Abbendorf (Diesdorf)
Abbendorf ist ein Ortsteil des Fleckens Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Abbendorf Flecken Diesdorf
| ||
---|---|---|
Koordinaten: | 52° 45′ N, 10° 54′ O | |
Höhe: | 52 m | |
Fläche: | 7,84 km²[1] | |
Einwohner: | 154 (31. Dez. 2023)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 20 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1991 | |
Postleitzahl: | 29413 | |
Vorwahl: | 03902 | |
Lage von Abbendorf in Sachsen-Anhalt
| ||
Dorfkirche Abbendorf
|
Geographie
BearbeitenAbbendorf, ein Dorf mit Kirche, liegt zwei Kilometer östlich von Diesdorf in der Altmark. Im Süden von Abbendorf fließt der Nonnenbach, der im Osten in den Molmker Bach übergeht. Das Dorf ist umgeben vom Landschaftsschutzgebiet Salzwedel-Diesdorf.
Nachbarorte sind Diesdorf im Westen, Fahrendorf im Nordosten, Hohenböddenstedt im Osten, Dankensen im Süden und Mehmke im Südwesten.[3]
Geschichte
BearbeitenMittelalter bis Neuzeit
BearbeitenAbbendorf, ursprünglich als Rundplatzdorf (Rundling) erbaut,[1] wurde erstmals im Jahre 1160 als Abbanthorp in einer Schenkung an das Kloster Diesdorf erwähnt.[4] Weitere Nennungen sind 1242 Abbenthorp, 1289 villa abbendorf und 1330 Abbendorpe.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Appendorp aufgeführt, das mit der Mühle zum Kloster Diesdorf gehörte.[5]
Im Jahre 1687 heißt es Abbendorff[1] und schließlich 1804 Abbendorf, ein Dorf mit zwei Schmieden, zwei Rademachern, einer Wassermühle an der Molmke und Hopfenanbau.[6] Die Wassermühle am Molmker Bach befand sich am östlichen Dorfausgang.[7]
Im Jahre 1953 wurde eine erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Ethel und Julius Rosenberg“ gegründet.[1]
In den Jahren 1981 bis 1987 wurde die alte Abbendorfer Dorfschmiede aus dem Jahr 1697 abgebaut, um sie in das Freilichtmuseum Diesdorf umzusetzen.[8] 1986 fand ein Museumsmitarbeiter ein Steinbeil aus grauem Felsgestein, das direkt an der Esse mit eingemauert worden war.[9]
Wüstung Römke
BearbeitenDie Wüstung Römke (auch Römbke) liegt zwei Kilometer nördlich von Abbendorf am Waldrand[7] und war ursprünglich eine Kolonie, die möglicherweise auf einer bestehenden Wüstung angelegt worden war.[10]
Herkunft des Ortsnamens
BearbeitenJürgen Udolph führt den Ortsnamen auf den altsächsischen Personennamen „Abbo“ und einer altsächsischen Form für „Dorf“ zurück.[11]
Eingemeindungen
BearbeitenUrsprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam die Gemeinde 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]
Am 20. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Dankensen und Hohenböddenstedt aus dem Landkreis Salzwedel eingegliedert.[12] Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Abbendorf zum Kreis Salzwedel. Am 1. Januar 1974 wurde Peckensen aus dem Kreis Salzwedel eingemeindet. Am 1. Januar 1991 wurde Abbendorf zusammen mit Waddekath nach Diesdorf eingemeindet.[13]
Einwohnerentwicklung
Bearbeiten
|
|
|
|
Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1981[1]
Religion
Bearbeiten- Die evangelische Kirchengemeinde Abbendorf, die früher zur Pfarrei Diesdorf gehörte,[18] wird heute betreut vom Pfarrbereich Diesdorf im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für die Pfarrei Diesdorf stammen aus dem Jahre 1815.[20]
- Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[21]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenKirche
BearbeitenDie evangelische Dorfkirche Abbendorf ist ein stattlicher Backsteinsaal von 1875, möglicherweise nach Plänen von Friedrich August Stüler. Vom mittelalterlichen Vorgängerbau aus Feldstein wurde der Chor mit 7⁄12-Schluss übernommen, jedoch erhöht und mit neuen Fenstern. Bereits die ursprünglichen Öffnungen sind spitzbogig mit Backsteinlaibungen ausgeführt. Im Innern sind in Chor und Schiff Kreuzrippengewölbe mit Birnstabrippen eingezogen, der breitere spitzbogige Triumphbogen ist noch mittelalterlich.
Das Hauptstück der Ausstattung ist ein Schnitzaltarretabel vom Ende des 15. Jahrhunderts, das 1971 restauriert wurde. Es zeigt im Schrein die Mondsichelmadonna und seitlich vier Reliefs aus dem Marienleben, in den Flügeln die zwölf Apostel. Vermutlich gleichzeitig sind ein kleiner Kruzifixus und eine trauernde Maria entstanden, die über dem Schrein angebracht waren. Zwei beaachtenswerte Schnitzfiguren vom Anfang des 16. Jahrhunderts stellen ein kleines Vesperbild und einen unterlebensgroßen Christophorus dar. Die hölzerne Kanzel mit einer hölzernen Stützsäule ist auf das Jahr 1734 datiert. Die Sandsteintaufe, die Orgel und das schlichte Gestüht stammen aus dem 19. Jahrhundert.[22]
Kriegerdenkmal
BearbeitenDas 1921 errichtete Kriegerdenkmal, ein großer Findling, wurde 2005 im Rahmen der Dorferneuerung saniert und um eine Gedenktafel für die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges ergänzt.[23]
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenDer größte Betrieb im Ort ist die Agrar-Erzeugergemeinschaft Abbendorf. Die Genossenschaft entstand im Jahre 1990 aus der LPG (T) „Altmark“ Abbendorf.[23][24]
Verkehrsanbindung
BearbeitenDurch den Ort führt die Landesstraße 11.
Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel.[25]
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 3–7, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 140 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 324, 1. Abbendorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Bearbeiten- Abbendorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 3–7, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
- ↑ Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 394 (Digitalisat).
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 406 (uni-potsdam.de ( vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 365 (Digitalisat ).
- ↑ a b Meßtischblatt 67, 1:25.000, Abbendorf. Reichsamt für Landesaufnahme, 1873, abgerufen am 3. Oktober 2021.
- ↑ Freilichtmuseum Diesdorf: Schmiede aus Abbendorf. 31. Januar 2021, abgerufen am 3. Oktober 2021.
- ↑ Hartmut Bock: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Band 1. Von der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. „Donnerkeile“ als Blitzschutz. Vom Aberglauben um das Steinbeil. Hrsg.: Hartmut Bock. Band 7. dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-35-4, S. 76–77.
- ↑ Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1799, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 35–38.
- ↑ Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360–362 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 140 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
- ↑ a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
- ↑ Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Diesdorf. In: ekmd.de. Abgerufen am 15. April 2023.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 13 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 15. April 2023.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 1.
- ↑ a b Kleiner geschichtlicher Abriss von Abbendorf. Flecken Abbendorf, archiviert vom am 4. Oktober 2021; abgerufen am 15. April 2023.
- ↑ Genossenschaftregister des Amtsgerichts Stendal. Agrar-Erzeugergemeinschaft Abbendorf eG. In: handelsregister.de. Abgerufen am 23. April 2023.
- ↑ PVGS Altmarkkreis Salzwedel. In: pvgs-salzwedel.de. Abgerufen am 15. Mai 2023.