Kettenbruch

gemischter Bruch, bei dem der Nenner x wieder die Form eines gemischten Bruchs besitzt, wobei sich dieser Aufbau weiter so fortsetzt
(Weitergeleitet von Kettenbruchentwicklung)

In der Mathematik und insbesondere der Zahlentheorie ist ein Kettenbruch (fortgesetzter Bruch) ein Ausdruck der Form

Ein Kettenbruch (englisch continued fraction) ist also ein gemischter Bruch der Form , bei dem der Nenner wieder die Form eines gemischten Bruchs besitzt, wobei sich dieser Aufbau weiter so fortsetzt.

Jede reelle Zahl kann als ein Kettenbruch mit ganzen Zahlen ausgedrückt werden. Kettenbrüche können daher als Zahlensystem bezeichnet werden, wie das Dezimalsystem. Sie dienen jedoch in erster Linie nicht zum Rechnen, sondern werden dazu verwendet, Approximationsaufgaben zu lösen: So liefern sie in der Zahlentheorie Näherungen für reelle Zahlen, indem diese durch einen Bruch aus ganzen Zahlen ausgedrückt werden, und in der numerischen Mathematik approximiert man durch sie Funktionen, ähnlich wie dies auch mittels Potenzreihen erreicht wird.

Von besonderer Bedeutung sind regelmäßige Kettenbrüche, auch reguläre oder einfache Kettenbrüche genannt. Ein solch regelmäßiger (regulärer/einfacher) Kettenbruch (englisch regular/simple continued fraction) zeichnet sich dadurch aus, dass alle Zähler den Wert haben. Ein regulärer Kettenbruch ist also durch die Folge bestimmt, und man schreibt ihn platzsparend als .[1]

Daneben spielen die mit den regulären Kettenbrüchen eng verwandten negativ-regelmäßigen Kettenbrüche eine Rolle. Bei ihnen sind alle Zähler auch alle gleich, jedoch gleich (sie werden auch Hirzebruch-Jung-Kettenbrüche genannt).[2]

Kettenbrüche spielen zudem eine große Rolle in der Zahlentheorie. So zeigte zum Beispiel Joseph Liouville 1844 mit ihrer Hilfe, dass transzendente Zahlen existieren. Außer in der Zahlentheorie kommen Kettenbrüche in der Kryptographie, algebraischen Geometrie, Topologie, Funktionentheorie, numerischen Mathematik und bei der Analyse chaotischer Systeme zur Anwendung.[3]

Joseph-Louis Lagrange gilt zusammen mit Leonhard Euler als der Begründer der Kettenbruchtheorie

Geschichte

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Regulärer Kettenbruch[4]
 
Lamberts Kettenbruch für  
 
Lamberts Kettenbruch für den Tangens[5]

Kettenbrüche werden seit dem 16. Jahrhundert dazu verwendet, „gute Näherungsbrüche“ für irrationale Zahlen zu finden. Das bekannteste Beispiel ist die Näherung   für  .

 
Deliciae physico-mathematicae, 1636

Rafael Bombelli verwendete Kettenbrüche bereits 1579, um damit Quadratwurzeln zu berechnen. Im Jahr 1613 veröffentlichte Pietro Cataldi ein Buch, in dem unter anderem auch Kettenbrüche auftauchen. 1636 finden sich Kettenbrüche im Buch „Deliciae Physico-Mathematicae“ von Daniel Schwenter und ab 1655 in mehreren Büchern von John Wallis. Aus dem Bedürfnis, Brüche mit großen Nennern sowie natürliche Konstanten zu approximieren, beschäftigte sich zunächst Christiaan Huygens im 17. Jahrhundert mit Kettenbrüchen. Er berechnete damit aus den Umlaufzeiten der Planeten das Übersetzungsverhältnis der Zahnräder für sein Zahnradmodell des Sonnensystems. Huygens ermittelte für die Umlaufzeit um die Sonne das Verhältnis zwischen Saturn und Erde als

 

Der reguläre Kettenbruch hierfür beginnt mit  . Approximiert man dieses Verhältnis mit dem Näherungsbruch, der entsteht, wenn man nur die ersten vier Einträge verwendet, dann beträgt der Fehler[6] nur  , da

 

In Leonhard Eulers Korrespondenz[7] treten Kettenbrüche hingegen zuerst in einem ganz anderen Zusammenhang auf, nämlich in Verbindung mit der Riccatischen Differentialgleichung. Bald jedoch interessierte sich Euler für Kettenbrüche um ihrer selbst willen. Er entdeckte nämlich die folgenden drei wichtigen Eigenschaften:

  1. Jede rationale Zahl kann durch einen endlichen regulären Kettenbruch dargestellt werden (der mit Hilfe des euklidischen Algorithmus berechnet werden kann).
  2. Periodische reguläre Kettenbrüche stellen quadratische Irrationalzahlen dar; diese Aussage bewies Euler als Erster.
  3. Die Entwicklung jeder reellen Zahl in einen regulären Kettenbruch liefert die besten rationalen Approximationen für diese Zahl.

Einige dieser Erkenntnisse hatte bereits Huygens gewonnen, dessen Arbeit Euler aber unbekannt war.[8] Eulers Arbeiten – und darauf aufbauend die von Joseph-Louis Lagrange[9] – begründeten die Theorie der Kettenbrüche.

Zur rationalen Approximation existiert neben dem Algorithmus von Euler auch ein Algorithmus von Lord William Brouncker. Euler zeigte um 1759, dass die beiden Algorithmen identisch sind. Johann Heinrich Lambert benutzte Kettenbrüche in seiner Arbeit von 1766 dazu, die Irrationalität von   zu zeigen. Seine Kettenbruchentwicklung der Tangensfunktion ist in der Abbildung rechts dargestellt.

Moritz Abraham Stern schuf 1832 die erste systematische Zusammenfassung der Theorie der Kettenbrüche.[10] Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Theorie rasch weiter und so veröffentlichte Oskar Perron im Jahre 1913 eine Zusammenfassung des Wissensstandes, die bis heute als ein Standardwerk gilt (Neuauflage 1954/57).

Weitere wichtige Anwendungen waren und sind: Beweise für die Irrationalität oder die Transzendenz spezieller Zahlen und die Ermittlung von Schaltjahren (da ein Jahr mit 365,24219 Tagen etwas kürzer als 365¼ Tage ist, bedarf es zusätzlich zum Schalttag alle vier Jahre einer weiteren Korrektur; die beste Wahl dafür lässt sich mit Kettenbrüchen begründen).

Definition

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Begriff des Kettenbruchs

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Ein (unendlicher) Kettenbruch ist ein fortgesetzter Bruch der Form

  oder (regulärer Fall)  

mit   und   für  .

Die Brüche   bzw.   werden Teilbrüche genannt,   heißt der  -te Teilzähler und   der  -te Teilnenner.[11] Die Teilzähler und Teilnenner nennt man (an Oskar Perron anschließend) auch Elemente des Kettenbruchs.[12]

Ein Kettenbruch, der sich nach einem Teilbruch   nicht weiter fortsetzt, ist ein endlicher Kettenbruch.

Eine formalere Definition findet man im Abschnitt Darstellung als Komposition von Abbildungen.

Reguläre Kettenbrüche sind in der Zahlentheorie der bei weitem wichtigste Kettenbruch-Typ. Bei der Approximation von (reellen oder komplexen) Funktionen verwendet man auch Kettenbrüche mit Unbekannten, siehe zum Beispiel den Lambertschen Kettenbruch für die Tangensfunktion im Abschnitt Geschichte. Manchmal benötigt man einen endlichen regulären Kettenbruch, bei dem der letzte Eintrag   eine reelle (nicht-ganze) Zahl ist. Dies ermöglicht zum Beispiel die Schreibweise   usw. für die goldene Zahl. Auch werden bisweilen allgemeine Kettenbrüche mit   benutzt.

Notation

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Die Kurzschreibweise für einen allgemeinen Kettenbruch ist

 

In Anlehnung an die Summen- und Produktzeichen   und   führte Gauß hierfür auch die folgende Schreibweise ein:

 

Ein regulärer Kettenbruch wird oft in der folgenden Weise geschrieben:[13]

 

  wird nur deshalb gesondert aufgeführt, weil es aus   ist, die nachfolgenden   aber immer nur aus   sind.

Die Notation für endliche Kettenbrüche ist dementsprechend

 

Darstellung als Komposition von Abbildungen

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Man kann einen Kettenbruch auch als eine Komposition von Abbildungen   darstellen. Dies liefert eine formalere Definition als die bisher gegebene.

Hierfür setzt man   und erhält

 

Die Definition unendlicher Kettenbrüche erfolgt durch eine Grenzwertbetrachtung im Abschnitt Unendliche Kettenbrüche.

Endliche Kettenbrüche

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Endliche Kettenbrüche und ihre Näherungsbrüche

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Von nun an betrachten wir ausschließlich reguläre Kettenbrüche. Bricht man den Kettenbruch   nach dem  -ten Glied ab für ein  , so heißt

 

sein  -ter Näherungsbruch (oder auch  -te Konvergente). Die ersten Näherungsbrüche lauten offenbar

 .

Bei dem Beispiel 41/29 = [1; 2, 2, 2, 2] sind das die Brüche  . Der dritte Näherungsbruch lautet   und der vierte ist gleich  , also identisch mit dem Ausgangsbruch.

Mit vollständiger Induktion beweist man das Bildungsgesetz für die Näherungsbrüche (  und   werden pro forma auch für   definiert, damit die Formeln ab   stimmen):

     
     

sowie die Beziehung

 .

Daraus folgt, dass Näherungsbrüche stets in gekürzter Form vorliegen (wenn   und   beide durch eine natürliche Zahl größer als   teilbar wären, dann müsste auch die rechte Seite durch diese Zahl teilbar sein, was aber nicht der Fall ist). Dividiert man durch  , so folgt:

  
 
 (1)
 

Beispielsweise hat man für den zweiten und dritten Näherungsbruch von   die Beziehung

 .

Auf ähnliche Weise zeigt man

 

und

  
 
 (2)
 

Diese Formeln sind grundlegend für die weiter unten besprochenen Konvergenzfragen bei unendlichen Kettenbrüchen.

Matrixdarstellung

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Das Bildungsgesetz für die Näherungsbrüche lässt sich auch elegant in Matrixform schreiben. Man erhält dann (wieder mit vollständiger Induktion zu beweisen):

 

Da die Determinante jeder der Matrizen auf der linken Seite   beträgt, folgt sofort

 

und Multiplikation mit   zeigt erneut die oben angegebene Gleichung.

Durch Transponieren beider Seiten der Gleichung folgt nun (da die Transposition des Produktes auf der linken Seite die Reihenfolge seiner Faktoren umkehrt), dass   und   gelten.

Beispiel: Die Näherungsbrüche von   lauten  ,  ,   und  . Es gilt

 

und die Transposition

 

ergibt   sowie  .[14]

Endliche Kettenbrüche und der euklidische Algorithmus

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Umformung von 17/10 nach [1; 1, 2, 3] geometrisch veranschaulicht

Die Umwandlung einer rationalen Zahl in einen Kettenbruch erfolgt mit Hilfe des euklidischen Algorithmus.

Als Beispiel rechnen wir für   wie folgt:

 

Siehe dazu auch den Abschnitt Kettenbruchzerlegung im Artikel über den euklidischen Algorithmus. In der Abbildung ist dieses Verfahren veranschaulicht. Aus der folgenden Gleichungskette ist ersichtlich, dass die Kettenbruchentwicklung durch wiederholtes Einsetzen der Gleichungen des euklidischen Algorithmus entsteht:

 

Das graphische Verfahren kann so erläutert werden: Man beginnt mit einem   großen Rechteck. Darin bringt man so viele Quadrate der Seitenlänge   unter, wie möglich (in diesem Beispiel geht das nur einmal). Es bleibt nun ein   großes Rechteck unbedeckt, auf das man die Überlegung weiter anwendet. Die Anzahl der jeweils verwendeten Quadrate sind dabei die Teilnenner des Kettenbruchs.[15]

Unendliche Kettenbrüche

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Unendliche Kettenbrüche: Konvergenz und Näherungsbrüche

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Die Näherungsbrüche mit geradem Index bilden eine steigende Folge, solche mit ungeradem Index eine fallende Folge. Beide konvergieren gegen  .

Für eine (unendliche) Folge   ist der Kettenbruch   nur dann definiert, wenn die Folge der Näherungsbrüche   konvergiert. In diesem Fall hat der unendliche Kettenbruch   den Wert  .

Da hier nur reguläre Kettenbrüche behandelt werden, gilt: Jeder unendliche Kettenbruch konvergiert.[16]

Das erkennt man folgendermaßen: Die Folge der Näherungsbrüche mit geraden Indizes, also   ist aufgrund Gleichung (2) monoton steigend, während die Folge mit ungeraden Indizes   monoton fallend ist, siehe Abbildung. Da außerdem jeder ungerade Näherungsbruch größer ist als jeder gerade, sind beide Folgen monoton und beschränkt und konvergieren daher. Ihre beiden Grenzwerte sind aber aufgrund Gleichung (1) gleich (da die   beliebig groß werden, geht die Differenz gegen 0).

Nun betrachte man  

Aus den oben angegebenen Formeln lässt sich die Differenz zwischen   und dem  -ten Näherungsbruch abschätzen:

  
 
 (3)
 

Als Beispiel für Gleichung (3) betrachte man den Kettenbruch der Quadratwurzel von 2. Im Abschnitt Periodische Kettenbrüche wird gezeigt, dass  .

Die ersten Näherungsbrüche dieses unendlichen Kettenbruchs sind  ,  ,  ,  ,   und Gleichung (3) besagt in diesem Fall für  :

 .

Klar ist nun, dass jede rationale Zahl einen endlichen Kettenbruch hat und dass jeder endliche Kettenbruch eine rationale Zahl darstellt. Diese Darstellung ist nicht eindeutig, da man das Ende des Kettenbruchs auf zwei Arten schreiben kann, ohne den Wert zu verändern: Man kann zwischen den Darstellungen   und   wechseln. Jede irrationale Zahl hat aber eine eindeutige Darstellung:

Satz (Rationale und irrationale Zahlen, Eindeutigkeit der Darstellung):

Jede reelle Zahl kann als (regulärer) Kettenbruch dargestellt werden. Für irrationale Zahlen ist die Kettenbruchdarstellung unendlich und eindeutig. Rationale Zahlen entsprechen endlichen Kettenbrüchen und jede rationale Zahl hat genau zwei Kettenbruchdarstellungen.

Für den Beweis der Aussage, dass jeder unendliche Kettenbruch eine irrationale Zahl darstellt, gilt: Betrachtet man   und nimmt an, dass   rational wäre, so ist

 

und Multiplikation mit   und   ergibt

 .

Da die   für wachsendes   beliebig groß werden und die Zahl zwischen den Betragsstrichen stets eine ganze Zahl ist, liefert das einen Widerspruch. Somit ist   nicht rational.

Unendliche Kettenbrüche und der verallgemeinerte euklidische Algorithmus

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Für irrationale Zahlen   wird eine Verallgemeinerung des euklidischen Algorithmus verwendet. Dieser funktioniert auch für rationale Zahlen; wir prüfen deshalb in jedem Schritt, ob der Algorithmus abbricht:

  1. Ist   keine ganze Zahl, so setzt man   (Ganzteil von  ) und   auf das Inverse des Rests, also  .
  2. Falls   nicht ganz ist, dann setzt man   und  .

Dieses Verfahren wird fortgesetzt, bis man ein ganzzahliges   erhält (das geschieht natürlich nur dann, wenn der Startwert rational ist). Bei einem irrationalen   bricht das Verfahren nicht ab. Die Zahlen   werden vollständige Quotienten genannt. Es gilt

 .

Ähnlich wie das Bildungsgesetz für die Näherungsbrüche beweist man:

  
 
 (4)
 

Beispiele: Wir berechnen die Kettenbruchentwicklung von   bis zur zweiten Stelle:

  also  ,
  also  ,
  also  .

Sie lautet also  . Weitere Stellen gibt es im Artikel Kreiszahl, ein Muster wurde jedoch bislang in der regulären Kettenbruchentwicklung von   nicht entdeckt.

Im Gegensatz dazu findet man ein klares Muster in den Kettenbrüchen der eulerschen Zahl[17]

 

sowie deren  -ter Wurzel[17]

 .

Bei der dritten Wurzel von   gibt es wiederum kein Muster:

 

Als Beispiel für die Verwendung von Gleichung (4) betrachte man die aufeinanderfolgenden Näherungsbrüche 17/12 und 41/29 von  .

Da die vollständigen Quotienten für   gleich   sind, gilt:

 

Wie im Abschnitt „Geschichte“ erwähnt, fand Euler heraus, dass periodische Kettenbrüche (so wie bei der Quadratwurzel von   oder bei der goldenen Zahl) quadratischen Irrationalzahlen entsprechen, und Lagrange zeigte später, dass alle diese Zahlen periodische Kettenbrüche haben. Diesem Thema ist der übernächste Abschnitt gewidmet.

Äquivalente Zahlen

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Zwei reelle Zahlen   heißen äquivalent,[18] wenn es ganze Zahlen   mit   gibt, sodass   gilt. Das heißt, sie sind durch eine ganzzahlige Möbiustransformation mit Determinante   verbunden (Elementen der speziellen linearen Gruppe  ). Man sieht leicht, dass diese Definition tatsächlich eine Äquivalenzrelation auf den reellen Zahlen liefert: Mit   ist die Reflexivität gezeigt, mit   folgt die Symmetrie, und die Transitivität kann man explizit nachrechnen.

Jede rationale Zahl ist äquivalent zu 0, alle rationalen Zahlen bilden also eine Äquivalenzklasse. Daher ist diese Einteilung der reellen Zahlen hauptsächlich für irrationale Zahlen interessant. Die Beziehung zu ihren regelmäßigen Kettenbruchentwicklungen ergibt sich durch folgenden Satz von Serret:

Satz: Zwei irrationale Zahlen   sind genau dann äquivalent, wenn ihre Kettenbruchdarstellungen   und   so beschaffen sind, dass es natürliche Zahlen   und   gibt, sodass für alle     gilt.[19]

Die Übereinstimmung in ihren Kettenbruchdarstellungen bis auf eine unterschiedliche Anfangssequenz führt bei äquivalenten Zahlen zu asymptotisch gleichen Approximationseigenschaften. Ein Beispiel ist im Abschnitt Sätze über quadratische Approximierbarkeit angeführt (Gleichung 5).

Andere unendliche Kettenbrüche

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Natürlicher Logarithmus von 2

In der Analysis kommen auch unendliche Kettenbrüche vor, die von den oben genannte Regularitätsbedingungen abweichen, wobei die Teilnenner und die Teilzähler jedoch Folgen von reellen oder komplexen Zahlen bilden, die gewissen Konvergenzbedingungen genügen.[20][21]

In diesem Zusammenhang wird immer wieder der Fall behandelt, bei dem alle Teilnenner (bis auf den 0-ten) gleich   sind. Ein klassisches Beispiel dazu bietet die schon von Leonhard Euler angegebene Kettenbruchdarstellung des Logarithmus von  , nämlich:[22]

 ,

bei der die Teilzähler ab dem 2-ten aus der Folge der Quadratzahlen hervorgehen.

Der Logarithmusfunktion der Form   hat eine Kettenbruchdarstellung mit Funktionsvariable   (siehe Logarithmus – Kettenbruch).

Periodische Kettenbrüche

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Kettenbruch der Quadratwurzel von 13 in Eulers De usu novi algorithmi in problemate Pelliano solvendo von 1767

Bei der Dezimaldarstellung reeller Zahlen entsprechen periodische Darstellungen den rationalen Zahlen. Man unterscheidet rein-periodische Dezimalbrüche, z. B.  , und solche mit einer Vorperiode, wie bei  .

Bei Kettenbrüchen spielen periodische Darstellungen ebenfalls eine besondere Rolle. Wie Euler und Lagrange herausfanden, entsprechen sie den quadratischen Irrationalzahlen (irrationale Lösungen quadratischer Gleichungen mit rationalen Koeffizienten). Insbesondere sind die Kettenbrüche derjenigen reellen Zahlen, die weder rational noch quadratische Irrationalzahlen sind, nicht-periodisch.

Ein Kettenbruch wird periodisch genannt, wenn es natürliche Zahlen   gibt, so dass für die Teilnenner   für alle   gilt. Das minimale   mit dieser Eigenschaft nennt man die Periode des Kettenbruchs, der dann in der Form

 

geschrieben wird. Ist auch   minimal gewählt, heißt die Folge   die Vorperiode und   ihre Länge.

Satz von Euler-Lagrange

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Satz: Jeder periodische Kettenbruch ist eine quadratische Irrationalzahl und umgekehrt.

Der erste Teil des Satzes ist einfacher zu beweisen und stammt von Euler, während die Umkehrung schwieriger ist und erst später von Lagrange bewiesen wurde.[23]

Beispiele

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  1. Sei  . Dann gilt  , also ist   Wurzel der quadratischen Gleichung  , woraus   folgt (da die andere Nullstelle negativ ist). Daher ist   die goldene Zahl (siehe auch den Artikel Goldener Schnitt).
  2. Sei  . Wir betrachten  . Dann ist  , woraus   und   folgt. Da   gilt, muss   sein. Daher gilt  .
  3. Sei  . Wir betrachten  . Dann ist  , also  , woraus   und   folgt. Da   gilt, muss   sein. Daher gilt  .
  4. Eine besondere Form periodischer unendlicher Kettenbrüche haben die sogenannten „noblen Zahlen“: Ihre Kettenbruchentwicklung endet stets mit  . Die goldene Zahl ist das wohl prominenteste Beispiel einer noblen Zahl.
  5. Die Kettenbrüche irrationaler Quadratwurzeln rationaler Zahlen größer als 1 haben eine besondere Symmetrie: Für jede rationale Zahl  , die nicht Quadrat einer rationalen Zahl ist, gilt
 
und umgekehrt ist das Quadrat jedes Kettenbruchs dieser Form eine rationale Zahl.[24]
Die Vorperiode hat also stets Länge  , der periodische Block ist zunächst symmetrisch und wird dann beendet mit  . Beispiele dafür sind:
 
 
Der Kettenbruch von   in einem Werk von Euler über die Pellsche Gleichung ist rechts abgebildet.[25] Die goldene Zahl   hat diese Form nicht. Ein weiteres Gegenbeispiel dieser Art ist  .

Formeln für Quadratwurzeln natürlicher Zahlen

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Im vorigen Abschnitt wurde in den Beispielen 1 bis 3 der Wert von bereits gegebenen periodischen Kettenbrüchen ausgerechnet. Die umgekehrte Richtung illustrieren wir wieder für Kettenbrüche von Quadratwurzeln natürlicher Zahlen. Dabei wird die dritte binomische Formel verwendet, um die Wurzel in den Nenner zu bekommen. (Häufiger kommt, z. B. in der Schulmathematik, das Erweitern mit Ausdrücken der Form   in der umgekehrten Richtung vor, siehe Rationalmachen eines Nenners).

Für   bekommt man:

 ,

Diese Gleichung kann rekursiv in sich selbst eingesetzt werden, denn die Quadratwurzel im Nenner auf der rechten Seite ist gleich der Quadratwurzel, mit der wir begonnen haben.

Daraus ergibt sich, wie oben, die Darstellung  . Ganz ähnlich gilt:

 , also  .

Diese beiden Beispiele kann man verallgemeinern zu:

 , und daher  .

In diesen Fällen ergibt sich nach dem ersten Schritt bereits ein Zähler von 1, so dass hier die Form eines regelmäßigen Kettenbruchs nach einem Schritt erreicht ist.

Bei der folgenden Formel muss man zwei Schritte durchführen, um einen Zähler von 1 zu bekommen. Die Periodenlänge ist hier also 2.

 , also  .

Es gibt viele weitere Formeln dieser Art.[26]

Es gibt auch allgemeine Abschätzungen der Periodenlänge  . Für rationale Zahlen   ist die Periodenlänge des Kettenbruchs der Quadratwurzel   kleiner als  . Daher ist die Periodenlänge der Quadratwurzel   einer natürlichen Zahl   kleiner als  .[27]

Pellsche Gleichung

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Periodische Kettenbrüche werden zur Lösung der Pellschen Gleichung   verwendet.

Beste Näherungen

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Zwei Möglichkeiten bester Näherung

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In der Einleitung wurde erwähnt, dass die Bestimmung von „guten Näherungsbrüchen“ eine wichtige Anwendung von Kettenbrüchen ist. Es gilt nämlich, dass jeder Näherungsbruch der Kettenbruchentwicklung einer reellen Zahl eine besonders gute rationale Näherung dieser Zahl ist.

Da man jede irrationale Zahl beliebig genau durch rationale Zahlen approximieren kann, gibt es keine absolute beste Näherung an eine irrationale Zahl. Man unterscheidet stattdessen zwei Arten von „Rekordnäherungen“:

Definition: Ein Bruch   ist eine beste Näherung 1. Art für die reelle Zahl  , wenn für alle Brüche   mit   und   gilt:

 

Einen besseren Näherungsbruch kann man also nur bekommen, wenn man größere Nenner als   erlaubt.

(Der Einfachheit halber beschränken wir uns auf positive reelle Zahlen und betrachten daher nur natürliche Zahlen   als Zähler und Nenner.) Weiter:

Ein Bruch   ist eine beste Näherung 2. Art für die reelle Zahl  , wenn für alle Brüche   mit   und   gilt:

 

Beide Begriffe bester Näherung werden – je nach Anwendung – gebraucht.

Die stärkere Bedingung ist die zweite: Angenommen, es gibt einen Bruch   mit   und  , dann liefert die Multiplikation mit   die Ungleichung  . Das zeigt, dass ein Bruch, der nicht beste Näherung der 1. Art ist, auch keine beste Näherung 2. Art sein kann. Daraus folgt, dass jede beste Näherung 2. Art ebenso eine beste Näherung 1. Art ist.

Beispiel: Wir betrachten  . Die Näherungsbrüche  ,  ,   lauten  ,   und   und sie bilden die vollständige Liste der besten Näherungen 2. Art. Es gibt jedoch weitere beste Näherungen 1. Art, nämlich   und  . Dieses Thema wird in den nächsten beiden Abschnitten behandelt.

Näherungsbrüche sind beste Näherungen

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Die Nützlichkeit der Näherungsbrüche zeigt sich in folgendem Satz:

Satz (Lagrange):[28] Für jede reelle Zahl gilt: Jeder Näherungsbruch   mit   ist eine beste Näherung 2. Art (und daher auch eine beste Näherung 1. Art).

Für einen 0-ten Näherungsbruch gilt dies nicht immer, da dieser beispielsweise bei   den Wert   hat, aber die ganze Zahl   eine bessere Näherung mit Nenner   darstellt.[29]

Man kann diesen Satz im Fall von besten Näherungen 2. Art umkehren:

Satz:[30] Jede beste Näherung 2. Art einer reellen Zahl ist ein Näherungsbruch ihrer (regulären) Kettenbruchentwicklung.

Für Näherungen 1. Art gilt dies jedoch nicht, wie oben im Beispiel 17/10 dargestellt. Man kann jedoch die zusätzlich auftretenden Brüche charakterisieren: Sie entstehen als Medianten (Farey-Summen) von Näherungsbrüchen und werden Nebennäherungsbrüche genannt. Näheres dazu im nächsten Abschnitt.

 
Nebennäherungsbrüche in Lagranges Additions au mémoire sur la résolution des équations numériques aus dem Jahr 1770 (Seite 567)

Beispiel: Angenommen, man sucht die kleinste natürliche Zahl  , für die der Abstand von   von der nächstgelegenen ganzen Zahl kleiner als   ist. Aufgrund des letzten Satzes muss   in der Folge der Näherungsbruch-Nenner   von   enthalten sein. Die ersten Nenner lauten, wie schon oben ausgerechnet,  . Diese lassen sich, aufgrund der periodischen Teilnenner, leicht durch die Rekursion   (eine Lucas-Folge) mit   usw. fortsetzen. Der Näherungsbruch   ist gleich   und es gilt  , sodass der Abstand zu   kleiner als die geforderte Genauigkeit ist. Das gesuchte   ist also gleich  , da die Genauigkeit von   für   gleich   nicht erreicht ist ( ).

Die gleiche Frage für die goldene Zahl   führt zur Überprüfung von   für Elemente   der Fibonacci-Folge und man erhält als Ergebnis  , was zu dem Näherungsbruch   gehört. Bei der Kreiszahl   erfüllt bereits der dritte Näherungsbruch ( ) diese Bedingung.

Approximation von oben und unten, Nebennäherungsbrüche

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Schon 1770 hatte sich Lagrange mit dem Thema beschäftigt, welche Näherungen 1. Art zusätzlich zu den Näherungsbrüchen auftreten (siehe Abbildung rechts). Er wurde zu den „fractions secondaires“ geführt, die im Deutschen Nebennäherungsbrüche genannt werden.

Es handelt sich um Medianten benachbarter Näherungsbrüche:

Definition: Für zwei positive Brüche  ,   mit   heißt   der Mediant (oder die Farey-Summe) der beiden Brüche. Der Mediant hat die einfach zu zeigende Eigenschaft, dass  .

Aufgrund dieser Eigenschaft kann man die Bildung des Medianten wiederholt ausführen (iterieren) und bekommt Brüche der Form

 

die eine aufsteigende Folge bilden. Für die folgende Definition der Nebennäherungsbrüche werden also iterierte Medianten benachbarter Näherungsbrüche gebildet:

Definition: Die zu einem Kettenbruch gehörenden Brüche

 

heißen Nebennäherungsbrüche. Sie liegen zwischen dem  -ten und dem  -ten Näherungsbruch. Für gerades   bilden sie eine steigende Folge und für ungerades   eine fallende Folge.

Anmerkung: im besonderen Fall   verwendet man  ,   und erhält eine fallende Folge, die größer ist als  .

Satz (Lagrange 1798):[31] Jede beste Näherung 1. Art einer reellen Zahl ist ein Näherungsbruch oder ein Nebennäherungsbruch ihrer Kettenbruchentwicklung.

Eine Charakterisierung der Menge der Näherungsbrüche und Nebennäherungsbrüche kann man wie folgt erhalten:

Satz (Lagrange 1798):[32] Für jede reelle Zahl   gilt:

a) Jeder Bruch, der zwischen   und einem Näherungs- oder Nebennäherungsbruch liegt, hat einen größeren Nenner als dieser.

b) Ist umgekehrt ein Bruch   von der Art, dass jeder Bruch, der zwischen   und   liegt, einen Nenner größer als   hat, dann ist   ein Näherungs- oder Nebennäherungsbruch.

In anderen Worten: Betrachtet man nur approximierende Brüche größer als   (oder umgekehrt kleiner als  ), so sind die Rekordnäherungen vollständig durch die Menge der Näherungs- oder Nebennäherungsbrüche beschrieben.[33]

 
(Neben-)Näherungsbrüche von   (Erläuterung im Text)

In der Definition der besten Näherung 1. Art werden aber die Approximationen von oben und unten gleichzeitig betrachtet. Die Analyse dieser Situation (Verfeinerung des vorletzten Satzes) ergibt:

Satz:[34] Es sei   die Anzahl der Nebennäherungsbrüche zwischen dem  -ten und dem  -ten Näherungsbruch. Dann gilt: Ist   gerade, so ergibt die zweite Hälfte der Nebennäherungsbrüche beste Näherungen 1. Art, die erste Hälfte aber nicht. Das Gleiche gilt – mit Ausnahme des mittleren Elements –, wenn   ungerade ist. Für den mittleren Bruch gibt es eine kompliziertere Bedingung, die wir hier nicht angeben.

Beispiele:

a) Wir betrachten das einfache Beispiel  . Die Näherungsbrüche sind  ,   und  . Die Nebennäherungsbrüche für   sind  ,  ,  ,   (größer als  ) und für   ist es der Bruch   (zwischen   und  ).

b) Für die Kreiszahl   lauten die ersten Näherungsbrüche  ,  ,   und  . Die Nebennäherungsbrüche sind für   die Brüche  ,  ,  ,  ,  ,  . Sie bilden eine fallende Folge und die letzten drei sind beste Näherungen 1. Art. (Die ersten drei sind weiter entfernt von   als der Näherungsbruch  ). Für   findet man die Nebennäherungsbrüche  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  . Diese   Brüche bilden eine steigende Folge und die letzten sieben sind beste Näherungen 1. Art.

In der Abbildung rechts sind diese (Neben-)Näherungsbrüche illustriert: Auf der  -Achse ist   gegen   auf der  -Achse abgetragen. Außer den Näherungen von unten (rot) und von oben (blau) enthält die Graphik noch die Schranke  , deren Bedeutung im nächsten Abschnitt klar wird.[35] Gut zu sehen ist, dass nur die zweite Hälfte der Nebennäherungsbrüche für   eine bessere Näherung liefert als  . Außerdem sieht man, dass die Näherung durch   außergewöhnlich gut ist (Grund dafür: Der nächste Teilnenner ist mit   sehr groß).

Sätze über quadratische Approximierbarkeit

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In diesem Abschnitt stellen wir Ergebnisse vor, die zum Thema „Diophantische Approximation“ überleiten.

Aus Gleichung (3) folgt wegen  : Zu jeder irrationalen Zahl   gibt es unendlich viele Brüche   mit[36]

 

Umgekehrt gilt für jede reelle Zahl  :

Satz (Legendre):[37] Erfüllt ein Bruch   die Ungleichung   so ist   ein Näherungsbruch von  .

Diese Ungleichung wird jedoch nicht von jedem Näherungsbruch erfüllt. Es gilt aber:

Satz (Vahlen, 1895):[38] Von jeweils zwei aufeinanderfolgenden Näherungsbrüchen der reellen Zahl   erfüllt mindestens einer die Ungleichung

 

Insbesondere gibt es auch hier für irrationales   unendlich viele Brüche mit dieser Eigenschaft.

Bezieht man drei Näherungsbrüche in die Auswahl ein, so gilt sogar:

Satz (Émile Borel, 1903):[39] Von jeweils drei aufeinanderfolgenden Näherungsbrüchen der reellen Zahl   erfüllt mindestens einer die Ungleichung

 

Insbesondere gibt es für irrationales   unendlich viele Brüche mit dieser Eigenschaft.

Man könnte angesichts dieser Ergebnisse vermuten, dass man die Bedingung durch Einbeziehen von vier oder mehr aufeinanderfolgenden Näherungsbrüche weiter verschärfen kann. Dies ist aber nicht der Fall:

Satz (Hurwitz, 1891,[40] siehe auch Satz von Hurwitz): Sei   die goldene Zahl. Dann gibt es für jede reelle Zahl   mit   nur endlich viele Brüche   mit

 

Eine Verschärfung lässt sich nun nur erreichen, wenn man die zu   äquivalenten Zahlen ausschließt:

Satz (Hurwitz, 1891):[41] Für alle irrationalen Zahlen  , die nicht äquivalent zu   sind, gibt es unendlich viele Brüche   mit

  
 
 (5)
 

Durch weiteres Ausschließen von Äquivalenzklassen kann man die Konstante   weiter vergrößern. Die dabei auftretenden Werte   bilden das sogenannte Lagrange-Spektrum. Sie konvergieren gegen die Zahl 3 und sind mit den Markoff-Zahlen verwandt.[42]

Eigenschaften fast aller irrationalen Zahlen

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Beispiele für augenscheinliche, aber bislang nicht nachgewiesene Konvergenz gegen die Chintschin-Konstante,
Rot:   (Kreiszahl),
Blau:   (Euler-Mascheroni-Konstante),
Grün: ∛2 (Kubikwurzel aus 2).
Schwarze Linie: Chintschin-Konstante
 
Nachweislich keine Konvergenz gegen die Chintschin-Konstante,
Rot:   (Eulersche Zahl),
Blau: √2 (Wurzel 2),
Grün: √3 (Wurzel 3).
Schwarze Linie: Chintschin-Konstante

Chintschin-Konstante

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Die sogenannte metrische Kettenbruchtheorie beschäftigt sich mit Eigenschaften, die typische reelle Zahlen haben. Sie geht auf den gleichnamigen Artikel von Alexander Chintschin in der Zeitschrift Compositio Mathematica aus dem Jahr 1935 zurück,[43] aber auch Gauß beschäftigte sich schon mit ähnlichen Themen.[44] Typisch ist hier im maßtheoretischen Sinn zu verstehen: Man formuliert Eigenschaften, die, bis auf eine Nullmenge, alle reellen Zahlen besitzen. In diesem Fall sagt man, dass fast alle reellen Zahlen diese Eigenschaft haben.

Das Ergebnis von Chintschin lautet: Für fast alle reellen Zahlen konvergiert   für   gegen die Konstante

    (Folge A002210 in OEIS).

Das geometrische Mittel der Teilnenner fast jeder reellen Zahl konvergiert also gegen eine feste Konstante. Zu den Ausnahmen gehören alle rationalen Zahlen, da sie nur endlich viele Teilnenner besitzen – aber sie bilden eben auch nur eine Nullmenge der reellen Zahlen.

Es ist nicht bekannt, ob diese sogenannte Chintschin-Konstante rational, algebraisch irrational oder transzendent ist.

Die Kettenbruchentwicklungen von Zahlen, für die der Grenzwert nicht existiert oder ungleich der Chintschin-Konstante ist, sind meist besonders regelmäßig. Dies gilt für reelle Lösungen quadratischer Gleichungen (periodische Kettenbruchentwicklung, z. B. die Quadratwurzel von  ), die Eulersche Zahl   (Muster wurde weiter oben erwähnt) und beispielsweise alle Zahlen der Form   oder   ( ).

Rechts sind Diagramme zu den Graphen der Funktion   für je drei Beispiele zu sehen.

Vergleich von Kettenbruchdarstellung und Dezimaldarstellung

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Der Satz von Lochs besagt folgendes: Für fast jede reelle Zahl zwischen   und   bekommt man auf lange Sicht für jedes weitere Glied eines Kettenbruchs  -viele gültige Dezimalstellen. Damit ist die Darstellung mit Kettenbrüchen (für fast alle Zahlen) nur geringfügig effizienter als die Dezimaldarstellung. Die Lochs-Konstante ist mit der Lévy-Konstante   verwandt (sie ist das Doppelte des Zehner-Logarithmus der Lévy-Konstante).

Siehe auch

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Verwandte Gebiete in der Zahlentheorie:

Literatur

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  • Claude Brezinski: History of Continued Fractions and Padé Approximants. Springer, Berlin 1991.
  • Peter Bundschuh: Einführung in die Zahlentheorie. 6. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76490-8.
  • Alexander J. Chintschin: Kettenbrüche. Teubner, Leipzig 1956, oder Continued Fractions. Dover Publications, 1997 (russ. Original 1935).
  • G. H. Hardy, E. M. Wright: An introduction to the theory of numbers. Oxford University Press, 2005 (1. Auflage 1938).
  • William B. Jones, W. J. Thron: Continued Fractions. Analytic Theory and Applications. Cambridge University Press, 2009.
  • Oleg Karpenkov: Geometry of Continued Fractions (= Algorithms and Computation in Mathematics. Band 26). Springer Verlag, Heidelberg, New York, Dordrecht, London 2013, ISBN 978-3-642-39367-9, doi:10.1007/978-3-642-39368-6.
  • Ivan M. Niven, Herbert S. Zuckerman: Einführung in die Zahlentheorie. 2 Bände, Bibliographisches Institut, Mannheim 1976 (engl. Original: Wiley, 1960).
  • Oskar Perron: Die Lehre von den Kettenbrüchen.1. Auflage in einem Band. Teubner, 1913, archive.org. 2. Auflage 1929, 3. Auflage in zwei Bänden, Band 1: Elementare Kettenbrüche. 1954, Band 2: Analytisch-funktionentheoretische Kettenbrüche. 1957.
  • Oskar Perron: Irrationalzahlen. Göschens Lehrbücherei, Band 1. Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1921, archive.org. 2. Auflage 1939, 3. Auflage 1947.
  • Andrew M. Rockett, Peter Szüsz: Continued fractions. World Scientific, 1992.
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Commons: Kettenbruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Oskar Perron spricht von „regelmäßigen Kettenbrüchen“. Die Bezeichnung der regelmäßigen Kettenbrüche als „einfache Kettenbrüche“ (englisch simple continued fractions) findet man zum Beispiel schon in Carl Douglas Old: „Continued fractions“, Mathematical Association of America, 1963. Siehe auch Jörg Arndt, Christoph Haenel: „Pi. Algorithmen, Computer, Arithmetik.“ 2. Auflage. Springer Verlag, 2000, S. 65.
  2. Benannt nach Friedrich Hirzebruch und Heinrich Jung. Bei Oskar Perron werden noch weitere Klassen von Kettenbrüchen systematisch behandelt.
  3. Zur Anwendung in der Kryptographie siehe z. B. das Buch „Solving the Pell Equation“ von M. Jacobson und Hugh C. Williams und zur algebraischen Geometrie den Artikel The geometry of continued fractions and the topology of surface singularities von Patrick Popescu-Pampu, math.univ-lille1.fr (PDF; 676 kB), in dem auch die geometrische Darstellung von H. J. S. Smith (1876) und Felix Klein (1895) und die Hirzebruch-Jung-Kettenbrüche erläutert werden (diese ähneln regulären Kettenbrüchen, wobei hier statt Addition die Subtraktion verwendet wird. Der Bruch   wird so beispielsweise als   geschrieben.) Für die Anwendung in der Funktionentheorie siehe das Buch von H. S. Wall und bei chaotischen Systemen die Webseite von John D. Barrow, Chaos in Numberland.
  4. Dass dieser Kettenbruch gleich der Quadratwurzel von 2 ist, wird im Abschnitt Periodische Kettenbrüche gezeigt.
  5. Lamberts Kettenbruchdarstellung der Tangensfunktion, siehe dafür Ebbinghaus u. a.: Zahlen. 3. Auflage, Springer, 1992, S. 122.
  6. Die Angabe des relativen Fehlers ist hier nicht sinnvoll, da sich die Approximationseigenschaften einer Zahl nicht durch Addition von ganzen Zahlen ändern.
  7. Leonhard Euler und Chr. Goldbach, Briefwechsel.
  8. André Weil: Number Theory. Birkhäuser Verlag, Boston 1984, ISBN 0-8176-4565-9.
  9. Winfried Scharlau, Hans Opolka: Von Fermat bis Minkowski. Springer, 1980, ISBN 3-540-10086-5.
  10. Moritz Abraham Stern: Theorie der Kettenbrüche und ihre Anwendung. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Volume 1833, Issue 10, 1833, S. 1–22, doi:10.1515/crll.1833.10.1. Es gibt auch eine Zusammenfassung mehrerer Artikel dieser Zeitschrift in Buchform aus dem Jahr 1834.
  11. In der älteren Literatur werden   und   oft vertauscht, sodass die Teilnenner   heißen.
  12. Oskar Perron: Die Lehre von den Kettenbrüchen. Band I: Elementare Kettenbrüche. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, S. 1.
  13. Außer den hier angegebenen Schreibweisen gibt es noch   (zum Beispiel in Conway, Guy: The book of numbers. Springer, 1996),   (z. B. im Buch von Niven/Zuckerman) sowie   (z. B. in Donald Knuth: The Art of Computer Programming. (Band 2), Addison-Wesley, 1997).
  14. Siehe Alf van der Poorten: Symmetry and folding of continued fractions. Journal de Théorie des Nombres de Bordeaux 14 (2), 603–611 (2002).
  15. Für eine aktuelle Verwendung dieser Veranschaulichung siehe Dusa McDuff: Symplectic embeddings and continued fractions: a survey. Japanese Journal of Mathematics, 4(2), 2009.
  16. Das wäre zum Beispiel nicht der Fall, wenn als Teilnenner beliebige positive reelle Zahlen zugelassen wären. In diesem Fall gilt: Der Kettenbruch   konvergiert genau dann, wenn die Summe   divergiert.
  17. a b https://www.wolframalpha.com/input?i=continued+fraction+e
  18. A. Hurwitz: Ueber die angenäherte Darstellung der Irrationalzahlen durch rationale Brüche. In: Mathematische Annalen. Band 39, 1891, S. 284. Siehe auch Hardy/Wright, Kapitel 10.11.
  19. Siehe Perron (1929), 2. Kapitel, Satz 23 (Seite 63).
  20. Siehe etwa Artikel Konvergenzkriterium von Pringsheim!
  21. Eine ausführliche Behandlung dieses Themas wurde insbesondere von Oskar Perron vorgenommen in Band II seiner Lehre von den Kettenbrüchen.
  22. Leonhard Euler: Einleitung in die Analysis des Unendlichen. Springer Verlag, 1983, S. 302.
  23. Joseph-Louis Lagrange: Additions au mémoire sur la résolution des équations numériques. Œuvres complètes, tome 2, 581–652 (1770).
  24. Siehe Perron (1913), 3. Kapitel, Satz 9 – Internet Archive.
  25. Als Quelle siehe Eulers De usu novi algorithmi in problemate Pelliano solvendo. Ganz unten erkennt man auch die Zahl  . Die Kettenbruchentwicklung ihrer Quadratwurzel hat Periode  :   und Euler rechnet sie als nächstes Beispiel aus. Einige Seiten später findet man eine komplette Liste der periodischen Kettenbrüche für   bis 120.
  26. Perron (1913), S. 99/100, führt alle Fälle von Quadratwurzeln natürlicher Zahlen, deren Kettenbrüche eine Periodenlänge kleiner oder gleich 4 haben, auf. Siehe auch .
  27. Marius Beceanu, Princeton University: Period of the Continued Fraction of √n
  28. Siehe Chintschin, Satz 17.
  29. Es gibt noch einen Ausnahmefall für rationale Zahlen  , der aber vermieden werden kann, wenn man nur solche Kettenbrüche erlaubt, deren letzter Teilnenner größer als   ist. Es handelt sich um  . Diese kann man als   oder als   schreiben. Im letzten Fall ist   und dieser Näherungsbruch hat den gleichen Abstand zu   wie der 0-te Näherungsbruch  . Siehe Hardy/Wright, Seite 194.
  30. Siehe Chintschin, Satz 16.
  31. Siehe Chintschin, Satz 15.
  32. Siehe Perron (1913), 2. Kapitel, Sätze 20 und 21.
  33. Siehe hierfür zum Beispiel die Aufgaben zu Kapitel 7.5 im Buch von Niven/Zuckerman.
  34. Siehe Perron (1913), 2. Kapitel, Satz 22.
  35. Genauer formuliert müsste man natürlich sagen, dass die Graphik zusätzlich noch den Logarithmus dieser Schranke enthält.
  36. Siehe auch die ähnliche Aussage im Artikel Dirichletscher Approximationssatz.
  37. Legendre: Essai sur la théorie des nombres. 1798. In der Auflage von 1808 findet sich der Beweis auf Seite 21.
  38. Siehe Perron (1913), 2. Kapitel, Satz 14.
  39. Siehe Perron (1913), 2. Kapitel, Satz 15.
  40. Zum Beweis siehe zum Beispiel Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. Bibliographisches Institut 1989, Seite 99.
  41. Hurwitz, 1891, Mathematische Annalen 39, Ueber die angenäherte Darstellung der Irrationalzahlen durch rationale Brüche. S. 279–284.
  42. Siehe Michel Waldschmidt: Introduction to Diophantine methods irrationality and trancendence. (Memento vom 9. Februar 2012 im Internet Archive) (PDF; 700 kB), Seiten 24–26.
  43. A. Khintchine: Metrische Kettenbruchprobleme. (29. März 1934), Compositio Mathematica 1, 1935, S. 361–382.
  44. Der Satz von Gauß-Kusmin betrifft die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Teilnenner reeller Zahlen (R. O. Kusmin, 1928, außerdem Paul Lévy, 1929). Es gilt nämlich für alle natürlichen Zahlen  : Das Maß von   konvergiert für   gegen  . Für   beträgt der Grenzwert ungefähr 41 %, für   ungefähr 17 %. Siehe hierzu das Buch von Chintschin.