Fachsenfeld
Fachsenfeld ist ein Stadtbezirk der Großen Kreisstadt Aalen im Ostalbkreis in Baden-Württemberg, Deutschland.
Fachsenfeld Stadt Aalen
| |
---|---|
Koordinaten: | 48° 53′ N, 10° 3′ O |
Höhe: | 470 m |
Fläche: | 3,95 km² |
Einwohner: | 3587 (1. Juli 2017) |
Bevölkerungsdichte: | 908 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1973 |
Postleitzahl: | 73434 |
Vorwahl: | 07366 |
Karte der Aalener Stadtbezirke, Fachsenfeld im Norden
|
Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenVom Ortskern Fachsenfelds sind es etwa 5 km Luftlinie zur Aalener Innenstadt. Die nächsten Stadtbezirke sind Dewangen (2 km) und Wasseralfingen (4 km). Die Gemeinden Abtsgmünd (im Westen) und Hüttlingen (im Osten) sind beide etwa 3 km entfernt. Fachsenfeld grenzt im Norden an das Gemeindegebiet von Neuler.
Ausdehnung des Bezirksgebiets
BearbeitenFolgende Teilorte und Plätze bilden Fachsenfeld:
- Himmlingsweiler
- Scherrenmühle
- Schlossreute
- Spitz
- Steinfurt
- Waiblingen
- Pfannenstiel
- Kocherschafhaus
- Mühlhäusle
- Sanzenbach
- Bodenbach
- Frankeneich
Geschichte
BearbeitenErstmals urkundlich erwähnt wurde Fachsenfeld 1230. Es gehörte den Herren von Fachsenfeld, die wahrscheinlich ein Zweig der Herren von Waiblingen waren. Diese waren auf der Burg Waiblingen auf halber Berghöhe beim heutigen Ortsteil Waiblingen ansässig und standen im Dienste der Staufer. Nach dem Ende der Staufer gehörten Fachsenfeld und Waiblingen den Oettingern, ab 1401 den Herren von Woellwarth. Unter ihrer Hoheit wurde 1591 die evangelische Kirche gebaut, eine der ältesten evangelischen Kirchen Württembergs.[1]
1806 kam der Ort zum Königreich Württemberg und wurde dem Oberamt Aalen zugeordnet.
1894 wurde der Grundstein für die katholische Herz-Jesu-Kirche gelegt, die am 28. September 1895 geweiht wurde.
Am 1. Januar 1973 wurde Fachsenfeld nach Aalen eingemeindet.[2]
Zu Fachsenfeld gehören die Weiler Himmlingsweiler und Waiblingen. Himmlingsweiler wurde im 18. Jahrhundert angelegt und hieß zunächst Pfannenstiel. Waiblingen, im Kochertal gelegen, befindet sich bei den Resten des ringförmigen Burgstalls der ehemaligen Burg Waiblingen.
Politik
BearbeitenOrtschaftsrat
BearbeitenDer Ortschaftsrat des Stadtbezirks Fachsenfeld hat derzeit 12 Mitglieder, deren Amtszeit fünf Jahre beträgt. Die letzte Wahl fand bei den baden-württembergischen Kommunalwahlen am 9. Juni 2024 statt. Diese ergab folgende Zusammensetzung (die Veränderungen der Fraktionsstärke beziehen sich auf die vorletzte Wahl im Jahr 2019):
Fraktion | Anzahl Sitze | Veränderung |
---|---|---|
FW Fachsenfeld | 5 Sitze | ±0 |
CDU | 4 Sitze | +1 |
SPD | 2 Sitze | −2 |
Grüne | 1 Sitz | +1 |
Ortsvorsteherin
BearbeitenAm 13. Januar 2021 wurde Sabine Kollmann (FWV) vom Gemeinderat Aalen zur Ortsvorsteherin von Fachsenfeld gewählt.
Religion
Bearbeiten65 % der Fachsenfelder sind katholischen Glaubens, 22 % evangelisch und 13 % gehören anderen Glaubensgemeinschaften an oder haben keine Angaben gemacht.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
BearbeitenSchloss Fachsenfeld
BearbeitenBereits 1540 hatte Georg Sigmund von Woellwarth ein größeres Gebäude errichten lassen, das sein Sohn Hans Sigmund von Woellwarth 1570 zu einem Schloss ausbaute.[4] Das Schloss mit seinen Wirtschaftsgebäuden wurde im Dreißigjährigen Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem anschließenden Wiederaufbau brannte es 1699 aus. Nachdem es 128 Jahre leer stand, erwarb es 1827 der Oberjustizrat Wilhelm von König-Warthausen und ließ es in drei Jahrzehnten umbauen und erweitern. Er erweiterte das Schloss um einen Gartensaal, eine Aussichtsterrasse, ein Jagdzimmer und einen Speisesaal. Es entstand der heutige Schlosspark, der fast acht Hektar umfasst und zu den schönsten Landschaftsparks in Deutschland zählt. Zwischen 1905 und 1907 wurden die Jugendstil- und Galerieräume erneut ausgebaut. 1982 gründete Freiherr Reinhard von Koenig-Fachsenfeld die Stiftung Schloss Fachsenfeld, die das Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich machte.
Evangelische Kirche
BearbeitenHans Sigmund von Woellwarth, der auf seinem Territorium 1569 die Reformation eingeführt hatte, ließ 1591 als erste von drei nahezu baugleichen Kirchen (Schwesterkirchen Polsingen in Bayern 1596 und Leinroden 1604) die evangelische Kirche errichten.[5][6] Sie ist innerhalb der Evangelischen Landeskirche Württemberg der zwölfte nachreformatorische Kirchenneubau (nach Schlosskirche Stuttgart 1562, Oberderdingen 1574, Zavelstein 1578, Crailsheim 1579, Zazenhausen 1582, Wildenstein 1583, Gaisburg und Schlat 1584, Obersontheim 1586, Calmbach 1588 und Ohrnberg 1590) mit besonderer evangelischer Ausstattung. Wo in katholischen Kirchen im Eingangsbereich Weihwasserbecken platziert sind, befinden sich innen links und rechts der Türleibung Steintafel-Inschriften mit dem Bekenntnis zum evangelischen Abendmahl in „beiderlei Gestalt“ (Der Leib unseres Herrn Jesu Christi speise und bewahre euch zum ewigen Leben Amen und Das Blut unseres Herrn Jesu Christi tränke und bewahre euch zum ewigen Leben. Amen). Außerdem gilt der überlebensgroße Sandsteinkruzifixus am Altar, vermutlich von Sem Schlör aus einem Block geschaffen, als bewusst protestantischer Hinweis auf die Heilsbedeutung des Todes Jesu. Auf den Bauherrn und Stifter dieser Kirche weisen die Stiftertafel rechts auf der Südwand, die Grabplatte über der Krypta im Mittelgang vor dem Chorraum und das große Renaissance-Epitaph links an der Nordwand hin. Letzteres befand sich ursprünglich mit anderen Familien-Epitaphien im Chorraum, wurde dann aber im 20. Jahrhundert bei einer Innenrenovierung ausgetauscht und versetzt, um in der Chor-Stirnwand einen besseren Zugang zum Sakristeianbau von 1909 zu ermöglichen. Im Chorraum befinden sich heute 13 Kinderepitaphe.[7] Die zwei Glasmalerei-Wappenfenster links und rechts im Chor, eine Stiftung der Patronatsfamilien Freiherr Franz von Koenig-Fachsenfeld und Freiherr Maximilian von Woellwarth-Lauterburg, wurden 1908 in der Münchner Glasmalerei-Werkstätte Franz Xaver Zettler entworfen und gefertigt. Das Tafelgemälde Heilige Nacht wurde 1909 von dem Schwäbisch Gmünder Impressionisten Hermann Pleuer gemalt und von Freiherr Franz von Koenig-Fachsenfeld gestiftet.
Herz-Jesu-Kirche (katholisch)
BearbeitenMusik
Bearbeiten- Liederkranz Fachsenfeld 1855 e. V.
- Musikverein Fachsenfeld 1956 e. V.
- Fachsenfelder Schloß-Gugga e. V.
Seit 2000 finden im Schloss Ausstellungen, Konzerte und Lesungen im Rahmen der jährlich stattfindenden „Königswege“ statt.
Sport
Bearbeiten- SV Germania Fachsenfeld 1912 e. V.
- Hundesportverein Aalen-Fachsenfeld e. V.
- Reit- und Fahrverein Aalen-Fachsenfeld und Umgebung e. V.
- Schützenverein Hubertus Fachsenfeld 1956 e. V.
Regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenDer Rosenmontagsball des SV Germania Fachsenfeld ist eine große Faschingsveranstaltung. Das alljährliche Gemeindefest findet in Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen und der Reinhard-von-Koenig-Schule statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenHalbstündige Busanbindung über die OVA (Omnibus-Verkehr Aalen) ins Stadtzentrum Aalen.
Öffentliche Einrichtungen
BearbeitenBildung
BearbeitenNach einer Empfehlung des Aalener Gemeinderates wurde 2008 die Grund- und Hauptschule Fachsenfeld in Reinhard-von-Koenig-Schule Fachsenfeld umbenannt.
Ortsbücherei Fachsenfeld
BearbeitenDie Ortsbücherei Fachsenfeld ist die kleinste der vier städtischen Aalener Bibliotheken.
Polizei
BearbeitenNach der Schließung des Fachsenfelder Polizeipostens ist der Polizeiposten Abtsgmünd für Fachsenfeld zuständig.
Internetanbindung
BearbeitenSeit Oktober 2013 gibt es eine VDSL-Verbindung mit bis zu 50 Mbit/s für Fachsenfeld, die von dem EnBW-Tochterunternehmen NetCom BW betrieben wird.[8]
Unternehmen
BearbeitenIn Fachsenfeld befindet sich ein Transportbetonwerk der Märker-Gruppe.[9]
Literatur
Bearbeiten- Fachsenfeld. In: Hermann Bauer (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Aalen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 33). J. B. Müller, Stuttgart 1854, S. 240–249 (Volltext [Wikisource]).
- Wilhelm Koch (Hrsg.): Wanderführer von Aalen und Umgebung. 2. Auflage. Verlag Albert Wahl, Aalen 1973, S. 90.
- Gabi Gokenbach u. a.: Die Epitaphe der Freiherren von Woellwarth, Selbstverlag, Essingen 2020, ISBN 978-3-00-066982-8, S. 11–19 (online)
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Karlheinz Bauer: Aalen. Theiss, Stuttgart 1983, ISBN 3-8062-0321-0, S. 75 ff.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 445 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Ortschaftsratswahl Fachsenfeld 2024, wahlergebnisse.komm.one, abgerufen am 4. September 2024.
- ↑ Archivlink ( vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)
- ↑ Alois Schubert: Hans Sigmund von Woellwarth (1546–1622) – Versuch eines Lebensbildes. In: Geschichts- und Altertumsverein Aalen e. V. (Hrsg.): Aalener Jahrbuch 1992. Aalen 1992, S. 23–46.
- ↑ Torsten Krannich u. a.: Evangelische auf der Ostalb. Ein Streifzug durch die Reformationsgeschichte des Dekanats Aalen. In: Evangelischer Kirchenbezirk Aalen (Hrsg.): Evangelische Kirchenbauten im Dekanat Aalen. Einhorn-Verlag+Druck GmbH, Schwäbisch Gmünd 2016, ISBN 978-3-95747-042-3, S. 60 ff., 183–186.
- ↑ Gabi Gokenbach u. a.: Die Epitaphe der Freiherren von Woellwarth. Selbstverlag, Essingen 2020, ISBN 978-3-00-066982-8, S. 78–94.
- ↑ Schnelles Internet in Fachsenfeld freigeschaltet – Stadt Aalen. Abgerufen am 7. September 2017.
- ↑ "Übersicht unserer Standorte", maerker-gruppe.net, abgerufen am 15. Oktober 2021.