BMW
R 1250 GS Adventure
Hersteller BMW
Verkaufsbezeichnung R 1250 GS Adventure
Produktionszeitraum ab 2019
Klasse Motorrad
Bauart Reiseenduro
Motordaten
Luft-/wassergekühlter Boxermotor mit zwei Zylindern
Hubraum (cm³) 1254
Leistung (kW/PS) 100 kW (136 PS) bei 7750 min−1
Drehmoment (N m) 143 bei 6250 min−1
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 219
Getriebe Klauengeschaltetes Sechsgang-Getriebe im Motorgehäuse integriert
Antrieb Kardanantrieb
Bremsen vorn Ø 305 mm Doppelscheibenbremsen
hinten Ø 276 mm Scheibenbremse
Radstand (mm) 1525
Maße (L × B × H, mm): 2207 × 952,5 × 1412
Sitzhöhe (cm) 85–87
Leergewicht (kg) 249
Vorgängermodell BMW R 1200 GS Adventure K51

Die BMW R 1250 GS Adventure ist ein geländegängiges Motorrad der Bayerischen Motoren Werke. Die Reiseenduro wurde am ???? in einer Presseerklärung angekündigt[1] und am 8. November 2018 auf der Mailänder Zweiradmesse EICMA präsentiert.[2] Das teilverkleidete Motorrad wird wie alle Modelle der R-Reihe von einem Boxermotor angetrieben und im BMW-Werk Berlin in Spandau endmontiert.

Der interne Werkscode lautet, trotz umfangreicher Modifikationen am Motor und neuer Verkaufsbezeichnung, wie beim Vorgängermodell (ohne variable Ventilsteuerung) K50. Die Abkürzung GS steht für Gelände/Straße.[3] Die K50 ist die fünfte Fahrwerks-Generation der seit 1980 gebauten GS-Baureihe mit Boxermotor.

Entwicklung

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Fünf Jahre nach Einführung der K50 wurde der Verbrennungsmotor am Zylinder und Zylinderkopf überarbeitet. Optisch unterscheidet sich die R 1250 von der R 1200 nur durch geringe Korrekturen an der Verkleidung,[4] durch Aufschrift, andere Farben und ein Cockpit mit einem serienmäßigen 6,5 Zoll (16,5 cm) großen Vollfarb-TFT-Display.[5] Der Zylinderinnendurchmesser (Bohrung) wurde um 1,5 mm und der Hub um 3 mm verlängert, wodurch sich der Hubraum um 84 cm³ (+7 %) vergrößerte.[6] Die Nockenwellen werden über geräuschreduzierende Zahn- statt Rollenketten angetrieben.[6]

Die 5 kg Mehrgewicht gegenüber dem Vormodell resultieren aus neuen, 700 Gramm schwereren Zylinderköpfen mit variabler Nockenwellenverstellung und deren Aktuatoren. Das um 18 Newtonmeter stärkere Drehmoment[7] erforderte eine schwerere Kurbelwelle mit breiteren Lagern, weshalb das Kurbelwellengehäuse überarbeitet wurde.[8] Die größeren Kolben benötigen zwecks besserer Laufkultur eine schwerere Ausgleichswelle. Die Ölkühlung wurde der höheren Nennleistung angepasst und der 1 kg schwerere Schalldämpfer EURO-5-konform ausgelegt.

Zweistufige Ventilsteuerung

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Eine variable, zweistufige Ventilsteuerung steigert das Drehmoment im Teillastbereich. Ein Elektromagnet (Aktuator) führt einen Stift in eine Kulisse ein und verschiebt innerhalb von 5 Millisekunden die Nockenwelle axial, während die Einlassventile geschlossen sind.[9] Im Teillastbereich werden die Ventile mit 70° Phasenverschiebung um 2 bzw. 4 mm geöffnet. Die phasenverschobenen Steuerzeiten verwirbeln die Einlassströmung aus Kraftstoff und Luft.[6] Abhängig vom erforderlichen Drehmoment, jedoch spätestens ab einer Drehzahl von 5000 min−1, wird die Volllastnockenwelle eingeschoben.[7]

Konstruktion

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Der luft- und wassergekühlte Zweizylindermotor-Viertaktmotor erzeugt aus 1254 cm³ Hubraum eine Nennleistung von 100 kW (136 PS) und ein maximales Drehmoment von 143 Nm bei einer Drehzahl von 6500 min−1.[10] Die zwei gegenüber liegenden Zylinder des Boxermotors haben eine Bohrung von 102,5 mm, die Kolben einen Hub von 76 mm bei einem Verdichtungsverhältnis von 12,5 : 1. Die jeweils zwei zahnradgetriebenen außen liegende Nockenwellen in den beiden Zylinderköpfen steuern über Schlepphebel zwei Einlass- und zwei Auslassventile.

 
Motorblock mit rechtem Zylinderkopf

Bauartbedingt ist der Boxermotor durch die symmetrische Bewegung der beiden gegenüberliegenden Kolben schwingungsfreier und folglich laufruhiger als anders angeordnete Zwei- und Dreizylindermotoren.[11]

Der Kurbeltrieb ist rechtsdrehend, die Kurbelwelle treibt vorn die Wasserpumpe und hinten die Lichtmaschine an. Über ein Zahnradpaar ist die Welle mit dem Kupplungskorb verbunden.[12] Die gegenläufige Kupplung neutralisiert einen Teil des für längs montierte Boxermotoren typischen Kippmoments.[13] Die Ölpumpe hat zwei Rotoren. Der eine Rotor erzeugt den Öldruck für die Schmierung von Haupt- und Pleuellager, der zweite für Kupplung und Motorkühlung.[12]

Im Drehzahlbereich vom 3500 bis 7500 Umdrehungen liegt ein Drehmoment von über 120 Nm an.[14] Das Motorrad beschleunigt in 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht laut Hersteller eine Höchstgeschwindigkeit von 219 km/h.[15]

Kraftübertragung

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Der Primärtrieb erfolgt über Zahnräder. Die Krafttrennung erfolgt durch eine hydraulisch betätigte Anti-Hopping-Kupplung, die Drehmomentumwandlung durch ein klauengeschaltetes, schrägverzahntes Getriebe mit sechs Gängen. Der Sekundärantrieb erfolgt über einen Kardanantrieb.

Elektrik

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Die Starterbatterie mit einer Kapazität von 12 Ah elektrifiziert den Anlasser. Die Bordelektronik kommuniziert über einen LIN- und CAN-Bus mit dem Electronic Suspension Adjustment (ESA, elektronische Federungs- bzw. Fahrwerksanpassung), mit dem Antiblockiersystem (ABS) und der Automatischen Stabilitätskontrolle (ASC). Die Gasgriffstellung wird elektronisch in die entsprechenden Drosselklappenstellungen umgesetzt. Die Lichtmaschine erzeugt eine elektrische Nennleistung von 510 Watt. Ein LED-Scheinwerfer mit integriertem Tagfahrlicht leuchtet den Fahrweg aus.

Kraftstoffversorgung

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Vorstellung auf dem Pariser Autosalon 2018

Die Gemischbildung erfolgt durch eine elektronische Kraftstoffeinspritzung mit digitaler Motorelektronik (BMS-O). Die Zündung erfolgt je Zylinder durch eine transistorgesteuerte Zündkerze. BMW gibt den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch mit 4,75 Liter auf 100 km gemäß dem World Motorcycle Test Cycle (WMTC) an. Der Kraftstofftank hat ein nutzbares Volumen von 20 Liter, davon sind 4 Liter Reserve. Die theoretische Reichweite auf Landstraße beträgt 420 km.

Der Hersteller empfiehlt die Verwendung von bleifreiem Motorenbenzin mit einer Klopffestigkeit von mindestens 95 Oktan. BMW hat einen Klopfsensor integriert, der die Verwendung von minderwertigem Kraftstoff mit einer Bewertung von weniger als 95 ROZ ermöglicht.[16] Die Abgasnachbehandlung erfolgt durch einen geregelten Drei-Wege-Katalysator und unterschreitet die Schadstoffgrenzwerte der Abgasnorm Euro-5.[8] Die 2-in-1-Auspuffanlage mündet auf der rechten Seite in einem überarbeiteten Endschalldämpfer aus Edelstahl mit Klappensteuerung.

Fahrwerk

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Das Fahrwerk baut auf einem torsionssteifen Gitterrahmen aus Stahlrohren auf und hat hinten eine Einarmschwinge aus Aluminiumguss mit Paralever. Das Vorderrad wird von einem Telelever mit 37 mm Standrohrdurchmesser und 190 mm Federweg geführt. Optional wird eine dreistufige, elektronische Fahrwerksanpassung (englisch Electronic Suspension Adjustment, ESA) und serienmäßig eine Fahrdynamikregelung (englisch Automatic Stability Control, ASC) angeboten. Der Frontträger aus Magnesiumlegierung besteht aus den Cockpit-Instrumenten, dem Windschild sowie der Beleuchtungseinrichtung und dem „Schnabel“. Die zulässige Gesamtmasse beträgt 465 kg, die maximale Zuladung bei Serienausstattung 216 kg.

Am Vorderreifen verzögert eine Doppelscheibenbremse mit Vier-Kolben-Bremssattel von Hayes Brake, hinten eine Scheibenbremse mit Ein-Kolben-Schwimmsattel. Ein serienmäßiges Antiblockiersystem unterstützt die Verzögerung an beiden Bremsen. Das Motorrad verzögert von 100 km/h in den Stand mit durchschnittlich 9,8 m/s² und benötigt einen Bremsweg von 39,3 Meter.[17]

Modellentwicklung

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Werkscode R259 R21 K25 K25 K25 K50 K50 K50
Verkaufsbezeichnung R 1100 GS R 1150 GS R 1200 GS R 1250 GS
Fahrzeugschlüssel 0404/0409 0415/0495 0307/0317 0303/0313 0450/0460 0A01/0A11 0A51/0A61 0J91/0J93
Bauzeit[1] 1994–1999 1999–2004 2004–2007 2008–2009 2010–2012 2013–2015 2016–2018 ab 2019
Nennleistung [kW/PS] 57/78 63/85 72/98 77/105 81/110 92/125 100/136
max. Drehmoment [Nm] 97 98 115 120 125 143
Höchstdrehzahl [min−1] 7000 7200 7800 8000 8500 9000
Zylinder angeschraubt angegossen
Kühlmedium 78 % Luft, 22 % Öl 65 % Luft, 35 % Wasser
Durchströmung horizontal vertikal
Zündkerzen pro Zylinder 1 2 1
Einlassventile
Ø [mm]
36 34[18] 36,35 39 40
Auslassventile
Ø [mm]
31 29 31 33 34
Ventiltrieb hc, Kipphebel dohc, Schlepphebel Shift–cam
Gasgriff mechanisch elektronisch
Klopfregelung nein ja
Auspuffklappe nein ja
Kupplung Einscheiben, trocken Mehrscheiben, im Ölbad
Getriebe separat integriert

[1]Anmerkung: Der Modellwechsel erfolgt im BMW Werk Spandau für gewöhnlich im Oktober.

Marktpositionierung

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Der Basispreis betrug zum Verkaufsstart 13.081 Euro (Netto). Die 1250er GS ist in der Klasse der Reiseenduros mit über einem Liter Hubraum durchschnittlich motorisiert. Konkurrenzmodelle zum Zeitpunkt der Markteinführung sind:[3]

Hersteller Name Motor Hubraum kW PS Nm Markteinführung
KTM KTM 1290 Super Adventure R V2 1301 118 160 140 2018
Ducati Multistrada 1260 Enduro V2 1262 116 158 136 2018
Triumph Tiger 1200 R3 1215 101 137 121 Nov. 2017
BMW R 1250 GS B2 1254 100 136 143 Okt. 2018
Honda VFR 1200 X Crosstourer V4 1237 95 129 126 2012
Honda 1100 L Africa Twin V2 1084 75 102 105 2019
BMW R 1200 GS Adventure (K51) B2 1170 92 125 125 Okt. 2014
Kawasaki KLE 1000 Versys R4 1043 88 120 102 2012
Yamaha XT 1200 Z Super Ténéré R2 1199 81 110 114 2010

Die BMW R 1200 GS führt seit 2004 die deutsche Zulassungsstatistik an.[19]

Kritiken

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„Fast so breit wie hoch. Mit zwei Koffern und Topcase könnte der Zweirad-SUV als mobile Drei-Zimmer-Wohnung durchgehen.“

Jochen Vorfelder: Spiegel Online[20]

„Das Design hat sich kaum weiterentwickelt. Dass die GS ihren legendären ‚Entenschnabel‘ (die markante Verlängerung der Front über dem Schutzblech) beibehalten würde, war zu erwarten. Aber dass sie ihrer Vorgängerin wie eine Blaupause ähnelt, erscheint doch arg mutlos. Dank der wesentlich besseren Performance ist die neue R 1250 GS den Mehrpreis von 850 Euro aber wert.“

Ralf Schütze: ADAC[21]

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„Die GS ist und bleibt eine Macht, erst recht als Adventure. Ein zwar sehr teures, aber insgesamt extrem fähiges Motorrad.“

Dina Dervisevic, Johannes Müller: Motorrad[2]

Literatur

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  • Patrick Sauter: Nock'n'Roll. In: MO Medien Verlag GmbH (Hrsg.): MO – Das Motorradmagazin. November–Dezember, 2018, ISSN 0723-2616, S. 36 ff.
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Commons: BMW R 1250 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pressemappe: Die neue BMW R 1250 GS. (PDF; 3 MB) In: press.bmwgroup.com. 28. September 2018, abgerufen am 11. Oktober 2018.
  2. a b Dina Dervisevic, Johannes Müller: Abenteuer-GS mit neuem Boxer. In: Motorrad. 11. Dezember 2018, abgerufen am 20. April 2020.
  3. a b Ralf Schütze: Kraftkur für den Bestseller. In: ADAC. 16. Oktober 2018, abgerufen am 17. Oktober 2018.
  4. Ralf Schütze: Einen großen Schritt weiter. In: Auto Presse. 19. September 2018, abgerufen am 17. Oktober 2018.
  5. Jochen Vorfelder: Motorrad-Macht Europa. In: Spiegel Online. 10. Oktober 2012, abgerufen am 16. April 2020.
  6. a b c Uli Baumann: Mehr Hubraum und deutlich mehr Schmackes. In: Motorrad. 19. September 2018, abgerufen am 27. Oktober 2018.
  7. a b SP-X: Fahrbericht: BMW R 1250 GS. In: Die Welt. 29. August 2018, abgerufen am 11. Oktober 2018.
  8. a b Walter Wille: Nockout für den alten Boxer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. September 2018, abgerufen am 16. April 2020.
  9. Stephan Schätzl: BMW R 1250 GS: So fährt sich die neue heilige Kuh. In: Kronen Zeitung. 15. Oktober 2018, abgerufen am 13. November 2018.
  10. iga/dpi: Die neue BMW R 1250 GS mit variablen Steuerzeiten. In: Heise online. 14. September 2018, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  11. Über die Laufruhe von Motoren. In: e31.net
  12. a b Ralf Schneider: Dinner for Two. In: Motorrad BMW Spezial. Nr. 3, 2012, ISSN 0027-237X, S. 12–19.
  13. Clemens Gleich: Die neue R 1200 GS ist fast perfekt geworden. In: Die Welt. 2. April 2013, abgerufen am 13. November 2018.
  14. Martin „Vauli“ Vielhaber: BMW R 1250 GS Test 2019 – technische Daten, Fahreindrücke, Preise. In: 1000 PS. 19. September 2018, abgerufen am 28. Oktober 2018.
  15. Peter Mayer: Bei Lichte betrachtet. In: Motorrad. Nr. 25, 2018, ISSN 0027-237X, S. 32–43.
  16. Laura Thomson: BMW First ride: 2019 BMW R1250GS. In: Visordown. 30. Oktober 2018, abgerufen am 13. November 2018 (englisch).
  17. Peter Mayer: Modell 2013 und 2012 im Vergleichstest. In: Motorrad, Ausgabe 6/2013. 28. Februar 2013, abgerufen am 15. Juli 2013.
  18. Ersatzteilkatalog. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  19. Volker Pfau: Mehr Allrounder geht nicht: BMW R 1250 GS. In: tz. 4. Oktober 2019, abgerufen am 16. April 2020.
  20. Jochen Vorfelder: Dicke Sause. In: Spiegel Online. 15. Februar 2019, abgerufen am 20. April 2020.
  21. Ralf Schütze: BMW R 1250 GS: Fahrbericht, Bilder, Daten, Preise. In: ADAC. 9. Mai 2019, abgerufen am 20. April 2020.

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