Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben

Kantate von Johann Sebastian Bach
(Weitergeleitet von BWV 102)

Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben, BWV 102, ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach, geschrieben 1726 in Leipzig für den zehnten Sonntag nach Trinitatis, den 25. August 1726.

Bachkantate
Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben
BWV: 102
Anlass: 10. Sonntag nach Trinitatis
Entstehungsjahr: 1726
Entstehungsort: Leipzig
Gattung: Kantate
Solo: A,T,B
Chor: S,A,T,B
Instrumente: Fl; Ob; Str; BC
Text
unbekannt
Liste der Bachkantaten

Geschichte und Text

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Die Kantate aus Bachs drittem Kantatenjahrgang für den zehnten Sonntag nach Trinitatis wurde erstmals am 25. August 1726 aufgeführt und ein weiteres Mal um 1737. Die vorgeschriebenen Lesungen sind 1 Kor 12,1–11 LUT und Lk 19,41–49 LUT, Jesus trauert über Jerusalem. Der Kantatentext knüpft nur allgemein an die Lesungen und ruft die Seele zu sofortiger Buße auf. Zwei Sätze beruhen auf Bibeltexten, der Eingangschor auf Jer 5,3 LUT und Satz 4 auf Röm 2,4–5 LUT. Die Kantate wird beschlossen mit den Strophen 6 und 7 des Chorals So wahr ich lebe, spricht dein Gott von Johann Heermann (1630). Die freie Dichtung wurde verschiedenen Autoren zugeschrieben: C. S. Terry schlägt Christian Weiss vor, Werner Neumann vermutet Christiana Mariana von Ziegler, Walter Blankenburg Christoph Helm.[1]

Besetzung und Struktur

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Die Kantate ist gesetzt für drei Vokalsolisten, Alt, Tenor und Bass, einen vierstimmigen Chor, Traversflöte, zwei Oboen, zwei Violinen, Viola, und Basso continuo. Sie besteht aus zwei Teilen, die vor und nach der Predigt musiziert wurden. Es ist ungewöhnlich, dass der zweite Teil nicht mit dem Bibelwort in Satz 4 beginnt, sondern mit Satz 5.

  1. Coro: Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben
  2. Recitativo (Bass): Wo ist das Ebenbild, das Gott uns eingepräget
  3. Aria (Alt, Oboe): Weh der Seele, die den Schaden nicht mehr kennt
  4. Arioso (Bass): Verachtest du den Reichtum seiner Gnade
    Parte seconda
  5. Aria (Tenor, Flöte): Erschrecke doch, du allzu sichre Seele
  6. Recitativo (Alt, Oboen): Beim Warten ist Gefahr
  7. Choral: Heut lebst du, heut bekehre dich[1]

Der Eingangschor ist ein reifes Werk Bachs, das die instrumentalen und vokalen Teile abwechslungsreich verbindet und die Textabschnitte sinnfällig interpretiert. Die einleitende Sinfonia besteht aus zwei Teilen, die einzeln und gemeinsam wiederholt werden. Die Worte Herr, deine Augen kehren dreimal wieder.[2]

Bach benutzte die Musik des Eingangschors später für das Kyrie seiner Missa g-Moll. Zwei Arien (3 und 5) verwendete er für Qui tollis und Quoniam im Gloria seiner Missa F-Dur.[3]

Die Bass-Stimme in Satz 4, von Bach selbst als Arioso bezeichnet, ist ähnlich behandelt wie die Stimme Jesu in den Passionen. Die Bass-Partie wurde auch von Sängern interpretiert, die nicht auf Barockmusik spezialisiert sind, wie Dietrich Fischer-Dieskau mit dem Dirigenten Benjamin Britten beim Aldeburgh Festival.[4]

Die Kantate wird mit zwei Choralstrophen im schlichten vierstimmigen Satz beschlossen, nach der Melodie von Vater unser im Himmelreich.

Einspielungen

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter, 1971.
  2. Dominic McHugh: The Monteverdi Choir, The English Baroque Soloists / Sir John Eliot Gardiner (Soli Deo Gloria 147/150). musicalcriticism.com, 23. November 2008, abgerufen am 3. August 2010 (englisch).
  3. Margaret Steinitz: Latin Church Music. London Bach Society, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juli 2011; abgerufen am 6. August 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aucx96.dsl.pipex.com
  4. Benjamin Britten Bach Cantatas & Other Vocal Works. bei Bach Cantatas Website, 2006 (englisch)
  5. George Chien: Bach: Cantatas Vol 5 / Gardiner, English Baroque Soloists. ArkivMusic, 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2012; abgerufen am 3. August 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arkivmusic.com