Gachnang
Gachnang, in der schweizerdeutschen Ortsmundart Gochlinge, ist eine politische Gemeinde und ein Kirchdorf im Bezirk Frauenfeld des Kantons Thurgau in der Schweiz. Die politische Gemeinde besteht aus den Ortschaften Gachnang, Islikon, Kefikon, Niederwil mit den Weilern Strass und Bethelhausen sowie Oberwil mit Rosenhuben.[7] Sie gehört zur Agglomeration Frauenfeld.
Gachnang | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Thurgau (TG) |
Bezirk: | Frauenfeld |
BFS-Nr.: | 4571 |
Postleitzahl: | 8547 |
UN/LOCODE: | CH ISL (Islikon) |
Koordinaten: | 706272 / 265689 |
Höhe: | 465 m ü. M. |
Höhenbereich: | 379–549 m ü. M.[1] |
Fläche: | 9,74 km²[2] |
Einwohner: | 4609 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 473 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
16,1 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | www.gachnang.ch |
Schloss Gachnang mit katholischer Kapelle
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Lage der Gemeinde | |
Die Ortsgemeinde Gachnang bildete bis 1997 mit denjenigen von Kefikon, Islikon, Niederwil, Oberwil und Gerlikon die Munizipalgemeinde Gachnang. Gerlikon und die von der Ortsgemeinde Oberwil abgetrennten Ortsteile Zelgli und Schönenhof wurden 1998 in die Einheitsgemeinde Frauenfeld integriert.[8]
Geschichte
BearbeitenVom Egelsee nördlich von Niederwil stammen bedeutende urgeschichtliche Funde aus der Pfyner Kultur.
→ siehe Abschnitt Vorrömische Zeit im Artikel Niederwil TG
Die erste schriftliche Erwähnung von Gachnang datiert aus dem Jahre 889 als Kachanang, als König Arnulf seinem Getreuen Diethelm einen Hof in Gachnang mit zehn herrschaftlichen Huben schenkte. Ab dem 11. Jahrhundert befand sich Gachnang im Besitz des Klosters Reichenau. Die Herren von Gachnang verwalteten als Kyburger und später auch Reichenauer Ministerialen die Herrschaft Gachnang von ihrer abgegangenen Burg Alt-Gachnang bzw. dem Meierhof Meiersberg aus. 1417 kam die Herrschaft an die Herren von Schinen, die vor 1500 am heutigen Standort Neu-Gachnang errichteten. 1562 gelangte sie an Kaspar Ludwig von Heidenheim, 1587 an Hektor von Beroldingen und 1623 ans Kloster Einsiedeln. Bei diesem blieb die niedere Gerichtsbarkeit bis 1798. Die älteste erhaltene Offnung datiert von 1430.[7]
Die Kirchgemeinde Gachnang bestand wohl bereits vor 1000 und umfasste eine Reihe von Ortschaften auf Thurgauer und Zürcher Gebiet, darunter bis 1651 bzw. 1874 auch die Filialen Ellikon an der Thur und Gerlikon. Der Bau der Kirche erfolgte vor dem 13. Jahrhundert. Mitten durch die Pfarrgemeinde verlief ab 1427 die Hoheitsgrenze zwischen den Grafschaften Kyburg und Thurgau, die heute die Kantonsgrenze zwischen den Kantonen Zürich und Thurgau bildet. 1528 trat die ganze Gemeinde zur Reformation über.[7] Im Jahre 1610 führte eine Religionsauseinandersetzung in Gachnang, der Gachnangerhandel, beinahe zu einem Krieg zwischen Zürich und den im Thurgau mitregierenden katholischen Orten.[9] Im Gefolge des Gachnangerhandels von 1610 wurde die Pfarrei geteilt, und die 1587 gebaute katholische Schlosskapelle wurde Pfarrkirche. Die Kollatur lag beim Kloster Reichenau bzw. beim Bischof von Konstanz.[7]
Das von der Landwirtschaft geprägte Dorf dehnte sich lange nur wenig über die mittelalterlichen Zentren um Kirche und Schloss aus. Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist Gachnang als typische Wohngemeinde über die Tegelbachsenke hinausgewachsen. Ab 1916 brachte die Mosterei das Schloss zu neuer Blüte.[7]
→ Siehe auch Abschnitte Geschichte in den Artikeln Islikon TG, Kefikon und Niederwil TG
Wappen
BearbeitenBlasonierung: In Weiss ein aufrechtes rotes Einhorn.[10]
Die damalige Ortsgemeinde Gachnang übernahm als Gemeindewappen das Wappen der reichenauischen Ministerialen von Gachnang. Die Farben erinnern an die Zugehörigkeit zum Kloster Reichenau.[10] Nachdem 1998 aus der ehemaligen Munizipalgemeinde Gachnang die politische Gemeinde gebildet worden war, führte die neue Gemeinde zunächst kein Wappen mehr.[11]
Bevölkerung
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1850 | 1870 | 1900 | 1950 | 1990 | 2000 | 2010 | 2018 | 2023 | |
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Politische Gemeinde | 2906 | 3423 | 4347 | 4585 | |||||
Munizipalgemeinde | 1456 | 1368 | 1694 | 3038 | |||||
Ortsgemeinde | 343 | 280 | 350 | 694 | |||||
Quelle | [7] | [8] | [12] |
Von den insgesamt 4585 Einwohnern der Gemeinde Gachnang am 31. Dezember 2023 waren 717 bzw. 15,6 % ausländische Staatsbürger. 1763 (38,5 %) waren evangelisch-reformiert und 1024 (22,3 %) römisch-katholisch. Die Ortschaft Gachnang zählte zu diesem Zeitpunkt 1519 Bewohner.[12]
Wirtschaft
BearbeitenIm Jahr 2016 bot Gachnang 1091 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 5,0 % in der Land- und Forstwirtschaft, 40,3 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 54,8 % im Dienstleistungssektor tätig.[5]
Verkehr
BearbeitenGachnang liegt zwischen den beiden Autobahnen A1 und A7 und verfügt daher über eine hervorragende Verkehrsanbindung. Durch den von der Thurbo bedienten Bahnhof Islikon an der Bahnlinie von Winterthur nach Frauenfeld und verschiedene Buslinien ist das Gemeindegebiet auch gut durch den öffentlichen Verkehr erschlossen.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenUnter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche St. Pankratius.
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Reformierte Kirche
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Reformiertes Pfarrhaus
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Ehemalige Trotte
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Katholische Kirche Bruder Klaus mit Pfarrhaus
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Johann Ludwig Sulzberger (1815–1882), reformierter Pfarrer und Historiker
- Huldreich Sulzberger (1819–1888), reformierter Pfarrer und Historiker
- Konrad Schrämmli (1865–1925), Politiker
- Josef Kälin (1903–1965), Schweizer Zoologe, Gründer und erster Direktor des Instituts der Görres-Gesellschaft für interdisziplinäre Forschung
- Ruedi Heim (* 1967), katholischer Bischofsvikar im Bistum Basel
- Pascal Cerrone (* 1981), Fussballer beim FC St. Gallen
Literatur
Bearbeiten- Leo Bollhalder-Müller: 1100 Jahre Gachnang. Ein Thurgauer Dorf hat Geburtstag. In: Thurgauer Jahrbuch, Bd. 66, 1991, S. 23–43. (e-periodica.ch).
- Peter Giger: Gachnang. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ a b Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- ↑ Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. ( vom 12. April 2016 im Internet Archive) Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau.
- ↑ a b c d e f Peter Giger: Gachnang. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. - ↑ a b c Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022. - ↑ Peter Giger: Gachnangerhandel. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ a b Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
- ↑ Stefan Hilzinger: Nicht alle sind gewappnet. In: St. Galler Tagblatt (online), 4. April 2012
- ↑ a b Die Ortschaften des Kantons Thurgau und ihre Wohnbevölkerung. Kanton Thurgau, Dienststelle für Statistik, Frauenfeld, 2024, abgerufen am 30. Juli 2024.