Franz Gertsch (* 8. März 1930 in Mörigen; † 21. Dezember 2022[1] in Riggisberg) war ein Schweizer Maler und Grafiker. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine grossformatigen hyperrealistischen Portraits.

Franz Gertsch (2014)
 
Museum Franz Gertsch, Burgdorf, im Mai 2005
 
Museum Franz Gertsch, Burgdorf, im Oktober 2008

Gertsch wuchs als Sohn eines Lehrers zunächst in Mörigen am Bielersee, später in Bern auf. Von 1947 bis 1952 wurde er in der Malschule Max Rudolf von Mühlenen und bei Hans Schwarzenbach in Bern ausgebildet. 1950 erschien der Buchband This und Weit mit 32 linearen Holzschnitten, 1953 Ein Sommer mit 14 Holzschnitten und Lyrik von Gertsch als Jahresgabe der Bernischen Kunstgesellschaft. Mitte der 1960er Jahre erlebte er den entscheidenden Einfluss durch die Pop Art. Von 1964 bis 1969 entstanden auf Fotovorlagen basierende flächige Collagen aus eingefärbtem Papier (Mick Jagger).

1971 erhielt er das Eidgenössische Kunststipendium. 1972 nahm er an der documenta 5 in Kassel teil; 1978, 1999 und 2003 an der Biennale in Venedig. 1997 wurde ihm der Kunstpreis Goslarer Kaiserring verliehen.

Im Herbst 2002 wurde in Burgdorf das Museum Franz Gertsch eröffnet. 2005 startete im vom Unternehmer Willy Michel finanzierten Museum sowie dem Kunstmuseum Bern die erste Franz-Gertsch-Retrospektive. 2006 wurde er Ehrenbürger seiner Wohngemeinde Rüschegg.

Er starb am 21. Dezember 2022 im Alter von 92 Jahren im Spital Riggisberg.[1][2]

Vor 1969 entstanden neben Collagen auch Aquarelle, insbesondere auf Reisen wie jenen nach Schottland in den Jahren 1963 und 1965.[3] Das Bild Huaa...! von 1969, das Gertsch auch als Werk Nr. 1[4] bezeichnete, stellte einen Wendepunkt seines Schaffens dar. Gertsch war 39 Jahre alt,[5] hatte bereits Einzelausstellungen und Buchbände hinter sich und war 1957 in der Schau Die Zeichnung im Schaffen junger Schweizer Künstler in der Kunsthalle Bern vertreten gewesen – diesen früheren Teil seines Werks verwarf er nun.[3] Von 1969 bis 1978 schuf er grossformatige fotorealistische[6] bzw. hyperrealistische[7][8] Gemälde. Auf Huaa…! folgten das politisch motivierte Vietnam und zahlreiche Bilder nach eigenen Fotografien von Familienmitgliedern und Freunden aus der Schweizer Kunstszene,[3][5] z. B. Medici[9][8] (1971/72)[10] und die Serie über Luciano Castelli, zu der Marina schminkt Luciano (1975)[11] gehört. Mit diesen Gemälden gelang ihm der internationale Durchbruch.[6][5] Insbesondere war er 1972 mit Medici auf der von Harald Szeemann kuratierten documenta 5 in Kassel vertreten. Dieser Auftritt machte ihn bekannt.[4][5]

Ab 1978 ging Gertsch zu Einzelportraits über.[4] So entstanden ein Portraitzyklus der Rockmusikerin Patti Smith[8] und das Selbstbildnis von 1980.[12]

In der Zeit zwischen 1986 und 1994 beschäftigte Gertsch sich ausschliesslich mit Holzschnitten. Ein Beispiel dafür ist der übergrosse Holzschnitt Triptychon Schwarzwasser, der aus drei Platten von je 237 × 185 cm Grösse auf Kumohadamashi-Japanpapier in Nachtblau handabgezogen wurde. Das Triptychon hängt im Format von 276 × 597 cm in der Kunsthalle zu Kiel.

Auszeichnungen (Auswahl)

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Ausstellungen (Auswahl)

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Hauptwerke

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  • 1980: Selbstportrait
  • 1979: Patti Smith
  • 1997–1998: Silvia
  • 1999–2000: Gräser
  • 1976: Luciano

Literatur

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«Der Maler gehörte zur internationalen Gilde der Schweizer Künstler.»

Res Strehle[20]

«Franz Gertsch war der Magier unter den Malern. Er verzauberte die Wirklichkeit in ihr gemaltes Abbild.»

Kerstin Stremmel[21]

«[…] Franz Gertsch […] hat in seiner jahrzehntelangen Karriere seinen Stil und die Technik mehrmals gewechselt. Aber nie seine Liebe, realistische Bilder in poetische Kunstwerke zu verwandeln.»

Sabine Altorfer[22]
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Commons: Franz Gertsch – Sammlung von Bildern

Biografische Artikel

Gemälde

Materialien

Einzelnachweise

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  1. a b Franz Gertsch ist tot: Schweizer Maler stirbt mit 92 Jahren. In: Watson. 22. Dezember 2022, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  2. Biografie. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
  3. a b c Sandi Paucic: Gertsch, Franz. Langfassung. In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz. 2011, abgerufen am 11. Februar 2017.
  4. a b c d Desto ferner blickt sie zurück. Das Geheimnis des Offenbaren – Retrospektive Franz Gertsch in Aachen. In: k.west – Magazin für Kunst Kultur Gesellschaft. 1. April 2006, abgerufen am 14. Januar 2017.
  5. a b c d e Andreas Ammer: Momente für die Ewigkeit. Das Ludwig Forum in Aachen zeigt Franz Gertschs atemberaubende Bilder in einer großen Retrospektive. In: WDR-Kulturweltspiegel. 2. April 2006, archiviert vom Original am 12. April 2008; abgerufen am 12. Februar 2017.
  6. a b Andreas Schwab: Franz Gertsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  7. Petra Kipphoff: Erinnerungen an das Leben. In: Zeit Online. 16. August 1991, abgerufen am 11. Februar 2017.
  8. a b c d Brigitte Borchhardt-Birbaumer: Hier wird der Alltag zur Mission. Albertina und Mumok feiern den Schweizer Hyperrealisten Franz Gertsch in einem Ausstellungs-Paarlauf. In: Wiener Zeitung. 18. Oktober 2006, abgerufen am 14. Januar 2017.
  9. Name eines BauunternehmensPetra Kipphoff: Erinnerungen an das Leben. In: Zeit Online. 16. August 1991, abgerufen am 11. Februar 2017.
  10. a b c Biografie. Museum Franz Gertsch, abgerufen am 11. Februar 2017.
  11. Erscheint am Kopf der Seite Letzte Tage: Franz Gertsch – die Retrospektive auf der Website des Museums Franz Gertsch.
  12. Siehe Kopf der Seite Biografie auf der Website des Museums Franz Gertsch.
  13. Renommierter Kunstpreis der Willy Reber Stiftung. Website der Willy Reber Stiftung.
  14. Irene Netta, Ursula Keltz: 75 Jahre Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Hrsg.: Helmut Friedel. Eigenverlag der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München 2004, ISBN 3-88645-157-7, S. 223.
  15. Franz Gertsch. Die Retrospektive. Kunstmuseum Bern, abgerufen am 14. Januar 2017.
  16. Franz Gertsch. Die Retrospektive. Kunsthalle Tübingen, archiviert vom Original am 18. Januar 2017; abgerufen am 23. Dezember 2022.
  17. Ingeborg Wiensowski: Die Erweckung der Langsamkeit. In: Spiegel Online. 5. November 2013, abgerufen am 18. Januar 2017 (der Titel spielt auf Die Entdeckung der Langsamkeit an).
  18. Linz | LENTOS: Franz Gertsch. Die Siebziger auf artinwords.de.
  19. Franz Gertsch Museum: Franz Gertsch. Farbproben. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
  20. Res Strehle: Er war der Kunst seiner Zeit voraus. In: Tages-Anzeiger, Kultur & Gesellschaft. 23. Dezember 2022, S. 31.
  21. Kerstin Stremmel: Mit dem Pinsel in der Hand fand er die Wirklichkeit. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. Dezember 2022, S. 30.
  22. Sabine Altorfer: Der Maler Franz Gertsch ist tot – er verknüpfte meisterhaft Poesie und Realität. In: bz – Zeitung für die Region Basel. 22. Dezember 2022, abgerufen am 23. Dezember 2022.