endstand. Quelle: NFV,[9] RSSSF[10]
    LNÖ1 
    Alle Spiele von SK Fischamend wurden annulliert.
    Legende für die Landesmeisterschaft Niederösterreich
  • Meister der Landesmeisterschaft Niederösterreich
  • Abstieg in die untere Spielklasse
  • Aufsteiger

    Oberösterreicher 1. Klasse (1. Turnier)

    Bearbeiten

    Meister in der Oberösterreicher 1. Klasse wurde der SK Vorwärts Steyr.

    Abschlusstabelle
    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. SK Vorwärts Steyr  6  5  1  0 020:500 4,00 11
     2. Welser SC 1912  6  4  1  1 018:100 1,80 09
     3. Linzer ASK  6  1  0  5 011:170 0,65 02
     4. SV Urfahr Linz  6  1  0  5 006:230 0,26 02
    Stand: Endstand. Quelle: OFV,[11] RSSSF[12]
    Legende für die Oberösterreicher 1. Klasse
  • Meister der Oberösterreicher 1. Klasse und Umstieg Liga Oberösterreich-Salzburg
  • Umstieg in die Liga Oberösterreich-Salzburg
  • Salzburg

    Bearbeiten

    In Salzburg wurde keine eigene Meisterschaft abgehalten. Ab 1920/21 veranstalteten Oberösterreich und Salzburg eine Meisterschaft.[13]

    Steiermark Meisterschaft (Qualifikation)

    Bearbeiten

    In der Steiermark kam nur eine Meisterschaft der zweiten Klasse zur Austragung, da es mit in der ersten Klasse nur zwei Vereine eingestuft wurden:

    2. Klasse
    Abschlusstabelle
    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. AAS Graz  12  9  2  1 038:150 2,53 20
     2. Amateure Graz  12  8  2  2 052:160 3,25 18
     3. Hakoah Graz  12  8  2  2 031:110 2,82 18
     4. Weiße Elf Gösting  12  4  1  7 021:430 0,49 09
     5. Germania Graz  12  3  2  7 014:400 0,35 08
     6. Grazer Sport Klub  12  3  0  9 019:350 0,54 06
     7. Rapid Graz  12  2  1  9 019:370 0,51 05
    Stand: Endstand. Quelle: RSSSF[14]
    Legende für die 2. Klasse Steiermark
  • Meister und Aufstieg in die 1. Klasse
  • Abstieg in die untere Spielklasse bzw. Auflösung des Vereines
  • Aufsteiger

    Tiroler A-Klasse (Qualifikation)

    Bearbeiten

    Folgende Mannschaft sind für die Tiroler A-Klasse der Saison 1920/21.[15] qualifiziert:

    Qualifikation zur Fußballmeisterschaft 1920/21

    Folgende Mannschaften nahmen teil:

    Qualifikation
    Runde 1, 14. September 1919
    Studenten FC Innsbruck 3:0 FC Wacker Innsbruck III
    FC Wacker Innsbruck II 8:0 ATuS Innsbruck
    Innsbrucker SV II 9:1 FC Germania Innsbruck
    FC Rapid Innsbruck II 2:1 FC Veldidena Innsbruck
    Runde 2, 21. September 1919
    FC Wacker Innsbruck II (TK1) 3:1 (TK1) Innsbrucker SV II
    FC Rapid Innsbruck II 4:3 Studenten FC Innsbruck
    (TK1) 
    FC Innsbrucker SV II protestiere erfolgreich gegen das Qualifikationsergebnis gegen FC Wacker Innsbruck II und kann an der A-Liga der Saison 1920/21 teilnehmen.

    Vorarlberg

    Bearbeiten

    In Vorarlberg wurde keine Meisterschaft abgehalten.[16]

    Bearbeiten

    Literatur

    Bearbeiten
    • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsportes in Österreich, Verlag Rudolf Traunau, Wien 1951
    • Karl Kastler: Fußballsport in Österreich, Von den Anfängen bis in die Gegenwart, Trauner, Linz 1972
    • Josef Huber: Tagebuch des Jahrhunderts, Fußball-Österreich von 1901 bis 2000, Verlag Wolfgang Drabesch, Wien 2000

    Einzelnachweise

    Bearbeiten
    1. Österreich 1 (1.Klasse) NÖ Fußballverband 1919/20. In: austriasoccer.at. Abgerufen am 1. Februar 2018.
    2. Rapid Archiv, Meisterschaft 1919/20. In: rapidarchiv.at. Abgerufen am 1. Februar 2018.
    3. a b Austria Final League Tables (First and Second Level), Austria 1919/20. In: rsssf.org. Abgerufen am 1. Februar 2018 (englisch).
    4. Statistik Ö1 (1.Klasse) NÖ Fußballverband 1919/20, Torschützen (Top 10). In: austriasoccer.at. Abgerufen am 1. Februar 2018.
    5. Statistik Ö1 (1.Klasse) NÖ Fußballverband 1919/20, SK Rapid Wien. In: austriasoccer.at. Abgerufen am 1. Februar 2018.
    6. Österreich 2 (2. Klasse) NÖ Fußballverband 1919/20. In: austriasoccer.at. Abgerufen am 1. Februar 2018.
    7. Austria Final League Tables Burgenland 1945-1960. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).
    8. Austria – Kärnten – List of Champions. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).
    9. NOeFV, Saison 1919/20, 1. Klasse Niederösterreich. In: noefv.at. Abgerufen am 11. Juni 2016.
    10. Austria Final League Tables Niederösterreich 1913–1960, Saison 1919/20. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).
    11. OFV, Saison 1919/20. In: ofv.at. Abgerufen am 11. Juni 2016.
    12. Austria Final League Tables Oberösterreich 1919–1960, Saison 1919/20. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).
    13. Austria Final League Tables Salzburg 1920-1960, Saison 1922/23. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).
    14. Austria – Steiermark – List of Champions, Saison 1919/20. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).
    15. Austria – Tirol – List of Champions, Saison 1919/20. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).
    16. Austria Final League Tables Vorarlberg 1920-1960. In: rsssf.org. Abgerufen am 11. Juni 2016 (englisch).