Carresse-Cassaber
Carresse-Cassaber ist eine französische Gemeinde mit 660 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Oloron-Sainte-Marie (bis 2016: Arrondissement Pau) und zum Kanton Orthez et Terres des Gaves et du Sel (bis 2015: Kanton Salies-de-Béarn).
Carresse-Cassaber | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département (Nr.) | Pyrénées-Atlantiques (64) | |
Arrondissement | Oloron-Sainte-Marie | |
Kanton | Orthez et Terres des Gaves et du Sel | |
Gemeindeverband | Béarn des Gaves | |
Koordinaten | 43° 29′ N, 1° 0′ W | |
Höhe | 10–135 m | |
Fläche | 13,91 km² | |
Einwohner | 660 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 47 Einw./km² | |
Postleitzahl | 64270 | |
INSEE-Code | 64168 | |
Website | mairie-carresse-cassaber.fr |
Der Name in der gascognischen Sprache lautet Carressa-Cassabè.[1]
Geographie
BearbeitenCarresse-Cassaber liegt circa 55 Kilometer nordwestlich von Oloron-Sainte-Marie in der historischen Provinz Béarn an der nördlichen Grenze zum benachbarten Département Landes.
Umgeben wird der Ort von den Nachbargemeinden:
Sorde-l’Abbaye (Landes) | Lahontan | |
Saint-Pé-de-Léren | Salies-de-Béarn | |
Saint-Dos | Auterrive Castagnède |
Carresse-Cassaber liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour und liegt am rechten Ufer des Gave d’Oloron, einem seiner Nebenflüsse.
Zuflüsse des Gave durchströmen das Gebiet der Gemeinde:
Geschichte
BearbeitenErste Erwähnungen des Ortes Caresse erfolgten in den Formen Beatus Stephanus de Carressa (980, Kopialbuch des Bistums Lescar), Curtis Carreissa (10. Jahrhundert, laut Pierre de Marcas Buch Histoire de Béarn), der Gemeinde Cassaber in den Formen Cassave (12. Jahrhundert, Urkunde des Johanniterordens) und Casaver (13. Jahrhundert, fors de Béarn).[3]
Bei einem Zensus im Jahr 1385 wurden in Caresse 41 und in Cassaber 13 Haushalte gezählt und vermerkt, dass beide Dörfer in der Bailliage von Sauveterre liegen.[3]
Weitere Toponyme und Erwähnungen von Cassaber waren in der Folge Casseve und Sent jacme de Cassever (1440 bzw. 1441, Notare von Labastide-Villefranche), la gentillesse de Cassaver (1442, Verträge von Carresse), Sent-Christau de Casseber (1472, Notare von Labastide-Villefranche) und Casavee (1538, Manuskriptsammlung des Béarn).[3]
Auf der Karte von Cassini 1750 ist Carresse mit der heutigen Namensform, Cassaber als Cassabé eingezeichnet.[4] Während der Französischen Revolution 1793 wird Carresse wieder als Caresse, Cassaber als Cattaber geführt. Während des Französischen Konsulats acht Jahre später besitzt Caresse die heutige Namensform, Cassaber wurde als Cassabé und schließlich als Cassaber verwaltet.[5][6]
Am 1. Januar 1973 haben sich die Gemeinden Carresse und Cassaber zur neuen Gemeinde Carresse-Cassaber zusammengeschlossen.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenNach vorläufigen Höchstständen von über 1000 Einwohnern für beide ehemaligen Gemeinden zusammen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Zahl bei kurzen Phasen der Stabilisierung bis zur Jahrtausendwende um insgesamt mehr als 55 % zurückgegangen. Im beginnenden 21. Jahrhundert ist eine deutliche Stabilisierung zu erkennen und die Bevölkerungszahl steigt wieder an.
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2009 | 2021 |
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Einwohner | 738 | 746 | 697 | 589 | 536 | 468 | 498 | 604 | 660 |
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Ortskirche in Carresse, gewidmet dem heiligen Stephanus. Sie ist zwischen 1841 und 1843 im Auftrag des Grafen d’Echaux erbaut worden. Die Baupläne stammen wahrscheinlich vom Architekt Paul Poublan aus Pau, da die Kirche Saint-Jean-Baptiste in Lons auf Basis eines identischen Plans von ihm errichtet wurde. Die Kirche ist im klassizistischen Stil gehalten, wie an der Eingangsfassade mit einer schmucklosen Tür unter einem halbkreisförmigen Fenster unterhalb eines für den Stil typischen Dreiecksgiebel zu erkennen ist. Das dreischiffige Langhaus ist mit einer flachen Apsis abgeschlossen, die vom Glockenturm verlängert wird, der von einem früheren Bau wiederverwendet worden sein könnte.[8][9]
- Ortskirche Saint-Jacques in Cassaber. 1739 wurde die Pfarrgemeinde noch von Ordensgeistlichen aus der Abtei Saint-Jean de Sorde in einer Kapelle betreut. Im Auftrag des Grafen Pierre de Caumia de Baillenx und seines Bruders, des Vicomtes Hyacinthe, wurde die heutige Kirche im Jahre 1853 als Ersatz für die Kapelle wieder aufgebaut. Das heutige Langhaus beherbergt drei Kirchenschiffe, wobei das nördliche Seitenschiff zwischen 1877 und 1886 errichtet wurde. Reihen von vier Jochen mit gleichseitigen Spitzbögen trennen die Kirchenschiffe, ein Scheinrippengewölbe bedeckt das Langhaus. Die Glasfenster sind Werke des Glasmalers Bernard Montaut aus Pau aus dem Jahre 1899.[10]
- Wegkapelle, gewidmet Maria, der Mutter Jesu. Am Ortseingang von Cassaber fällt der Blick auf eine Wegkapelle in einer Straßennische. Votivtafeln und Blumen zeigen, dass die Stätte regelmäßig besucht wird. Sie ist 1855 auf Initiative der Gräfin von Baillenx auf ihrem Anwesen lou Séqué errichtet worden, um Maria zu danken, dass das Dorf von einer Cholera-Epidemie verschont geblieben war, die in jener Zeit in ganz Frankreich grassierte. Ihr Schutz wurde im Zweiten Weltkrieg erneut ersucht, auf dass keine Familie des Dorfes einen Trauerfall zu beklagen sollte. Eine Gedenktafel ist für die Gewährung dieser Gnade angebracht. Seit der Errichtung versammeln sich jedes Jahr am 15. August die Bewohner von Cassaber um die Wegkapelle.[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenDie Wirtschaft der Gemeinde wird durch die Landwirtschaft und der Gewinnung von Mineralien bestimmt. Der Landbau wird in erster Linie vom Getreideanbau (z. B. Mais, Soja, Sonnenblumen) aber auch vom Obstbau, insbesondere Kiwi, bestimmt.[13] Carresse-Cassaber liegt in den Zonen AOC des Weinbaugebiets Béarn, des Ossau-Iraty, ein traditionell hergestellter Schnittkäse aus Schafmilch, sowie der Schweinerasse und des Schinkens „Kintoa“.[14]
Die Gewinnung von Mineralien wird an zwei Standorten in der Gemeinde durchgeführt. In Cassaber werden Steine und Granulat gewonnen, in Carresse Gips, Gips-Fließestrich und Gipsplatten.[13]
Außerdem ist die Gemeinde mit Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben ausgestattet.[13]
Bildung
BearbeitenDie Gemeinde verfügt über eine öffentliche Grundschule mit 51 Kindern im Schuljahr 2016/2017 und über eine private Grundschule mit 40 Schülerinnen und Schülern.[16]
Verkehr
BearbeitenDie Gemeinde ist angeschlossen an die Routes départementales 17, 27 und 29.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Paul-Jean Toulet, geboren am 5. Juni 1867 in Pau, gestorben am 6. September 1920 in Guéthary, Schriftsteller und Dichter. Er hat den Contrerime herausgebildet und gab der lyrischen Form ihren Namen. Paul-Jean Toulet lebte von 1889 bis 1898 in Carresse-Cassaber.
- Jean Pierre Lanabère, geboren am 24. Dezember 1867 in Salies-de-Béarn, getauft am 24. Mai 1772 in Carresse-Cassaber, gestorben am 12. September 1812 bei Moschaisk. Er war General der Infanterie in der Armee Napoleons und fiel während des Russlandfeldzugs.
- María del Pilar Acedo y Sarriá, Gräfin von Montehermoso, geboren am 10. März 1784 in Tolosa, gestorben am 27. Februar 1869 auf ihrem Schloss in Carresse. Sie wuchs in Vitoria auf und machte 1807 Bekanntschaft mit Joseph Bonaparte, der auf dem Weg nach Madrid war, nachdem er zum König von Spanien proklamiert worden war. Maria wurde seine Mätresse und wohnte mit ihm im königlichen Palast in Madrid. 1813 verließen beide Spanien und flohen nach Frankreich vor den heranrückenden alliierten Armeen unter dem Oberbefehl von Arthur Wellesley, dem späteren Duke of Wellington. Maria beendete schließlich ihre Beziehung mit Joseph Bonaparte. Sie heiratete den französischen Offizier Amadeo de Carabène im August 1816 in Paris. Daraufhin bezogen beide ihr Schloss in Carresse.[17][18][19]
Weblinks
Bearbeiten- Carresse-Cassaber auf der Website des ehemaligen Gemeindeverbands (französisch)
- Website des aktuellen Gemeindeverbands (französisch)
- Website des Interessenverbands AOP Ossau-Iraty (französisch)
- Website der Filière Porc Basque (französisch)
- Carresse und Cassaber auf der Karte von Cassini 1750
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Carresse-Cassaber. Gasconha.com, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ Ma commune : Carresse-Cassaber. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ a b c Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 42f, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 2. April 2017 (englisch).
- ↑ a b Notice Communale Carresse-Cassaber. EHESS, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ a b Notice Communale Cassaber. EHESS, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ Populations légales 2014 Commune de Carresse-Cassaber (64168). INSEE, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ Eglise Saint-Etienne de Carresse. Visites en Aquitaine, archiviert vom am 3. April 2017; abgerufen am 23. Juli 2023 (französisch).
- ↑ église paroissiale Saint-Etienne. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ église paroissiale Saint-Jacques. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ Notre-Dame du Séqué à Cassaber. Visites en Aquitaine, archiviert vom am 3. April 2017; abgerufen am 23. Juli 2023 (französisch).
- ↑ Moulin de Carresse-Cassaber. Visites en Aquitaine, archiviert vom am 3. April 2017; abgerufen am 23. Juli 2023 (französisch).
- ↑ a b c Développement économique (agriculture, carrières, …). Gemeinde Carresse-Cassaber, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ Institut national de l’origine et de la qualité. Institut national de l’origine et de la qualité, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ INSEE: Caractéristiques des établissements en 2014 Commune de Carresse-Cassaber (64168). Archiviert vom am 20. Juni 2017; abgerufen am 23. Juli 2023 (französisch).
- ↑ Pyrénées-Atlantiques (64), Carresse-Cassaber, écoles. Nationales Bildungsministerium, abgerufen am 2. April 2017 (französisch).
- ↑ Emilio Latorre Zubiri: Marquesa de Montehermoso. TTANTTAK, 28. Oktober 2011, abgerufen am 2. April 2017 (spanisch).
- ↑ Iker Ortiz de Zarate: La marquesa de Montehermoso. Euskonews, abgerufen am 2. April 2017 (spanisch).
- ↑ Alberto GARATE GOÑI: María del Pilar Acedo Sarria. Euskomedia, abgerufen am 2. April 2017 (spanisch).