Diskussion:Guten Rutsch/Archiv/1

Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von GebhardtF in Abschnitt Zu: Bildmotiv

Stub setzen reicht nicht

stub setzen reicht nicht, mehr drausmachen sollte die Devise sein---217 19:35, 25. Dez 2004 (CET)

An sich wäre es sinnvoll, zunächst den Artikel Grußformel anzulegen und darin solche Sachen zu sammeln. -- Kerbel 22:23, 25. Dez 2004 (CET)

Hebräisch?

In der Zeitung las ich, die Formulierung käme aus dem Hebräischen. Gleich ist, das Wort "rosch" bedeute "Anfang". Bernd.
(Der vorstehende Beitrag stammt von 84.135.14.12114:20, 1. Jan. 2005 (CET) – und wurde nachträglich signiert.)

Das Wort ראש ROSCH bedeutet wörtlich "Kopf" (siehe Genesis 3,15 und andere), bzw. "das Oberste, Höchste seiner Art (Jesaja 9,13)", aus Letzterem abgeleitet "Oberhaupt (Richter 11,8 und andere), Hauptstadt (Josua 11,10 und andere), das Erste, Vorderste , Anfang (zum Beispiel Kohelet 3,11)". Weitere Wörter sind aus der Wurzel abgeleitet. --Massel tow 15:57, 1. Jan 2006 (CET)

Es könnte aber sein, was Massel tow schreibt, denn die Sache könnte man auch in Analogie zum Januskopf sehen. Der Kopf, der sich abwendet, ist das alte Jahr, der Kopf, der als nächstes, aber auch als erstes kommt, ist das neue Jahr. Damit ist klar, dass ein hebräischer Ursprung auch aus der Herleitung von anderen "mythischen" Ideen durchaus sein kann.-- Chdeppisch 11:39, 29. Dez. 2009 (CET)

Ich zweifle an dieser Herleitung des "Guten Rutsches" aus dem Hebräischen. Im Grimmschen Wörterbuch fand ich die Redewendung "glückliche rutsch" – rutsch im Sinne von reise, fahrt. Noch besser passt "es got e rutsch vorwärts". Dann wäre also "der gute Rutsch" etymologisch verwandt mit dem Vorrücken des Zeigers auf der Uhr. Wenn es zwölf Uhr schlägt, geht es wieder einen Ruck vorwärts, in der Neujahrsnacht gleich um ein ganzes Jahr.

Obwohl mir die Herkunft aus dem Hebräischen (vgl. Hallwas: [1]; kontroverse Meinungen auch hier) auch geläufig war, muss ich hier doch Röhrich mit anders lautender Meinung zitieren:

"Rutsch

  • Etwas auf einen Rutsch erledigen: eine Sache schnell, in einem Zug hinter sich bringen.
  • Einen Rutsch (Rutscher) machen: eine kleine Reise machen, mundartlich seit 1850 für Sachsen, Thüringen und Berlin bezeugt.
  • Einen guten Rutsch ins neue Jahr! wünscht man sich an Silvester; zugrunde liegt die Vorstellung des langsamen, fast unmerklichen Hinübergleitens (seit 1900). Verkürzend sagt man auch: 'Komm gut rüber!'

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten Bd. 4, S. 1266)] - Ralf G. 12:53, 31. Dez 2005 (CET)

Ohne jetzt inhaltlich was sagen zu wollen oder können - Deine erste Quelle ist falsch angegeben, Du verweist nicht auf Hallwas, sondern auf Ralph Babel und seine Deutsch-FAQL. --Corny84 15:15, 5. Jan 2006 (CET)

Der Ausdruck "Gut Rosch" im Jiddischen bezieht sich auf Rosch HaSchana (wörtlich: "Kopf des Jahres"), dem jüdischen Neujahr, meint also ein gutes neues Jahr. Insoweit sind hier die Parallelitäten augenfällig, zumal es viele jiddische Begriffe gibt, die in den deutschen Sprachgebrauch Einzug gefunden haben. (nicht signierter Beitrag von GideonHillel (Diskussion | Beiträge) 19:31, 31. Dez. 2012 (CET))

Quelle für die hebräische Ableitung

Außer Webquellen: welche gedruckte Quelle gibt es für die hebräische Herkunft? (Ist in Zeitungen weiß verbreitet, aber das will nichts heißen.) Die Hinweise oben auf Grimms Wörterbuch und die anderen Ableitungen klingen logischer. Cholo Aleman 14:08, 29. Dez. 2007 (CET)

Einwanderung ins Jiddische

Ist es nicht möglich, das die Bezeichnung "Guter Rutsch" ins jiddische eingewandert ist. Also die zufällige Lautmäßige und begriffliche Ähnlichkeit, dazu führte das der ürsprüngliche hebräische Gruß zum Neujahr nach jüddischer Definition durch den umgewandelten deutschen, der der Alltagssprache näher steht, ersetzt wurde. Sprache ist doch kein Einbahnstrasse. -- inschanör 11:52, 27. Apr. 2008 (CEST)

In anderen WP-Artikel ..

... finden sich auch Schnippsel zu diesem Grußwort. Bitte beachten:

-- inschanör 11:53, 27. Apr. 2008 (CEST)

Erinnerung an Löscher

(Der vorstehende Beitrag stammt von Peng09:47, 29. Apr. 2008 (CEST) – und wurde nachträglich signiert.)

Beispiel für guten Wortherunftsartikel

ist meines Erachtens türken (Verb). Wäre schön wenn dieser Artikel genauso klar strukturiert und lesbar wird. besonders gelungen ist die Gegenüberstellung der deutlich unterschiedlich mit Belegen abgesicherten Theorien. -- inschanör 17:54, 30. Apr. 2008 (CEST)

nun schaut doch mal in wikipedia, deutsch, unter LISTE DEUTSCHER WÖRTER AUS DEM HEBRÄISCHEN: Da steht unter
Rutsch: gug rosch aus dem jiddischen, verbalhornt zu guten rutsch. wer macht den querverweis? mfg
(Der vorstehende Beitrag stammt von 91.38.122.25212:12, 3. Jan. 2009 (CET) – und wurde nachträglich signiert.)

Quellen

Wenn es Quellen gibt bitte per >ref< einfügen. Danke. DaSch 22:51, 3. Jan. 2008 (CET)

Siehe auch Hilfe:Einzelnachweise. Guten Rutsch! :-)
--Konrad17:57, 31. Dez. 2009 (CET)

Warum so kompliziert?

Diese Redewendung taucht laut Artikel etwa 1900 auf. Da ist es doch am wahrscheinlichsten, dass mit dem Rutsch auch der Rutsch gemeint ist. Gut reinrutschen ist doch verständlich und jeder weiß was gemeint ist. Um 1900 war die Deutsche Sprache fast exakt wie heute und deswegen kann man doch annehmen, dass sich der Spruch damals daraus entwickelt hat. Warum sucht man nach irgendwelchen komplizierten Ableitungen wenn die Erklärung doch so einfach sein kann! --Porphyrion 18:21, 1. Jan. 2009 (CET)

[J]eder weiß was gemeint ist – sicher, daß Du es sofort verstehen würdest, wenn Du den Spruch nicht bereits kenntest? Das Problem ist eben, daß rutschen oder Rutsch vor 1900 zwar im Sinne von „reisen, fahren“ bzw. „(kleine) Reise, Fahrt“ durchaus belegt ist, aber die Verbindung zum Jahreswechsel wirkt doch etwas weit hergeholt, denn ein Jahreswechsel ist nun mal alles andere als eine Reise oder Fahrt. Daher hat man versucht, diese eher dürftige gedankliche Assoziation durch die Annahme zu stützen, es handele sich um eine Verballhornung einer jiddischen Redewendung, bei der die Idee, den Jahreswechsel gedanklich als „(kleine) Rutschpartie“ (gleichsam wie mit dem Schlitten oder der Eisenbahn, also wie auf Kufen oder einem Gleis gleitend) zu verbildlichen, stützend gewirkt haben mag. Aber ohne das Jiddische wirkt es ein bißchen abwegig. Das ist freilich eine Sache der persönlichen Einschätzung. Letztlich sind beide Herleitungen unbewiesene Vermutungen, die man anzweifeln kann. --Florian Blaschke (Diskussion) 18:26, 1. Jan. 2013 (CET)
Also 1. ist es mitnichten so, daß „ … die Deutsche Sprache [um 1900] fast exakt wie heute” war – da gibt es schon Unterschiede. Man kann sogar Texte aus den 50er und 60er Jahren des 20. Jhs noch als solche erkennen – Semantik und Syntax ist nämlich erstaunlich schnell veränderlich. Und 2. mag die Herleitung aus dem Jiddischen dem eher Unbewanderten weit hergeholt erscheinen, aber tatsächlich haben wir enorm viele Wörter und Wendungen aus dem Rotwelschen übernommen – merken wir nur nicht, weil sie uns völlig „normal” und verständlich erscheinen. Sprache ist in beständigem Wandel und linguistische Herleitungen sind nicht abwegig, sondern durchaus plausible Thesen. --Henriette (Diskussion) 20:36, 1. Jan. 2013 (CET)

Wer weiß Rat?

Im Artikel steht ראש השנה טוב und das ist richtig; von rechts gelesen. Durch einen Zeilenumbruch nach dem ersten Wort steht aber bei mir (und sicher auch bei anderen Nutzern; das läßt sich durch Fenstergrößenveränderung herbeiführen - Haschana Rosch Tov. Weiß jemand, wie man das unterbindet? --Freud DISK Konservativ 20:25, 30. Dez. 2012 (CET)

Wieso westjiddisch?

Aus dem Artikel:

Gegen Wolfs These wurden von Walter Röll im Jahr 2002 lautliche und sprachpragmatische Gründe vorgebracht.Walter Röll: Guten Rutsch? In: Jiddistik Mitteilungen Nr. 27/April 2002, Seite 14–16 Zunächst einmal – so Röll – sei die westjiddische Benennung des jüdischen Neujahrfestes rausch haschono/-ne oder rauschaschone/-scheschone und nicht etwa rosch haschana, denn letzteres sei sephardisch und gelte als gehobener Sprachgebrauch.

Dieser Einwand ergibt für mich keinen Sinn. Westjiddisch war doch schon im 18. oder spätestens 19. Jh. zumindest moribund, spielte also keine Rolle mehr, als der Gruß Guten Rutsch um 1900 zum ersten Mal belegt ist. Die Erklärung bezieht sich doch auf das Ostjiddische, und dort soll – jedenfalls gemäß dieser Erklärung – a gut rosh sehr wohl im Gebrauch sein – ohne Diphthongierung. (Aber vielleicht ist das ja ein Irrtum, und die Phrase ist oder war zumindest in der fraglichen Periode – jedenfalls in diesem Sinne oder überhaupt – ungebräuchlich; dann muß das aber auch erklärt werden. Nebenbei: An Silvester einen Guten Rausch zu wünschen, wäre auch eine interessante Idee ...) --Florian Blaschke (Diskussion) 16:31, 1. Jan. 2013 (CET)

Als Hauptautor: Tatsächlich sind die – ja auch in den Fußnoten nachgewiesenen – Fachartikel zum Thema sehr komplex und ich habe mich stundenlang damit gequält das nachzuvollziehen (ich habe u. a. Linguistik und Germanistik studiert: ganz fern vom Fach bin also nicht :)) Du hast natürlich einerseits recht mit deinem „ … dann muß das aber auch erklärt werden”, andererseits aber stehen in der Forschung unterschiedliche Thesen gern auch mal relativ gleichberechtigt nebeneinander. Gerade in den Geisteswissenschaften – so meine ich – kann man nicht erwarten in der WP die Wahrheit™ zu lesen, sondern bestenfalls eine Abbildung der (Fach-)Diskussion. Ob mit der von mir benutzten Literatur das letzte Wort über diese Redewendung gesprochen wurde, weiß ich nicht … ich bezweifele es aber gern :)) Gruß --Henriette (Diskussion) 20:53, 1. Jan. 2013 (CET)
Schade, ich hätte gerne gewußt, ob mein Einwand stichhaltig ist oder ob ich da etwas mißverstanden oder übersehen habe oder mir schlicht eine entscheidende Information entgangen ist. In aller Regel machen ja Fachleute nicht dermaßen offensichtliche Fehler, daß sie selbst einem Laien – bzw. Halblaien – auffallen ... Dennoch kann ich nur darauf hinweisen, daß die (standard-)ostjiddische Dialektvariante anscheinend roscheschone und nicht wie im Westjiddischen rauscheschone lautet. Aber in der jiddischen Dialektologie und der Jiddistik allgemein habe ich leider auch nicht den Durchblick. Sollte ich mal an eine Fachperson geraten, bohre ich extra mal nach. --Florian Blaschke (Diskussion) 04:17, 31. Dez. 2015 (CET)

Was für ein Quark

Nehmt doch endlich das jiddisch oder was weiß ich raus. Das ist ne reine Vermutung aufgrund irgendeiner Ähnlichkeit.

Selbst auf KIKA kam heute, dass es was mit der Glätte zur Jahreszeit zu tun hat und man daher sicher ins neue Jahr rutschen soll. (nicht signierter Beitrag von 178.12.32.238 (Diskussion) 23:17, 30. Dez. 2013 (CET))

KIKA: Die Autorität in Fragen der Sprichwortforschung und Etymologie … Ja, nee, is' klar. Frohes neues Jahr! --Henriette (Diskussion) 10:59, 31. Dez. 2013 (CET)
Es sollte schon noch drinstehen, allerdings ist es m. E (also Meinungswiedergabe!) nicht sehr schlüssig. Ähnlich steht es mit "Es zieht wie Hechtsuppe", für das Wolf ebenfalls hebräischen Ursprung vermutet (hech supha). Er gibt wie in diesem Fall das Berlinerische als Beleg an (1956), ohne anscheinend überprüft zu haben, ob die Wendung a) wirklich aus dem Sprachraum (also Berlin) stammt und b) wie alt die Wendung überhaupt ist. Zu a) vgl. z. B. das Mecklbg. Wörterbuch (Bd. 3, Sp. 338): "dat treckt as Hääktsupp". Zu b) gäbe es einiges zu schreiben, aber bereits der Befund für a) sollte Zweifel aufkommen lassen.--IP-Los (Diskussion) 18:59, 1. Jan. 2014 (CET)
Zunächst: Natürlich kann man das mit der Eisesglätte im Winter mit reinnehmen; aber bitte nur belegt aus einem sprachwissenschaftlichen Buch - einem Sprichwörterbuch z. B. (der KIKA ist und bleibt jedenfalls keine valide Quelle). Ich habe diese Erklärungsmöglichkeit allerdings in keinem meiner Sprichwörterbücher gefunden, als ich den Artikel geschrieben habe. Ich will aber nicht ausschließen, daß das irgendwo so vorkommt – da wäre ich für einen Quellenhinweis sehr dankbar.
Dann: Meinen Wolf habe ich gerade nicht zur Hand, weil der noch in einer Umzugskiste steckt; daher nur aus der Erinnerung: Ist ein (Groß-?)Teil seines Wörterbuches nicht zusammenkompiliert aus älteren Rotwelsch-WBs? Soll heißen: Er hat sich wahrscheinlich auf seine gedruckten Quellen verlassen. Da Du das Mecklenburgische Wörterbuch erwähnst: Band 3 ist aus dem Jahr 1961 und Mecklenburg ist nicht so derart weit von Berlin bzw. dem Berliner Umland entfernt, daß es komplett unwahrscheinlich ist, daß es Mitte der 50er Jahre auch in Berlin üblich war (gibt denn das Mecklbg. WB das Jahr der Aufzeichnung für dieses Lemma an? Woher willst Du wissen, daß das lange vor 1956 passiert ist?)
Was die Hechtsuppe angeht: 1. hat die genau nichts mit dem Guten Rutsch zu tun, 2. kann es ja durchaus sein, daß Wolf beim Rutsch oder der Hechtsuppe irrt – aber ein Irrtum in einem Fall belegt nicht zwingend, daß auch ein Irrtum in einem anderen Fall vorliegt (und wieviele Tausend Lemmata gibts bei Wolf? selbst wenn zwei unvollständig oder falsch erklärt sind, beweist das nicht seine grundsätzliche Nutzlosig- oder Fehlerhaftigkeit!);
3. der Hechtsuppe habe ich mal wochenlang nachrecherchiert (am Ende habe ich sogar aus Verzweiflung alle Fischkochbücher meiner Mutter durchsucht :)), daher ein kleiner Exkurs dazu: Der Ursprung dieser Redensart ist ziemlich rätselhaft – und zwar allen Autoren. Neben den üblichen Sprichwörterbüchern habe ich nur eine weitere Quelle gefunden (kleiner Artikel in einer Ausgabe der „Sprachpflege” aus dem Jahr 1969) und alle sind sich einig, daß das vermutlich über das Rotwelsche ins Neuhochdeutsche gekommen ist (gut möglich übrigens, daß die Autoren alle Krüger-Lorenzen folgen, der die Rotwelsch-Theorie im Jahr 1960 in seinem Redensarten-Buch gebracht hat). Dann wird kurioserweise in älteren Redensarten-WBs (ich habe hier z. B. eins aus dem Jahr 1954) als Erklärung geboten, daß die RA darauf zurückgehe das „Fischsuppe lange ziehen muß” – gerade im Fall des Hechts ist das aber Unsinn: a) kocht man aus dem Edelfisch Hecht keine Suppe (Suppe macht man gewöhnlich aus geringeren Fischarten) und b) wird der Hecht – wenn man ihn nicht im Ganzen zubereitet – zu Hechtklößchen verarbeitet; die läßt man gerade nicht lange im Wasser ziehen, sondern ganz im Gegenteil nur sehr kurz (8 bis 10min nämlich). Wenn ich die Unterlagen zur Hechtsuppe in den Umzugskisten wiedergefunden habe, schreibe ich auch diesen Artikel, versprochen :)) Der Beleg aus dem Mecklbg. WB wäre dafür noch großartig: Kannst Du mir den scannen und schicken? Das wär furchtbar nett! :)) Gruß --Henriette (Diskussion) 21:44, 1. Jan. 2014 (CET)
Da das nicht zum Thema gehörte, hatte ich das nur angedeutet und wollte damit ja nicht generell alle Einträge in dem Buch bezweifeln (es sollte vielmehr als Illustration dienen). Was das Alter des mecklbg. Belegs betrifft: das kann ich Dir leider auch nicht sagen, aber er dürfte vor 1956 gesammelt worden sein, da die Arbeit daran bereits in den 1920ern begann und z. T. auf noch älterem Material (Richard Wossidlo) basiert. Genaueres dürfte nur im Wossidlo-Archiv zu erfahren sein.
Die Erklärung, das Fischsuppe lange ziehen müsse, kenne ich auch, dürfte aber nicht zutreffen. Ich habe folgendes gefunden: In heutigen Publikationen überwiegt die Erklärung Wolfs, wobei Pfeifer den von Dir dargebrachten Deutungsansatz aber ebenfalls noch mit anführt. Die Redewendung sei "erst seit dem 19. Jh. im Gebrauch" (Pfeifer, Bd. 2, S. 686 - ich erspare mir im folgenden ausführliche Titelangaben, wenn es sich um bekannte Bücher handelt). Schildt setzt ebenfalls als Ursprung Berlin an und datiert sie auf die erste Hälfte des 19. Jh.s: "Mit der Entwicklung Berlins zu einer Großstadt finden sich auch Elemente des Rotwelschen, der Gaunesprache, Eingang in die Berliner Umgangssprache. [...] - aus der Gaunersprache: [...] es zieht wie Hechtsuppe" (Schildt, Joachim: Die Stadt in der neueren deutschen Sprachgeschichte II: Berlin, in: Besch, Werner [u. a.] (Hrsg.): Sprachgeschichte. ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung, Bd. 3, 2. Aufl. Berlin 2003, S. 2317). Althaus bezweifelt gar die Existenz der "Hechtsuppe": "Beim Nachdenken über die Wendung stellt sich die Frage, ob es Hechtsuppen gibt. In der feinen Küche werden jüngere Hechte vorzugsweise gedünstet oder gedämpft. Ältere werden wegen ihres festen, grobfaserigen Fleischs zu Farcen, Klößen oder Pasteten verarbeitet. Selbst wenn es Fischsuppe mit Hechtfleisch gibt, ist das mit einem starken Luftzug nur schwer in Verbindung zu bringen." (Chuzpe, Schmus & Tacheles: jiddische Wortgeschichten, 2. Aufl. 2006, München 2006, S. 156). Diese Frage hast Du aber bereits geklärt. ;-) Ältere Belege aus dem 19. Jh. lassen sich übrigens auch finden, z. B. im Wander, Bd. 5, Sp. 580, Lemma "ziehen". Ich vermute, der dürfte Dir schon bekannt gewesen sein, ich habe ihn trotzdem hier noch einmal aufgezählt. In dieser Zeit läßt sich die Wendung aber nicht (mehr) auf Berlin lokalisieren, Wagner bucht sie auch für Rudolstadt (Wagner, Karl: Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten in Rudolstadt und nächster Umgegend, Rudolstadt 1882, S. 29). Berghaus bringt diese Redewendung übrigens mit dem Tabaksqualm in Verbindung (Wörterbuch der Sassen, Bd. 1, Berlin 1880, S. 671): "In Berlinischer Mundart: Tabaksqualm im Zimmer: Hiir is 'n Hecht - nich zum Durchhauen! Ein gar arger Tabaksrauch. Und der richtige Berliner S. 21, 22, sagt: Es zieht wie Hechtsuppe, wenn er einen starken Luftzug bezeichnen will." Was mich jedoch stutzig an der Herleitung Wolfs macht, ist ein ähnlich lautendes Sprichwort, das wohl nicht allein auf Berlin beschränkt ist und auch "Hechtsuppe" enthält: Bei Wander (Bd. 1, 1867, Sp. 105) heißt es unter dem Lemma "Anziehen"): "Es zieht an wie Hechtsuppe und schneidet wie ein Schermesser. (Schles.) Von sehr scharfer Luft, auch andern scharfen Einwirkungen." Dieses Sprichwort verzeichnet auch Frischbier (Preußisches Wb., Bd. 1, Berlin 1882, S. 278): "Es zieht an wie Hechtsuppe der Hieb, die Prügel." Er kennt auch noch eine weitere Variante: Es zieht an wie Hechtsuppe (im Kreise Lötzen auch: wie Fischsuppe.)" (Preussische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten, 2. Aufl. Berlin 1865, S. 10). Diese Redensart könnte ja im Zusammenhang mit der heutigen zu stehen (wenn man Wander heranzieht), zumindest kommt hier das Wort "Hechtsuppe" vor. Sie ist bereits bei Campe belegt: "Uneigentlich und in der niedrigen Sprechart sagt man von schmerzhaften Schlägen, sie ziehen an wie Hechtsuppe." (Wb. der dt. Sprache, 2. Theil, Braunschweig 1808, S. 589). Diese Bedeutung deutet Frischbier an. Offensichtlich geht es in dem Vergleich aber nicht um das lange Ziehen das Hechtsuppe, sondern eher um etwas anderes, das im Meckl. Wb. als Erklärung herangezogen wird (Meckl. Wb., Bd. 3, Sp. 338): "Hääktsupp f. mit Meerrettich und Pfeffer bereitete Hechtsuppe, ihre Schärfe veranlaßt zu der Wendung dat treckt as Hääktsupp HALank". Dieses Bild paßt schon eher und findet sich auch in einem recht frühen Beleg (die Kürzungen habe ich mal aufgelöst): "Bekommen die Hollaender Lufft / so werden sie sich erheben; der Pfeffer ist ihnen ziemlich unter die Nase gerieben / und die Nasenstueberchen sam[m]t den Westphaelischen Bauermaulschellen / so sie von den Frantzosen un[d] Muensterischen Bischoffe uem ihr eigen Geld haben muessen außhalten / moechten erst anziehen wie Hechtsuppe." (Reformirter Friedens-Curirer / oder Betrachtung ueber den unzeitigen neuen Friedens-Curirer [...], Germanstadt 1674, S. Ciijr). Die Verwendung deckt sich mit der Umschreibung Campes. Ein Zusammenhang mit "Es zieht wie Hechtsuppe.", das einen Luftzug bezeichnet, scheint mir durchaus plausibel, zumindest ergebe der Vergleich Sinn, und zwar dann, wenn nicht "stark" sondern "scharf" (siehe auch Wanders Erklärung oben) angesetzt wird: Genauso wie scharfe Suppen auf der Zunge brennen, brennen schmerzhafte Schläge. Luftzüge mit diesem Adjektiv zu kennenzeichnen ist ebenfalls nicht ungewöhnlich: "War ich gestiegen, denn der Wind zog scharf" (Annette von Droste Hülshoff, Die Mergelgrube), dieselbe Wendung auch bei Achim von Arnim: "Das Boot hatte ein Segel, der Wind zog scharf ohne zu stürmen" (Die drei liebreichen Schwestern und der glückliche Färber), vgl. Adelung, Bd. 3, Sp. 1361, Lemma "Scharf": "Eine beißende Empfindung verursachend. Ein scharfer Wind, ein rauher, schneidender." Das paßt nun auch zur Redewendung, denn was bezeichnet sie, wenn nicht einen unangenehmen, beißenden, schneidenen, eben scharfen Luftzug. Belege dafür gibt es schon im Mhd.: "swære tage unt scharfer luft machent îs, snê, rîfen, tuft" (Minnesangs Frühling, zit. nach Grimm, Dt. Wb.). Die Redewendung könnte demnach einfach vergleichend "scharf" umschreiben. Das scheint mir (also pure TF) naheliegender als "hech supha", wo /f/ zu /p/ verschoben werden müßte.--IP-Los (Diskussion) 18:11, 2. Jan. 2014 (CET)
Und während der – im übrigen äußerst interessanten und erhellenden!! – Lektüre kam mir eine Frage in den Sinn, die Du dankenswerterweise im letzten Satz beantwortet hast ;) Ich bin der Hechtsuppe zwar nicht durch alle vor allem: Dialekt-Wörterbücher nachgegangen (und seit ich nicht mehr in Berlin wohne, ist das auch praktisch unmöglich :/ ), aber deine Herleitung (die mich übrigens sehr überzeugt) ist mir bisher nirgendwo begegnet – liegt wohl daran, daß sie von Dir ist :) Das ist eine wunderbare Materialsammlung, danke Dir ganz herzlich dafür! :)) Jetzt will ich nur hoffen, daß ich meine Unterlagen bald in den Umzugskisten finde … Ach, die Sache mit dem Tabakrauch wird – meiner Erinnerung nach – auch im Sprachpflege-Artikel erwähnt (und ich kenns auch so aus meiner Familie: „hier steht ein Hecht im Raum" für einen verrauchten Raum :) Beste Grüße und nochmal vielen Dank für dieses tolle Stück Redewendungs-Autopsie :)) --Henriette (Diskussion) 18:44, 2. Jan. 2014 (CET)
Danke für diese Information! Mein Beitrag ist aber wie gesagt pure TF. Aber gerade diese Wendung gibt Rätsel auf, und was ich bislang in der Literatur habe finden können ist unbelegt - zumeist - so habe ich den Eindruck gewonnen - stützt man sich einfach vorbehaltslos auf Wolf, obwohl eine eingehendere Prüfung sicher lohnenswert wäre. Leider gibt Wolf eben nur einen Beleg an - und der ist dazu noch ziemlich jung.--IP-Los (Diskussion) 20:01, 2. Jan. 2014 (CET)
vor lauter Hechtsuppe ist der ganze Abschnitt versaut.

Ermahnt euch keiner wegen dieser dennoch philosophischen, aber thematischen Fehlschreiberei?

Was ist eigentlich mit den Abschnitten weiter oben, wo der jiddischen Herkunft entgegengesprochen wird?
Sicherlich ist KIKA keine Quelle. Aber die eigentlich gut bezahlten Redakteure dort recherchieren eigentlich vernünftig und hätten, wenn es so wäre, das jiddische erwähnt.
Weiterhin finde ich nirgends eine Quelle aufs jiddische.

Sind somit 3 Punkte die mich an der im Artikel ausgesagten Erklärung zweifeln lassen.

Weitere Punkte:
Genauso wie bei der Hechtsuppe ergibt 'Guter Rutsch' Sinn wenn es so gedeutet wird wie es da steht. Also vorsichtig rutschen und die Suppe mit dem Fisch muss lange durchziehen. Im Text steht aber, dass 'guter Rutsch' keinen Sinn ergeben würde.

Wer schreibt denn bitte sowas??

Die Ähnlichkeiten mit dem jiddischen sind reiner Zufall. Außerdem, ich zitiere von woanders: ....weil eine solche jiddische Wendung von den Sprachwissenschaftlern nur schwer bis gar nicht nachgewiesen werden kann.
Und zuletzt: Selbst wenn ein Sprichwort aus einer anderen Sprache abgeleitet wird, inhaltlichem Wandel unterzogen wird, sowie der Sprache angepasst wird, ist es noch lange nicht aus der Fremdsprache entsprungen. Sondern nur abgeleitet. DAfür gibts in der heutigen Sprachentwicklung sicher einige Beispiele. Also z. B. eingedeutschte englische Wörter, die dann aber von der Bedeutung nichts mehr mit der englischen zu tun haben.

Damit bin ich bei 6 Punkten die Herkunft aus dem jiddischen anzuzweifeln. Ach ja, erkläre mir mal einer den Satz: Für Wolfs Herleitung spräche allerdings, dass schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts das jiddische „rosch“ als „Rosch“ für „Kopf“ und „Rusch“ für „Commendant“ im Rotwelschen verbreitet waren.

In beiden Fällen hat doch rosch nichts mit dem guten Rutsch zu tun??
Unabhängig davon muss der Herr Wolf ja wohl nicht richtig gelegen haben. Mündlich 1956 ????
Ach ja, dieser jiddische Neujahrssatz ist nur zum jüdischen Neujahr, welches nun mal überhaupt nichts mit unserem zu tun hat.

Und noch mal drei Punkte.... Aber bleibt Ihr mal bei Euren selbsterwählten Quellen...jeder macht sich seine (nicht signierter Beitrag von 178.12.178.250 (Diskussion) 00:34, 9. Jan. 2014 (CET))

Hruġ

Ich habe auch gehört (von einem gebildeten Religionslehrer), daß das "Rutsch" vom Hebräischen käme und sowas wie "Ausgang" bedeuten würde. Vor einigen Jahren sah ich dann das Wort "Hruġ" (ich glaube mich an diese Schreibweise erinnern zu können) auf einem Parkplatzschild auf Malta (in Malta wird eine arabische Sprache mit lateinischen Buchstaben benutzt (Malti, so weit ich weiß)). Das "ġ" wird "tsch" gesprochen. Somit würde der "gute Hruġ (Rutsch)" also einen "guten Ausgang" (also Jahresende) bedeuten.

Noch eine Randnotiz: "Berg" heißt in Malti "Ġebel" (Tschebel gesprochen, so weit ich mich erinnere). Auch das erinnert an die deutschen Wörter "Giebel" bzw. "Gipfel"... Also einen "guten Rutsch" allerseits!

Uhw (Diskussion) 18:28, 31. Dez. 2017 (CET)

Artikel aus der Jüdischen Allgemeinen

In den Abschnitt "Weblinks" aufnehmen? -> https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/rutsch-rosch-und-rausch/ --2A02:908:1963:180:211D:14FF:E863:49C 01:25, 21. Jan. 2019 (CET)

Habe den Titel eingefügt, da er die Sache sehr gut auf den Punkt bringt. Gruss, --Freigut (Diskussion) 15:14, 21. Jan. 2019 (CET)

Zu: Bildmotiv

Ich fand eine bei oldthing.de angebotene Postkarte, die aus dem Jahr 1910 stammen soll, mit Text "Glücklichen Rutsch ins neue Jahr" und Bildmotiv kleines Kind auf einem Schlitten: https://oldthing.de/3-Ansichtskarte-Frohes-Neujahr-Guten-Rutsch-Kinder-Schlitten-1903-1909-1910-0033087090 (die erste der drei Karten mit Poststempel aus 1910). --GebhardtF (Diskussion) 20:53, 1. Jan. 2020 (CET)