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Die Music Hall of Shame ist eine Ruhmeshalle der besonderen Art. Seit Beginn der Populärmusik treten immer wieder Gesangsinterpreten und Bands mit Liedern an die Öffentlichkeit, die dumm, peinlich, doof, bösartig, unverschämt oder einfach nur dreist geklaut sind. Auch die Qualität der Interpreten läßt oftmals zu wünschen übrig. Manchmal ist es aber auch die Musikindustrie, die einfach die „wahre Qualität“ der Darbietungen nicht zu schätzen weiß und damit der Branche Schande macht. Die 2011 vom Wikipediabenutzer TVwatch gegründete „Music Hall of Shame“ hat sich zur Aufgabe gemacht, dies alles vor dem Vergessen zu bewahren. Maßstab dabei ist das Motto von Karl Kraus: „Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.“

Danke für die Ehre!
Die Wahrheit über die vier Beatles

Lumpensammler (1959)

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Was Leute so alles wegwerfen...

Das volkstümliche „Eichner-Duo“ bestand aus Erich Storz (* 11. Dezember 1927 in Rotenburg an der Fulda), der mit sich selber im Duett sang. Der als „Harzer Barde“ und „Jodel-Weltmeister“ bekannte Storz fing mit neun Jahren an zu komponieren, ganz dem Zeitgeschmack entsprechend überwiegend Märsche, von denen einige von der Wehrmacht übernommen wurden. Sein Walzer „Unter den Brücken der Seine“ klingelt noch heute den Parisern unangenehm in den Ohren. Zwischen 1959 und 1961 veröffentlichte das „Duo“ fünf Singles, von denen lediglich die Schmonzette „Der Alte Lumpensammler“ 1959/60 eine Plazierung in den deutschen Single-Charts (Platz 9) erreichte. Erstaunlicherweise hatte Storz bei diesem Lied mit Wilfried Witte (* 1. März 1935 in Voxtrup) tatsächlich einen Duettpartner. Witte war aber gleichzeitig Mitglied des berühmt-berüchtigten aus Funk, Film und Fernsehen bekannten „Medium-Terzetts“ und verdiente dabei mehr Geld als beim „Eichner-Duo“. So musste Storz alleine weiter machen.

  Hörprobe: Der Alte Lumpensammler

Einfach keine Zeit... (1962)

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Ab 1959 erzielte die Band Johnny & the Hurricanes mit Saxophon-dominierten Instrumentaltiteln („Red River Rock“) zahlreiche internationale Hitnotierungen. Um den Überraschungserfolg kommerziell optimal auszunutzen, wurde die Gruppe von ihrem Management sofort auf eine Tournee nach der anderen geschickt. Währenddessen spielten notgedrungen Studiomusiker die neuen Songs ein. Wer also tatsächlich ab etwa Mitte 1961 auf den Platten spielt, auf denen „Johnny & the Hurricanes“ steht, weiß wohl nicht einmal mehr die Plattenfirma. Als authentisch können daher von allen späteren Aufnahmen nur die Liveaufzeichnungen gelten.

  Hörprobe: You Really Got Me (live)

Balla Balla Pimperle (1965/66)

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Was in den 1960er-Jahren in Deutschland alles als Beatband an die Öffentlichkeit trat, war schon erschreckend und mitunter von ausgesprochen erbärmlichem Niveau, sowohl was die Musik als auch was die literarische Qualität der Texte anging. Erinnert sei nur an die außergewöhnliche lyrische Tiefe des Songs „Poor Boy“ der Gruppe The Lords („When I was born you know I couldn't speak and go“). Erstaunlicherweise gelang es der Band The Rainbows aus Berlin mit ihrem Song „Balla Balla“ (Text von Horst Lippok) diese Vorlage deutlich zu unterbieten:

„My Baby Baby Balla Balla. My Baby Baby Balla Balla. My Baby Baby Balla Balla. My Baby Baby Balla Balla. My Baby Baby Balla Balla. Huh Balla Balla. / Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla Balla. Aahhh.“

Im November 1965 erreichte diese Lyrikballade Platz 3 der deutschen Charts. Da es der Band nicht gelang, ihr Lied rechtlich schützen zu lassen, verbreitete es sich unglücklicherweise in zahlreichen Versionen (so von Chubby Checker) um die ganze Welt. Mit dem auf ähnlichem Niveau angesiedelten Song „Kommando Pimperle“ erreichten die Unterhaltungskünstler Anfang 1966 noch einmal die Charts – dann ging es wieder zurück in den heimischen Partykeller...

  Hör- und Sehprobe: Kommando Pimperle

Sie heulen durch die Nacht (1965)

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Zu Unrecht vergessen sind dagegen Die Yankees mit ihrem großartigen Zeitgeist-Titel Halbstark, mit dem sie 1965 den Eröffnungstitel der allerersten Beat-Club-Sendung lieferten.

  Hör- und Sehprobe: Halbstark

Fearless Men Who Jump and Die (1966)

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Mit einer Lobeshymne auf die Green Berets stürmte der Staff Sergeant Barry Sadler 1966 auf Platz 1 der amerikanischen Charts. Nach einem kleineren Nachfolgehit wandte er sich wieder seinem Lieblingshobby, den Schusswaffen zu: 1978 erschoß er den Countrysänger Lee Emerson Bellamy, 1981 lieferte er sich einen Schußwechsel mit einem Ex-Geschäftspartner. 1988 − Sadler trainierte gerade die Todesschwadrone der Kontrarebellen in Guatemala − wurde ihm selbst in einem Taxi in den Kopf geschossen. Er fiel ins Koma und starb im November 1989. Eigentlich erstaunlich, dass darüber niemand einen patriotischen Song gemacht hat... In Deutschland stieg das Lied in der Version von Freddy Quinn („Hundert Mann und ein Befehl“) ebenfalls 1966 auf Chartplatz 1 und erfreute auch dort altgewordene Landser-Herzen.

  Hör- und Sehprobe: Ballad of the Green Berets

Rocket Kirk with Diamonds (1968/78)

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Kirk sings...

Die Begegnung mit einem UFO im Sommer 1967 irritierte William Shatner aka Captain Kirk dermaßen, dass er sie unbedingt musikalisch verarbeiten musste und deshalb eine der skurrilsten Sängerkarrieren des 20. Jahrhunderts begann. Auf insgesamt vier Alben besang Shatner den Weltraum und machte sich dabei durch seine stimmlichen Qualitäten „bis zum heutigen Tag immer wieder zur Zielscheibe des Spotts“, so Dennis William Hauck in seiner Shatner-Biografie. Höhepunkte waren seine Interpretationen von Bob Dylans Mr. Tambourine Man, in dem er ein wirbelndes Raumschiff besang (oder besser: besprach), und des Beatles-Songs Lucy in the Sky with Diamonds, in Shatners Version eine Hymne auf Aliens mit mandelförmigen Augen. Das Schlimme dabei war: Shatner meinte seine unterirdischen Gesangsversuche durchaus ernst. 1978 gelang es Captain Quirk sogar noch diese Leistung mit dem Elton John-Cover Rocket Man zu toppen.

  Hör- und Sehprobe: Lucy in the Sky with Diamonds (1968); Rocket Man (1978)

Paul ist tot (1969)

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Ende 1969 verbreitete sich das Gerücht, Paul McCartney sei 1966 bei einem Autounfall ums Leben gekommen und durch einen Doppelgänger ersetzt worden („Paul is dead“). Prompt probierten einige Musiker und Produzenten, ob man die Trauerarbeit nicht gewinnbringend nutzen könnte.

Billy Shears and The All Americans“ sangen den unglaublich schmierigen Flower Power-Titel „Brother Paul“, José Feliciano brachte unter dem Pseudonym „Werbley Finster“ tantiementrächtig das Lied „So Long Paul“ auf den Markt, und die schnell zusammengestellte Band Mystery Tour sülzte unter Verwendung von Beatles-Zitaten monumental im Psychedelicsound „The Ballad of Paul“. Capitol Records schob die gerade erst wegen schlechter Verkäufe vom Markt genommenen Terry Knight-Single „Saint Paul“ wieder in die Regale und Viking Records veröffentlichte „We're All Paul Bearers“ von Zacherias & The Tree People. Nicht zuletzt schob die Gerüchteküche auch den Verkauf des Beatlesalbums „Abbey Road“ kräftig an... Es steht zu befürchten, dass einige dieser Machwerk bei Pauls wirklichem Tod wieder aus dem musikalischen Grab aufsteigen.

Kleine Anmerkungen zum Schluß: Der Fehlfarben-Song „Paul ist tot, kein Freispiel drin“ ist schön, handelt aber von was anderem.

  Hör- und Sehprobe: Brother Paul (Billy Shears);   Hörprobe: The Ballad of Paul (Mystery Tour)

Long Haired Mormon Lover (1972)

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Tätlicher Angriff aufs Publikum

Dass die Schaffung von künstlichem Leben meist in die Hose geht, ist seit Frankensteins Monster Allgemeingut. Gepaart mit auf minderjährige weibliche Teenies ausgerichteten musikalischen Ergüssen ist deshalb ein Totalfiasko vorprogrammiert. Die Rede ist hier von „The Osmonds“, einem Rudel pausbäckiger Elvis-Klone, hergestellt in den Retorten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im Städtchen Ogden (Utah). Die Band vermehrte sich in den folgenden Jahren mehrfach durch Zellteilung (Donny Osmond, Merrill Osmond, Marie Osmond und Jimmy Osmond, der „Long Haired Lover From Liverpool“) und setzte ihrerseits wieder Klone in die Welt („Osmond Boys“).

In den 1970er-Jahren war die Boygroup mit ihren durch Funk beeinflussten und durch eine Big Band angereicherten Songs mehrfach in den internationalen Charts zu finden. Als letzte große Singleausspielung versuchten sich die Mormonen-Brüder an einem Song, den sie irrigerweise für Rockmusik hielten: „Crazy Horses“. Der deutsche Beat-Club ruinierte unnötigerweise seinen legendäre Ruf, indem man als 83. und letzte Folge 1972 ein Live-Special von Donny Osmond und seinen Brüdern mit diesem Song sendete.

  Hör- und Sehprobe: Crazy Horses pseudolive

Auch das Glück ist manchmal blind (1972)

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Einen der frechsten geistigen Diebstähle beging 1972 der zu recht verstorbene ewige Jungfilmer Arnold Hau, der den gesellschaftskritischen Erfolgshit „Hier steht ein Mensch“ des geniösen und zu Unrecht verstorbenen unvergleichlichen Peter Alexander (auch auf schauspielerischem Gebiet göttlich gesegnet) zu Verunglimpfen versuchte. Und die völlig unbelegte Behauptung, dieses geschmacklose „Filmchen“ sei das erste deutsche Musikvideo gewesen, kann auch nur von einem billigen Boulevardblatt wie dieser obskuren Berliner Tageszeitung kommen. Pfui, kann man da nur sagen. Da muss man sich ja aufregen...

  Hör- und Sehprobe: Hier ist ein Mensch

Bop-shu-waddy (1974)

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Wenn in die Jahre gekommene Dorfdisco-Schwofer an ihre ersten tänzerischen Annäherungsversuche zurückdenken, fällt überproportional oft der Name der Post-Doo Wop-Band „The Rubettes“ und der ihres Megahits „Sugar Baby Love“ mit dem ausgeprägten Falsettgesang. Eingespielt wurde dieser Titel von dem Sänger Paul Brewer (aka Paul Da Vinci) und anderen Studiomusikern als Backing Track, aber kein Sänger wollte die Nummer haben. In ihrer Not setzte die Plattenfirma der optisch gewöhnungsbedürftigen Studioband zur Ablenkung große weiße Schiebermützen auf, nannte sie „Rubettes“ und schob sie auf die Bühne. Da Brewer nicht mit engagiert worden war, musste bei den zahllosen Auftritten nun Gitarrist Alan Williams als Sänger zum Falsett-Playback synchron die Lippen bewegen.

  Hör- und Sehprobe: Sugar Baby Love

Smurpomania (1978)

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Jonathan King hat in seinem Leben unter verschiedensten Pseudonymen schon einiges verbrochen. Zum Bodensatz dabei gehören die „Father Abraphart And The Smurps“-Songs des verurteilten Kinderfreundes, die selbst innerhalb der Schlumpflieder als besonders dämlich auffallen. Obwohl zu Weihnachten in England der musikalische Geschmack der Bevölkerung regelmäßig aussetzt, verendete das Werk „Lick A Smurp For Christmas“ im Dezember 1978 auf Platz 58 der UK-Charts.

  Hörprobe: Lick A Smurp For Christmas (All Fall Down)

All You Need Is Cash (1978)

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Kaum eine Band hat einen derartigen Einfluß auf die moderne Musikentwicklung gehabt und ist dennoch so vergessen wie The Rutles. Die „Prefab Four“ (Ron Nasty, Dirk McQuickley, Stig O’Hara und Barry Wom) veröffentlichten unzählige Singles („Hold My Hand“, „With A Girl Like You“) und Konzeptalben wie „Sgt. Rutter’s Only Darts Club Band“ und „The Tragical History Tour“. Dennoch scheinen sie offiziell keinerlei Spuren in der Rockgeschichte der 1960-erJahre hinterlassen zu haben, was zu Gerüchten führte, die Musikmafia habe damit den Ruhm der EpigonenbandThe Beatles“ schützen wollen. Tatsache ist, das die Veröffentlichungen plötzlich abbrachen und sich die Band auflöste. Lediglich zwei Dokumentarfilme mit den aussagekräftigen Titeln „All You Need Is Cash“ und „Can't Buy Me Lunch“ geben Einblicke in das wilde Leben und reichhaltige Schaffen der Rutles.

Keinem der „Prefab Four“ gelang es später, wieder festen Fuß im Muiskbusiness zu fassen: Ron Nasty, der schon als Neil Innes bei der Bonzo Dog Doo-Dah Band musikalisch erfolglos war, scheiterte mit seiner programmatischen Formation „Idiot Bastard Band“, Dirk schlug sich unter seinem Mädchennamen als Witzeerzähler durch, Stig wurde Mitglied der esoterischen Surf-Sekte „Garçons de la plage“, für die er unter seinem neuen Sannyasin-Namen Ricky Fataar spielte, Barry wurde Nuttenpreller in Thailand. Trotz mehrerer erfolgloser Comeback-Konzerte gibt es immer wieder bedrohliche Gerüchte über eine Wiedervereinigung der „Prefab Four“, was Entsetzen bei konkurrierenden Musikern wie Mick Jagger hervorrief: “I hope not.”

 ] Hör- und Sehproben: Ouch! (1965), Cheese And Onions (1968)

King of the Clubs (1979)

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Der schon damals etwas in die Jahre gekommene Las Vegas-Nachtclubsänger Mr. Tony Clifton wurde 1969 von Andy Kaufmann entdeckt und protegiert. Trotz seiner etwas gewöhnungsbedürftigen Bühnenshow brachte Clifton es in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren zu Auftritten im Miss Piggy Special, bei David Letterman, Merv Griffin und Dinah Shore, mit der er ein grandioses Duett sang. Höhepunkt seiner Karriere war sicherlich sein Eröffnungsauftritt bei Kaufmanns historischem Carnegie Hall Concert 1979, wo er mit seiner unvergleichlichen Interpretation der amerikanischem Nationalhymne die bisher maßgebende Version von Jimi Hendrix als zutiefst gewöhnlich entlarvte. Danach wurde es still um ihn. Clifton tingelt aber noch heute durch zweitklassige amerikanische Clubs.

  Hörprobe: The Star-Spangled Banner

Ententanz (1981)

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1981 stürmte die ursprünglich in der Nordbrabanter Kneipe „De Kroon“ beheimatete Amateurcombo De Electronica's mit dem Akkordeontitel „Vogeltjesdans“ („Dance Little Bird“) die europäischen Hitparaden. Das „für schwachsinnige Betriebsfeste und nie endende Saufgelage“ (Frank Laufenberg) verfasste Werk wurde der Karnevalsschlager des Jahres und erreichte in Deutschland die Topplazierung. Das Lied stammte aus dem Jahr 1958 und war schon 1973 als „Tchip-Tchip“ ein kleinerer Hit in Belgien. Nachfolgetitel wie „Dance Little Cat“ und „Roboter-Polka“ konnten den Niedergang der Band nicht aufhalten.

  Hör- und Sehprobe: Vogeltjesdans

Fetter Mann in Frauenkleidern (1981)

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Jede der lobenswerten Ska-Revivalwellen spült neben Altmeistern und kreativen neuen Bands auch regelmäßig Abfall an die musikalische Oberfläche. Anfang der 1980er-Jahre waren das die Bad Manners, eine Chaotengruppe um den glatzköpfigen und schwer übergewichtigen Frontman Buster Bloodvessel („Mr. 50-Zentimeter-Zunge“), der auf den Covern der Band ernsthaft als „Sänger“ ausgewiesen wurde. Aufgrund ihrer begrenzten kompositorischen Fähigkeit coverte die Band gerne ältere Titel („My Boy Lollipop“, „Buona Sera“) wobei sie regelmäßig ihren fehlenden musikalischen Geschmack bewies. Höhepunkt bildete 1981 die „Can Can“-Tanzdarbietung des fetten Mannes in Frauenkleidern.

  Hör- und Sehprobe: Can Can

Tri Tra Trullala (1981/82)

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Keine musikalische Epoche hat so viele Kandidaten für die MHoS hervorgebracht wie die Neue Deutsche Welle der 1980er-Jahre. Ohne die anderen musikalischen Zwei-Akkord-Genies dieser Zeit benachteiligen zu wollen, sei aber auf einen ganz besonderen, als „Zappelphilipp“ bekannten NDW-Vertreter hingewiesen: Joachim Witt. Dieser schon als Westcoast-Rock angehauchter Hippie der Gruppe Duesenberg ziemlich unerträgliche Musiker kam zwar 1981/82 mit modisch wirken wollender blonder Kurzhaarfrisur, beginnender Stirnglatze und den Songs „Der goldene Reiter“ und „Tri Tra Trullala“ in die deutschen Charts, konnte aber auch in dieser Verkleidung nicht über drei wesentliche Mängel hinwegtäuschen: Er konnte nicht singen (wirklich nicht), er konnte nicht tanzen (aber wirklich nicht) und er war einfach schon zu alt, um die richtig guten Weiber abzukriegen.

  Hör- und Sehprobe: Goldener Reiter live

Ente zu Weihnachten (1982)

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Zu Weihnachten 1982 hieß die musikalische Geschmacksverirrung in Großbritannien „Orville's Song“, gesungen von der dicklichen Puppenente Orville und dem Bauchredner Keith Harris. Das süßliche Machwerk erreichte Platz 4 der Charts. Als das „Duo“ dieselbe Masche zu Weihnachten 1985 mit Bing CrosbysWhite Christmas“ versuchte, wurden sie auf Platz 40 verwiesen.

  Hör- und Sehprobe: Orville's Song

Zuviel Sonne (1983)

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Der dänische Sommerhit des Jahres 1982 war der Titel „Sunshine Reggae“ der Gruppe „Laid Back“. Das gefiel Udo Jürgens so gut, dass er das Lied als „Die Sonne und du“ einfach noch einmal schrieb, aber damit auf Platz 41 der deutschen Charts steckenblieb. Das Original erreichte dort schon einige Wochen vorher Platz 1.

  Hörprobe: Die Sonne und du

Schatz, es ist kein Land zu sehn (1983)

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Die „Neue Deutsche Welle“ spülte auch ein etwas kräftig wirkendes junges Mädchen mit aparter Narbe im Gesicht in die ZDF-Hitparade, das von Dieter Thomas Heck schon als Kind auf den Knien geschaukelt worden war: Frl. Menke. Nach Titeln wie „Hohe Berge“ („Denk' ich an Trenker, werde ich aktiv“) und „Traumboy“ (beide 1982) gingen sie und ihre Karriere 1983 mit „Tretboot in Seenot“ auch schon Baden. Danach arbeitete sie bei der Firma UPS. Ob sie dort auch als singender Paketbote tätig wurde, ist nicht überliefert.

  Hör- und Sehprobe: Tretboot in Seenot

Sorry du, tut mir echt leid... (1985)

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Kelly-Family 1927

Mitten in der Zeit des Kampfes gegen die atomare Aufrüstung mussten auch die „strubbeligen, schulmüden“ Wanderfussel der Kelly Family unbedingt auf den fahrenden Zug der Friedensbewegung aufspringen. Mit dem Song „Hiroshima, I’m sorry“ entschuldigten sie sich für etwas, wofür sie wirklich nichts konnten: Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Mit der gleichen moralischen Berechtigung hätte sich „Rauschebartvater“ Daniel-Jerome („seit Jahren im gleichen Leichenhemd“) und sein „pausbackiger Kinderchor“ auch für den Kinderkreuzzug von 1212 entschuldigen können − oder dafür, dass die Juden Jesus ans Kreuz genagelt haben. Aber damit konnte man ja kein Geld verdienen... Dabei gab es doch so viele Sachen, für die sich die „singende Altkleidersammlung“ wirklich mal hätten entschuldigen können... (Alle Zitate: Der Spiegel).

  Hör- und Sehprobe: Hiroshima, I’m sorry

Heul doch (1989)

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So isser, der Kunze

Heinz Rudolf Kunze, laut „Der Spiegel“ „seit gefühlt 500 Jahren im Musikgeschäft“, galt mit seinem „sehr deutschen Tonbrei“ anerkanntermaßen lange Zeit als „Streber“ der bundesrepublikanischen Musikszene. Dabei erinnerte er mit Goldkettchen, Piratenohrring, schwarzer Hornbrille, Assischnäutzer und den „traurigen Gesichtsbacken“ weniger an einen Popstar als vielmehr an einen übergewichtigen „Junggendarmen ohne Beförderungsaussichten“ („Der Spiegel“). Besonders stolz war und ist der „Sprachkünstler“ Kunze aber auf seine lyrischen Fähigkeit. Die führen ihn allerdings neben zahllosen „Reim dich oder ich fress dich“-Texten mitunter auch zu Formulierungen, bei denen man sich ernsthaft Sorgen um den Autor zu machen beginnt, so im Song „Heul mit den Wölfen“ von 1989, einem auch musikalisch höchst fragwürdigem Lied.

„Wie fühlt man sich als Schnee von morgen?“ fragt da Kunze. „Frag doch das Wasser von gestern“, meinte dazu etwas vorschnell ein kritischer Zeitgenosse. Der ratlose Zuhörer dagegen grübelt darüber nach, was der Dichter damit sagen wollte, warum er das nicht rüberbringen konnte und möchte Kunze mit einer von ihm selbst gedichteten Textzeile antworten: „Warum läßt du's dann nicht einfach bleiben?“ Denn wie sagte bereits Voltaire vor einigen Jahren? „Alles, was zu töricht ist, um ausgesprochen zu werden, wird gesungen.“ Recht hat er, der Voltaire.

Das euphemistisch „Gute Unterhaltung“ genannte Album mit dem Song verendete auf Platz 31 der deutschen Top 100.

  Hör- und Sehprobe: Heul mit den Wölfen

Du darfst nicht traurig sein (1990)

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Als Nachzieher der Wildecker Herzbuben präsentierten Rudolf Rock & die Schocker 1990 ihre völlig uninspirierte Rock-n-Roll-Version des Hits „Herzilein“. So wenig wie die Band brauchte Deutschland damals und heute diese Titelversion.

  Hörprobe: Herzilein

Ein kleines Negerlein (1991)

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Anfang der 1990er-Jahre veröffentlichte eine von Mike Staab lancierte Provinzgruppe aus Aschaffenburg namens „Time to Time“ die 1001ste Version des 1885 erstmals auf Deutsch veröffentlichten Titels Zehn kleine Negerlein mit „aktualisiertem“ Text und kletterten damit auf Platz 2 der Charts: „Ein kleines Negerlein, das hatte einen stehn, es schnappte sich 'ne geile Braut, bald waren's wieder zehn.“

Der Spiegel beschrieb das Werk so: „Heraus kam Postmoderne für den Bierkeller: ein Stück aus jener Zeit, als der Schwarze noch Neger hieß und als dumm, geil und unzivilisiert galt - holprig gereimt im Jargon ausgeflippter Provinzler.“ Nach erheblichen öffentlichen Protesten zog die Plattenfirma Electrola – nicht ohne Bedauern – die Single zurück: „Da der Text ... von einigen gesellschaftlichen und politischen Gruppen als rassistisch und faschistoid fehlinterpretiert wurde, haben Band und Schallplattenfirma gemeinsam beschlossen, auf den weiteren Verkauf der Platte zu verzichten.“ Von den drei Bandmitgliedern Stefan Grino, Martin Recke und Udo Weiler, die das Ganze „witzig“ fanden, hörte man hinterher nichts mehr. Berechtigterweise.

  Hörprobe: 10 kleine Negerlein

Mit Popmusik versülzt (2001)

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Terrorismus hat schon immer Spuren in der Unterhaltungsmusik hinterlassen („Zwei Tellerminen im Haar und an der Hüfte Granaten, ja das ist die Welt, die Rosita gefällt“). Beim Hang der Amerikaner zu egomanen Selbstbespiegelung war zu erwarten, dass auch die Terroranschläge am 11. September 2001 musikalische Kreise ziehen würden. Zunächst aber halfen die erschreckenden Ereignisse einem bislang erfolglosen Song zum internationalen Durchbruch: „Enyas“ „Only Time“, mit dem die Bilder der zusammenstürzenden New Yorker Twintowers unterlegt worden waren, erreichte die Top 10 der US Billboard Charts und Platz 1 der deutschen Singlecharts.

Aber auch gestandenen Popgrößen war es nicht peinlich, diese menschliche Katastrophe in fragwürdigen Texten zu verarbeiten. In seinem Lied „Let's Roll“ missbrauchte Neil Young die Passagiere des United-Airlines-Flugs 93 für einen Aufruf zur Gegengewalt („We're going after satan“) und im Song „Freedom“ agitierte Paul McCartney – so ein Zeitungskritiker – „reichlich platt für einen wild-westartigen Freiheitsbegriff“.

  Hör- und Sehprobe: Freedom (live)

Sie macht sich nicht vom Hof (2010)

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Wir sind alle Sido

Sido ist toll. Also gemeint ist nicht dieser blöde Typ mit der Maske, den überspielten Minderwertigkeitskomplexen und Liedern wie dem „Arschficksong“, sondern dieser dauerbekiffte und zugesoffene Fusselbart Sido, der in letzter Zeit bei Talkshowgrößen wie Kurt Krömer und Ina Müller einfach nur dasitzt und breit vor sich hingrinst, wenn er nicht gerade Futschi oder Jägermeister in atemberaubenden Mengen in sich hineinschüttet.

Wahrscheinlich ist ihm bei diesen gehirnschädigenden Aktivitäten einfach nur entfallen, dass er irgendwann zwischendurch in einem Anfall von Reimzwang den Song „Sie bleibt“ („Ich werd sie nicht mehr los“) eingespielt und als Single veröffentlicht hat. Vielleicht stimmt aber auch das hartnäckige Berliner Szenegerücht, dass Sido sich damit ernsthaft eine Karriere am Ballermann aufbauen wollte. Wenn ja, dann hatte Sido das am nächsten Morgen bereits wieder vergessen. War ja auch ne Schnapsidee.

  Hör- und Sehprobe: Sie bleibt

It Sounds Like... (2011)

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Wenn es um musikalische Kopien, Plagiate oder Soundalikes geht, fällt immer wieder der Name Dieter Bohlen. Tatsache ist, dass Bohlen ein Meister des Selbstzitats und des Recyclings eigener alter Einfälle ist, so jüngst bei Sarah Engels zweiter Single „Only For You“, für die altes Blue System-Material herhalten musste (welches wiederum ein Soundalike des Hits „Prince Of Love“ von DJ Sammy ist). Dabei geraten ihm allerdings eigene und fremde Melodien manchmal etwas durcheinander. Erinnert sei nur an die Übereinstimmungen des Songs „Don’t Believe“ des DSDS-Gewinners 2010 Mehrzad Marashi mit Leona Lewis’ Nummer-Eins-Hit „Bleeding Love“ (2006), sowie die diskutierten Ähnlichkeiten von Pietro Lombardi-Songs „Call My Name“ mit dem Mega-Hit „Marching On“ von OneRepublic aus dem Jahr 2010.

Letzter Höhepunkt von Bohlens Reise durch die Musikgeschichte war das Duett von Pietro & Sarah namens „I Miss You“, bei dem in einer Art Patchwork unschwer die Vorbilder „Dilemma“ (2002) von Kelly Rowland & Nelly und „No One Else Comes Close“ (1998) des R&B-Sängers Joe (1999 gecovert von den Backstreet Boys) zu erkennen sind.

  Hör- und Sehprobe: I Miss You No One Else