Reddigau

Ortsteil der Gemeinde Flecken Diesdorf

Reddigau ist ein Ortsteil des Fleckens Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Reddigau
Flecken Diesdorf
Koordinaten: 52° 46′ N, 10° 49′ OKoordinaten: 52° 46′ 20″ N, 10° 48′ 55″ O
Höhe: 81 m ü. NHN
Fläche: 8,37 km²[1]
Einwohner: 73 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 9 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Eingemeindet nach: Neuekrug
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 03902
Reddigau (Sachsen-Anhalt)
Reddigau (Sachsen-Anhalt)
Lage von Reddigau in Sachsen-Anhalt

Geographie

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Das Dorf Reddigau liegt vier Kilometer nordwestlich von Diesdorf in der Altmark. In der Nähe von Reddigau hat die Dumme, der Hauptzufluss der Salzwedeler Dumme, ein linker Nebenfluss der Jeetze, ihre Quelle. Das Landschaftsschutzgebiet Salzwedel-Diesdorf beginnt östlich des Dorfes.[3]

Nachbarorte sind Neuekrug im Westen, Höddelsen im Norden, Schadeberg im Osten, sowie Schadewohl und Bergmoor im Südosten.

Nachbarort auf niedersächsischer Seite ist Lüben, ein Stadtteil von Wittingen.

Geschichte

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Mittelalter bis Neuzeit

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Reddigau war ursprünglich als Rundplatzdorf angelegt.[1] Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahre 1226 als villam Ridegowe als Werner von Medingen (Werneruf de Medinge) das Dorf an das Kloster Diesdorf verkaufte.[4] Weitere Nennungen sind 1231 villa Redegowe[5] und 1242 Redegowe.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Redigow aufgeführt, das dem Kloster Diesdorf gehört.[6] Im Jahr 1585 heißt es Reddegaw, 1687 Reddigow und schließlich 1804 Reddigau, ein Dorf mit 7 Halbbauern und einer Windmühle.[7]

Der Historiker Peter P. Rohrlach schreibt: „Die Behauptung einer Ersterwähung um 1161 von Hermes-Weigelt[8] ist unzutreffend.“[1]

Im Jahr 1745 gehörte das heutige Dorf Neuekrug zu Reddigau, der damalige Neue Krug ein Krug mit einer Windmühle. Im Jahr 1833 wird dort ein Vorwerk mit Mühle, in den Jahren 1871 und 1885 eine Kolonie Neuekrug genannt. In 1931 war die Kolonie Neuekrug dann ein Wohnplatz von Höddelsen.[1]

Bei der Bodenreform im Jahre 1946 wurden in Reddigau 379,2 Hektar enteignet und auf 59 Siedler aufgeteilt. Im Jahr 1948 wurden als Ergebnis der Bodenreform 43 Erwerber erwähnt, davon 17 Neusiedler. Im Jahr 1955 wurde die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Neues Leben“, in Neuekrug gegründet. Im Jahr 1986 wurden die LPG „Neues Leben“ mit Verwaltung in Neuekrug und ein „Offenstall Reddigau“ genannt.[1]

Am 3. Oktober 1961 wurde eine Familie aus Reddigau in eine andere Gegend im Bezirk Magdeburg zwangsausgesiedelt. Das geschah auch in vielen Nachbardörfern im damaligen Grenzgebiet.[9]

Von 1961 bis 1971 war die Grenzkompanie Reddigau ein Standort der Grenztruppen der DDR.[10]

Herkunft des Ortsnamens

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Ausgehend von 1226 ridegoue, 1231 redegowe hält Wilhelm Zahn den Namen für slawisch.[11] Dann könnte der erste Teil für einen Personennamen stehen wie „Radobyt, Reddebyt, Reddi“. Der Name hieße übersetzt „Redebytshaus“.[12] Aleksander Brückner leitet den Namen vom altslawischen Wort „radь“ für „froh“ ab.[13]

Wäre es ein deutscher Name, so könnte man ihn ableiten aus „ried“ und „gau, gan, gouwe“ für „Gegend, Land“. Ein Ried ist eine niedere Wiesenaue und eine mit Schilf und Sumpfgras bewachsene Gegend.[12]

Eingemeindungen

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Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam die Gemeinde 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

Am 20. Juli 1950 schlossen sich die Gemeinden Reddigau und Höddelsen zu einer neuen Gemeinde Neuekrug zusammen.[14]

Bis Ende 2009 war die Gemeinde Neuekrug mit ihren Ortsteilen Höddelsen, Neuekrug und Reddigau (mit den Ortslagen Reddigau-Ort und Reddigau-West) Mitgliedsgemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf-Diesdorf. Die Eingemeindung der Gemeinde Neuekrug nach Diesdorf erfolgte am 1. Januar 2010.

So kam der Ortsteil Reddigau am 1. Januar 2010 als Ortsteil zu Diesdorf.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1734 41
1774 46
1789 44
1798 50
1801 51
1818 49
Jahr Einwohner
1840 086
1864 142
1871 077
1885 115
1892 [00]136[11]
1895 150
Jahr Einwohner
1900 [00]157[11]
1905 173
1910 [00]207[11]
1925 227
1939 205
1946 299
Jahr Einwohner
2015 [00]91[15]
2018 [00]85[15]
2020 [00]85[16]
2021 [00]77[16]
2022 [00]75[17]
2023 [0]73[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Religion

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Die evangelischen Christen aus Reddigau gehören zur Kirchengemeinde Diesdorf, die zur Pfarrei Diesdorf gehörte[18] und die jetzt betreut wird vom Pfarrbereich Diesdorf im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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  • Der Friedhof Reddigau liegt südlich des nördlichen Teiles des Dorfes.[20]

Sagen aus Reddigau

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Friedrich Krüger berichtete 1841 über eine große Heide in der Feldmark Reddigau, Kriegerberg genannt. In der Nähe soll eine Schlacht stattgefunden haben, die gefallenen Krieger sollen dort unter mehreren Hügeln begraben worden sein. Südlich davon liegt der Wallring Damborg. Hier sollen zwei Mönchen gewohnt haben, die in der Kriegszeit nach Reddigau flüchteten. Zwei Bauern nahmen sie auf. Zum Dank schenkten ihnen die Mönche eine Wiese, die 1841 Mönchswiese hieß.[21]

Drei Kilometer südwestlich von Reddigau dicht an der Grenze nach Niedersachsen und zur Gemarkung Waddekath liegen die Holzwiesen, auch Erdgasgebiet genannt.[3][22] Alfred Pohlmann zufolge soll dort der Sage nach der alte Wallring namens Dammborg zu finden sein, worauf in früheren Zeiten ein altes Schloss gestanden haben soll. Hier zeigt sich ein Kobold als Kind im roten Röckchen, das zuweilen auch die Gestalt von Tieren annimmt.[23]

Literatur

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  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1753–1755, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 141 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 344, 133. Reddigau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1753–1755, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 90–91 (Digitalisat).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 399 (Digitalisat).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 406 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 383 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D405~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 344, 133. Reddigau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Rainer Potratz: Erinnern! Aufgabe, Chance, Herausforderung. Aktion „Neues Leben“. Die Zwangsaussiedlungen aus dem Grenzgebiet der DDR im Bezirk Magdeburg an der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1961. Hrsg.: Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. Februar 2016, ISSN 2194-2307 (stgs.sachsen-anhalt.de (Memento vom 12. Februar 2018 im Internet Archive) [PDF]).
  10. Grenzkompanie Reddigau - Grenzregiment - 21 Beetzendorf (Magdeburg) - Spurensuche 33 Jahre später. 21. April 2021, abgerufen am 24. April 2023.
  11. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 141 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  12. a b Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 23.
  13. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 79, 48 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11381473~SZ%3D85~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  14. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Halle (Saale) 1950, S. 278, Abs. 14 (PDF).
  15. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  16. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  17. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Diesdorf. In: ekmd.de. Abgerufen am 23. April 2023.
  20. Grabsteine Friedhof Reddigau-Neuekrug (Diesdorf). In: grabsteine.genealogy.net. Abgerufen am 10. März 2018.
  21. Friedrich Krüger, Johann Friedrich Danneil: Altmärkische Sagen und Gewohnheiten. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1858, S. 26–27, 13. Reddigau (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013289~SZ%3D26~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  22. Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, 2003
  23. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 43–44, Das rotröckige Kind auf der Dammborg (archive.org).