Ettenheim

Stadt in Deutschland
(Weitergeleitet von Aussichtsturm Windkraft)

Ettenheim ist eine Stadt im Süden des Ortenaukreises in Baden-Württemberg im Regierungsbezirk Freiburg. Zum 1. Oktober 2022 wurde der Stadt der Namenszusatz Barockstadt verliehen.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Ettenheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Ettenheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 15′ N, 7° 49′ OKoordinaten: 48° 15′ N, 7° 49′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Ortenaukreis
Höhe: 193 m ü. NHN
Fläche: 48,8 km2
Einwohner: 13.985 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 287 Einwohner je km2
Postleitzahl: 77955
Vorwahlen: 07822, 07826 (einzelne Höfe)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: OG, BH, KEL, LR, WOL
Gemeindeschlüssel: 08 3 17 026
Stadtgliederung: 6 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rohanstraße 16
77955 Ettenheim
Website: www.ettenheim.de
Bürgermeister: Bruno Metz
Lage der Stadt Ettenheim im Ortenaukreis
KarteFrankreichLandkreis RastattBaden-BadenLandkreis CalwLandkreis EmmendingenLandkreis FreudenstadtRheinau (Baden)Lauf (Baden)SasbachLandkreis RastattLandkreis RottweilSchwarzwald-Baar-KreisAchernAchernAchernAppenweierBad Peterstal-GriesbachBerghauptenBiberach (Baden)DurbachEttenheimFischerbachFriesenheim (Baden)GengenbachGutach (Schwarzwaldbahn)Haslach im KinzigtalHausachHofstetten (Baden)HohbergHornbergKappel-GrafenhausenKappel-GrafenhausenKappelrodeckWillstättKehlKehlKippenheimKippenheimKippenheimLahr/SchwarzwaldLauf (Baden)Lauf (Baden)Lautenbach (Ortenaukreis)MahlbergMahlbergMahlbergMeißenheimMühlenbach (Schwarzwald)Neuried (Baden)NordrachOberharmersbachOberkirch (Baden)Oberkirch (Baden)Oberkirch (Baden)Oberkirch (Baden)OberwolfachOffenburgOhlsbachOppenauOrtenberg (Baden)Ottenhöfen im SchwarzwaldRenchenRenchenRingsheimRingsheimRust (Baden)Rheinau (Baden)Rheinau (Baden)Rheinau (gemeindefreies Gebiet)SasbachSasbachSasbachSasbachwaldenSchuttertalSchutterwaldSchwanauSeebach (Baden)Seelbach (Schutter)Steinach (Ortenaukreis)WillstättWillstättWolfachZell am Harmersbach
Karte

Geografie

Bearbeiten

Ettenheim liegt am Übergang von der Rheinebene zum Schwarzwald und ist die südlichste Stadt des zur Rheinebene zählenden Teils des Ortenaukreises. Freiburg im Breisgau liegt rund 35 km südlich, die Kreisstadt Offenburg rund 30 km nördlich, das französische Straßburg rund 45 km nördlich. Durch Ettenheim fließt der Ettenbach.

Etwa 8 km westlich von Ettenheim liegt mit dem Europa-Park bei Rust der größte Freizeitpark Deutschlands.

Nachbargemeinden

Bearbeiten

Im Norden grenzt Ettenheim an Kippenheim, im Nordwesten liegt die Stadt Mahlberg. Westlich von Ettenheim liegt Kappel-Grafenhausen. Südlich von Ettenheim liegen die Gemeinden Ringsheim und Herbolzheim (Landkreis Emmendingen) und im Osten Schuttertal, zudem unbewohnte Waldexklaven von Kappel-Grafenhausen und Ringsheim.

Stadtgliederung

Bearbeiten

Zu Ettenheim gehören die ehemals selbstständigen Gemeinden Altdorf, Ettenheimmünster, Münchweier und Wallburg. Zur Stadt Ettenheim in den Grenzen von 1970 gehören die Stadt Ettenheim, das Dorf Ettenheimweiler, die Höfe Fuchsmühle, Holzmühle und Riedmühle und die Wohnplätze Am Zollhaus, An der Landstraße, Mittelmühle und Sägmühle. Zur ehemaligen Gemeinde Ettenheimmünster gehören das Dorf St. Landelin, die Weiler Hintertal, Sägerreute und Untertal, die Zinken Dörlinbachergrund, Lautenbach, Löhle und Schweighausenergrund und das Gehöft Bürkenberg (Schneiderhof). Zu den ehemaligen Gemeinden Münchweier, Wallburg und Altdorf gehören jeweils nur die gleichnamigen Dörfer. Im Stadtteil Ettenheim lagen die abgegangenen Ortschaften Gisenburg und Heidenkeller. Im Stadtteil Münchweier lag die abgegangene Ortschaft Burbach.[3]

Ettenheim bei Lahr/Schwarzwald 2015–2020
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
50
 
5
0
 
 
40
 
8
0
 
 
35
 
13
2
 
 
60
 
17
5
 
 
80
 
21
10
 
 
65
 
25
14
 
 
45
 
28
16
 
 
45
 
28
15
 
 
45
 
22
11
 
 
45
 
16
7
 
 
50
 
10
4
 
 
40
 
7
2
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: weatheronline.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Ettenheim bei Lahr/Schwarzwald 2015–2020
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 2,8 4,0 7,4 11,2 15,2 19,7 21,8 21,1 16,5 11,7 6,9 4,6 11,9
Mittl. Tagesmax. (°C) 5,4 7,7 12,5 17,0 20,6 25,4 28,0 27,6 22,4 16,3 10,2 7,3 16,7
Mittl. Tagesmin. (°C) 0,2 0,4 2,4 5,4 9,8 14,1 15,5 14,6 10,5 7,0 3,6 1,9 7,2
Niederschlag (mm) 50 40 35 60 80 65 45 45 45 45 50 40 Σ 600
Sonnenstunden (h/d) 1,4 3,3 4,9 6,4 7,0 8,3 8,9 8,0 6,6 3,5 2,1 1,8 5,2

Geschichte

Bearbeiten

Bis zum 18. Jahrhundert

Bearbeiten

Das Gebiet um Ettenheim war schon früh besiedelt. Bei der Erschließung eines Neubaugebietes wurden zwei Gräber mit Skeletten gefunden, deren Grabbeigaben der Glockenbecherkultur zuzurechnen sind, also aus der Zeit zwischen 2500 und 2000 v. Chr. stammen. Zuvor schon waren Funde aus der Keltenzeit (1000 bis 600 v. Chr.) gemacht worden.[4]

Die erste urkundliche Erwähnung Ettenheims ist im Verbrüderungsbuch des Klosters St. Gallen zwischen 810 und 900 zu finden. Als Gründer Ettenheims gelten der elsässische Herzog Ettiko II., der im Jahre 712 starb, oder sein Sohn Eddo, ein bedeutender Straßburger Bischof, der das Kloster Ettenheimmünster wieder errichtete. Ettenheim war bis 1803 Amtsstadt der Straßburger Bischöfe. Viele architektonische Zeugnisse stammen aus dieser Zeit.

Ettenheim gehörte ab dem Mittelalter zum Hochstift Straßburg und erhielt im 12. Jahrhundert das Marktrecht. Dem Marktflecken wurde 1302/1304 unter Bischof Friedrich I. von Straßburg und König Albrecht das Stadtrecht verliehen. Das 15. Jahrhundert war für Ettenheim eine wirtschaftliche Blütezeit. Der Ettenheimer Kirchenherr war der reichste im Kapitel Lahr/Ettenheim. Das Spital in der heutigen Innenstadt entstand 1452 durch eine Stiftung. Es diente als Pfründnerheim und Krankenhaus und unterstützte Arme, Obdachlose und Schulkinder. Das alte Gebäude wurde 1781 abgebrochen und 1786 neuaufgebaut. Das 16. Jahrhundert brachte unruhige Zeiten für die Ettenheimer Bevölkerung. Im Jahr 1525 empörten sich im Bauernkrieg die Bauern rings um die Stadt.

Das heute noch erhaltene barocke Ortsbild Ettenheims ist das Ergebnis einer nahezu 150-jährigen Bautätigkeit, die bald nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges begonnen hatte und mit der Fertigstellung der Pfarrkirche 1772 und deren Einweihung im Jahre 1782 zu Ende ging. Dieser Stadtanlage ging die vollständige Zerstörung in jenem Krieg voraus. Am 5. September 1637 ließ Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, der auf schwedischer Seite und im Dienste Frankreichs gegen die kaiserlichen Truppen unter General Johann von Werth kämpfte, die mittelalterliche Stadt niederbrennen. Übrig blieb neben einigen wenigen Häusern nur der mittelalterliche Grundriss der Stadt, auf dem nach und nach der barocke Wiederaufbau vonstattenging. Der neue Landherr, Kardinal Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1734–1803), 1777 Großalmosenier von Frankreich, war 1785 in Paris in die „Halsbandaffäre“ verwickelt und angeklagt, 1786 aber wieder eingesetzt und 1789 in Ettenheim feierlich empfangen. Er lebte in Schloss Ettenheim bis zu seinem Tod 1803 und wurde im Chor der barocken Pfarrkirche St. Bartholomäus in Ettenheim bestattet. Die dreizehn unruhigen Jahre seines Exils in Ettenheim prägen seither das Bild und Selbstverständnis der „Rohanstadt“.

Im Jahr 1802 wurde in Ettenheim der Bourbon Louis Antoine Henri de Bourbon-Condé, duc d’Enghien verhaftet und nach Paris verbracht.

Die bis heute bestehende Seilerei Frey wurde 1780 gegründet.

19. bis 21. Jahrhundert

Bearbeiten

Mit der Säkularisation aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses kam der Ort 1803 zum Kurfürstentum Baden.

Etwas mehr als ein Jahr nach dem Tod des Kardinals trat das kleine Ettenheim für eine kurze Zeit ins Rampenlicht der großen politischen Öffentlichkeit. In Ettenheim lebte auch die letzte Hoffnung der Anhänger der Monarchie in Frankreich, der Herzog von Enghien, ein Bourbonen-Nachfahre. Er wurde hier auf Befehl Napoleons in der Nacht zum 15. März 1804 entführt, was einen eklatanten Bruch der Souveränität des damaligen Staates Baden darstellte, und kurz darauf in Paris nach einem Schauprozess erschossen. Dieser Völkerrechtsbruch löste eine europaweite Empörung aus.

Im Jahre 1806 wurde das Kurfürstentum Baden zum Großherzogtum Baden erhoben. Eine folgende Verwaltungsreform machte 1809 die Stadt zum Sitz des gleichnamigen Bezirksamtes, das 1924 in das Bezirksamt Lahr eingegliedert wurde. Aus diesem entstand 1939 der Landkreis Lahr. Durch dessen Auflösung kam Ettenheim 1973 zum neugebildeten Ortenaukreis.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Synagoge in der Alleestraße beim Novemberpogrom 1938 zerstört. Seit 1969 erinnert eine Gedenktafel im Bürgersaal des Rathauses daran.[5]

Im Juli 2005 feierte Ettenheim seinen 700. Geburtstag als Stadt bzw. der Stadtrechte. Im historischen Stadtkern fand ein mehrtägiges Stadtfest statt.

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Ettenheims

Bearbeiten

Gegründet vom Fürstbischof Eddo aus Straßburg war Ettenheim über alle Jahrhunderte mit der Geschichte Straßburgs fest verbunden. So konnten sich auch – wie im gesamten Elsass – in Ettenheim Juden niederlassen. Sie brauchten dafür die Erlaubnis des Fürstbischofs, dem sie Schutzgeld bezahlen mussten („Schutzjuden“). Dadurch war aber auch der Zuzug von Juden streng reglementiert. In der Straßburger Zeit waren es in Ettenheim nie mehr als 5 Familien. Wie überall wurden sie nicht in die Handwerkszünfte aufgenommen, weshalb sie gezwungen waren, ihren Lebensunterhalt durch Handel zu verdienen (in Ettenheim vorwiegend durch kleine Kurzwaren- und Stoffgeschäfte). Obwohl die wenigen Juden in Ettenheim unter bescheidenen Verhältnissen lebten, wurden auch sie Opfer der Armledererhebung (um 1338). Aufwärts ging es mit der jüdischen Gemeinde Ettenheim erst nach dem Badisches Judenedikt, das 1831 die Niederlassungsfreiheit brachte und 1862 in die formale Gleichstellung der Juden auf politischer Ebene mündete. Die Gemeinde konnte sich entwickeln. 1881 wurde die Synagoge in der Alleestraße errichtet.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden den Juden auch in Ettenheim das Leben zur Hölle. In der Reichspogromnacht, am 9. November 1938, blieb es in Ettenheim ruhig. Aufgehetzt durch den nationalsozialistischen Bürgermeister, Eduard Seitz, verwüsteten Ettenheimer Bürger erst am nächsten Morgen die Synagoge und die Geschäfte sowie die Wohnungen der jüdischen Mitbürger. Nur mit Hilfe von Nachbarn konnten die Familien die Zeit danach überstehen, bis fast alle von ihnen im März 1939 Ettenheim verlassen hatten. Viele sind ausgewandert, vier Seniorinnen zogen in das jüdische Altersheim nach Gailingen, von wo sie wie alle anderen badischen Juden am 20. Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurden und dort den Tod fanden.

Im Jahr 2008 wirkten Ettenheimer Schüler bei dem Projekt „Mahnmal Neckarzimmern“ mit. Sie schufen Erinnerungssteine für die Altdorfer und Ettenheimer jüdische Gemeinde. Ein Erinnerungsstein steht vor dem Rathaus Altdorfs,[6] der andere vor dem Rathaus in Ettenheim.[7] Jeweils ein Duplikat wurde in der zentralen badischen Erinnerungsstätte in Neckarzimmern aufgestellt. 2020 verlegte der Künstler Gunter Demnig sechs Stolpersteine in Ettenheim. Im Jahr 1988 wurden alle ehemaligen Ettenheimer jüdischen Mitbürger von der Stadt Ettenheim eingeladen. Im selben Jahr hat der Historische Verein auch ein Gedenkbuch herausgegeben, in dem die Geschichte umfassend aufgearbeitet wurde (siehe Literaturliste).

Altdorf, heute ein Stadtteil von Ettenheim, hatte eine größere jüdische Gemeinde als Ettenheim. Die Juden prägten dort das Leben der Gemeinde viel umfassender mit einer großen Synagoge (heute eine Kunsthalle), einer koscheren Metzgerei und einer Matzenbäckerei.

Eingemeindungen

Bearbeiten
  • 1. Juli 1971: Wallburg[8]
  • 1. Dezember 1971: Münchweier und Ettenheimmünster[8]
  • 1. Januar 1975: Altdorf[9]

Wappen der ehemals selbständigen Gemeinden

 
Wallburg
 
Münchweier
 
Ettenheimmünster
 
Altdorf

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten

Die folgenden Einwohnerzahlen beziehen sich auf den jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg.[10]

 
Ettenheim: Bevölkerungsentwicklung
0Jahr0 Einwohnerzahl
1695 0.720
1805 2.500
1871 5.763
1880 5.934
1890 5.682
1900 5.981
1910 6.110
1925 5.996
1933 6.225
1939 6.547
1950 7.081
1956 7.651
1961 7.841
0Jahr*0 Einwohnerzahl
1966 08.288
1970 08.915
1975 09.330
1980 09.039
1985 09.159
1990 09.719
1995 11.247
2000 11.515
2005 11.935
2010 12.244
2015 12.837
2020 13.500

* ab 1975 jeweils am 31. Dezember

Religionen

Bearbeiten

Ab 1592 gewinnt kurzzeitig (bis etwa 1604) die Reformation in Ettenheim die Oberhand, so dass die Stadt vorübergehend evangelisch wird. Da sich jedoch die Gegenreformation vor Ort schließlich durchsetzen kann, ist die Stadt auch heute noch vorwiegend römisch-katholisch geprägt. Neben fünf katholischen Gemeinden gibt es in der Stadt inzwischen aber auch wieder eine landeskirchlich-evangelische und eine evangelisch-freikirchliche Baptistengemeinde.

Stadtrat

Bearbeiten
 
Rathaus Ettenheim

Der Stadtrat in Ettenheim besteht aus 26 Mitgliedern und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis.[11]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
40
30
20
10
0
33,7 %
27,3 %
20,4 %
18,6 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   2
   0
  −2
  −4
−2,4 %p
−0,2 %p
+1,8 %p
+0,7 %p
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 33,7 9 36,1 10
FW Freie Wähler 27,3 7 27,5 7
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 20,4 5 18,6 5
FL Freie Liste Ettenheim 18,6 5 17,9 5
gesamt 100,0 26 100,0 27
Wahlbeteiligung' 59,4 % 51,0 %

Städtepartnerschaften

Bearbeiten

Ettenheim unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Die Blasonierung des Ettenheimer Wappens lautet: „In Silber eine rote Burg mit offenem Tor und drei mit Kreuzen besteckten Türmen, deren mittlerer mit einer Flachkuppel, die äußeren mit Spitzhelmen; beiderseits anschließend abgewinkelte ungezinnte Mauerstücke.“

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Barockkirche in Ettenheim
 
Christuskirche Ettenheim
 
Kirche Münchweier im Weinbrenner-Stil
 
Kapelle St. Anna in Münchweier

Bauwerke

Bearbeiten

Ettenheim ist eine Barockstadt mit historischem Ortskern. Die Pfarrkirche St. Bartholomäus entstand unter Franz Joseph Salzmann und besitzt eine Orgel in einem historischen Gehäuse von Johann Ferdinand Balthasar Stieffell. Neben dem Ortskern von Ettenheim-Stadt sind besonders sehenswert das Gasthaus Adler in Altdorf, die Kirche im gleichen Ortsteil und die Wallfahrts- und Pfarrkirche Ettenheimmünster, ebenfalls ein Werk des Barockbaumeisters Franz Joseph Salzmann, die dem Landelin von Ettenheimmünster gewidmet ist. Die Klosterkirche und das Kloster, von Peter Thumb erbaut, existieren seit dem Abbruch im 19. Jahrhundert nicht mehr.

Auch Münchweier hat einen ansehnlichen Ortskern. Von der Topografie begünstigt wächst die für den Klassizismus in Baden typische Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz in die Höhe. Ihre bildhaften, schmuckarmen Fassaden berechnete der Architekt Hans Voß vor allem auf die monumentale Wirkung klar definierter Baukörper – in Münchweier stehen sie überdies in reizvollem Kontrast zu den umgebenden Fachwerkbauten. Die Architektur der 1828–1829 erbauten Kirche entspricht dem klassizistischen Formenkanon von Voß’ berühmtem Lehrer Friedrich Weinbrenner.

Im Gewölbekeller des früheren Amtsgefängnisses ist heute das Museum der Stadt untergebracht.

Windpark mit Aussichtsturm

Bearbeiten

Auf dem 486 m hohen Schindlenbühl östlich des Ortes befindet sich der Regio-Windpark Ettenheim mit dem 29 m hohen Aussichtsturm Windkraft, der über den „Windpark-Rundweg“ erreicht werden kann. Dieser Rundwanderweg beginnt am Wandererparkplatz „Brudergartenhütte“ zwischen den Ortsteilen Münchweier und Wallburg.[12]

Prinzengarten

Bearbeiten

Der Prinzengarten Ettenheim befindet sich gegenüber dem Ringsheimer Tor im Westen des historischen Stadtkerns und wird im Osten durch die Straße „Im Pfaffenbach“ und im Norden durch die „Thomasstraße“ begrenzt[13] Auf dem Gelände finden das ganze Jahr über Veranstaltungen statt. Der Enghien-Gartenpavillon ist ein Kulturdenkmal.

Heubergturm

Bearbeiten

Der Heubergturm ist ein 1969 vom Schwarzwaldverein errichteter 12,5 m hoher Aussichtsturm, der auf dem 282 Meter hohen Heuberg südwestlich des Ortes in den Weinbergen steht.[14] Er wurde 1997 renoviert sowie 2010 und 2011 sicherheitstechnisch angepasst. Seit Ende September 2011 sind an der Brüstung der Aussichtsplattform Panoramatafeln angebracht, die den 360-Grad-Panoramablick auf Vogesen, Kaiserstuhl, Schwarzwald und die Vorbergzone erläutern. Am Fuße des Turmes befindet sich ein Ausflugslokal.[15]

Infrastruktur

Bearbeiten

Von 1893 bis 1966 war Ettenheim durch die Lokalbahn Rhein–Ettenheimmünster an das Schienennetz angeschlossen. Heute ist eine Zuganbindung im Nachbarort Orschweier gegeben. Bei Ettenheim befindet sich die Anschlussstelle 57a der Bundesautobahn 5. Durch die Gemarkung von Ettenheim verläuft die Bundesstraße 3 (BuxtehudeWeil am Rhein).

Durch Ettenheim führt der Badische Weinradweg von Laudenbach über Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg nach Basel, der sieben der neun badischen Weinanbaugebiete miteinander verbindet.

Beim Ort liegt der Flugplatz Altdorf-Wallburg.

Gerichte

Bearbeiten

Ettenheim ist Sitz eines Amtsgerichts, das zum Bezirk des Landgerichtsbezirk Freiburg und zum Oberlandesgerichtsbezirk Karlsruhe gehört.

In der Kernstadt Ettenheim gibt es das August-Ruf-Bildungszentrum mit Grund-, Haupt- und Realschule, die Heimschule St. Landolin mit Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium, Sozialwissenschaftlichem Gymnasium und Realschule und das städtische Gymnasium Ettenheim.

Der Stadtteil Münchweier verfügt über ein Bildungshaus, in dem ein Kindergarten und eine Grundschule integriert sind, während es in Altdorf und Ettenheimmünster jeweils Grundschulen gibt. Außerdem gibt es fünf römisch-katholische und drei städtische Kindergärten sowie den Waldkindergarten in freier Trägerschaft.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Bearbeiten

Persönlichkeiten mit Bezug zu Ettenheim

Bearbeiten
  • Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1734–1803), Fürstbischof von Straßburg, plante ab 1790 von Ettenheim eine Konterrevolution in Frankreich.
  • Johannes Baptist Ferdinand (1880–1967), Heimatforscher und Ehrenbürger von Ettenheim
  • Kurt Bildstein (* 1928), Kunstmaler, Hans-Thoma-Preisträger, lebt seit seiner Kindheit in Ettenheim.
  • Helmut Rau (* 1950), Politiker (CDU) und ehemaliger Kultusminister von Baden-Württemberg, lebt im Ettenheimer Stadtteil Altdorf
  • Achaz Stehlin (1808–85), badischer Revolutionär, lebte und wirkte von 1845 bis 1849 in Ettenheim
  • Hansy Vogt (* 1967), TV-Moderator und Sänger der Band Feldberger, lebt in Ettenheim

Ehrenbürger der Stadt

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Martin Zeiller: Ettenheim. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Alsatiae etc. (= Topographia Germaniae. Band 3). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 18 (Volltext [Wikisource]).
  • Albert Köbele und Klaus Siefert: Ortssippenbuch Münchweier, Ortenaukreis, Baden. Lahr-Dinglingen: Albert Köbele Nachfolger 1996, 3. Auflage (= Badische Ortssippenbücher 9); Bearbeiteter Zeitraum 1584–1996.
  • Albert Köbele und Hans Scheer: Ortssippenbuch Altdorf. Stadt Ettenheim, Ortenaukreis in Baden. Grafenhausen: Köbele 1976 (= Badische Ortssippenbücher 37); Bearbeiteter Zeitraum 1591–1974.
  • C.H. Baer: Ettenheim. In: Max Wingenroth (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden, 6. Band, 1. Abteilung: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Freiburg Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg Land, Neustadt, Staufen und Waldkirch, Tübingen und Leipzig 1904, S. 249–252 Internet Archive.
  • Historischer Verein Mittelbaden, Mitgliedergruppe Ettenheim (Hrsg.): Schicksal und Geschichte der jüdischen Gemeinden 1938–1988. Ettenheim. Altdorf. Kippenheim. Schmieheim. Rust. Orschweier, 1. Auflage 1988.
Bearbeiten
Commons: Ettenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Ettenheim – Reiseführer

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Bekanntmachungen des Ministeriums des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen über die Genehmigung von sonstigen Bezeichnungen v. 1. September 2022 – Az.: IM2-2200-6/1, GABl. BW (2022), S. 819.
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 306–311
  4. Badische Zeitung (Freiburg im Breisgau), 6. Februar 2013
  5. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band I, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 33.
  6. Altdorf, auf mahnmal-neckarzimmern.de
  7. Ettenheim, auf mahnmal-neckarzimmern.de
  8. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 498 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 514 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  10. Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1871 bis 2013 (Memento vom 11. September 2014 im Webarchiv archive.today)
  11. Gemeinderatswahlen 2019 – Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Abgerufen am 2. Februar 2023.
  12. Aussichtsturm Windkraft auf der Website der Stadt Ettenheim
  13. Lage des Prinzengartens innerhalb der Altstadt Google Maps.
  14. Heubergturm. In: alemannische-seiten.de. Abgerufen am 31. Januar 2021.
  15. Heubergturm. In: schwarzwald-tourismus.info. Abgerufen am 31. Januar 2021.