Diskussion:Türkische Sprache/Archiv/2012

Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Hajo-Muc in Abschnitt West- und Ost-Oghusisch

Q,W und X

Wieso wird nicht erwähnt, dass die Buchstaben W,Q und X in der Türkei verboten sind, weil es Buchstaben sind, die in der kurdischen Sprache sehr häufig auftreten? (nicht signierter Beitrag von 178.2.236.255 (Diskussion) 00:40, 17. Jan. 2012 (CET))

Der Astikel befasst sich mit der türkischen Sprache und nicht mit der Sprachenpolitik des türkishen Staates, soweit sie Minderheitensprachen betrifft.--Hajo-Muc 03:31, 17. Jan. 2012 (CET)
Und mit welchem Gesetz werden oben genannte Buchstaben verboten? -- Hukukçu Disk. 10:44, 17. Jan. 2012 (CET)

Wie viele Fälle?

Der Artikel gibt an, dass es sechs Fälle gebe und zählt sieben Fälle auf. Was gilt nun? -- 80.137.80.130 22:48, 18. Jan. 2012 (CET)

Das Türkische kennt gemeinhin 6 (durch Suffixe gebildete) Fälle, nämlich Nominativ (weil ohne Suffix gebildet auch Indefinitiv genannt), Genitiv, Dativ, Akkusativ, Lokativ und Ablativ. Es gibt Reste älterer Fälle, die aber nur mehr in festen Verbindungen vorhanden und daher als Adverbiale gesondert zu erlernen sind und nicht mehr von Substantiven neu gebildet werden können, wie einen Instrumentalis oder einen Direktiv. Dann gibt es die im Gegensatz zu den sonstigen Kasussuffixen enklitischen, also unbetonten Suffixe -siz/-süz/-sız/-suz und -ce/-ca, die hauptsächlich heute Wortbildungssuffixe sind, aber frei auch für Neubildungen verwendet werden können und gewisse Eigenarten tragen, die sonst nur Kasussuffixe haben. Sie können z. B. teilweise an Substantive mit Pluralsuffix oder Possessivsuffix oder an Pronomina angehängt werden. Sie werden, wenn sie unter die Fälle gezählt werden, dann als Abessiv bzw. als Relativ oder Äquativ bezeichnet. Darüber hinaus wird im Sprachgebrauch gelegentlich die Postposition "ile" (mit) mit dem Hauptwort verschmolzen und bildet dann eine enklitische Endung. Solche Bildungen werden dann als Komitativ oder auch Instrumentalis bezeichnet (nicht zu verwechseln mit dem vorher erwähnten ausgestorbenen Instrumentalis). Nicht zur Kasusbildung, sondern zur Kasusverwendung gehört es, wenn in bestimmten Situationen Akkusativ- oder Genitivsuffixe, in einigen Fällen auch das Lokativsuffix entfallen. Wenn ein solcher endungsloser Akkusativ als unbestimmter Akkusativ bezeichnet wird handelt es sich nicht um einen "echten" (morphologischen) Kasus.--Hajo-Muc 09:03, 19. Jan. 2012 (CET)

Krimtataren Sprechen Türkisch

die krimtataren, ca. 300.000 menschen auf der halbinsel krim, sprechen ein türkisch, das dem des türkei-türkischen ähnlich ist. kann man es im text irgendwo aufnehmen? --93.192.222.211 23:05, 5. Feb. 2012 (CET)

Das steht dort, wo es hingehört: Im Artikel Krimtatarische Sprache. --HC-Mike (:±) 23:13, 5. Feb. 2012 (CET)

Dilaçar

Für die Loschung dieses Abschnitts gibt es folgende Gründe:

  1. Der Abschnitt befindet sich am falschen Ort, n䀀mlich eingeschoben zwischen Ausführungen zur formalen Grammatik des Türkischen.
  2. Ein passenderer Platz, an den der Abschitt h䀀tte verschoben werden k怀nnen, kann bislang nicht gefunden werden. Der vorliegende Artikel befasst sich mit der türkischen Sprache nicht mit der Aufz䀀hlung von Turkologen. Eine singul䀀re Bedeutung von Herrn Dila瀀ar für die Turkologie, wie etwa bei Isaak Newton für die klassische Physik, ist auch unter Berücksichtigung der Eintr䀀ge unter seinem Namen in der deutschen, englischen und türkischen Wikipedia mit Verlinkungen nicht ersichtlich.
  3. Zudem ist der Inhalt nicht belegt (ein Videobericht mit einer Āu߀erung eines Politikers ist hier nicht ausreichend). Die Ausführungen Cem րzdemirs klingen zudem wie ein ehrender Nachruf am Grabe eines Verstorbenen mit dem Zusatz: "Und dieser Mann war Armenier". Ein solcher Inhalt mag dieser besonderen Situation angemessen sein. Wikipedia ist aber keine "Hall of Fame".
  4. Der Inhalt entspricht dem, was an Ehrendem über das Werk eines Verstorbenen dem informierten Publikum gegenüber ge䀀u߀ert wird. Für ein Nachschlagewerk sollten die Angaben objektivierbar und nachprüfbar sein. Die türkische Sprache existierte bereits und bedurfte keines Architekten (was soll damit eigentlich gemeint sein?) mehr. Auch Werke über die türkische Grammatik gab es bereits. Wenn eine solche Behauptung aufgestellt wird, sollte auch das Werk mit den zugeh怀rigen bibliographischen Angaben genannt werden.

Schlie߀lich kann auch aus heutiger Sicht sein Werk nicht uneingeschr䀀nkt positiv bewertet werden. Seine Unterschrift befindet sich unter dem Bericht zum 3. Türkischen Sprachkongress 1936, der die Sonnensprachtheorie zum Gegenstand hatte (http://tdkkitaplik.org.tr/gdtr/gdtraporu.pdf) und hat den Angaben der türkischen, englischen und franz怀sischen Wikipedia (die vielleicht insoweit voneinander abgeschrieben haben) darüber publiziert (Les bases Bio-Psychologiques de la Théorie Güneş Dil, 1936). --Hajo-Muc 01:43, 8. Feb. 2012 (CET)

Türkische Wörter in anderen Sprachen

Die Anzahl der türkischen Wörter in Serbisch wird mit 8965 an erster Stelle angegeben. Wäre da nicht Bosnisch (oder gar "Bosniakisch") an erster Stelle? Sae1962 (Diskussion) 07:52, 17. Apr. 2012 (CEST) ?

Klassifikation der alttürkischen Sprache

Im Artikel heißt es im Abschnitt „Alttürkisch“:

Alttürkisch ist die Sprache der Orchon-Inschriften und die erste bekannte Verschriftlichung des Oghusischen, dem direkten Vorfahr des Türkei-Türkischen.

Dazu gleich.

Alttürkisch kann auch als Vorfahr aller Turksprachen angesehen werden, da die Sprache sehr altertümlich ist.

Entweder das eine oder das andere, beides geht nicht. Hier muß eine Entscheidung getroffen werden.

Doch weist sie Züge auf, sogenannte Oghusismen, die nur für die späteren oghusischen Sprachen charakteristisch sind.<ref>Gerhard Doerfer ''Das Vorosmanische: Die Entwicklung der oghusischen Sprachen von den Orchoninschriften bis zu Sultan Veled'' in ''Belleten'' 1975/1976, S. 82</ref>

Diese Darstellung ist falsch oder zumindest irreführend und steht im Widerspruch zu Alttürkische Sprache sowie Turksprachen#Klassifikationsschema, wo das Alttürkische explizit zum Südostzweig der Turksprachen gerechnet wird (vgl. auch unter Turksprachen#Wortgleichungen der Turksprachen, wo es ausdrücklich heißt: „Prototürkisch bezeichnet hier die erschlossene Protoform aller Turksprachen, Alttürkisch ist eine frühe Form der Turksprachen, nicht speziell des Türkei-Türkischen“).

Beim Turkologen Claus Schönig und bei Wolfgang Schulze habe ich übereinstimmend (auch mit den genannten Wikipedia-Artikeln) gelernt, daß das Alttürkische weder mit dem Urtürkischen identisch ist (sondern wesentlich jünger als dieses) noch einen Vorläufer der oghusischen Sprachen darstellt. (Schönigs Meinung zur Klassifikation unterscheidet sich allerdings von den in Wikipedia wiedergegebenen Vorschlägen in einigen Punkten. So betonte er unter anderem, das Neu-Uigurische sei trotz des Namens nicht aus dem Alt-Uigurischen hervorgegangen; das Alttürkische sei zwar ein Vorläufer des Alt-Uigurischen, dies gehöre jedoch, anders als das Neu-Uigurische, nicht zum Südostzweig; vielmehr seien die einzigen verbliebenen Nachfolger des Alt-Uigurischen das Fu-Yü-Kirgisische und das West-Yugurische.) Mir sind auch keine Oghusismen im Alttürkischen bekannt. Selbst wenn es diese gäbe, so berechtigte das noch lange nicht zur Einordnung der Sprache in den oghusischen Zweig.

Wenn das Alttürkische einen gemischten Charakter aufweist (z. B. hauptsächlich Südosttürkisch mit einzelnen oghusischen Merkmalen), wie Benutzer:Hajo-Muc auf meiner Diskussionsseite meinte, oder wenn es in der Fachwelt schlicht unterschiedliche Meinungen gibt, muß das in allen relevanten Artikeln klarer dargestellt werden. Im Artikel Alttürkische Sprache wäre auch Platz genug dafür, um die fraglichen Merkmale aufzulisten. Ob die angeblichen Oghusismen wirklich exklusive Merkmale (und das heißt auch gemeinsame Innovationen, nicht etwa Archaismen!) der oghusischen Sprachen (bzw. des oghusischen Zweigs) darstellen, ist hierbei ebenfalls von wesentlichem Interesse.

Freilich ist die Terminologie irreführend: Das Neutürkische, verdeutlichend auch Türkeitürkisch oder Anatolisch-Türkisch genannt, ist nur eine von vielen Turksprachen, die aus dem Urtürkischen hervorgegangen sind, während das Alttürkische verdeutlichend auch Orchon-Türkisch genannt wird, da es nur die älteste belegte Turksprache ist, ohne deswegen notwendig der Vorläufer des Neutürkischen zu sein, oder überhaupt irgendeiner lebenden Turksprache. Zum Uigurischen habe ich bereits oben eine Anmerkung gemacht.

Die verwirrende Terminologie geht wohl auf historischen Ballast zurück; die Turksprachen sind leider längst nicht so gut erforscht (vor allem die historischen Belege) wie etwa die germanischen Sprachen, und man weiß inzwischen, daß die gotische Sprache weder der Vorläufer aller germanischen Sprachen ist noch spezifisch der deutschen Sprache, trotz ihres Namens German im Englischen. (Schönig meinte einmal, es gebe nicht nur keine solide Rekonstruktion des Urtürkischen, ja noch nicht einmal des Uroghusischen, und dazu sei erst einmal die Aufarbeitung diverser mittelalterlicher Quellen in arabischer Schrift nötig, etwa aus dem 11./12. Jahrhundert, bevor viele oghusische Dialekte sich in Anatolien zu vermischen begannen. Selbst die Slavistik ist inzwischen soweit, daß sie das Urslavische nicht mehr praktisch mit dem Altkirchenslavischen gleichsetzt; nur die Turkologie verharrt immer noch praktisch auf dem Stand des 19. Jahrhunderts.) --Florian Blaschke 14:19, 23. Feb. 2012 (CET)

Ich habe inzwischen den als Beleg angegebenen Artikel von Doerfer mir beschafft und flüchtig durchgesehen. Dort liest es sich etwas anders. Demnach wird das älteste Oghusisch durch die Sprache der Orchon-Inschriften „repräsentiert“. Neben Archaismen, nicht gemein-türkischen, aber auch nicht spezifisch oghusischen Formen stellt Doerfner zwei Verbalformen, ein Futur und einen Nezessitativ vor die im Orchon-Türkischen wie im Oghusischen, wie es später von Mahmud al-Kaschgari beschrieben wird, übereinstimmen, in allen anderen Turksprachen, gerade auch im alt-uigurischen anders lauten. Mit eine Rolle mag auch gespielt haben, dass die herrschende Schicht des von den Uiguren gestürzten alttürkischen Kaganats eben den Oghusen entstammte.
Die beklagte Verwirrung geht eher auf eine „Klassifizierungsmanie“ zurück, die auf eine Eigenheit der Turksprachen nicht hinreichend Rücksicht nimmt, nämlich ihre große Ähnlichkeit untereinander und darauf, dass sie sich gegenseitig immer wieder beeinflussten und austauschten. Abgesehen von einigen sehr alten und peripheren Turksprachen, wie dem Tschwaschischen, dem Chaladsch und dem Yakutischen besaßen „die Türken“ eine gemeinsame Literatursprache und wurden auch von Arabern oder Persern als „die Türken“ bezeichnet. Von einzelnen Zweigen, die vorerwähnten Sonderfälle und vielleicht Dialekte ausgenommen, kann man für die alttürkische und auch für die mitteltürkische Zeit noch nicht sprechen. Dabei kam es immerwiederunter den Gruppen zu sprachlichen Vermischungen und sogar zum Sprachwechsel ganzer Ethnien oder großer Teile davon, wie bei den Usbeken (von der Nordwest- in die Südostgruppe) oder Krimtataren(von der Nordwest- in die Südwestgruppe). Das Türkeitürkische wurde wie das vorangehende osmanische Türkisch dabei immer als „türkisch“ bezeichnet, weil es eben diese Tradition fortführte; es ist kein „Neutürkisch“ in dem Sinne, wie die heutige als „uigurisch“ bezeichnete Sprache ein Neu-Uigurisch ist. Die letztere Bezeichnung geht nämlich auf einen historisierenden Rückgriff zurück, um der bis dato auch nur als „türkisch“ bezeichneten Sprache eine eigene nationale Identität zu verschaffen. Das Türkeitürkische ist dabei auch nicht nur eine von vielen Turksprachen, sondern die mit den meisten Sprechern, die mit der größten Bedeutung und die am weitesten entwickelte. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion war es auch die einzige Turksprache, die sich unabhängig von kolonialer oder sonstiger Bevormundung entwickeln konnte.
Zum Vergleich des Alttürkischen mit dem Altkirchenslawischen: Dieser hinkt insoweit als die slawischen Sprachen bereits stärker ausdifferenziert waren als die „engeren“ Turksprachen (die später die Sprachen der, Nordwest-, der Südwest- und der Südostgruppe bilden würden) zur Zeit des Alttürkischen.--Hajo-Muc 03:20, 24. Feb. 2012 (CET)
Das Problem ist nicht etwa eine „Klassifizierungsmanie“, sondern – wie gesagt – ein ungenügender Forschungsstand. Vermischungen (besser: Kontaktphänomene) und Sprachwechsel, die die taxonomische Struktur verunklaren, kommen auch in anderen vergleichbaren Sprachgruppen bzw. Dialektkontinua vor und sind gerade in solchen Sprachgruppen praktisch an der Tagesordnung. Als bekanntestes Beispiel nenne ich nur die Bantusprachen. Auch das Chinesische ist ein sehr ähnlicher Fall. (Und ja, eben auch das Slavische, wobei Deine Behauptung einer Nicht-Vergleichbarkeit des Altslavischen mit dem Zustand der Turksprachen im 7. Jahrhundert lediglich Deine Einschätzung ist, die letztlich nicht bewiesen werden kann, weil uns in beiden Fällen die Daten fehlen, um eine ausreichend sichere Einschätzung für einen solchen Vergleich treffen zu können; für meine Analogie ist sie ohnehin nicht wesentlich.) In beiden Fällen hat man erst in jüngster Zeit begonnen, Lehnphänomene im Detail zu erforschen, Lehngut und ererbtes Material voneinander zu trennen und die Struktur und damit die Differenzierung der jeweiligen Familien zu erhellen. Das Dogma „die Turksprachen sind anders, da geht alles wild durcheinander und einen Stammbaum aufzustellen ist unmöglich“ (ich kenne es in ganz ähnlicher Form aus der Romanistik, wo das Vulgärlateinische die zum Alttürkischen analoge Position einnimmt, doch die Argumente der Romanisten überzeugen mich ebensowenig; auch in der Altgermanistik gibt es derartige Tendenzen) ist nicht hilfreich und führt lediglich dazu, daß die Forschung in diesem Bereich behindert wird. Mit dieser erkenntnisfeindlichen Einstellung wäre man in der historischen Sprachwissenschaft nie einen Schritt weiter gekommen und das Armenische würde immer noch als iranische Sprache gelten.
Wenn ich „Alttürkisch“ sage, meine ich immer die in den Orchon-Inschriften dokumentierte Sprachform, weil uns andere nicht bekannt sind. Die Verbformen mögen ein Argument, besser: Kriterium sein, aber es gibt auch noch andere Eigenschaften der Sprachform der Orchon-Inschriften, die nicht mit dem Oghusischen übereinstimmen, die man nicht einfach ignorieren darf. Du gibst ja selbst zu, daß das Alttürkische nicht spezifisch als Vorläufer des Oghusischen gelten darf, und stimmst meiner Kritik damit zumindest in diesem wesentlichen Punkt zu.
Klar ist jedenfalls, daß es in der Turkologie nicht nur Doerfers Meinung gibt, sondern auch andere Einstufungen des Alttürkischen existieren. Daher darf der Artikel nicht Doerfers Meinung als unwidersprochene Tatsache darstellen – abgesehen davon, daß sie hier ohnehin falsch dargestellt wird. Der Widerspruch mit anderen Artikeln zum Thema Turksprachen darf nicht einfach hingenommen werden. Solange dieser Widerspruch besteht, ist ein – auch für den Leser unmittelbar sichtbarer – Hinweis darauf im Artikel völlig berechtigt. Der Leser der Wikipedia hat einen Anspruch darauf, daß solche internen Widersprüche (die ja auf ein tieferes Problem hinweisen, in diesem Falle das Vorhandensein eines Dissens in der Forschung) vermieden werden. --Florian Blaschke 17:05, 27. Feb. 2012 (CET)
Einige kurze Anmerkungen:
  1. Als Alttürkisch wird nicht nur die Sprache der Orchon-Inschriften, sondern die gesamte vorislamische turksprachliche Überlieferung bezeichnet. Soweit für mich überblickbar, existieren verschidene Dialekte, die einzelnen Stämmen nicht sicher zugeordnet werden können. Insoweit bedarf der Artikel der Überarbeitung, die Geschicht der türkischen Sprache ist sehr verbesserungswürdig dargestellt. So findet sich (für eine spätere Epoche) der Gemeinplatz vom Eindringen arabischen und persischen Vokabulars, nichts aber darüber, dass in dieser Zeit wichtige Sprachentwicklungen stattfanden, so die Herausbildung der modernen, heute gültigen Grammatik, die Entwicklung genuin türkischer Sprachkonstrukte zur Ausbildung eines differenzierten Satzbaus, die Systematisierung und Regularisierung der Grammatik, die Entwicklung eines echten Präsens etc.
  2. Die Bezeichnung „unzuverlässige Quelle?“ halte ich für nicht angebracht, fast diffamierend. Man muss der Meinung Doerfners nicht zustimmen, sie ist aber wohlbegründet. Ein expliziter Widerspruch, der sich mit dieser Argumentation auseinandersetzt, ist nicht vorgebracht. Eine Klassifizierung, die ihrerseits begründet werden muss, stellt einen solchen Widerspruch nicht dar.
  3. Türkisch ist tatsächlich anders, das liegt nicht an einer Dogmatik, sondern an der Geschichte der Turkvölker, wobei allerdings das osmanische Türkisch und sein Nachfolger, das Türkeitürkische eine Sonderrolle einnimmt. So gut wie alle türkischen Stammeskonföderationen und Dynastiestaaten wurden durch die Expansion des mongolischen Reiches vernichtet und aufgelöst. Relativ unberührt blieben allein die anatolischen Türken, wo der seldschukische Staat zwar ebenso zusammenbrach, aber die Osmanen unmittelbar anschließend ihren Aufstieg begannen. Im übrigen verschlug es Uiguren in den Iran und an die Wolga, Kiptschaken nach Zentralasien und China usw. Erst etwa zu Beginn der Neuzeit begann die Ausbildung der gegenwärtigen türkischen Ethnien und Nationen, ein Vorgang, der erst im vergangenen Jahrhundert zu einem vorläufigen Abschluss kam.
--Hajo-Muc 03:06, 29. Feb. 2012 (CET)
Nicht die Turksprachen sind anders, sondern die Forschung ist einfach unzureichend, wenn die Klassifikation sich nicht an den selben Standards orientiert, die in anderen Bereichen gängig sind: gemeinsame (v. a. lautliche und morphologische, nicht primär lexikalische) Neuerungen als Kriterien zur Bestimmung von Untergruppen; Vernachlässigung von lehnverdächtigen Elementen und Mustern bei der Klassifikation und Konzentration auf selten entlehnte oder erfahrungsgemäß praktisch lehnresistente Elemente und Mustern; präzise Bestimmung von Kontaktwirkungen; Nichtberücksichtigung außersprachlicher Kriterien; methodisch solide, stichhaltige, nachvollziehbare und präzise Argumentation etc. Wie gesagt, Dialektkontinua und allfällige gegenseitige Beeinflussung eng verwandter Lekte gibt es anderswo auch, das macht eine stammbaumartige Klassifikation nicht unmöglich, wie beispielsweise auch Tiit Rein-Viitso im Bereich der ostseefinnischen Sprachen demonstriert hat; man muß nur halt auf der Ebene der Einzeldialekte (oder kleinen, eindeutigen Untergruppen) und nicht der traditionell angesetzten Spracheinheiten vorgehen, die oft in die Irre führen, da sie quer zu den empirisch bestimmbaren (Haupt-)Isoglossen(bündeln) und der rekonstruierbaren Ausgliederung gehen und zusammenfassen, was nicht zusammengehört und trennen, was doch zusammengehört. (Das ist z. B. im Romanischen oder Chinesischen auch nicht anders, und der geographisch begründeten Klassifikation der Bantusprachen nach Guthrie wird oft ebenfalls irrtümlich zumindest eine gewisse genetische Relevanz zugeschrieben, obwohl sie absolut keine hat, allenfalls eine areale.) Wenn die Methodik nicht korrekt (möglichst bewährt, genau und wasserdicht) ist, und das ist leider überaus häufig der Fall, braucht man sich über vage Aussagen und Nullaussagen, fragwürdige oder einander widersprechende Ergebnisse nicht zu wundern.
(Tatsächlich entspricht eine valide Klassifikation sogar am besten den Erfahrungen in der Praxis hinsichtlich besserer oder schlechterer gegenseitiger Verständlichkeit – tatsächlicher, empirisch nachprüfbarer, nicht behaupteter: ein wesentlicher Unterschied, schließlich behaupten Arabischsprecher mitunter auch, sie könnten Persisch perfekt verstehen, jedenfalls dann, wenn es ums Thema Religion geht, erkennen in Wirklichkeit aber gerade mal die Arabismen und können so grob erraten, worüber gerade diskutiert wird – und hat somit auch eine über rein akademische Streitfragen hinausgehende Bedeutung. Ähnlich versteht ein unvorbereiteter Norddeutscher normalerweise kein Bairisch, selbst wenn viele Entlehnungen aus dem Hochdeutschen einfließen, enge Verwandtschaft, Dialektkontinuum und enger Kontakt hin oder her. Daher hege ich den Verdacht, daß die gegenseitige Verständlichkeit im Bereich der Turksprachen auch oft übertrieben wird; im Slavischen ist es damit ja auch nicht weit her, schon aufgrund vieler semantischer Divergenzen: wenn Kognate unterschiedliche Bedeutungen haben oder Vokabular durch unvertraute Entlehnungen ersetzt wird, ist die Verständlichkeit trotz enger Verwandtschaft gleich dahin.)
Ich möchte nur darauf hinweisen, daß sowohl hier als auch in der en-WP die Sprache der Orchon-Inschriften als mit der altuigurischen Sprache identisch dargestellt wird (es gibt hier wie dort gar keinen eigenen Artikel für das Altuigurische, sondern nur eine Umleitung zum Artikel über das Alttürkische!), was auch der mir bekannten anerkannten Lehre entspricht und Doerfer klar widerspricht. (Allerdings ist das Altuigurische der mir bekannten Lehre nach – im Widerspruch zur Darstellung in der en-WP und auch im Artikel Alttürkische Sprachenicht der direkte Vorläufer der modernen „uigurischen“ Sprache, die diesen Namen erst 1921 erhalten hat, in der – damaligen – Annahme, sie setze das Altuigurische direkt fort, vgl. auch Uigurische Sprache#Dialekte und Soziolekte.) --Florian Blaschke (Diskussion) 21:37, 22. Jun. 2012 (CEST)
Ich sehe gerade, daß Ernst Kausen die Sache im Artikel schon klargestellt hat. --Florian Blaschke (Diskussion) 21:40, 22. Jun. 2012 (CEST)
Nun Türkisch ist wirklich anders. Dazu muss man die Geschichte der türischen Völker betrachten. Die gesamte Geschichte der Türken, von den Orchon-Inschriften an liegt in historischer Zeit. Nahezu keine der heute existenten türkischen Ethnien und Nationen reicht früher als ins 13./14. Jahrhundert zurück. Alle diese Ethnieen- und Reichsbildungen waren in der Regel nicht sonderlich stabil, sie lösten sich auf und formierten sich wieder neu. Und sie nannten ihre Sprache vom Balkan bis nach China „türkisch“. Vor nicht ganz hundert Jahren stellte A. von Le Coq fest: „Man muß dem Studium der türkischen Sprachen bei uns größere Aufmerksamkeit schenken. Sie sind von hohem Interesse für den Linguisten — der Reisende, der die Wandlungen der verschiedenen Dialekte kennt, wird unschwer mit seiner Kenntnis des Türkischen etwa von Bosnien ausgehend, durch ganz Mittelasien bis nach Peking sich verständlich machen können.“ (Auf Hellas Spuren in Ostturkistan, 1926, Seite 24/25). Dazu kam noch die hohe Mobilität dieser Gruppen über weite Distanzen in relativ kurzer Zeit, und zwar nicht nur in größeren Verbänden, sondern auch in Klansverbänden oder Bruchteileen davon. Nicht umsonst sind die alten Clansnamen der Oghusen über den gesamten Nahen Osten verstreut. Was das Alttürkische anbelangt werden darunter schriftliche Zeugnisse vom Beginn des 8. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zusammngefasst. Damit ist klar, dass die letzen „Alttürken“ mit den anatolischen Türken nichts zu tun haben können. Anderes mag für die Frühzeit des Alttürkischen gelten, zumal die Oghusen jener Zeit dort lebten, wo alttürkisch verwendet wurde.--Hajo-Muc (Diskussion) 01:05, 25. Jun. 2012 (CEST)

Verbreitung

Guten Morgen heute ist 2012. Und da hat sich in Bulgarien nach 1986 einiges verändert. Bitte um Aktualisierung der Zahlen. 845.550 Menschen benutzen Türkei-Türkisch in Bulgarien (1986) Danke --Vammpi (Diskussion) 13:12, 11. Jun. 2012 (CEST)

West- und Ost-Oghusisch

Die Einteilung in (u.a.) west- und ostoghusisch ist areal, sie beruht auf dem unterschiedlichen Abstand der einzelnen Sprachen, eine west- oder ost-oghusische Sprache gibt es nicht. In Kleinasien und Aserbaidschen beginnt die türkische Sprachüberlieferung mit dem Alt-Osmanischen, dessen Benennung allerdings (z.B. auch altanatolisches Türkisch) nicht einheitlich ist. Die westoghusischen Sprachen sind daher Abkömmlinge des Osmanischen, die ostoghusischen sind innerhalb der oghuschen Sprachen heterogener Herkunft (vgl. Doerfer/Hesche, Chorasantürkisch, S. 4 ff). da hier erst die Einteilung in west- und ost-oghusisch erläutert wird, habe ich im Einleitungssatz „westoghusisch“ in „oghusisch“ geändert. In der bisherigen fassung waren Ursache (Sprachabstand) und Auswirkung derselben (Einteilung in west- und ost-oghusisch) vertauscht. --Hajo-Muc (Diskussion) 17:39, 4. Nov. 2012 (CET)