Bahnstrecke Kiel–Lübeck
Die Bahnstrecke Kiel–Lübeck ist eine nicht elektrifizierte, größtenteils eingleisige Eisenbahnverbindung im Osten Schleswig-Holsteins. Sie verbindet mit Kiel und Lübeck die beiden einzigen Großstädte des Landes. Die 81 Kilometer lange Strecke wurde bis Dezember 2022 von der Regionalbahn Schleswig-Holstein bedient, seit 12. Dezember 2022 verkehrt die erixx Holstein GmbH.
Kiel–Lübeck | |
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Streckennummer: | 1023 (Kiel Hbf – Eutin) 1110 (Eutin – Bad Schwartau Abzw) 1100 (Bad Schwartau Abzw – Lübeck Hbf) |
Kursbuchstrecke (DB): | 145, ex 114 e |
Kursbuchstrecke: | 103a (1934) 114e (1946) |
Streckenlänge: | 80,7 km |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Höchstgeschwindigkeit: | 140 km/h |
Zugbeeinflussung: | PZB |
Zweigleisigkeit: | Bad Malente-Gremsmühlen – Eutin Bad Schwartau – Lübeck Hbf |
Geographie
BearbeitenDie Strecke verläuft von Kiel über die Städte Preetz, Plön und Eutin bis Lübeck durch das Holsteinische Hügelland, im Abschnitt Ascheberg–Eutin durch die Holsteinische Schweiz. Diese ist von Seen, Wäldern und Endmoränen geprägt und somit ein bedeutendes Urlaubsgebiet.
Geschichte
BearbeitenDer Abschnitt Kiel–Ascheberg wurde am 31. Mai 1866 zusammen mit der Bahnstrecke Neumünster–Neustadt in Holstein eröffnet. Betreiber beider Strecken war die Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft (AKE). Somit waren Kiel und Neumünster mit dem Ostseehafen Neustadt auf der Schiene verbunden, aber noch nicht mit der wichtigen Hafenstadt Lübeck. Grund dafür war, dass Lübeck damals als Freie Reichsstadt nicht zu Schleswig-Holstein gehörte und der dort in Personalunion regierende dänische König keinen industriellen Aufschwung Lübecks finanzieren wollte.
Erst am 10. April 1873 kam die Verbindung von Eutin nach Lübeck über Bad Schwartau hinzu. Diese Strecke wurde von der Eutin-Lübecker Eisenbahn-Gesellschaft (ELE) erbaut. Die AKE wurde 1884 verstaatlicht, die ertragreiche ELE erst 1941.
Trotz der unterschiedlichen Bahngesellschaften fuhren die Personenzüge schon bald in der Relation Kiel–Lübeck, während die beiden anderen Streckenäste – Neumünster–Ascheberg und Eutin–Neustadt – an Bedeutung verloren. 1929 gab es ein D-Zug-Paar, das zwischen Kiel, Lübeck und Berlin verkehrte. Der D-Zug brauchte für die Strecke Kiel–Lübeck rund 95 Minuten. Andere durchgehende Personenzüge benötigten rund 150 Minuten. Die Strecke Neumünster–Ascheberg war damals in die Kursbuchtabelle der Strecke integriert.
Später gewann die Strecke weiter an Bedeutung. Mitte der 1970er Jahre befuhren das D-Zugpaar Schwarzwald-Express (Kiel–Seebrugg) und mehrere Heckeneilzüge die Strecke, darunter ein Zugpaar der Relation Kiel–Bad Harzburg. Die Strecke war damals als Kursbuchstrecke 145: Flensburg–Lüneburg, verzeichnet. Einige Eilzüge verkehrten dementsprechend durchgehend zwischen diesen beiden Städten. Viele dieser Züge fuhren mit Triebwagen der Baureihe 613.
Zwischen 1980 und 1985 wurden mehrere Bahnhöfe der Strecke für den Personenverkehr aufgelassen. Dies betraf 1980 Bockholt und Kühren, 1981 Elmschenhagen, Kroog und Wahlstorf sowie 1985 Gleschendorf, Ottendorf, Timmdorf und Pansdorf. Letzterer wurde 2000 wieder reaktiviert.
Am 22. Dezember 1993 ereignet sich im Klosterforst bei Raisdorf ein schweres Zugunglück: Dabei stießen der vollbesetzte Eilzug 3004 und ein Arbeitszug der Bahn auf dem eingleisigen Abschnitt zwischen Preetz und Raisdorf zusammen. Es gab 93 Verletzte und einen Toten.[3]
Eine erste Baustufe der Ausbaumaßnahme der Strecke Kiel–Lübeck ist bis Juni 2010 realisiert worden. Sie umfasste den Neubau des Bahnhofs in Kiel-Elmschenhagen mit Schaffung einer Kreuzungsmöglichkeit, die Erweiterung des Bahnhofs Plön für Systemkreuzungen (einschließlich einer umfassenden Sanierung des Bahnhofsgebäudes und der Bahnsteige) und den Ausbau des Abschnitts Preetz–Ascheberg für Geschwindigkeiten bis 140 km/h.[4] Die Baumaßnahmen dienten dazu, einen annähernden 30-Minuten-Takt zwischen Kiel und Lübeck zu ermöglichen. Die Strecke wird seit dem 19. Dezember 2005 durch ein elektronisches Stellwerk (ESTW) aus Lübeck ferngesteuert.
Gegenwärtiger Betrieb
BearbeitenDie Strecke wird im Personenverkehr mit Regional-Express-Zügen (RE 83) in ca. 70 Minuten und Regional-Bahn-zügen (RB 84) in 88 Minuten, jeweils im Stundentakt befahren. Damit ergibt sich täglich auf dem mittleren Abschnitt zwischen Preetz und Eutin ein exakter und auf der übrigen Strecke ein annähernder Halbstundentakt.
Seit der Betriebsübernahme am 12. Dezember 2022 wurden von erixx Holstein GmbH ausschließlich LINT-41-Triebwagen eingesetzt, seit Mitte 2023 werden diese sukzessive durch neuere FLIRT-Akku-Triebzüge ersetzt. Die Fahrtdauer zwischen beiden Städten beträgt 68 Minuten.
Seit Januar 2024 hält der Regionalexpress RE 83 zusätzlich in Ascheberg.[5]
Es findet kein planmäßiger Güterverkehr mehr statt.
Zugverbindungen
BearbeitenDer früher vorhandene durchgehende Verkehr vom Bahnhof Flensburg über Kiel nach Lübeck Hauptbahnhof – teilweise sogar bis Lüneburg–Uelzen–Braunschweig – ist heute in Kiel betrieblich getrennt. Der Regionalexpress und die Regionalbahn fahren so, dass sich in etwa ein Halbstundentakt ergibt. Es gibt folgende Zugläufe:
Linie | Zuglauf | KBS | Takt |
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RE 83 | Kiel Hbf – Raisdorf – Preetz – Ascheberg (Holst) – Plön – Bad Malente-Gremsmühlen – Eutin – Bad Schwartau – Lübeck Hbf (– Lübeck-Hochschulstadtteil – Lübeck Flughafen – Ratzeburg – Mölln (Lauenburg) – Büchen – Lauenburg (Elbe) – Echem – Lüneburg) (Einzelne Züge auch ab Lübeck Hbf nach Hamburg Hbf.) | KBS 145[6] | stündlich |
RB 84 | Kiel Hbf – Kiel-Elmschenhagen – Raisdorf – Preetz – Ascheberg (Holst) – Plön – Bad Malente-Gremsmühlen – Eutin – Pönitz (Holst) – Pansdorf – Bad Schwartau – Lübeck Hbf | KBS 145[6] | stündlich |
Ausblick
BearbeitenDie Strecke soll ab dem 3. Quartal 2024 ausgebaut werden.[7] Der Termin wurde bereits mehrfach verschoben, noch 2021 war eine Fertigstellung für 2022 angegeben.
Im dritten Gutachterentwurf des Deutschlandtakts ist ein drittes Gleis zwischen Lübeck und Bad Schwartau unterstellt. Dafür sind, zum Preisstand von 2015, Investitionen von 330 Millionen Euro vorgesehen.[8][9]
Sonstiges
BearbeitenDer Bahnhof Plön, der direkt am Ufer des Großen Plöner Sees liegt, wurde durch die ARD-Fernsehserie Kleinstadtbahnhof bekannt, die dort in den 1970er Jahren gedreht wurde; der Bahnhofsname wurde in der Serie in Lüttin verändert.
Literatur
Bearbeiten- Erich Staisch (Herausgeber): Der Zug nach Norden. Kabel, Hamburg 1994, ISBN 3-8225-0298-7
- Olaf Hamelau: Die Eisenbahn in Ostholstein. Sutton-Verlag, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-589-7
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Alev Doğan: Nah.SH plant sieben neue Bahnstationen. In: kn-online.de. 2. August 2018, abgerufen am 5. August 2018.
- ↑ Kaiserliche Haltestelle in Plön. In: ploener-ansichten.de. Abgerufen am 17. April 2022.
- ↑ Detlev Lengsfeld: Schwere Zugunglücke in Deutschland. In: ngo-online.de. 27. Juli 1991, abgerufen am 1. März 2023.
- ↑ Deutsche Bahn: Schnupper-Bahncard für acht Wochen. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. November 2004; abgerufen am 8. August 2015.
- ↑ Stefan Barkleit: Ab 08. Januar: Regionalexpress-Linie Kiel – Lübeck verkehrt wieder, veröffentlicht am 5. Januar 2024 vom Fahrgastverband Pro Bahn, abgerufen am 24. Januar 2024
- ↑ a b Abfrage der Kursbuchstrecke 145 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Deutsche Bahn AG: BauInfoPortal: Bauprojekt Kiel - Lübeck. Abgerufen am 9. Juli 2022.
- ↑ Marten Maier: Infrastrukturliste Bewertung: Maßnahmen des Planfalls „Deutschlandtakt“, laufende Nummer 44 des Unterabschnitts 2, Vorhaben des Potentiellen Bedarfs des Bedarfsplans der Bundesschienenwege. (PDF) In: bmvi.de. SMA und Partner, 17. August 2021, S. 15, abgerufen am 19. August 2021 („2-00“, „Entwurf“).
- ↑ Deutschlandtakt: Bewertung Infrastrukturmaßnahmen für den 3. Gutachterentwurf. (PDF) In: downloads.ctfassets.net. Intraplan Consult, TTS TRIMODE Transport Solutions, 17. August 2021, S. 2, abgerufen am 18. August 2021 („Entwurf, Stand: 17.08.2021“).