Berlingen TG
TG ist das Kürzel für den Kanton Thurgau in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Berlingen zu vermeiden. |
Berlingen ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[6] im Kanton Thurgau in der Schweiz und gehört zum Bezirk Frauenfeld. Bis 2002 war Berlingen eine Einheitsgemeinde.[7]
Berlingen | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Thurgau (TG) |
Bezirk: | Frauenfeld |
BFS-Nr.: | 4801 |
Postleitzahl: | 8267 |
Koordinaten: | 718521 / 280750 |
Höhe: | 400 m ü. M. |
Höhenbereich: | 395–694 m ü. M.[1] |
Fläche: | 3,58 km²[2] |
Einwohner: | 947 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 265 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
26,5 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | www.berlingen.ch |
Lage der Gemeinde | |
Geographie und Verkehr
BearbeitenSie liegt auf einem Bachdelta am Südufer des Untersees und wird durch die Hänge des Seerückens topografisch begrenzt. Der Seespiegel weist eine mittlere Höhe von 396 Metern über Meer auf.
Berlingen wird von der Hauptstrasse Schaffhausen–Kreuzlingen erschlossen und hat einen Bahnhof an der Bahnlinie Schaffhausen–Romanshorn.
Geschichte
BearbeitenEine früher vermutete prähistorische Ufersiedlung mit Pfahlbauten wurde durch Bohrungen im Jahr 1981 nicht bestätigt. Zur Zeit der Römer soll um 370 n. Chr. nach ungesicherten Berichten über dem Weissen Felsen, direkt an der Grenze zu Steckborn, ein Wachtturm errichtet worden sein. Er gehörte zur Verteidigungslinie, die der römische Kaiser Valentinian I. von Basel bis Bregenz zur Sicherung der Grenze gegen Germanien hatte errichten lassen.[8]
Im Jahr 894 (?) wurde Berlingen unter dem Namen Berenwanc[9] – was Flur des Bero heisst[8] – erstmals urkundlich erwähnt.[10] 1267 wurde es als Bernanch, bis ins 18. Jahrhundert Bernang bezeichnet.[9] Im Jahr 1750 erhielt die Ortschaft den Namen Berlingen.[8]
Im Mittelalter gehörte Berlingen zum Gericht und zur Pfarrei Steckborn. Grundherr und Kollator war das Kloster Reichenau. 1504 erhielt Berlingen ein eigenes Gericht, das von 1540 bis 1798 dem Fürstbischof von Konstanz unterstand und von der Obervogtei Reichenau verwaltet wurde. Die 1803 gegründete Munizipalgemeinde Berlingen wurde 1870 mit der Ortsgemeinde Berlingen zur Einheitsgemeinde Berlingen vereinigt.[9]
Für die ab 1332 belegte Michaelskapelle wurde 1359 eine Pfründe gestiftet. Die im 15. Jahrhundert gegründete Pfarrei Berlingen trat um 1524 zur Reformation über und konnte sich mit Hilfe Zürichs dem Kloster gegenüber behaupten. Die wenigen Katholiken gehören seitdem zu Steckborn.[9] Der Berlinger Altar im Kloster in Mittelzell stammt nach der Legende aus der Kapelle in Berlingen. Er soll während der Reformation von den Bilderstürmern in den See geworfen und von den Reichenauern als Schwemmgut geborgen worden sein.[8]
Grundlage des relativen Wohlstands waren im 19. Jahrhundert Rebbau, Schifffahrt und Gerberei. Im 20. Jahrhundert stellten die Trikotfabrik Naegeli (1892–1983; 1965 mit 132 Arbeitsplätzen) und das 1910 gegründete Altersheim Neutal (1994: 260 Plätze und 250 Beschäftigte) den Grossteil der Arbeitsplätze in Berlingen.[9]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: In Blau zwei konzentrische gelbe Ringe.[7]
Das Wappen aus der Reichenauer Zeit besteht spätestens seit dem 18. Jahrhundert. Seine Bedeutung ist unklar.[7] Die Ringe werden als Sinnbild für die Bindung ans Kloster und der blaue Grund für den See interpretiert.[8]
Bevölkerung
BearbeitenHier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran!
|
Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 1960 | 1980 | 1990 | 2000 | 2000 | 2010 | 2018 | 2023[12] |
Einwohner | 746 | 706 | 813 | 967 | 880 | 1036 | 854 | 854 | 847 | 893 | 948 |
Von den insgesamt 948 Einwohnern der Gemeinde Berlingen am 31. Dezember 2023 waren 252 bzw. 26,6 % ausländische Staatsbürger. 368 (38,8 %) waren evangelisch-reformiert und 198 (20,9 %) römisch-katholisch.[12]
Wirtschaft
BearbeitenIm Jahr 2016 bot Berlingen 246 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 2,2 % in der Land- und Forstwirtschaft, 8,7 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 89,1 % im Dienstleistungssektor tätig.[13]
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDas Dorf Berlingen ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.
Die Berlinger Dorfkirche[15] wurde im Jahr 1842 auf einem Bachdelta, welches eine Art Halbinsel bildet, erbaut. Am gleichen Ort stand seit dem 13. Jahrhundert eine Michaelskapelle, die 1659 durch eine kleine Kirche ersetzt wurde. Als letztere wiederum zu klein wurde, entschied man sich dazu, die jetzige Kirche zu errichten, als eine der ersten neugotischen Kirchen der Schweiz. Dies war zu dieser Zeit ein Wagnis, da die damaligen Kirchengänger Saalbauten gewohnt waren. Napoleon III., der im nahen Schloss Arenenberg aufgewachsen war, spendete für die Kirche die Kanzel und den marmorisierten Taufstein. 1968 wurde die Kirche renoviert, wobei die ursprüngliche Schlichtheit wiederhergestellt wurde. Die Orgel ist ein Werk der Firma Kuhn aus dem Jahr 1904.[16]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Hans Böhni (* 1937), Universitätsprofessor am Institut für Baustoffe, Werkstoffe und Korrosion der ETH Zürich von 1976 bis 2002.
- Adolf Dietrich (1877–1957), „naiver“ Kunstmaler, lebte und arbeitete in Berlingen.
- Peter Dschulnigg (1943–2011), katholischer Theologe, hat in Berlingen zuletzt gelebt, ist hier verstorben und bestattet.
- Ulrich Guhl (1838–1924), reformierter Theologe und Politiker, war 1861 bis 1865 Pfarrer in Berlingen.
- Johann Konrad Kern (1808–1888), Minister, Staatsmann, Diplomat, Redaktor der Bundesverfassung von 1848, wurde in Berlingen geboren, wirkte später von hier aus.
- Marie Kunert (1871–1957), deutsche Politikerin (SPD), war in Berlingen im Exil und ist dort gestorben.
- Hans Jakob Pestalozzi (1801–1874), Jurist und Politiker
- Friedrich Schaltegger (1851–1936), nachmals Thurgauer Kantonsarchivar und -bibliothekar, war 1888–1901 Pfarrer in Berlingen.
Bilder
Bearbeiten-
Berlingen Schifflände
-
Seeseite von Berlingen TG
-
Restaurant zum Schiff
-
Seestrasse 51 (18. Jh.)
-
Seestrasse 49–61
-
Seestrasse 26: Geburtshaus des Nationalrats Johann Konrad Kern
-
Der Berlinger Kirchturm und der Friedhof von Berlingen bei Nacht.
Literatur
Bearbeiten- Alfons Raimann, Peter Erni: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band VI. Der Bezirk Steckborn. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 98). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 2001, ISBN 3-906131-02-5.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Zahlen und Fakten. ( des vom 28. März 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf der Webseite der Gemeinde Berlingen, abgerufen am 28. März 2020
- ↑ a b Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
- ↑ a b c Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
- ↑ a b c d e Geschichte. ( des vom 24. Januar 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf der Webseite der Gemeinde Berlingen, abgerufen am 25. Dezember 2019
- ↑ a b c d e Gregor Spuhler: Berlingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. - ↑ StiASG, Urk. IV 407. Online auf e-chartae, abgerufen am 12. Juni 2020.
- ↑ a b Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022. - ↑ a b Die Ortschaften des Kantons Thurgau und ihre Wohnbevölkerung. Kanton Thurgau, Dienststelle für Statistik, Frauenfeld, 2024, abgerufen am 20. Juli 2024.
- ↑ Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- ↑ Infotafel an der Schiffsanlegestelle Berlingen.
- ↑ Wissenswertes zur Geschichte der Dorfkirche. ( vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) Auf der Website der evangelischen Kirchgemeinde Berlingen, abgerufen am 18. Oktober 2012.
- ↑ Berlingen – Evangelische Kirche – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 23. März 2024.