Henderson-Hasselbalch-Gleichung

Gleichung der Chemie zur Beschreibung des pH-Wertes von Pufferlösungen

Die Henderson-Hasselbalch-Gleichung, auch Puffergleichung genannt, beschreibt den Zusammenhang zwischen dem pH-Wert und der Lage des Gleichgewichts einer Säure-Base-Reaktion zwischen einer mittelstarken Säure und ihrer korrespondierenden mittelstarken Base in verdünnten (≤ 1 mol/l), wässrigen Lösungen. Sie kann außerdem verwendet werden um den pH-Wert eines Gemischs aus einer mittelstarken Säure mit einer mittelstarken Base zu berechnen.

Sie geht auf Lawrence J. Henderson und Karl Albert Hasselbalch zurück. Henderson entwickelte seine nach ihm benannte Gleichung 1908. Hasselbalch konnte die Henderson-Gleichung experimentell beim menschlichen Blut bestätigen und schrieb die Gleichung 1916 um, um statt der Wasserstoffionenkonzentration den pH-Wert zu berechnen. Fälschlicherweise wird die Gleichung, oft auch in Fachliteratur, als Henderson-Hasselbach-Gleichung bezeichnet.

Diese Gleichung wird insbesondere bei der pH-Wert-Berechnung von Pufferlösungen verwendet und beschreibt einen Teil des Verlaufs von Säure-Base-Titrationskurven von mittelstarken Säuren oder mittelstarken Basen.

Definition

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Sie leitet sich aus einer allgemeinen Säure-Base-Reaktion ab:

 

hierbei ist HA eine allgemeine Säure und A ihre korrespondierende Base. Für diese Reaktionsgleichung lässt sich das Massenwirkungsgesetz unter Verwendung der Säurekonstante   von HA formulieren. Nach Logarithmieren lassen sich unter Verwendung einfacher Umformungen der  -Wert

 

und der pH-Wert

 

in die Gleichung einführen, wodurch die Henderson-Hasselbalch-Gleichung entsteht.

Die Henderson-Hasselbalch-Gleichung ist somit:[1]

 

bzw. äquivalent aufgrund der Rechenregeln für Logarithmen

 

Im Pufferbereich der Säure-Base-Titration ist  , wobei   der Titrationsgrad bzw. Assoziationsgrad ist. Man kann daher schreiben:

 

ist dabei das Verhältnis der Stoffmenge (bzw. der Konzentration) der zugefügten Maßlösung zur Stoffmenge (bzw. der Konzentration) des zu bestimmenden Stoffes.[2]

Im Bereich von   bzw.   bzw. bei stärkerer Verdünnung (unter 0,01 M) werden Berechnungen mit dieser Formel allerdings zunehmend ungenauer, da dann auch die geringe Protolyse von HA bzw. A mit dem verwendeten Lösungsmittel bzw. die Autoprotolyse des Wassers um den pH-Wert 7 (z. B. beim Phosphatpuffer) mit in die Konzentrationsberechnung einfließen müssten, es bei Nichtberücksichtigung dieser Konzentrationen zu Abweichungen von bis zu 0,4 pH-Einheiten vom berechneten Wert kommen kann.

Für eine genaue Berechnung solcher pH-Werte leitet man sich die benötigten Gleichungen jeweils aus dem Massenwirkungsgesetz für die beteiligten Komponenten her, wobei exakterweise auch nicht mehr mit Konzentrationen, sondern Aktivitäten zu rechnen ist.

Herleitung

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Zur Herleitung der Henderson-Hasselbalch-Gleichung aus der oben angegebenen Gleichung einer allgemeinen Säure-Base-Reaktion eignet sich folgende Form des Massenwirkungsgesetzes:

 

hierbei ist   die Gleichgewichtskonstante. - Multiplikation der Gleichung mit   und Einsetzen von   ergibt:

 
 

Logarithmieren zur Basis 10, Anwendung der Rechenregel für den Logarithmus von Produkten:

 

Subtraktion der linken Seite und des linken Summanden der rechten Seite:

 

Anwendung der im Text genannten Definitionen von   und  :

 

mit der Rechenregel für den Logarithmus von Quotienten:

 

eingesetzt:

 

Kurvendiskussion

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Um den oben genannten Teilverlauf von Säure-Base-Titrationskurven theoretisch aus der Henderson-Hasselbalch-Gleichung herzuleiten, lässt sich deren Schreibweise mit Titrationsgrad   als eine Funktion   auffassen und   mit Mitteln der Kurvendiskussion untersuchen. Hierbei liegen die definierten Argumente   im offenen Intervall  . Diese mathematische Untersuchung ergibt:

  •   ist überall streng monoton steigend. (1)
  •   hat genau einen Wendepunkt  , in dem die Steigung des Graphen von   minimal ist, also der   bei Veränderung von   am wenigsten schwankt. (2)
  •   ist punktsymmetrisch zu  . (3)

Der Wendepunkt   entpuppt sich als der Halbäquivalenzpunkt der alkalimetrischen Titration einer mittelstarken Säure. In einer geeigneten Umgebung von   (d. h. in einer solchen, in der die oben für   bzw.   genannten Effekte vernachlässigt werden können) stimmt der aus der Henderson-Hasselbalch-Gleichung theoretisch herleitbare Kurvenverlauf gut mit dem empirisch gefundenen überein. Insbesondere bedeutet die Aussage (2), dass im betrachteten Teilverlauf der Titration die Pufferung für   am stärksten ist.

Beweis der Behauptungen (1), (2), (3) mit Mitteln der Kurvendiskussion  
  • Mit   als schnellere Schreibweise des (für eine gegebene Titration konstanten)  -Wertes und der Basisumrechnung  , bei der   der natürliche Logarithmus ist, folgt die Darstellung:
 

mit der Ableitungsregel für die konstante Funktion, Ableitung  , der Kettenregel und der Quotientenregel für die innere Funktion ist:

 

dass der Funktionsterm   von   für alle   positiv ist, ist hinreichend für (1).

  • Zum Nachweis von (2) ist hinreichend zu zeigen, dass   bei   ein globales Minimum hat (2'). - Mit Potenzregel und Kettenregel ist:
 

die Nennerfunktion von   ist für alle   (von   verschieden und daher) positiv, die Zählerfunktion ist eine überall streng monoton steigende lineare Funktion mit genau der Nullstelle  . Also hat auch   genau die Nullstelle   und ist für kleinere   negativ, für größere   positiv. Das ist hinreichend für (2').

Der Funktionswert des Wendepunktes ist

 

 .

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu Henderson–Hasselbalch equation. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold Book”. doi:10.1351/goldbook.H02781.
  2. Hans P. Latscha, Uli Kazmaier, Helmut Klein: Chemie für Pharmazeuten, S. 157 ff.; ISBN 978-3540427551.
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