Corps Bavaria Würzburg

Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband

Das Corps Bavaria Würzburg ist eine farbentragende und pflichtschlagende Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem zweitältesten Zusammenschluss deutscher Studentenverbindungen. Das Corps vereint Studenten und ehemalige Studenten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Die Corpsmitglieder werden Würzburger Bayern genannt.

Corps Bavaria Würzburg
Wappen des Corps Bavaria
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschule/n: Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Gründungsort: Würzburg
Stiftungsdatum: 1. März 1815
Korporationsverband: KSCV
Farben: Dunkelblau-Weiß-Hellblau
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: schlagend
Wahlspruch: Pro patria atque amicitia!
Website: www.bavaria-wuerzburg.de

Die Studentenverbindung hat die Farben „Dunkelblau-Weiß-Hellblau“ mit silberner Perkussion. Dazu wird eine dunkelblaue Tellermütze mit weiß-hellblauem Farbstreifen aus Seidenband getragen. Die Füchse tragen ein Fuchsenband in „Dunkelblau-Weiß“ und einen entsprechenden Farbstreifen an ihrer Mütze.

Der Wahlspruch lautet „Pro patria atque amicitia!“ (deutsch: „Für Vaterland und Freundschaft!“), der Wappenspruch „Semper superiores!“ (deutsch: „Immer die Überlegenen!“).

Geschichte

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Mitglieder des Corps Bavaria im Würzburger Universitäts-Karzer um 1828

Das Corps Bavaria wurde am 1. März 1815[1] von Studenten an der Universität Würzburg gegründet. Schon nach wenigen Semestern entwickelte Bavaria eine burschenschaftliche Tendenz und löste sich am 27. Juni 1818 auf. Viele ihrer bisherigen Mitglieder beteiligten sich zugleich an der Gründung der Würzburger Burschenschaft Germania, die kurz darauf von den Corps des Würzburger Senioren-Convents mit Verruf belegt wurde. Die zunehmende Unterdrückung der burschenschaftlichen Bewegung infolge der Karlsbader Beschlüsse vom August 1819 führte schließlich auch zur Auflösung der Germania und am 16. Dezember 1819 zur Rekonstitution der Bavaria, der sich auch einige der alten Bayern wieder anschlossen. Am 23. Februar 1820 wurde Bavaria erneut als vollberechtigtes Mitglied in den Würzburger SC aufgenommen.[2]

Seit 1827 wurden Studentenverbindungen in Bayern nach Einreichung ihrer Statuten und Mitgliederlisten behördlich geduldet. Während die Corps Moenania und Franconia schon früh von dieser Möglichkeit Gebrauch machten, reichte Bavaria erst 1833 ein entsprechendes Gesuch ein und erhielt mit Schreiben des Ministeriums des Innern vom 9. Februar 1836 die offizielle Genehmigung.[3] Seit dem 7. November 1860 ist Bavaria Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Aufgrund der Struktur seiner Verhältnisse zu anderen Corps wird das Corps Bavaria zum „Schwarzen Kreis“ innerhalb des KSCV gezählt.

Nachdem das Corps sich geweigert hatte, Bruno Stern, den Sohn des jüdischen Rechtsanwalts und Bavaria-Mitglieds Otto Stern, aufzunehmen, kam es – dem Beispiel der 1884 gegründeten Vereinigung Salia folgend – ab etwa 1896 in Würzburg zu eigenen Verbindungsgründungen jüdischer Studenten.[4]

 
Corpshaus der Bavaria Würzburg, Rottendorfer Str. 20

Während des „Dritten Reiches“ bestand das Corps Bavaria nach seiner Auflösung am 15. Februar 1936 zeitweise im Untergrund weiter. So wurden 1943 bis 1944 illegal Mensuren gefochten und im Sommer 1944 mit anderen Corps der Versuch der Wiedererrichtung des am 28. August 1935 aufgelösten Kösener Senioren-Convents-Verbands unternommen. Im Januar 1950 gehörte Bavaria zu den 22 Corps, die sich in der „Interessengemeinschaft“ zusammenschlossen und die Rekonstitution des KSCV vorbereiteten.

Der seit dem Jahre 2013 vergebene „Rektor-Max-Meyer-Preis“ ist nach einem Alten Herren des Corps Bavaria benannt, dem ehemaligen Rektor der Universität Max Meyer. Mit diesem Preis werden alle zwei Jahre herausragende Dissertationen an der Universität Würzburg ausgezeichnet. Gestiftet wird der Preis von verschiedenen corpsstudentischen Gremien und Privatpersonen. Auch das Corps Bavaria Würzburg beteiligt sich daran.[5][6]

Im Juni 2015 feierte die Verbindung ihr 200. Stiftungsfest; Festredner war der TV-Historiker Guido Knopp.[7] Weitere Redner auf den Feierlichkeiten waren der ehemalige Bundespostminister Wolfgang Bötsch und der Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium Gerhard Eck.

Corpshäuser

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Früheres Corpshaus in der Veitshöchheimer Str. 8[8]

1900 erwarb der Philisterverein eine klassizistische Villa in der Veitshöchheimer Straße 8 mit 4500 Quadratmeter großem, parkähnlichem Garten und ließ sie für Zwecke des Corps umbauen. Zur Ausstattung gehörte im Erdgeschoss neben der „altdeutsch“ eingerichteten Kneipe und dem Conventszimmer mit Bibliothek und Archiv ein Gartensalon, den der frühere Gouverneur von Kamerun, Eugen von Zimmerer, mit Teilen seiner ethnologischen und zoologischen Sammlung ausstattete. Im Obergeschoss befand sich ein Repräsentationszimmer im Empirestil mit hohen Pfeilerspiegeln und pompejanischer Wandmalerei, sowie das Speisezimmer, ein Musikzimmer, ein kleiner englischer Salon und ein Tanzsaal, der die gesamte Rückfront des Hauses einnahm. Anlässlich des 85. Bundesfestes (Pfingsten 1900) wurde das Anwesen dem Corps zur Nutzung übergeben.[9]

 
Corpshaus, vom Garten aus gesehen

Im Jahr 1953 erwarb die Studentenverbindung eine alte Professorenvilla in der Rottendorfer Straße in Würzburg-Frauenland, die heute als Corpshaus dient. Das Gebäude ist unter der Nummer D-6-63-000-484 in der Bayerischen Denkmalliste aufgeführt.

Bekannte Corpsmitglieder

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Aus dem Corps Bavaria gingen verschiedene königlich-bayerische Staatsminister und andere bedeutende Politiker hervor. Dazu gehören die königlich-bayerischen Finanzminister Josef Aschenbrenner, Georg von Berr und Benno von Pfeufer, der königlich-bayerische Justizminister Eduard von Bomhard sowie der bayerische Staatsminister des Inneren Friedrich von Brettreich. Auch der langjährige Regierungspräsident von Oberfranken und Ehrenbürger von Bayreuth Rudolph von Roman war Würzburger Bayer, nach ihm ist heute noch die Romanstraße in München benannt.[10] International bekannt wurde Eugen von Zimmerer als Gesandter und bevollmächtigter Minister (1907), kaiserlicher Kommissar für Togo (1888) und Gouverneur von Kamerun (1891). Die Lindwurmstraße in München wurde nach dem berühmten Mediziner Joseph von Lindwurm benannt, der auch dem Corps Bavaria Würzburg angehörte. Der Mediziner Eugen Rosshirt war erster Consenior des Corps.

 
Philipp Stöhr der Ältere als Inaktiver des Corps im Sommersemester 1872
 
Wilhelm Tochtermann (1932)
 
Heinz Viebach, Alter Herr des Corps Bavaria Würzburg und des Corps Hassia-Gießen zu Mainz, leitete als Vorortsprecher des KSCV den ordentlichen Kösener Congress (oKC) im Jahre 1955 (Foto aus dem Jahre 2010)

Träger der Klinggräff-Medaille

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Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:

  • Wolfgang Stegmann (1989)
  • Jan Horatio Hörmann (2024)

Siehe auch

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Literatur

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  • Karl Lotz: Geschichte des Corps Bavaria 1815–1905. o. O. 1905.
  • Hans Stumm: Die Würzburger Bayern. Der Lebensweg des Corps Bavaria 1815 bis 1975, München 1976.
  • Rolf-Joachim Baum: Die Kressen bei Bavaria Würzburg. In: Einst und Jetzt, Bd. 27. 1982, S. 243–49.
  • Rolf-Joachim Baum et al. (Hrsg.): Studentenschaft und Korporationswesen an der Universität Würzburg 1582–1982. Würzburg 1982, S. 227–29.
  • Rolf-Joachim Baum: Die Würzburger Bayern Teil 2. Corpsgeschichte in Bildern, München 1985.
  • Rolf-Joachim Baum: Sieben Briefe zur Geschichte der Würzburger Urburschenschaft und des Corps Bavaria Juli 1818-Juli 1819. In: Einst und Jetzt, Bd. 27. 1982, S. 211–28.
  • Rolf-Joachim Baum: Die Würzburger Bayern. Geschichte eines Corps und seiner Zeit, 2 Teilbände, Wachtberg 2020.
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Commons: Corps Bavaria Würzburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Meyers Konversationslexikon. 5. Auflage, Leipzig 1896, Beilage zum Artikel Studentenverbindungen.
  2. Rolf-Joachim Baum: Sieben Briefe zur Geschichte der Würzburger Urburschenschaft und des Corps Bavaria Juli 1818 – Juli 1819. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 27 (1982), S. 211–228.
  3. Georg Meyer-Erlach: Die Garantierung der Würzburger Studenten-Gesellschaften. In: Archiv für Studenten- und Hochschul-Geschichte, Heft 1 (März 1933), S. 3.
  4. Ursula Gehring-Münzel: Die Würzburger Juden von 1803 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, S. 499–528 und 1306–1308, hier: S. 524 f.
  5. Redaktion Süd: Rektor-Max-Meyer-Preis für Nachwuchsforschung. In: mainpost.de vom 10. Dezember 2013
  6. Universität Würzburg: Wenn Niedrigwasser Flugzeuge stoppt. In: einBLICK vom 3. Dezember 2013 (Memento vom 3. April 2016 im Internet Archive)
  7. Gideon Zoryiku: Würzburg. Weltoffenheit und Heimatliebe. In: mainpost.de vom 21. Juni 2015
  8. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 114.
  9. 85. Bundesfest der Bavaria zu Würzburg und Corpshauseinweihung. In: Academische Monatshefte 17 (1900/1901), S. 157–162.
  10. Wolfgang Görl: Münchner Straßen: Romanstraße. In: SZ.de (Süddeutsche Zeitung). 17. Mai 2010, abgerufen am 24. August 2019.