Kastell Ghioca

Numeruskastell am Limes Transalutanus

Das Kastell Ghioca, auch Kastell Crâmpoia genannt, ist ein römisches Numeruskastell auf dem Gebiet der Gemeinde Crâmpoia im rumänischen Kreis Olt in der Region Muntenien. In antiker Zeit war es Bestandteil des Dakischen Limes, konkret des Abschnittes Limes Transalutanus (Transalutanischer Limes; Limes jenseits des Olt).

Kastell Ghioca
Alternativname Kastell Crâmpoia
Limes Dakischer Limes
Abschnitt Limes Transalutanus
A / IX / 53[1]
Datierung (Belegung) Mitte 2. bis Mitte 3. Jh.
Typ Numeruskastell
Einheit unbekannt
Größe 75 m x 102 m = 0,7 ha
Bauweise Holz-Erde-Lager
Erhaltungszustand gut sichtbares Bodendenkmal
Ort Gemeinde Crâmpoia/Kreis Olt
Geographische Lage 44° 18′ 27,9″ N, 24° 45′ 39,6″ OKoordinaten: 44° 18′ 27,9″ N, 24° 45′ 39,6″ O
Höhe 134 m
Vorhergehend Kastell Gresia
(A / IX / 53; südsüdöstlich)
Anschließend Kastell Urlueni
(A / IX / 55; nördlich)
Kastell Ghioca/Crâmpoia im Verlauf des Limes Transalutanus (rechts)

Lage und Forschungsgeschichte

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Das heutige Bodendenkmal liegt rund anderthalb Kilometer ostnordöstlich der Gemeinde Crâmpoia auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen einer Terrasse am Zusammenfluss des Baches Brăeasa mit dem Fluss Vedea. Im Gelände ist noch ein sich einen halben Meter über das Gelände erhebendes Viereck zu sehen, das die einstige Umwallung anzeigt.

Als archäologisch relevante Fläche war das Gelände bereits seit dem Ende des 19./Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt.[2] Das Areal wurde aber erstmals 1999 unter der Leitung von Romeo Avram vom Muzeul Militar Național „Regele Ferdinand I” (Nationales Militärmuseum König Ferdinand I.)[3] ausgegraben, jedoch bis heute nicht publiziert. Leider blieben auch die Grabungsschnitte offen liegen und stören das Erscheinungsbild des Bodendenkmals. Geophysikalische Untersuchungen erfolgten 2015/2016 durch das Muzeul Național de Istorie a României unter der Leitung von Eugen S. Teodor.[4][5][6]

Archäologische Befunde

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Kastell

Das Kastell ist ein Holz-Erde-Lager. Seine Abmessungen betragen 75 m mal 102 m, was einer Grundfläche von 0,7 Hektar entspricht. Geschützt wurde es durch eine Holz-Erde-Mauer mit Palisade, die ursprünglich einmal zehn bis fünfzehn Meter breit und zwei Meter hoch gewesen ist. Als Annäherungshindernis diente ein elf Meter breiter und zwei Meter tiefer Graben. Es gibt kaum Fundmaterial, mit dem die Chronologie des Lagers eindeutig bestimmt werden könnte. Die einzigen Stücke, die bei den letzten Ausgrabungen entdeckt wurden wurden im Katalog einer Ausstellung im Jahr 2001 mit dem Titel Muntenia în secolele II-IV p. Chr. (Muntenien im zweiten bis vierten Jahrhundert) erwähnt.[7][8] Dazu gehören eine Münze, die im Jahr 193 geprägt worden war und eine Fibel mit Scharnier, die auf die letzten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts/ersten Jahrzehnte des des 3. Jahrhunderts datiert werden kann.[9] Auf Grund seiner geringen Größe muss das Militärlager als Numeruskastell angesprochen werden. Seine Besatzung ist nicht bekannt.[4][5][6][10]

Vicus

Erst 2015 wurde ein Vicus entdeckt, der sich rund um die Siedlung erstreckt, aber noch nicht wirklich gut erforscht und auch nicht in der Lista Monumentelor Istorice eingetragen worden ist. Ein Vicus ist bei nahezu jeder römischen Garnison anzutreffen. Er ist die zivile Siedlung des Kastells, in dem die Angehörigen der Soldaten, Veteranen, Handwerker, Händler, Prostituierte, Gastwirte und andere Dienstleister wohnten und arbeiteten. Bezüglich dieser Siedlung gilt es, weitere Untersuchungen abzuwarten.[4][6][10]

Limesverlauf

Ebenfalls 2015 wurden nördlich des Kastell im Verlauf des Limeswalls hin zum Kastell Urlueni zwei weitere römische Anlagen ausgemacht, die einen militärischen Charakter haben könnten. Dabei handelt es sich um die Lokalitäten Movila Şarpelui[11][12] und Movila Tătaru[13][14]. Hier steht die Forschung jedoch noch völlig am Anfang.[15]

Denkmalschutz

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Die gesamte archäologische Stätte steht nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz. Das Gelände ist mit dem LMI-Code OT-I-s-B-08510 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[16] Der entsprechende RAN-Code lautet 126415.01[17]. Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

Siehe auch

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Literatur

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  • Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 74f., (Digitalisat).
  • Dragoș Măndescu: Descoperiri de suprafață în castrul roman de la Crâmpoia, pe Limes Transalutanus In: Apulum, 43, I (2006), S. 269-277
  • Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 203.
  • Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 24f., (Digitalisat).
  • Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Crâmpoia. In: Limes - Frontierele Imperiului Roman în România, Nr. 11/2022, S. 219f., (Digitalisat).
  • Eugen S. Teodor: The Invisible Giant: Limes Transalutanus. An overview south of Argeş River. Editura Cetatea de Scaun, Târgoviște 2015, ISBN 978-606-537-298-6, S. 49-68.
  • Dumitru Tudor: Oltenia. Ed. Acad. Republicii Socialiste România, Bucureşti 1978, S. 277-280.
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Einzelnachweise

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  1. Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
  2. Grigore Tocilescu: Fouilles et recherches archéologiques en Roumanie. Communications faites à l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres de Paris, 1892-1899. Ispasesco & Bratanesco, București 1900, S. 165.
  3. Offizielle Webpräsenz des Muzeul Militar Național „Regele Ferdinand I” (englisch, rumänisch), abgerufen am 31. Oktober 2024.
  4. a b c Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 74f., (Digitalisat).
  5. a b Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 24f., (Digitalisat).
  6. a b c Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Roșiorii de Vede. In: Limes - Frontierele Imperiului Roman în România, Nr. 11/2022, S. 219f., (Digitalisat).
  7. Muzeul Municipiului București (Hrsg.): Muntenia în secolele II - IV p. Chr. (catalog de expoziție). Muzeul Municipiului București, Bucureşti 2001.
  8. Offizielle Webpräsenz des Muzeul Municipiului București (rumänisch), abgerufen am 31. Oktober 2024.
  9. Dragoș Măndescu: Descoperiri de suprafață în castrul roman de la Crâmpoia, pe Limes Transalutanus In: Apulum, 43, I (2006), S. 269-277.
  10. a b Archäologisches Gelände Crâmpoia auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 31. Oktober 2024.
  11. Movila Şarpelui, etwa bei 44° 23′ 7,87″ N, 24° 46′ 35,06″ O
  12. Movila Şarpelui bei vici.org
  13. Movila Tătaru, etwa bei 44° 25′ 19,72″ N, 24° 42′ 28,05″ O
  14. Movila Tătaru bei vici.org
  15. Eugen S. Teodor: The Invisible Giant: Limes Transalutanus. An overview south of Argeş River. Editura Cetatea de Scaun, Târgoviște 2015, ISBN 978-606-537-298-6, S. 49-68.
  16. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe
  17. RAN 126415.01