Bastei (Wohnwagen)

Wohnwagenmarke aus der DDR

Der Bastei ist ein Wohnwagen, der in der DDR hergestellt wurde.

Bastei Wohnwagen
Bastei 351
Bastei 390
Bastei Verkaufswagen

Hersteller

Bearbeiten

Der Bastei wurde durch den VEB Karosseriewerk Dresden mit seinen Betriebsteilen in Rosenthal, Wilsdruff und Radeberg hergestellt. Der Wohnwagen besteht aus einem isolierten Aufbau in Sandwich-Bauweise auf einem einachsigen Fahrgestell. Das Hutdach war nicht isoliert.

Den Bastei-Wohnwagen gibt es in verschiedenen Modellen, die zwischen 1974 und 1990 produziert wurden. Diese unterscheiden sich in ihrem Aussehen und Gesamtgewicht. Im Jahr seiner Einführung betrug der Verkaufspreis ohne Vorzelt 14 000 Mark. Produktionsstandort war zunächst Rosenthal, wo man bereits zuvor Erfahrungen mit dem Bau von Wohnwagen gesammelt hatte. Für den Bastei wurden die Fertigungsanlagen umfassend modernisiert.[1] 1977 lag die Jahresstückzahl bei mehr als 2500 Einheiten, damit war er seinerzeit mit Abstand der am meisten produzierte Wohnwagen mit festem Aufbau in der DDR, gefolgt von QEK Junior und Intercamp.“[2]

Dabei handelte es sich um die folgenden Modelle:

  • Bastei 1
  • Bastei 2
  • Bastei 350
  • Bastei 390
  • Bastei 351
  • VK 350/VK 350-1 und VK 351 – Verkaufsanhänger auf Basis des Bastei

Die Modelle 390 und 351 wurden auch unter der Bezeichnung OASE bei der Firma Fritz Berger vertrieben.

Der Bastei-Wohnwagen besteht aus einem hölzernen Aufbaugerüst, das an den Innen- und Außenseiten mit Sprelacart (Schichtstoffplatten) beplankt ist. Die Außenseiten (links/rechts) bestehen aus je vier Platten, die Vorder- und Rückseite aus jeweils zwei Platten. Die Zwischenräume des Aufbaugerüstes sind zwischen den Platten zur Wärme- und Kältedämmung mit Polystyrolschaumstoff verfüllt. Die Radkästen bestehen vollständig aus Aluminiumblech. Im Innenraum des Wagens befinden sich zwei Sitzgruppen, die zum Schlafen umgebaut werden können. Die Größen der Sitzgruppen variieren je nach Modell. Der Tisch dient dabei als Mitteleinlage zwischen den Sitzbänken. Auch befindet sich eine kleine Küche mit Gaskocher-Spülen-Kombination und je nach Modellausstattung Kühlschrank sowie Oberschränken gegenüber der Eingangstür. Auf der gegenüberliegenden Seite der Küche ist ein Kleiderschrank eingebaut. Einige Modellvarianten besitzen eine Gasheizung des Typs Solar 3000 unterhalb des Kleiderschrankes. Die Sitztruhen können als Staufach genutzt werden. Zusätzlicher Stauraum findet sich in weiteren Oberschränken. Die gesamte Inneneinrichtung ist zur Gewichtsreduzierung aus Sprelacart (Schichtstoffplatten) mit Wabeneinlage gefertigt. Der Fußboden besteht aus Sperrholz. Mit dem Produktionsstart des Bastei 351 im Jahre 1987 wurden die Fenster erstmals den international gebräuchlichen Abmessungen angepasst. Für den Export wurden Piacryl-Scheiben und ein ausstellbares Bugfenster eingeführt. Beim Modell 351 wurde die Hecksitzgruppe als Rundsitzversion durch eine Hubtischvariante ergänzt.

Der Bastei verfügt über eine mit einem Umformer geregelte 12-V-Stromversorgung sowie eine 220-V-Anlage. Die Deckenpendelleuchte wurde nach Weiterentwicklungen durch eine normale Deckenleuchte ersetzt. Auf der Deichsel befindet sich ein Gasflaschenkasten für zwei Flaschen mit je 5 kg Inhalt, der je nach Modell aus Blech oder GFK besteht.

Fahrwerk

Bearbeiten

Das Fahrwerk des Bastei besteht aus einem selbsttragenden Leiterrahmen mit Schwingungsdämpfern und einer Drehstabachse. Bei den letzten Modellen ist das Fahrwerk zum Teil verzinkt. Das Fahrwerk verfügt über eine mechanisch-hydraulische Auflaufbremse mit unterschiedlichen Rückfahrsystemen.

Modellpflege

Bearbeiten

Im Zeitraum bis 1977 war die bedeutsamste Änderung die Anhebung der Nutzlast auf 120 kg. Weiterhin gab es Änderungen an der Rückfahrsperre, außen angebrachte Positionsleuchten und eine verbesserte Innenausstattung.[3] Die Bereifung wurde von anfänglich 6.00–13 auf 5.60–13 zurückgenommen, die Eigenmasse konnte von 615 auf 580 kg verringert werden.[4] Auf der Leipziger Herbstmesse 1979 wurde der Bastei mit Propangasheizung Solar 3000 präsentiert und ab 1980 produziert.[5] Die Luft dafür wurde unter dem Wagenboden angesaugt, die Abgase gelangten oberhalb des Wagendachs ins Freie. Ein veränderter Kleiderschrank nahm die Heizung auf. Diese Ausführung war fortan als Kundensonderwunsch erhältlich, die Variante ohne Heizung wurde parallel weitergebaut.[6]

Technische Daten

Bearbeiten
Technische Daten Bastei 1[7]
Bastei 1 (1973)
Länge des Aufbaus 3500 mm
Breite 1950 mm
Höhe des Aufbaus 1947 mm
Deichsellänge 950 mm
Bodenfreiheit 265 mm
Spurweite 1530 mm
Leermasse 580 kg
Nutzmasse 70 kg
Deichsellast 35 kg
Bereifung 6.00–13
Federung Drehstabfederung
Bremse hydraulische Auflaufbremse
Elektrik 12/220 V
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h
Aufbauart Vollkunststoff
Isolation Vollisolation mit Polystyrol-Schaum

Anwendungsbereich

Bearbeiten

In der DDR war der Bastei für alle größeren Zugfahrzeuge vorgesehen, vom Trabant und Saporoshez hingegen durfte er nicht gezogen werden. Im zeitgenössischen Testbericht wurden allerdings auch der Škoda 100 und Wartburg 353 mangels Motorleistung als wenig geeignet bewertet. Als sehr geeignetes Zugfahrzeug erwies sich indes der WAS-2103.[8]

Den Bastei betreffend, wurde dessen sehr strömungsungünstige Form des Aufbaus und das insgesamt zu große Gewicht verbunden mit einem zu hohen Preis kritisiert. Der Bastei würde deshalb mehr als transportables Ferienhaus denn als mobiler Campinganhänger genutzt, was dem beim Fahrwerk betriebenem Aufwand wiederum nicht gerecht würde.[9] Der größere Teil der Bastei-Wohnwagen befand sich zu DDR-Zeiten in Betriebseigentum und wurde Werktätigen als immobile Ferienunterkunft angeboten.[5] Die kantige Form ergab sich aus dem zur Verfügung stehenden Ausgangsmaterial, etwas kaschiert wurde der Eindruck durch das Hutdach, das als zugeliefertes Fertigteil aufgesetzt wurde. Der Eindruck einer insgesamt guten Verarbeitungsqualität wurde durch diverse Kinderkrankheiten etwas getrübt. Die Isolierung sorgte dafür, dass sich in Gegenwart von zwei Personen auch bei einem Außentemperaturabfall auf 2 °C nur minimal Schwitzwasser an den Wänden bildete. Kritik hingegen galt den einscheibigen Glasfenstern, die eine recht ausgeprägte Schwitzwasserbildung bewirkten.[8] Insgesamt wurde der Intercamp als der gelungenere Wohnwagen dieser Klasse bewertet, dieser konnte jedoch nur in wesentlich kleineren Stückzahlen produziert werden.[10]

Für Wintercamping eignete sich der Bastei zwar durchaus, aber weniger gut als der noch besser isolierte Intercamp HS. Ein Abkühlungstest bei Außentemperaturen nahe dem Gefrierpunkt ergab, dass der auf 25 °C geheizte Innenraum des Bastei nach etwa 4 Stunden auf etwa 4,5 °C abgekühlt war, während im Intercamp noch 8 °C gemessen wurden. Die Ursache wurde in der fehlenden Isolierung des Hutdachs sowie größeren Fensterflächen des Bastei gesehen.[2] Auch der Ausführung mit Propangasheizung wurde eine ungenügende Wintertauglichkeit attestiert.[5]

Bearbeiten
Commons: Bastei Wohnwagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Zum Produktionsanlauf des Campinganhängers Bastei. In: Kraftfahrzeugtechnik 7/1974, S. 198–201.
  2. a b KFT-Anhängererfahrungen: QEK Junior, Intercamp HS und Bastei am Lada 1200 (WAS 2101). In: Kraftfahrzeugtechnik 4/1978, S. 117–119.
  3. KFT-Anhängererfahrungen: QEK Junior, Intercamp HS und Bastei am Lada 1200 (WAS 2101). In: Kraftfahrzeugtechnik 4/1978, S. 117–119.
  4. 10 000. Campinganhänger Bastei. In: Kraftfahrzeugtechnik 9/1978, S. 273.
  5. a b c KFT beurteilt Wohnwagen Bastei mit Propangasheizung Solar 3000. In: Kraftfahrzeugtechnik 3/1980, S. 84–85.
  6. Wohnwagen Bastei mit Propangasheizung. In: Kraftfahrzeugtechnik 9/1979, S. 268–269.
  7. Campinganhänger Bastei. In: Kraftfahrzeugtechnik 9/1973, S. 278–279.
  8. a b KFT beurteilt Campinganhänger Bastei mit den Zugfahrzeugen Škoda Š 100, Moskwitsch 412 und Shiguli WAS 2103. In: Kraftfahrzeugtechnik 6/1975, S. 182–185.
  9. KFT beurteilt Moskwitsch 412 und Campinganhänger Bastei. In: Kraftfahrzeugtechnik 5/1975, S. 158–160.
  10. KFT beurteilt Wartburg 353 W mit Wohnanhänger Intercamp HS. In: Kraftfahrzeugtechnik 1/1977, S. 25–28.