Blandine Ebinger

deutsche Schauspielerin und Chansonniere (1899–1993)

Blandine Franzisca Ebinger (eigentlich Blandine Hassenpflug-Ebinger, geborene Blandine Franzisca Loeser; * 4. November 1899 in Zehlendorf[1]; † 25. Dezember 1993 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin, Chansonsängerin und Liedermacherin.

Blandine Ebinger (etwa 1920). Fotograf: Alexander Binder.
 
Blandine Ebinger und Friedrich Hollaender, Anfang der 1920er-Jahre. Fotografie: Zander & Labisch.
 
Stern auf dem Walk of Fame des Kabaretts in Mainz

Sie wurde als Tochter der Schauspielerin Margarethe Ebinger, geb. Wezel (1878–1957),[2] und des Pianisten Gustav Loeser in der elterlichen Wohnung an der Königstraße 15 in Zehlendorf geboren[1]. Der promovierte Arzt Ernst Ebinger wurde später ihr Stiefvater.

Ebinger begann ihre schauspielerische Laufbahn bereits als Siebenjährige am Leipziger Schauspielhaus, wo sie den Klein Eyolf darstellte. Danach spielte sie regelmäßig Kinderrollen im Theater. Bereits als junges Mädchen sang sie in Berliner Cabarets wie Schall und Rauch und Größenwahn und gab als 17-Jährige ihr Debüt im deutschen Stummfilm. Ihre Filmlaufbahn sollte am Ende 70 Jahre lang währen. 1919 heiratete sie den Komponisten Friedrich Hollaender und wurde 1926 wieder geschieden.[3] Hollaender schrieb für sie den Liederzyklus Lieder eines armen Mädchens. In den 1920er-Jahren zählte sie zu den großen Stars der Cabaret- und Chansonszene Berlins. Sie sang Lieder von Klabund und Balladen von Walter Mehring im Kabarett der Komiker und gab dem sozialen Elend im Berlin am Ende der Weimarer Republik eine Stimme. 1933 wurde sie von ihrem Stiefvater adoptiert und nahm den Namen Ebinger an[1]. Im selben Jahr übernahm sie die Leitung des Tingel-Tangel-Theaters und weiterhin kleinere Rollen in Filmen, ehe sie 1937 in die USA emigrierte. Dort konnte sie jedoch nicht Fuß fassen und erhielt in Hollywood nur wenige Kleinrollen.

Im Jahr 1946 kehrte sie nach Europa zurück und trat bis 1947 am Schauspielhaus Zürich auf. 1948 kam sie nach Berlin zurück, wo sie am Hebbel-Theater, am Schillertheater und am Renaissance-Theater spielte. Sie blieb bis Anfang der 1950er-Jahre in der DDR, wirkte in vier DEFA-Filmen und etlichen westdeutschen Kinoproduktionen mit. Ihr Hauptaugenmerk lag jedoch bei ihrer Theaterarbeit und ihren Chansonabenden, die die Erinnerung an das deutsche Kabarettlied der 1920er-Jahre wachhalten sollten. Bis ins hohe Alter trat sie als Sängerin auf und übernahm kleine Rollen in Film und Fernsehen. 1986 war sie in einer Episode der ZDF-Serie Ich heirate eine Familie zu sehen. Ihr ist ein Stern im Walk of Fame des Kabaretts gewidmet. Horst Königstein hielt ihre Kunst für die Nachwelt mit der vierteiligen Fernsehproduktion Blandine – eine Lebensmusik im Jahr 1988 fest.[4] Darin trat sie ein letztes Mal im Fernsehen auf.

 
Ehrengrab von Blandine Ebinger auf dem Waldfriedhof Dahlem

Ihre Tochter Philine (1925–2005) stammte aus der ersten Ehe mit Friedrich Hollaender. Philine blieb nach der Emigration in den USA und war dort von 1941 bis 1946 mit Georg Kreisler verheiratet. Ab 1965 war Ebinger in zweiter Ehe mit dem Verleger Helwig Hassenpflug verheiratet.

Blandine Ebinger starb im Dezember 1993 im Alter von 94 Jahren in Berlin. Sie wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem beigesetzt.[5] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Blandine Ebinger (Grablage: H-011/435) seit 1997 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2021 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[6]

Der Nachlass von Blandine Ebinger befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

Filmografie (Auswahl)

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Stummfilme

Tonfilme

Dokumentarfilm

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  • Blandine – eine Lebensmusik. Dokumentarfilm, BR Deutschland, 1988, in vier Teilen je 60 Min., Buch und Regie: Horst Königstein, Produktion: NDR, Erstsendungen: 26.–29. Dezember 1988 bei NDR 3, Filmdaten von IMDb.

Auszeichnungen

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„Wie alt? Keiner weiß es! Immer steht sie als zwölfjährige Rotzneese da oben. Ihre kleine Kinderstimme plärrt wie ein verrostetes Grammophon. Eigentlich verdient diese Stimme den Namen schon nicht mehr. Ihr körperloser Kinderleib zum Umpusten dünn und mager.“

Pem [7]

„Man könnte sie als eine rachitische Madonna bezeichnen … diese lispelnde, magere Person mit den strengen, großen Augen ist die Meisterin der Tragigroteske.“

„Wie warst Du, was Du spieltest! Wie spieltest Du, was Du warst!“

Schriften

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  • „Blandine …“: von und mit Blandine Ebinger. Arche, Zürich 1985, ISBN 3-7160-2031-1, (mit Rollenverzeichnis).
  • Erinnerungen der Schauspielerin und Diseuse Blandine Ebinger. Luchterhand, Hamburg 1992, ISBN 3-630-71100-6.

Literatur

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  • Hans-Michael Bock, Wolfgang Jacobsen: Blandine Ebinger – Schauspielerin, Sängerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 23, 1993.
  • Sandra Danielczyk, : Diseusen in der Weimarer Republik. Imagekonstruktionen im Kabarett am Beispiel von Margo Lion und Blandine Ebinger. (= texte zur populären musik 9), transcript Verlag, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-3835-6.
  • Max Goldt: Mein preußischer Nachmittag (über eine Begegnung mit Ebinger), zuerst in: Titanic, Juni 2007, auch in: Ein Buch namens Zimbo: Sie werden kaum ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird. Rowohlt 2009, ISBN 978-3-87134-665-1.
  • Peter Hahn, Jürgen Stich, : Friedenau-Geschichte & Geschichten. Oase Verlag, Badenweiler 2015, ISBN 978-3-88922-107-0.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss, Institut für Zeitgeschichte München (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. (International biographical dictionary of Central European emigrés 1933–1945.) 4 Bände. Saur, München 1983.
  • Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider (Hrsg.): Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933–1945. (Band 1: Verfolgung und Exil deutschsprachiger Theaterkünstler, Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler.) Saur, München 1999.
  • Manfred Weihermüller: Diskografie Blandine Ebinger in: Discographie der deutschen Kleinkunst, Band 1. Brigit-Lotz-Verlag, Bonn 1991, ISBN 3-980-26560-9, S. 59–60 (Aufnahmen für die Schellackplatte, 1921 bis 1936)
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 506 f.
  • Kay Weniger: ‘Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …’. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 146 f.
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Commons: Blandine Ebinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Artikel

Einzelnachweise

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  1. a b c Geburtsregister Nr. 184/1899, StA Zehlendorf
  2. Grete Ebinger. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 2. Juli 2021.
  3. Helwig Hassenpflug: Artikel „Blandine Ebinger“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 11. April 2008.
  4. Horst Königstein – Biografie. (PDF; 91 kB) First Step, 15. Mai 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. Juni 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.firststeps.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener/Luisenstädtischer Bildungsverein 2006, ISBN 3-7759-0476-X, S. 282.
  6. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: August 2021) (PDF, 2,3 MB), S. 16. Auf: Webseite der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Abgerufen am 22. Juli 2022. Vorlage – zur Kenntnisnahme – Anerkennung, Verlängerung und Nichtverlängerung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin (PDF, 195 kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 18/3959 vom 4. August 2021, S. 2–3. Abgerufen am 22. Juli 2022.
  7. Paul Marcus [d.i. Pem]: Die vom Brettl. In: Der Junggeselle, Nr. 23, 2. Juniheft 1926, S. 6.