Kastell Putineiu
Das Kastell Putineiu ist das Lager eines römischen Numerus auf dem Gebiet der rumänischen Gemeinde Putineiu im Kreis Teleorman in der Region Große Walachei. In antiker Zeit war es Bestandteil des Dakischen Limes, konkret des Abschnittes Limes Transalutanus (Transalutanischer Limes; Limes jenseits des Olt).
Kastell Putineiu | |
---|---|
Limes | Dakischer Limes |
Abschnitt | A / IX / 48[1] |
Datierung (Belegung) | Mitte 2. bis Mitte 3. Jh. |
Typ | Numeruskastell |
Einheit | unbekannt |
Größe | 53 m × 53 m = 0,28 ha |
Bauweise | Holz-Erde-Lager |
Erhaltungszustand | im Gelände sichtbares Bodendenkmal |
Ort | Putineiu/Kreis Teleorman |
Geographische Lage | 43° 53′ 51,6″ N, 24° 57′ 55,4″ O |
Höhe | 90 m |
Vorhergehend | Kastell Flămănda (A/IX/47; südlich) |
Anschließend | Kastell Băneasa I (A / IX / 49; nördlich) Kastell Băneasa II (A / IX / 50; nördlich) |
Rückwärtig | Kastell Tia Mare (A / X / 68; westlich) |
Lage und Forschungsgeschichte
BearbeitenDas heutige Bodendenkmal liegt am südlichen Rand der Gemeinde, südlich des Baches Călmătui, in der Flur La Cimitir („Friedhof“) und ist im Gelände noch gut sichtbar. Es war ein Auxiliarkastell des Limes Transalutanus, auf Grund seiner geringen Größe muss es als Numeruskastell angesprochen werden. Administrativ hätte es zur Provinz Dacia inferior und später zur Dacia Malvensis gehört.[2][3][4] Das Numeruskastell Putineiu wurde von der rumänischen Archäologin Ioana Bogdan Cataniciu 1975 erstmals sondiert und von 1978 bis 1979 ausgegraben.[5][6] 2005 erfolgten unter der Leitung von Eugen S. Teodor Untersuchungen des Vicus mit geophysikalischen Methoden.
Archäologische Befunde
BearbeitenKastell
BearbeitenDas Kastell von Putineiu war ein Holz-Erde-Lager in der Form eines leicht verschobenen Quadrats. Seine Abmessungen betrugen 53 m mal 53 m, so dass es eine Fläche von 0,28 Hektar bedeckte. Umgeben war es von einer neun Meter breiten und bis zu einer Höhe von 1,10 m erhaltenen Holz-Erde-Mauer, vor der als Annäherungshindernis ein doppelter Graben verlief. Der Abstand zwischen den beiden Gräben betrug zwei Meter. Der äußere Graben war drei Meter breit und 1,50 m tief, der innere vier Meter breit und 1,75 m tief. Das einzige Tor befand sich auf der Südseite des Lagers. Die Besatzung des Lagers ist unbekannt.[2][5][6][7][8]
Vicus
BearbeitenBei den geophysikalischen Prospektionen 2005 konnten die Spuren des Vicus identifiziert werden. Ein Vicus ist bei nahezu jeder römischen Garnison anzutreffen. Er ist die zivile Siedlung des Kastells, in dem die Angehörigen der Soldaten, Veteranen, Handwerker, Händler, Prostituierte, Gastwirte und andere Dienstleister wohnten und arbeiteten. Die maximale Wohnkonzentration des Vicus von Putineiu wurde um eine nordsüdlich verlaufende, auf das Tor des Kastells zuführende Straße festgestellt. Ein zweiter Wohnkern, allerdings mit viel geringerer Dichte, befindet sich südöstlich des Lagers. Schließlich befindet sich am nordwestlichen Ende der Siedlung ein dritter Kern von archäologischer Relevanz, der vom Hauptwohngebiet möglicherweise durch eine nach Westen führende Straße und eine sie begleitende Nekropole getrennt zu sein scheint. Mit seiner Fläche von deutlich über einem Hektar war der Vicus deutlich größer als das Kastell.[9][10]
Limesverlauf bis zu den Kastellen von Baneasa
BearbeitenVom Kastell Putineiu ausgehend zieht der Limes Transalutanes, teilweise im Gelände sichtbar, bis auf einen zwischenzeitlichen Schlenker nach Osten und wieder zurück, weiterhin in nördliche Richtung auf das nächste Kastell zu.
Nr. | Name/Ort | Beschreibung/Zustand |
---|---|---|
A/IX/48 | Kastell Putineiu | siehe oben |
RAN 153838.14[11] | Wachturm Putineiu - Lunca Călmăţui | Nordnordöstlich des Kastells, nördlich der letzten Häuser der Ortschaft, auf den Wiesen von Călămătui, in deren Osten sich der römische Turm befindet. |
RAN 153847.14[12] | Tumulul de la Băduleasa T - PUT 010 | Tumulus 400 m südwestlich der Drum național 65A, 700 m nördlich von Putineiu und 1,1 km westlich von Băduleasa. |
RAN 153838.15[13] | Wallabschnitt Putineiu | Der Wall ging weitestgehend verloren. Lediglich auf einer Strecke von rund 100 m an einer Steigung ist er noch schwach wahrnehmbar. Auf beiden Seiten eines dort vorbeiführenden Wirtschaftsweges finden sich Hüttenlehm und Fragmente von Artefakten. |
RAN 152680.14[14] | Tumulul de la Băduleasa T - PUT 009 | Der Tumulus befindet sich westlich Drum național 65A, etwa 55 m westlich von Baduleasa und 1,8 km nördlich von Putineiu. |
A/IX/49 | Kastell Baneasa I | siehe Hauptartikel Kastell Baneasa I[15] |
A/IX/50 | Kastell Baneasa II | siehe Hauptartikel Kastell Baneasa II[16] |
Fundverbleib und Denkmalschutz
BearbeitenDie Aufbewahrung und Präsentation der Funde erfolgt im Institutul de Arheologie "Vasile Pârvan" in Bukarest.[17]
Die archäologischen Stätten sind nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historisches Denkmale unter Schutz gestellt. Das Gelände ist mit dem LMI-Code TR-I-s-B-14218 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[18] Der entsprechenden RAN-Codes lauten 153838.01[19] für das Kastell und 153838.02[10] für den Vicus. Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Ioana Bogdan Cataniciu: Săpăturile pe linia de fortificaţii transalutană. In: Materiale şi Cercetări Arheologice, XIV, Tulcea 1980, S. 658–660.
- Ioana Bogdan Cataniciu: Muntenia în sistemul defensiv al Imperiului roman, sec. I–III p. Chr. Institutul De Arheologie Si Istoria Artei, Alexandria 1997, S. 105f. und Abb. 76.
- Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 70 und 72, (Digitalisat).
- Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 209.
- Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 228f., (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Eugen S. Teodor: Putineiu-Teleorman Castellum Asezarea Civila auf cronica.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024
- Kastell Putineiu auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024
- Vicus des Kastells Putineiu auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
- ↑ a b Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 70 und 72, (Digitalisat).
- ↑ Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 228f., (Digitalisat).
- ↑ Kastell Putineiu auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024
- ↑ a b Ioana Bogdan Cataniciu: Săpăturile pe linia de fortificaţii transalutană. In: Materiale şi Cercetări Arheologice, XIV, Tulcea 1980, S. 658–660.
- ↑ a b Ioana Bogdan Cataniciu: Muntenia în sistemul defensiv al Imperiului roman, sec. I–III p. Chr. Institutul De Arheologie Si Istoria Artei, Alexandria 1997, S. 105f. und Abb. 76.
- ↑ Kastell Putineiu auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024
- ↑ Vicus des Kastells Putineiu auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024
- ↑ Eugen S. Teodor: Putineiu-Teleorman Castellum Asezarea Civila auf cronica.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ a b RAN 153838.02 auf der Webpräsenz des Repertoriul Arheologic Național (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ RAN 153838.14
- ↑ RAN 153847.14
- ↑ RAN 153838.15
- ↑ RAN 152680.14
- ↑ 43° 56′ 8,91″ N, 24° 57′ 42,45″ O
- ↑ 43° 56′ 26,19″ N, 24° 55′ 55,01″ O
- ↑ Offizielle Webpräsenz des Institutul de Arheologie "Vasile Pârvan" (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe
- ↑ RAN 153838.01 auf der Webpräsenz des Repertoriul Arheologic Național (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.