Goldener Schnitt

Verhältnis zwischen zwei Größen, deren Summe im gleichen Verhältnis zur größeren steht

Der Goldene Schnitt (lateinisch sectio aurea „Goldener Schnitt“, proportio divina „göttliche Proportion“), gelegentlich auch stetige Teilung einer Strecke, ist ihre Zerlegung in zwei Teilstrecken in der Weise, dass sich die längere Teilstrecke zur kürzeren Teilstrecke verhält wie die Gesamtstrecke zur längeren Teilstrecke. Das Konzept ist bereits seit der Antike zur Zeit des Euklid bekannt. Der Goldene Schnitt findet häufige Anwendung in der Kunst, taucht aber auch in der Natur auf.

Goldener Schnitt
Goldener Schnitt

In mathematischen Formeln ausgedrückt, gilt für den Goldenen Schnitt zweier Teilstrecken und (siehe Bild):

oder .

Das mittels Division dieser Größen als Zahl berechnete Teilungsverhältnis des Goldenen Schnittes ist eine irrationale Zahl, das heißt eine Zahl, die sich nicht als Bruch ganzer Zahlen darstellen lässt. Die Folge ihrer Nachkommastellen zeigt daher auch kein periodisches Muster. Diese Zahl wird ebenfalls als Goldener Schnitt bezeichnet. Als mathematisches Symbol für den Goldenen Schnitt wird meist der griechische Buchstabe Phi (, oder , heutige Aussprache [fi:]), seltener auch Tau (, ) oder verwendet. Es gilt

, wobei die Quadratwurzel aus 5 bezeichnet. Seit 2023 sind 20 Billionen Dezimalstellen des Goldenen Schnittes bekannt.

Aus Sicht der Mathematik besitzt der Goldene Schnitt zahlreiche besondere Eigenschaften. Neben der geometrischen Auffassung kann er auch als die positive Lösung der quadratischen Gleichung definiert werden. Er ist damit eine algebraische Zahl vom Grade 2. Bemerkenswert ist seine enge Verbindung zu der Fibonacci-Folge, die sich durch die explizite Binet-Formel ausdrückt, obgleich die Fibonacci-Folge zunächst nur rekursiv, also implizit erklärt ist. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass der Goldene Schnitt unter den irrationalen Zahlen (bis auf eine gewisse Form der Äquivalenz) am schlechtesten durch Brüche angenähert werden kann. Zentrales Argument für diese Tatsache ist seine Kettenbruchentwicklung, die nur aus der Zahl 1 besteht, ergo unter allen Kettenbrüchen am langsamsten konvergiert.

Der Goldene Schnitt ist in der mathematischen Literatur seit der Zeit der griechischen Antike (Euklid von Alexandria) nachgewiesen, war jedoch vor mehr als 2300 Jahren nur wenigen bekannt. Vereinzelt schon im Spätmittelalter und besonders dann in der Renaissance, etwa durch Luca Pacioli und Johannes Kepler, wurde er auch in philosophische und theologische Zusammenhänge gestellt. Der Überlieferung nach erhielt er mit diesem Namen erst ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts größeren Bekanntheitsgrad. Die heute gebräuchliche Bezeichnung bzw. für den Zahlenwert geht auf den amerikanischen Mathematiker Mark Barr zurück, der sie um das Jahr 1909 herum einführte. Einigen bedeutenden Künstlern, wie Leonardo da Vinci, Friedrich Hölderlin oder Béla Bartók, wurde nachgesagt, den Goldenen Schnitt gezielt bei manchen ihrer Werke eingesetzt zu haben, jedoch gelten solche Aussagen als umstritten. Der Goldene Schnitt ist nicht nur in Mathematik, Kunst oder Architektur von Bedeutung, sondern findet sich auch in der Natur, beispielsweise bei der Anordnung von Blättern und in Blütenständen mancher Pflanzen wieder.

Definition

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Man sagt, dass zwei Größen   im Verhältnis des Goldenen Schnittes stehen, falls

 

erfüllt ist. Die Zahl

 

wird dann ebenfalls Goldener Schnitt genannt. Es muss sich bei den Werten   und   dabei nicht um (dimensionslose) reelle Zahlen handeln; auch eine Assoziation zu physikalischen Größen unter Zuweisung entsprechender Maßeinheiten ist möglich. Klassisch ist dabei die Veranschaulichung über das Teilungsverhältnis zweier Strecken (bei dem die längere Strecke als „Major“ und die kürzere als „Minor“ bezeichnet wird[1]), aber auch andere Einheiten können betrachtet werden, siehe zum Beispiel Goldenes Rechteck.

In der Literatur wird der Ausdruck „Goldener Schnitt“ jedoch auch für andere Dinge verwendet. Er bezeichnet[2]

  • den Vorgang der Teilung an sich,
  • gelegentlich den Teilungspunkt,
  • meist jedoch die Zahl   selbst.

Bestimmung des Verhältnisses

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Es bezeichnen   die Teilstreckenlängen der Gesamtstrecke  . Es gilt dann nach Definition des Goldenen Schnitts die Relation[3]

 .
Multipliziere mit  :
 
 

a) Lösung der quadratischen Gleichung mittels Lösungsformel:

 .
Nur die positive Lösung ist hier von Bedeutung:
 .
Damit ist
 .

b) Graphische Lösung der quadratischen Gleichung[4]

 
 .
Setzt man  , ergibt sich die quadratische Gleichung
 ,
mit   und  .
Deren Lösung gelingt beispielsweise mit der im Folgenden beschriebenen Konstruktion in einem kartesischen Koordinatensystem.
Nach dem Ziehen des Kreises   mit Radius gleich   um den Mittelpunkt   und dem anschließenden Festlegen der zueinander parallelen Tangenten an den Punkten   und  , werden auf den entsprechenden Tangenten, wegen   und  ,[4] die Punkte   und   bestimmt. Eine Verbindung des Punktes   mit   erzeugt auf dem Kreisbogen   die Schnittpunkte   und  . Die beiden abschließenden geraden Linien ab Punkt   durch   und   liefern auf der  -Achse die Punkte   und   mit den Längen   und  .[4]
Der hier relevante positive Wert der Lösung:  .

Geschichte

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Die erste erhalten gebliebene genaue Beschreibung des Goldenen Schnittes findet sich im zweiten Buch der Elemente des Euklid (um 300 v. Chr., siehe Innere Teilung nach Euklid), der darauf über seine Untersuchungen an den platonischen Körpern und dem Fünfeck beziehungsweise dem Pentagramm stieß. Seine Bezeichnung für dieses Teilungsverhältnis wurde später ins Lateinische als „proportio habens medium et duo extrema“ übersetzt, was als „Teilung im inneren und äußeren Verhältnis“ bezeichnet wird.[5][6]

Mittelalter

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Liber abbaci, MS Biblioteca Nazionale di Firenze, Codice Magliabechiano cs cI 2616, fol. 124r: Fibonacci-Zahlen am Rand der „Kaninchenaufgabe“

In seinem Rechenbuch Liber abbaci (nicht erhaltene Erstfassung 1202, erhaltene 2. Fassung nicht vor 1220), einem umfangreichen arithmetischen und algebraischen Lehrwerk über das Rechnen mit den indo-arabischen Ziffern, kommt der italienische Mathematiker Leonardo da Pisa, genannt „Fibonacci“, kurz auf die später nach ihm benannte Fibonacci-Folge zu sprechen.[7] Fibonacci führt die Zahlenfolge vor (2, 3, 5, 8 … bis 377) und weist darauf hin, dass sich jedes Glied der Reihe (ab dem dritten) durch Summierung der beiden vorhergehenden Reihenglieder errechnen lässt. Eine weitere Beschäftigung mit dieser Folge findet sich bei ihm nicht, das heißt der Zusammenhang zum Goldenen Schnitt wird von ihm nicht dargestellt. Dass ihm allerdings der (erst später so genannte) Goldene Schnitt bekannt und in der Tradition Euklids ein Begriff war, zeigt sich gegen Ende seines Werks bei einer algebraischen Aufgabe, in der es (in moderner Formulierung wiedergegeben) darum geht[8]   und   zu finden mit   und  . Hierzu weist Fibonacci darauf hin, dass im Fall von   die Proportion   gilt, 10 also von   und   im Verhältnis des Goldenen Schnittes geteilt wird („et scis, secundum hanc diuisionem, 10 diuisa esse media et extrema proportione; quia est sicut 10 ad maiorem partem, ita maior pars ad minorem“).[9] Aber auch hier stellt er den Zusammenhang zum Goldenen Schnitt nicht her.

Renaissance

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Der vitruvianische Mensch, Leonardo da Vinci, 1492, Proportionsstudie nach Vitruv

Die Entdeckung, dass sich bei Teilung eines Gliedes der Fibonacci-Folge durch das vorhergehende Reihenglied als Näherungswert   ergibt, wurde lange Zeit Johannes Kepler zugeschrieben, konnte jedoch Ende des 20. Jahrhunderts schon in einer handschriftlichen Anmerkung nachgewiesen werden, mit der ein mutmaßlich aus Italien stammender Leser in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Euklids Theorem II.11 in der Euklid-Ausgabe Paciolis von 1509 kommentierte:

«Sit linea ab 233 pedum, divisa ut docet 11 huius in duo inaequalia in puncto h et sit bh portio eius maior 144 et ha portio eius minor 89. ducatur ab in ha et perveniunt 20737 et bh in se et perveniunt 20736. et sic cognosces quod in mutationibus non est laborandum quid impossibile est numerum ita dividi ut ista 11 proponit. similiter accidit si linea 13 pedum dividatur in lineam 8 pedum, et lineam 5.»

„Eine Gerade ab von 233 Fuß sei so, wie es Theorem 11 hier vorführt, an einem Punkt h in zwei ungleiche Teile geteilt, und dabei sei bh sein größerer Teil mit 144 und ha sein kleinerer Teil mit 89. ab sei multipliziert mit ha, und es ergeben sich 20737, und bh multipliziert mit sich selbst, so ergeben sich 20736. Und daran magst du erkennen, dass man sich nicht mit Ersetzungen abzumühen braucht, um zu zeigen, dass es unmöglich ist, die Zahl so zu teilen, wie es hier Theorem 11 vorführt. Das gleiche ergibt sich, wenn eine Gerade von 13 Fuß in eine Gerade von 8 und eine von 5 Fuß geteilt wird.“[10]

Der Herausgeber dieser Euklid-Ausgabe, der Franziskaner Luca Pacioli di Borgo San Sepolcro (1445–1514), der an der Universität Perugia Mathematik lehrte, hatte sich intensiv mit dem Goldenen Schnitt befasst. Er nannte diese Streckenteilung „vermutlich als erster […] divina proportio (göttliches Verhältnis)“,[11] was sich auf Platons Identifizierung der Schöpfung mit den fünf platonischen Körpern bezog, zu deren Konstruktion der Goldene Schnitt ein wichtiges Hilfsmittel darstellt. Sein gleichnamiges Werk De divina proportione von 1509 besteht aus drei unabhängigen Büchern. Bei dem ersten handelt es sich um eine rein mathematische Abhandlung, die jedoch keinerlei Bezug zur Kunst und Architektur herstellt. Das zweite ist ein kurzer Traktat über die Schriften des Römers Vitruv aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. zur Architektur, in denen Vitruv die Proportionen des menschlichen Körpers als Vorlage für Architektur darstellt. Dieses Buch enthält eine Studie von Leonardo da Vinci (1452–1519) über den vitruvianischen Menschen. Das Verhältnis der Seitenlänge des den Menschen umgebenden Quadrats zum Radius des umgebenden Kreises – nicht das Verhältnis der Proportionen des Menschen selbst – in diesem berühmten Bild entspricht mit einer Abweichung von 1,7 % dem Goldenen Schnitt, der jedoch im zugehörigen Buch gar nicht erwähnt wird. Darüber hinaus würde diese Abweichung bei einem konstruktiven Verfahren nicht zu erwarten sein.

 
Ein Kepler-Dreieck ist ein rechtwinkliges Dreieck, das durch drei Quadrate gebildet werden kann, deren Flächeninhalte sich in geometrischer Progression  , wie der Goldene Schnitt verhalten.

Im Oktober 1597 stellte Johannes Kepler in einem Brief an seinen früheren Tübinger Professor Michael Maestlin die Frage, warum es nur eine einzige mögliche Lösung für die Aufgabe gebe, ein rechtwinkliges Dreieck zu konstruieren, bei dem das Verhältnis der kürzeren zur längeren Seite dem der längeren zur Hypotenuse entspricht (Kepler-Dreieck). Auf das Original dieses Briefes notierte Maestlin eine Berechnung, die die Hypotenuse einmal mit 10 und einmal mit 10.000.000, und für den letzteren Fall dann die längere Seite mit 7.861.514 und die kürzeste Seite mit 6.180.340 beziffert. Fünf Ziffern dieser Zahl stimmen mit den ersten fünf Nachkommastellen des Goldenen Schnittes (  = 1,61803 398…) überein. Das ist, nach den älteren sexagesimalen Berechnungen der Antike, die erste bekannte dezimale Angabe dieser Art.[12]

Seit dem 18. Jahrhundert

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Populär wurde der Begriff Goldener Schnitt erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, obwohl die mathematischen Prinzipien schon seit der Antike bekannt waren. Der Begriff Goldene Zahl stammt aus dieser Zeit, noch 1819 wird dieser Begriff mit dem Meton-Zyklus in einem der griechischen Kalendersysteme in Verbindung gebracht.[13] In der deutschen Literatur sind bereits Anfang des 18. Jahrhunderts vereinzelt Hinweise auf eine sinngemäße bzw. wortwörtliche Form des Begriffes „Goldener Schnitt“ zu finden. Erst ab dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts war er weiter verbreitet.[14] Die folgenden Beispiele aus der deutschen Literatur verweisen auf den Begriff in ähnlicher Art und Weise.

1717 wurde der Begriff Goldener Schnitt sinngemäß von M. Johann Wentzel Kaschube in seinem Werk Cursus mathematicus …[15] verwendet. Er beschreibt darin eine geometrische Aufgabe (Näheres im Abschnitt Konstruktionsverfahren), deren Lösung dieses besondere Teilungsverhältnis verlangt. Am Schluss der Aufgabe §.35. ist zu lesen: „Die Alten hissen [sc. hießen] diesen Schnitt den Goldenen.“[16] Zu jener Zeit fand das Teilungsverhältnis des Goldenen Schnittes auch in der Akustik im Zusammenhang mit Verhältnissen der Saitenlänge Anwendung. Diese Form der Saitenteilung – so Ernst Florens Friedrich Chladni 1802 in Die Akustik unter Die geometrische Theilung[17]  – wollte auch Gottfried Wilhelm Leibniz.[18] Zwar lassen sich damit nicht Tonhöhenabstände, sprich Intervalle finden, „desto brauchbarer ist sie aber, wie im folgenden Abschnitte wird gezeigt werden, zu gewissen nothwendigen Abänderungen derselben.“[17] Chladni leitete die Tonverhältnisse also nicht aus den Saitenlängen ab, sondern aus den Verhältnissen der Schwingungszahlen.[17] Bezüglich des Goldenen Schnitts merkt Chladni an: „Es ist diese Theilung eben dasselbe, was von einigen ältern Mathematikern, die besondere Eigenschaften darin finden wollten, sectio aurea, oder sectio divina [der Goldene Schnitt oder göttliche Schnitt] genennt worden ist.“[17]

Etwas mehr als fünfzig Jahre später wurden die Proportionen des menschlichen Körpers wissenschaftlich mit denen des Goldenen Schnittes verglichen. Adolf Zeising benennt 1854 in Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers … das Ergebnis der „Maassbestimmungen […] kurzweg, das Proportionalgesetz“. Er beschreibt es als einen geometrischen Weg zur proportionalen Teilung einer Linie  [19] und stellt fest:

„Die Mathematiker nennen die hier erörterte Theilung einer gegebenen Linie die ‚Theilung im äussern und mittlern Verhältnisse‘ oder ‚den goldnen Schnitt‘. Der Grund der letztern Benennung ist mir nicht bekannt; doch rührt sie wahrscheinlich daher, weil man die ausserordentlichen Vorzüge des Verhältnisses, welches man durch diese Theilung gewinnt, und die Vollkommenheit der durch dieses Verhältniss gebildeten Proportion mit richtigem Blicke erkannt hat.“

Adolf Zeising: Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers, […][20]

Gustav Theodor Fechner, ein Begründer der experimentellen Psychologie, stellte 1876 bei Untersuchungen mit Versuchspersonen anhand von Rechtecken in der Tat eine Präferenz für den Goldenen Schnitt fest.[21] Die Ergebnisse bei der Streckenteilung und bei Ellipsen fielen jedoch anders aus. Neuzeitliche Untersuchungen zeigen, dass das Ergebnis solcher Experimente stark vom Kontext der Darbietung abhängt. Fechner fand ferner bei Vermessungen von Bildern in verschiedenen Museen Europas, dass die Seitenverhältnisse im Hochformat im Mittel etwa 4:5 und im Querformat etwa 4:3 betragen und sich damit deutlich vom Goldenen Schnitt unterscheiden.[22][23]

Bis ins späte 20. Jahrhundert erhielt der Goldene Schnitt auf viele Art und Weise seine Aufmerksamkeit ausschließlich in der Makrowelt. Dann aber entdeckten Wissenschaftler bei Forschungen in der atomaren Welt überraschenderweise Gebilde mit mathematischen Kennwerten, die dem Goldenen Schnitt gleichen. Die Forschungsergebnisse der beiden folgenden Beispiele fanden in den betreffenden Wissenschaftsbereichen hohe internationale Anerkennung.

Als Erster erkannte Dan Shechtman mit seinen Kollegen 1982 bei Röntgenstrukturanalysen Beugungsbilder mit fünfzähliger Symmetrie in Quasikristallen[24] der Festkörperphysik. Für diese Entdeckung bekam Shechtman 2011 den Nobelpreis für Chemie. Näheres ist im Abschnitt Quasikristalle enthalten. Die erstmalige Entdeckung des Goldenen Schnitts in fester Materie gelang Forschern des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie (HZB) im Kristall aus Kobalt-Niobat (veröffentlicht in der Zeitschrift Science, Januar 2010).[25] Näheres ist im Abschnitt Kobalt-Niobat enthalten.

Grundlegende mathematische Eigenschaften

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Irrationalität und Algebraizität

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Der Goldene Schnitt ist eine irrationale Zahl; das heißt, er lässt sich nicht als Bruch zweier ganzer Zahlen darstellen.[26] Weiter bedeutet es, dass die Dezimalentwicklung kein periodisches Muster aufzeigt. Die ersten 50 Nachkommastellen des Goldenen Schnittes sind gegeben durch

 .[27]

Seit dem Dezember 2023 sind 20 Billionen (10 × 1012) Nachkommastellen von   berechnet und verifiziert worden.[28]

Der Grund, warum   irrational ist, verbirgt sich hinter der Irrationalität von  .

Der Beweis, dass   irrational sein muss, erfolgt analog zum Beweis der Irrationalität der Wurzel aus 2 bei Euklid. Dazu ist es nützlich, das Gesetz der bis auf die Reihenfolge eindeutigen Zerlegbarkeit natürlicher Zahlen in Primzahlen zu kennen. Nimmt man an, es sei   mit einem vollständig gekürzten Bruch   mit positiven ganzen Zahlen  , so gilt bereits

 .

Es ist also   und ergo auch   durch   teilbar, da   eine Primzahl ist. Damit besitzt   also den Primteiler  , und dieser taucht bei   in gerader Anzahl auf, da sich beim Quadrieren alle Primfaktoren verdoppeln. Da   und   teilerfremd sind – es ist   nach Annahme vollständig gekürzt – taucht der Primfaktor   nirgends in   auf. Ergo taucht er nur einmal in   auf. Dies ist ein Widerspruch zur eindeutigen Primfaktorzerlegung, die besagt, dass auf beiden Seiten gleich viele Fünfen auftauchen müssen, aber   ist keine gerade Zahl.[29] Zu guter Letzt muss dann auch   irrational sein, da irrationale Zahlen im Produkt mit rationalen Zahlen (außer 0) und in Summe mit rationalen Zahlen wieder irrational sind.

Die Goldene Zahl ist ferner eine algebraische Zahl vom Grad 2, insbesondere kann sie mit Zirkel und Lineal konstruiert werden. Damit grenzt sie sich von anderen berühmten Konstanten, wie der Kreiszahl   oder der Eulerschen Zahl  , ab, die transzendent, und damit niemals Nullstelle eines nicht-konstanten Polynoms mit rationalen Koeffizienten sind.

Zusammenhang mit den Fibonacci- und Lucas-Zahlen

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Verhältnisse aufeinanderfolgender
Fibonacci-Zahlen
      Abweichung
zu   in %
01 01 = 1,0000 −38,0000
01 02 = 2,0000 +23,0000
02 03 = 1,5000 −7,300
03 05 ≈ 1,6667 +3,000
05 08 = 1,6000 −1,100
08 13 = 1,6250 +0,430
13 21 ≈ 1,6154 −0,160
21 34 ≈ 1,6190 +0,063
34 55 ≈ 1,6176 −0,024
55 89 ≈ 1,6182 0+0,0091
89 144 ≈ 1,6180 0−0,0035
144 233 ≈ 1,6181 0+0,0013

In einem engen Zusammenhang zum Goldenen Schnitt steht die unendliche Zahlenfolge der Fibonacci-Zahlen (siehe unten die Abschnitte Mittelalter und Renaissance):

 .

Die jeweils nächste Zahl in dieser Folge wird als Summe der beiden vorangehenden erhalten. Das Verhältnis zweier aufeinanderfolgender Zahlen der Fibonacci-Folge strebt gegen den Goldenen Schnitt (siehe Tabelle). Das rekursive Bildungsgesetz   bedeutet nämlich

 .

Sofern dieses Verhältnis gegen einen Grenzwert   konvergiert, muss für diesen gelten

 .

In der Tat lässt sich daraus

 

folgern.[30] Die Glieder der Fibonacci-Folge   lassen sich für alle   über die Formel von Binet berechnen:[31]

 .

Diese Formel liefert die für die Fibonacci-Folge veranschlagten Anfangswerte   und   und erfüllt die rekursive Gleichung   für alle   mit  .[32]

Ähnlich gilt

 

für die  -te Lucas-Zahl.[33] Allgemeiner ist jede komplexe Folge   mit   von der Form  , wobei   komplexe Zahlen sind, und umgekehrt.[34]

Kettenbruchentwicklung

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Da der Goldene Schnitt irrational ist, stellt sich die Frage, wie gut er sich durch rationale Zahlen annähern lässt. Grundsätzlich konnte gezeigt werden, dass es für eine beliebige irrationale Zahl   stets unendlich viele rationale Zahlen   gibt, so dass

 .

Dieses Resultat ist fundamental im Gebiet der diophantischen Approximation.[35] Erhöht sich der Nenner  , sind grundsätzlich auch bessere Annäherungen möglich, wie das sogar quadratische Abklingen der rechten Seite zeigt. Bemerkenswert ist die Konstante  , die optimal gewählt ist, also nicht weiter vergrößert werden kann. Grund dafür ist der Goldene Schnitt, der (zusammen mit zu ihm äquivalenten Zahlen) die Eigenschaft hat, dass für alle   nur endlich viele rationale Annäherungen mit

 

existieren.[36] Für irrationale Zahlen, die nicht zu   äquivalent sind, lässt sich die Konstante   größer als   wählen (nämlich mit Wert   (Satz von Hurwitz)). Der Goldene Schnitt gehört also unter den irrationalen Zahlen zu den am schlechtesten durch rationale Zahlen approximierbaren. Da seine Kettenbruchentwicklung überdies nur Einsen enthält, ist er in diesem Sinn die „irrationalste aller Zahlen“.[37][38][39]

Der mathematische Beweis der oberen Aussage fußt auf sogenannten Kettenbrüchen. Jede reelle Zahl lässt sich (im Wesentlichen eindeutig) durch einen Kettenbruch darstellen. Bricht man diesen nach endlich vielen Schritten ab, ergibt sich eine „besonders gute“ rationale Annäherung an diese Zahl. Für die Goldene Zahl gilt nun aber  , woraus sich durch wiederholte Anwendung ergibt:

 .

Bricht man die Kettenbruchentwicklung ab, erhält man stets einen Bruch aus zwei aufeinanderfolgenden Fibonacci-Zahlen.[40] Weil im Kettenbruch lediglich Einsen auftauchen – die kleinste natürliche Zahl –, nähert sich dieser Kettenbruch mit der „minimal möglichen Geschwindigkeit“ der Goldenen Zahl an. Im Vergleich ist der Kettenbruch zur Kreiszahl   – ebenfalls irrational – deutlich schneller konvergent.

In der Theorie der dynamischen Systeme werden Zahlen, deren unendliche Kettenbruchdarstellung ab einer Stelle nur noch Einsen enthält, als „noble Zahlen“ bezeichnet. In diesem Kontext wird der Goldene Schnitt als „nobelste“ aller noblen Zahlen bezeichnet.[41]

Geometrische Aussagen

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Konstruktionsverfahren

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Als Konstruktionsverfahren werden nach den Postulaten des Euklid nur diejenigen Verfahren akzeptiert, die sich auf die Verwendung von Zirkel und Lineal (ohne Skala) beschränken. Für die Teilung einer Strecke im Verhältnis des Goldenen Schnittes gibt es eine Fülle derartiger Verfahren, von denen im Folgenden exemplarisch nur einige erwähnt werden. Unterschieden wird dabei eine innere und äußere Teilung. Bei der äußeren Teilung wird der in der Verlängerung der Ausgangsstrecke außen liegende Punkt gesucht, der die vorhandene Strecke zum (größeren) Teil des Goldenen Schnittes macht. Der Goldene Schnitt stellt dabei einen Spezialfall der harmonischen Teilung dar. Aufgeführt werden im Folgenden auch zwei moderne, von Künstlern gefundene Konstruktionen.

Innere Teilung

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Klassische innere Teilung
Klassisches Verfahren mit innerer Teilung nach Heron von Alexandria, das wegen seiner Einfachheit beliebt ist:[42]
  1. Errichte auf der Strecke AB im Punkt B eine Senkrechte der halben Länge von AB mit dem Endpunkt C.
  2. Der Kreis um C mit dem Radius CB schneidet die Verbindung AC im Punkt D.
  3. Der Kreis um A mit dem Radius AD teilt im Punkt S die Strecke AB im Verhältnis des Goldenen Schnittes.

Dies kann wie folgt eingesehen werden: Über den Satz des Pythagoras ergibt sich für die Länge der Hypotenuse der Wert

|AC| |AB| |AB|.

Subtrahiert man von dieser die Länge |DC| AB, verbleibt gerade AD |AB| |AB| |AS|. Aus den algebraischen Vorüberlegungen ist nun bekannt, dass dies das Verhältnis der stetigen Teilung ist.[43]

  Innere Teilung nach Euklid:
 
Goldener Schnitt, innere Teilung nach Euklid

Johann Friedrich Lorenz beschrieb im Jahr 1781 in seinem Buch Euklids Elemente folgende Aufgabe von Euklid:

„Eine gegebne gerade Linie, AB, so zu schneiden, daß das Rectangel aus der Ganzen und Einem der Abschnitte, dem Quadrat des anderen Abschnitts gleich sey.“[44]

Das Ergebnis der nebenstehenden Animation zeigt, die Strecke AB ist in einem Verhältnis geteilt, das als Goldener Schnitt mit innerer Teilung bezeichnet wird.

Als Darstellung dieses Verfahrens hat sich eine vereinfachte Konstruktion, siehe linkes Bild, bewährt:

  1. Errichte auf der Strecke AB im Punkt A eine Senkrechte der halben Länge von AB mit dem Endpunkt C.
  2. Der Kreis um C mit dem Radius CB schneidet die Verlängerung von AC im Punkt D.
  3. Der Kreis um A mit dem Radius AD teilt im Punkt S die Strecke AB im Verhältnis des Goldenen Schnittes.
  Konstruktion nach dem österreichischen Künstler Kurt Hofstetter, die dieser 2005 im Forum Geometricorum[45] publizierte:
  1. Halbiere die Strecke AB in M durch Streckensymmetrale mit Radius AB und konstruiere dabei ein gleichseitiges Dreieck ABC mit der Seitenlänge AB und C unterhalb von AB.
  2. Konstruiere ein gleichschenkliges Dreieck MBD mit Schenkellänge AB über der Grundlinie MB.
  3. Die Strecke CD teilt im Punkt S die Strecke AB im Verhältnis des Goldenen Schnittes.

Äußere Teilung

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  Klassisches Verfahren mit äußerer Teilung nach Euklid:
 
Äußere Teilung nach Eklid

„Die Seiten eines demselben Kreis einbeschriebenen gleichseitigen Sechsecks und eines gleichseitigen Zehnecks zusammen ergeben eine Strecke, die in stetiger Teilung geteilt ist, wobei die Seite des Sechsecks der größere Teil ist.“[46] Die nebenstehende Animation (am Ende mit 30 s Pause) zeigt prinzipiell die hierfür erforderlichen Konstruktionsschritte. Die abschließend eingetragenen strichlierten Linien sowie die Punkte K und L sind nicht Teil der Lösung nach Euklid. Sie sollen lediglich den konstruktiven Weg zur folgenden Vereinfachung verdeutlichen.

Die Darstellung im linken Bild hat sich als vereinfachte Konstruktion bewährt:

  1. Errichte auf der Strecke AS im Punkt S eine Senkrechte der Länge AS mit dem Endpunkt C.
  2. Konstruiere die Mitte M der Strecke AS.
  3. Der Kreis um M mit dem Radius MC schneidet die Verlängerung von AS im Punkt B. S teilt AB im Verhältnis des Goldenen Schnittes.

Dieses Verfahren wird für die Konstruktion des Fünfecks bei gegebener Seitenlänge verwendet.

  Konstruktion nach dem amerikanischen Künstler George Odom, die dieser 1982 entdeckte:[47]
  1. Konstruiere ein gleichseitiges Dreieck.
  2. Konstruiere den Umkreis, also den Kreis, der durch alle Ecken des Dreiecks verläuft.
  3. Halbiere zwei Seiten des Dreiecks in den Punkten A und S.
  4. Die Verlängerung von AS schneidet den Kreis im Punkt B. S teilt AB im Verhältnis des Goldenen Schnittes.

Die algebraische Herleitung ist im Unterabschnitt Im Umkreis eines gleichseitigen Dreiecks beschrieben.

Im Fünfeck und im Pentagramm

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Goldener Schnitt im Fünfeck und Pentagramm

Regelmäßiges Fünfeck und Pentagramm bilden jeweils eine Grundfigur, in der das Verhältnis des Goldenen Schnittes wiederholt auftritt. Die Seite eines regelmäßigen Fünfecks befindet sich im Goldenen Schnitt zu seinen Diagonalen. Die Diagonalen untereinander wiederum teilen sich ebenfalls im Goldenen Verhältnis, das heißt,   verhält sich zu   wie   zu  . Der Beweis dazu nutzt die Ähnlichkeit geeignet gewählter Dreiecke.[48]

Das Pentagramm, eines der ältesten magischen Symbole der Kulturgeschichte, steht in einer besonders engen Beziehung zum Goldenen Schnitt.[49] Zu jeder Strecke und Teilstrecke im Pentagramm findet sich ein Partner, der mit ihr im Verhältnis des Goldenen Schnittes steht. In der Abbildung sind alle drei möglichen Streckenpaare jeweils blau (längere Strecke) und orange (kürzere Strecke) markiert. Sie lassen sich über das oben beschriebene Verfahren der stetigen Teilung nacheinander erzeugen. Im Prinzip ist es damit in das verkleinerte Pentagramm fortsetzbar, das in das innere Fünfeck gezeichnet werden könnte, und damit in alle weiteren. Stünden die beiden Strecken in einem Verhältnis ganzer Zahlen, müsste dieses Verfahren der fortgesetzten Subtraktion irgendwann Null ergeben und damit abbrechen. Die Betrachtung des Pentagramms zeigt aber anschaulich, dass das nicht der Fall ist. Eine Weiterentwicklung dieser Geometrie findet sich bei der Penrose-Parkettierung.[50]

Für den Beweis, dass es sich um den Goldenen Schnitt handelt, beachte man, dass neben den vielen Strecken, die aus offensichtlichen Symmetriegründen gleich lang sind, auch   gilt. Ursache ist, dass das Dreieck   zwei gleiche Winkel besitzt, wie durch Parallelverschiebung der Strecke   erkannt werden kann, und daher gleichschenklig ist. Nach dem Strahlensatz gilt:

 

Wird   ersetzt und die Gleichheit der auftretenden Teilstücke beachtet, so wird genau die obige Definitionsgleichung für den Goldenen Schnitt erhalten.

Im gleichschenkligen Dreieck

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Goldener Schnitt im gleichschenkligen Dreieck

In einem gleichschenkligen Dreieck  , dessen Grundseite   längengleich zu der Höhe   ist, teilt der innerhalb des Dreiecks liegende Schnittpunkt   des Inkreises mit der Höhe diese im Goldenen Schnitt.

Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann   angenommen werden. Die rechtwinkligen Dreiecke   und   sind kongruent, da sie in zwei Seiten und dem (rechten) Gegenwinkel der größeren Seite übereinstimmen. Es gilt   und damit  . Nach dem Satz des Pythagoras gilt   in dem rechtwinkligen Dreieck  . Ebenfalls nach dem Satz des Pythagoras gilt in dem rechtwinkligen Dreieck  :  . Mit   folgt hieraus   = (Höhe von ABC) : (Durchmesser des Inkreises von ABC), was zu zeigen war.[51]

Im Umkreis eines gleichseitigen Dreiecks

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Bestimmung des Goldenen Schnitts nach dem Verfahren von George Odom

In dem gleichseitigen Dreieck   schneidet die durch   und   verlaufende Parallele zu   den Umkreis in   und  . Ist  , dann teilt   die Strecke   im Goldenen Schnitt.

Aus den Eigenschaften eines gleichseitigen Dreiecks und aus dem Strahlensatz folgen unmittelbar die Längengleichheiten

  und  .

Nach dem Sehnensatz gilt:

  
 

Somit teilt   die Strecke   im Goldenen Schnitt.[52]

Im Quader

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Goldener Schnitt im Quader   und  

Für einen Quader mit den Kantenlängen  ,   und  , der Raumdiagonalenlänge   und dem Volumen   gelte  ,  ,   und  .

Dann gilt für den Goldenen Schnitt   das Verhältnis

 .

Aus der Volumengleichung   folgt wegen  

 (1)

Da die Raumdiagonale die Länge 2 hat, gilt

 (2)

Aus (1) und (2) erhält man  .

Die Lösungen mit positivem Wert sind   oder    und damit analog   oder  .

Wegen   kommen nur   und   in Betracht.[53] Damit ergibt sich

   und   

Im Ikosaeder

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Die 3 Goldenen Rechtecke (hellgrün, grün, lila) bilden mit ihren jeweils 4 Ecken die 12 Ecken (9 hier sichtbar) eines Ikosaeders

Die 12 Ecken des Ikosaeders bilden die Ecken von 3 gleich großen, senkrecht aufeinanderstehenden Rechtecken mit gemeinsamem Mittelpunkt und mit den Seitenverhältnissen des Goldenen Schnittes. Die zwölf Ecken eines Ikosaeders sind also die zwölf Ecken dreier goldener Rechtecke, die paarweise aufeinander senkrecht stehen.[54] Diese Anordnung der 3 Rechtecke wird auch Goldener-Schnitt-Stuhl genannt. Weil der Ikosaeder zum Pentagondodekaeder dual ist, bilden die 12 Mittelpunkte der Fünfecke ebenfalls die Ecken eines Goldener-Schnitt-Stuhls.

Ferner kann in ein gegebenes Oktaeder ein Ikosaeder so einbeschrieben werden, dass dessen Ecken die Kanten des Oktaeders im Goldenen Schnitt teilen.[55]

Goldenes Rechteck und Goldenes Dreieck

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Ein Rechteck, dessen Seitenverhältnis dem Goldenen Schnitt entspricht, wird als Goldenes Rechteck benannt; ebenso heißt ein gleichschenkliges Dreieck, bei dem zwei Seiten in diesem Verhältnis stehen, Goldenes Dreieck.

Goldener Winkel

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Der Goldene Winkel ist der kleinere Kreiswinkel  , dessen Verhältnis zum größeren Winkel ( ) dem Goldenen Schnitt entspricht.
 
Blattstand einer Pflanze mit einem Blattabstand nach dem Goldenen Winkel

Der Goldene Winkel ergibt sich, wenn der Vollwinkel (360°) gemäß dem Goldenen Schnitt geteilt wird. Dies erzeugt u. a. den überstumpfen Winkel  . Dessen Ergänzungswinkel mit   wird als Goldener Winkel bezeichnet. Dies ist dadurch gerechtfertigt, dass es keine Rolle spielt, welcher der beiden Teilwinkel zuerst abgelesen wird und das Vorzeichen in der Angabe   nur die Drehrichtung des Winkels angibt.[56]

Durch fortgesetzte Drehungen um den Goldenen Winkel entstehen immer neue Positionen, deren Besonderheit darstellt, dass sie sich theoretisch nie überschneiden. Dieser Effekt – wie im Bild skizziert bei den Blattansätzen einer Blüte – ist bedingt von der maximalen Irrationalität des Goldenen Schnitts. (Näheres im Abschnitt Biologie).

Dabei zerlegen die ersten   Positionen den Kreis in   Ausschnitte. Diese   Ausschnitte haben höchstens drei verschiedene Winkel. Im Fall einer Fibonacci-Zahl   treten nur zwei Winkel   auf. Für   tritt der Winkel   hinzu.[57]

Betrachtet man für wachsendes   fortfolgend die sich verfeinernden Zerlegungen des Kreises, so teilt die  -te Position stets einen der verbliebenen größten Ausschnitte, und zwar immer den im Verlauf der Teilungen zuerst entstandenen, das heißt den „ältesten“ Ausschnitt. Diese Teilung erfolgt im Goldenen Verhältnis, sodass, im Uhrzeigersinn gesehen, ein Winkel   mit geradem   vor einem Winkel   mit ungeradem   liegt.[58]

Wenn wir den Ausschnitt mit dem Winkel   mit   bezeichnen, so erhalten wir nacheinander die Kreiszerlegungen
 ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,   usw.

Goldene Spirale und Spira mirabilis

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Beide Spiralen hängen mit dem Goldenen Schnitt zusammen. Sie sind nicht als Konstruktion mit Zirkel und Lineal darstellbar. Für eine Näherungskonstruktion bedarf es – wie im Folgenden erläutert – eines Goldenen Rechtecks bzw. eines Goldenen Dreiecks.[59]

Goldene Spirale

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Die Goldene Spirale, auch Bernoulli’sche Spirale genannt, ist ein Sonderfall der logarithmischen Spirale: Ihr Streckungsfaktor (siehe Zentrische Streckung) ist  ,[59] die Zahl des Goldenen Schnitts. Sie lässt sich mittels rekursiver Teilung eines Goldenen Rechtecks in je ein Quadrat und ein weiteres, kleineres Goldenes Rechteck näherungsweise konstruieren. Ihr Radius ändert sich bei jeder 90°-Drehung um den Faktor  .

Die Goldene Spirale lässt sich unter Verwendung von Polarkoordinaten durch

 

parametrisieren.[60] Die Idee von Polarkoordinaten ist hierbei, einen Punkt   in der Ebene durch seinen Abstand   zum Ursprung und den mit der  -Achse eingeschlossen Winkel   festzulegen. Dessen Polarkoordinaten sind dann  , und durch Wahl des Radius in Abhängigkeit vom sich verändernden Winkel   lassen sich manche geometrische Figuren durch eine entsprechende Funktion   einfacher beschreiben als in klassischen kartesischen Koordinaten. Zu beachten ist, dass mehrfache Umdrehungen um den Ursprung, etwa in den Fällen   (Ausgangslage),   (eine Volldrehung),   (zwei Volldrehungen) usw. unterschiedliche Radii hervorrufen können, was auch an der nicht-periodischen Figur der Spirale zu erkennen ist.

Eine brauchbare Näherung für die Goldene Spirale findet sich bereits bei Kepler. Man erhält diese Approximation, wenn man in die Quadrate Viertelkreise mit dem Radius der Seitenlänge des Quadrats einzeichnet. Dies ist im mittleren Bild illustriert. Im linken Bild wird die Güte dieser Approximation veranschaulicht.

Die Goldene Spirale ist unter den logarithmischen Spiralen durch die folgende Eigenschaft ausgezeichnet. Seien   vier auf der Spirale aufeinanderfolgende Schnittpunkte mit einer Geraden durch das Zentrum. Dann sind die beiden Punktepaare   und   harmonisch konjugiert, das heißt, für ihr Doppelverhältnis gilt:[61]

 

Spira mirabilis

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Spira mirabilis generiert aus einem Goldenen Dreieck, Kurve mithilfe GeoGebra erzeugt, siehe Animation der Konstruktion

Die Spira mirabilis ist ebenfalls ein Sonderfall der logarithmischen Spirale: Ihr Streckungsfaktor ist  ,[62] sprich der Kehrwert des Goldenen Schnitts. Sie benötigt für die Näherungskonstruktion die rekursive Teilung eines Goldenen Dreiecks in je ein gleichschenkliges stumpfwinkliges Dreieck und in ein weiteres, kleineres Goldenes Dreieck. Dies ist begründet durch eine sogenannte Drehstreckung  . Sie enthält eine Drehung um   (entspricht  ). Daraus ergibt sich eine Streckung mit dem Faktor  .

Das nebenstehende Bild zeigt ein solches gleichschenkliges Dreieck   mit den Basiswinkeln   und dem Scheitelwinkel   bei  . Es gilt:  .[62]

Vorgehensweise

Es beginnt mit dem Halbieren des Winkels   am Scheitel  . Dabei teilt der generierte Punkt   die Schenkellänge   im Goldenen Schnitt. Es entsteht dabei das gleichschenklige stumpfwinklige Dreieck   sowie das Dreieck  . Dass letzteres auch ein Goldenes Dreieck ist, zeigt die folgende einfache Überprüfung der Winkelweiten.

Am Scheitel   ergibt sich durch die Winkelhalbierende des Ausgangsdreiecks die Winkelweite  ; der Basiswinkel am Scheitel   bleibt unverändert  . Wird die Winkelsumme eines ebenen Dreiecks mit   berücksichtigt, ist am Scheitel   der Basiswinkel ebenfalls  . Dies zeigt auf, das entstandene Dreieck   und das Goldene Dreieck   sind zwei zueinander ähnliche Dreiecke.[62]

Für den Nachweis, dass der Punkt   tatsächlich die Schenkellänge   im Goldenen Schnitt teilt, gilt:[63]

 .

Nun bedarf es noch der Bestimmung des Polpunktes   als Schnittpunkt der beiden Seitenhalbierenden   und  . Die darüber hinaus eingezeichneten goldenen Dreiecke   und anderes mehr zeigen, dass diese Vorgehensweise beliebig weit fortgesetzt werden kann.

Mit   und   sind die ersten fünf Punkte auf der – noch zu konstruierenden – Spirale bestimmt. Hat der Polpunkt   die Polarkoordinaten  , so gilt für die Spira mirabilis die Polargleichung[62]

 .

Angenäherte Spira mirabilis mittels Kreisbögen

  • Praktikable Methode als Konstruktion mit Zirkel und Lineal

An den gleichschenkligen stumpfwinkligen Dreiecken wird jeweils um deren Scheitelpunkt mit dem stumpfen Winkel, ein Kreisbogen mit der Winkelweite   (entspricht  ) und dem Radius gleich dem eines Schenkels gezogen.

Mit anderen Worten: Am Dreieck   wird um dessen Scheitelpunkt   (mit dem stumpfen Winkel), ein Kreisbogen von   nach   gezogen. Gleiches gilt für die weiteren ähnlichen Dreiecke.

Geometrisches Mittel

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Geometrisches Mittel:
  teilt die Strecke   im Verhältnis des Goldenen Schnittes:    

Wird die Strecke   mit Länge   durch den Punkt   im Verhältnis des Goldenen Schnitts in zwei Teilstrecken   und   mit Längen   und   geteilt, so ist   bereits das geometrische Mittel der Zahlen   und  . Das folgt aus der allgemeinen Definition des geometrischen Mittels  , hier:  . In der Tat folgt mit   bereits

 .

Des Weiteren folgt daraus unmittelbar, dass   wiederum das geometrische Mittel von   und   ist.[64] Man hat in diesem Fall

 .

Gefalteter und verknoteter Papierstreifen

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Bild 1
Goldener Schnitt im gefalteten und verknoteten Papierstreifen
 
Bild 2
Symmetrisches Trapez, die gepunkteten Linien zeigen das Fünfeck im Umkreis sowie den Papierstreifen

Mit der im Folgenden beschriebenen Papierstreifen-Methode erzeugt ein sogenannter Überhandknoten[65] ein regelmäßiges Fünfeck (Bild 1), bei dem die Faltenlänge (rot) die Seitenlänge   ist und die Diagonale (grün) – gebildet von der Kante des Papierstreifens – die Länge   hat.

Die Diagonale und die sich daran anschließenden drei Seiten des Fünfecks bilden ein symmetrisches Trapez.[66]

Hilfssatz

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(1) Ist   ein symmetrisches Trapez (Bild 2), so gilt

 ,[67]

so ist die Diagonale   auch die Winkelhalbierende des Winkels  .

(2) Ist der Winkel  , so verhält sich

 [68]

Zu (1)

Vorausgesetzt das Dreieck   ist gleichschenklig, so ist   und  . Aus der Symmetrie des Trapezes ergibt sich die Gleichheit der vier betrachteten Winkel (grün).

Die beiden Diagonalen   und   schneiden sich im Scheitel   und erzeugen damit den Scheitelwinkel  .

Infolgedessen sind die Basiswinkeln des gleichschenkligen Dreiecks   gleich denen des  . Demzufolge ergibt sich die Gleichheit  . Somit ist bestätigt:   ist die Winkelhalbierende von  .[68]

Zu (2)

Aufgrund der Voraussetzung folgt mittels Hilfssatz (1), der Winkel  . Wegen der Symmetrie des Trapezes ist auch der Winkel  . Da die Winkelsumme im Dreieck   beträgt, ist auch  .

Demzufolge ist das Dreieck   wegen seiner Innenwinkeln   ein Goldenes Dreieck. Das Dreieck   hat – für eine mögliche Zahl   – deshalb die Seitenlängen  . Somit ist bestätigt:

 .[68]

Vorbereitung des Papierstreifens

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Bild 3
Papierstreifen mit den vier eingezeichneten Trapezen

Zuerst ist die Streifenbreite gleich der Trapezhöhe zu ermitteln und anschließend die Anordnung der vier Trapeze ( ) darzustellen (Bild 3). Hierzu werden die ermittelten Abmaße des symmetrischen Trapezes   – z. B. aus einem bereits konstruierten Fünfeck (siehe Bild 2) – auf einem Blatt Papier übertragen. Nach dem Beschriften der beiden Enden mit  , bedarf es nur noch des Ausschneidens des Papierstreifens.

Papierfaltung

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Bis zum fertigen Fünfeck sind nur drei Faltungen mit gleicher Faltrichtung und das Zusammenziehen des Überhandknotens erforderlich. Begonnen wird mit der Faltlinie  , demzufolge das Trapez   oberhalb des Streifenendes   (Bild 4) zum Liegen kommt. Der Punkt   der Diagonale   ist dabei direkt auf dem Punkt   positioniert. Das regelmäßige Fünfeck   kann man bereits jetzt erkennen.

Die zweite Faltung mit der Faltlinie   (Bild 5) und dritte Faltung mit   (Bild 6) werden analog zur ersten ausgeführt. Schließlich benötigt es nur noch das Durchziehen (Verknoten) des Streifenendes   zwischen dem Streifenende   und dem Trapez  , um das gesuchte regelmäßige Fünfeck mit Goldenen Schnitt zu erhalten.[69]

Weitere mathematische Eigenschaften

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Algebraische Zahlentheorie

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Der Goldene Schnitt ist als Nullstelle des Polynoms   eine algebraische Zahl. Weil das Polynom normiert ist und alle Koeffizienten ganzzahlig sind, ist der Goldene Schnitt sogar eine algebraisch ganze Zahl. Es sei  , dann ist   eine Körpererweiterung von Grad 2. Damit ist   ein quadratischer Zahlkörper. Es ist der reell-quadratische Zahlkörper kleinster Diskriminante, nämlich 5 (der reell-quadratische Zahlkörper mit nächstgrößerer Diskriminante ist   mit Diskriminante 8).[70] Es sei   der zugehörige Ganzheitsring. Weil   ganz ist, gilt  , aber mehr als das: Wegen

 

ist der Goldene Schnitt sogar Einheit des Ganzheitsrings  . Sein multiplikativ Inverses ist  . Dies lässt sich algebraisch allein durch Kenntnis des Minimalpolynoms   zeigen:

 

Jedoch ist der Goldene Schnitt nicht nur eine Einheit des Ganzheitsrings  , sondern sogar Fundamentaleinheit des Ganzheitsrings. Das bedeutet, jedes Element aus   ist von der Form   mit  . Darüber hinaus bilden   eine  -Basis von  .[71] Das heißt, jedes Element aus   lässt sich eindeutig als   mit   schreiben. Es bildet auch   eine  -Basis von  . Dabei ist  .

Kettenwurzel

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Aus   lässt sich folgende unendliche Kettenwurzel herleiten:[72]

 

Setzt man also   und   mit  , so gilt

 .

Hinsichtlich der Konvergenzgeschwindigkeit gilt

 , wobei  . Es gilt die exakte Formel
 .

Sie kann auch implizit charakterisiert werden. Es bezeichne   die für   analytische Funktion, so dass die Differentialgleichung

 

sowie   und   erfüllt ist. Dann gilt  .[73]

Trigonometrische und Hyperbolische Funktionen

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Aus der Trigonometrie folgt unter anderem[72]

 

und

 ,

sowie

 .

Es ist   der volle Spitzwinkel und   die Hälfte des stumpfen Außenwinkels des Pentagramms. Gelegentlich wird die Rolle des Goldenen Schnitts für das Fünfeck als vergleichbar bedeutend bezeichnet wie die der Kreiszahl   für den Kreis. Ein weiterer Zusammenhang zur Kreiszahl   ergibt sich über den Arkustangens, der Umkehrfunktion des Tangens aus der Trigonometrie. Es gilt[74]

 .

Der Goldene Schnitt lässt sich mit Hilfe der Eulerschen Zahl und der hyperbolischen Areasinus-Funktion ausdrücken:

 

Unendliche Reihen

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Einsetzen von   in die für   gültige geometrische Reihenformel   ergibt:

 .

Es gilt zudem[72]

 .

Eine weitere Reihe, die den logarithmierten Goldenen Schnitt enthält, beinhaltet die mittleren Binomialkoeffizienten:

 .

Da gleichzeitig auch die Identität

 

für die nicht alternierende Variante gilt, wird hier eine „Verbindung“ zwischen der Kreiszahl   und dem Goldenen Schnitt gesehen.[75]

Eine schnell konvergente Reihe beinhaltet die Fibonacci-Folge:

 .

Rogers-Ramanujan Kettenbrüche

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Es gilt[76]

 ,
 .

Dabei bezeichnet   die Eulersche Zahl und   die Kreiszahl. Setzt man für  

 

so hat man allgemeiner für   mit  

 ,

sowie

 .

Diese Entdeckungen gehen auf Srinivasa Ramanujan zurück. Die Funktion   wird auch als Rogers-Ramanujan-Kettenbruch bezeichnet und hat Verbindungen zur Theorie der Modulformen.[77]

Zusammenhang zur Chintschin-Levy-Konstante

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Definiert man den nächstgelegenen ganzzahligen Kettenbruch (englisch: nearest integer continued fraction) für reelle Zahlen   via

 

über die Rekursion

 

so können die   eventuell negative Zahlen sein. Für die Chintschin-Levy-Konstante gilt in diesem Falle

 

für alle betroffenen reellen Zahlen bis auf eine Lebesgue-Nullmenge.[78] Das bedeutet, dass alle Zahlen  , „bis auf 0 %“ in einem asymptotischen Sinne, diese Gesetzmäßigkeit erfüllen. Ist zudem   der (vollständig gekürzte)  -te Näherungsbruch dieser Konstruktion, so gilt wieder bis auf Nullmenge[79]

 .

Alternierende Bit-Mengen

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Jede natürliche Zahl lässt sich eindeutig über das Binärsystem durch Nullen und Einsen ausdrücken. Innerhalb einer solchen Darstellung lassen sich nun sog. alternierende Bit-Mengen abzählen, die wie folgt erklärt sind:

  • Von links nach rechts wechseln sich in den ausgewählten Positionen die Zahlen 1 und 0 ab.
  • Die Zahl ganz zur Linken der ausgewählten Positionen ist 1.
  • Die Zahl ganz zur Rechten der ausgewählten Positionen ist 0.

Man bezeichnet die Anzahl der alternierenden Bit-Mengen einer Zahl   mit  . Es ist zum Beispiel  , denn im Binärsystem gilt  , und daher sind die möglichen alternierenden Bit-Mengen (aus formalen Gründen inklusive der leeren Menge):

 .

Es bezieht sich z. B.   auf  . Es entspricht   gleichzeitig der Anzahl der Möglichkeiten,   als Summe von Zweierpotenzen zu schreiben, ohne dabei eine Potenz mehr als zweimal zu benutzen.[80] Diese zahlentheoretische Funktion   hat eine Verbindung zum Goldenen Schnitt, denn es konnte

 

gezeigt werden. Dabei ist   der Limes superior. Ob der innere Wert sogar 1 beträgt, konnte bisher nicht gezeigt werden.[81]

Verbindung zu speziellen Funktionen

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Über die Formel

 

wird eine direkte Verbindung zur Gammafunktion hergestellt.[82] Dabei ist wie üblich   die Kreiszahl. Die Gammafunktion stellt eine Fortsetzung der Fakultätsfunktion auf komplexe Zahlen dar.

Für den Trilogarithmus   gilt die Identität

 .

Dabei bezeichnet   den Wert der Riemannschen Zeta-Funktion an der Stelle  , der auch unter Apéry-Konstante bekannt ist.[83]

Varianten und Verallgemeinerungen

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Silberner Schnitt

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Silberner Schnitt im regelmäßigen Achteck, Größenverhältnisse der Streckenteile:
 

Der Silberne Schnitt beschreibt das definierte Größenverhältnis zweier Abschnitte mit unterschiedlicher Größe (oder Länge) einer Strecke (oder eines Bereichs).

Ist etwas „nach dem Silbernen Schnitt geteilt“, so versteht man darunter:

Das Verhältnis der Summe des verdoppelten größeren und des kleineren Teils zum größeren Teil ist gleich dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil.

Es gilt also:

 .

Er hat den Wert[84]

 

Ebenso wie der Goldene Schnitt ist er also eine quadratisch-irrationale Zahl. Wegen   gilt[85]

 .

Variante über Rechteckflächen

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Es soll eine gegebene Strecke   mit der Länge   um eine Länge   verlängert werden, sodass ein Rechteck mit der Verlängerung   als Breite und   als Länge, gleich ist, einem vorab bestimmten Rechteck mit der Länge   und der Breite  . Es soll also[86]

 

gelten, was sich auf die quadratische Gleichung   reduziert. Daraus ergibt sich über die Mitternachtsformel sogleich

 

da   gelten soll. Ergeben Konstruktion oder Abmessungen des vorab bestimmten Rechtecks speziell

 

so ergibt sich zusätzlich

 

nach dem Umformen erhält man mit

 [86]

das Teilungsverhältnis des Goldene Schnittes. Die Verlängerung   ist in diesem Falle die mittlere Proportionale, sprich das geometrische Mittel, zwischen   und  .

Ephraim Salomon Unger zeigt seinen Weg, der zur Verlängerung   führt:

„Man findet also die gesuchte Verlängerung, wenn man die mittlere Proportionale zwischen   und   als die eine Kathete und   als die andere Kathete eines rechtwinkligen Dreiecks annimmt; und von der Hypotenuse desselben     abschneidet.“

Ephraim Salomon Unger: Praktische Übungen für angehende Mathematiker[86]
 
Die beiden Rechtecke   (blau) und   (grün) haben den gleichen Flächeninhalt. Der Punkt   teilt   im Goldenen Schnitt, sofern   gilt.

Konstruktion

(Die Konstruktion wurde, wegen nicht einsehbarer Skizze, der obigen Beschreibung von Unger nachempfunden.)

Es beginnt mit der Halbgeraden   und dem Abtragen der gegebenen Strecke   mit Länge   auf  . Der Punkt  , für die Länge   des (grünen) Rechtecks, wird rechts von   beliebig auf   gesetzt. Im allgemeinen Fall darf die Breite   frei gewählt werden.

Soll hingegen zum Schluss der Punkt   die gesuchte Strecke   mit Länge   im Goldenen Schnitt teilen, muss   aus   erst noch bestimmt werden. Hierfür wird die Breite   des Rechtecks mittels des Quadrats   mit Fläche   durch die Verbindung der Punkte   mit   und deren Parallele   festgelegt. Es folgt das Einzeichnen des Rechtecks  , dessen Flächeninhalt mit   gleich dem des Quadrates   ist. Diese Vorgehensweise ist in der nebenstehenden Skizze dargestellt. Falls keine stetige Teilung erzielt werden soll, wird dieser erste Schritt weggelassen.

Es folgt der Kreisbogen mit Radius   um   bis er die Halbgerade   in   schneidet. Nach dem Bestimmen des Mittelpunktes   der Strecke   und dem Ziehen des Kreisbogens mit Radius   um  , wird die Senkrechte zu   in   errichtet, bis sie den Kreisbogen in   schneidet. Die Strecke   entspricht dem geometrischen Mittel der Längen   und  . Nach dem Halbieren der Strecke   in   wird   mit Länge   ab   auf die Halbgerade   übertragen und der so erzeugte Schnittpunkt   mit   verbunden. Daraus ergibt sich das rechtwinklige Dreieck  . Der sich anschließende Kreisbogen mit Radius   um   liefert mit   die gesuchte Länge  . Die Übertragung der Länge   auf   ab   erzeugt die Gesamtstrecke   mit Länge  .

Der Punkt   teilt somit die Streckenlänge   im Goldenen Schnitt, sofern   gilt.

Das abschließend errichtete blaue Rechteck   über   mit der Breite   hat ganz allgemein den gleichen Flächeninhalt wie das grüne Rechteck  .

Kubische Varianten

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Man definiert die Perrin-Folge rekursiv durch  ,  ,  , und   für alle  . Ähnlich wie sich die Quotienten nacheinander folgender Fibonacci-Zahlen dem Goldenen Schnitt nähern, folgt für die Perrin-Zahlen

 

wobei   die charakteristische Gleichung   erfüllt. Durch Radikale ausgedrückt ergibt sich

 

Ähnlich wie beim Goldenen Schnitt besitzt auch   eine Entwicklung als Kettenwurzel, dieses Mal jedoch kubisch:

 .

In Anlehnung an Goldene Konstante wird   gelegentlich auch als „Plastik-Konstante“ bezeichnet.[87]

Im Falle der „Tribonacci-Folge ,   und   für   gilt

 .

Es erfüllt   die Gleichung  .[88]

Verallgemeinerte Kettenbrüche

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Das Konzept der Kettenbruchentwicklung lässt sch für ganze positive Zahlen   verallgemeinern durch

 .

Dies entspricht einer fraktalen Konstruktion durch die iterative Anwendung der Ersetzungsregeln

 .

Dieser verallgemeinerte Kettenbruch konvergiert stets gegen die positive Lösung der Gleichung[89]

 .

Setzt man in diesem Beispiel also insbesondere  , so ergibt sich als Grenzwert die Zahl  , die eine kubische Verallgemeinerung des Goldenen Schnittes darstellt.[90]

Asymptotik zufälliger Fibonacci-Folgen

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Setzt man  , sowie

 

für  , wobei die Vorzeichen durch unabhängige Zufallsvariablen mit gleichen Wahrscheinlichkeiten für   gegeben sind, zeigte D. Viswanadt[91]

 

mit Wahrscheinlichkeit 1. Die gewöhnliche Fibonacci-Folge, die sich in dieser Art Limes dem Goldenen Schnitt annähert, entspricht dem Extremfall, dass die Zufallsgrößen stets den Wert   annehmen, was aber mit einer (asymptotischen) Wahrscheinlichkeit von 0 Prozent eintritt.[92]

Vorkommen in der Natur

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Biologie

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Blattstand einer Pflanze mit einem Blattabstand nach dem Goldenen Winkel

Das vielleicht bekannteste Beispiel für Verhältnisse des Goldenen Schnittes in der Natur findet sich bei der Anordnung von Blättern (Phyllotaxis) mancher Pflanzen.[93] Bei diesen Pflanzen teilt der Winkel – wie nebenstehend in der vereinfachten Draufsicht dargestellt – zwischen einem ersten und dem jeweils nächsten gesprossten Blatt den Vollkreis (360°) im Verhältnis des Goldenen Schnittes. Im Bild handelt es sich um den Goldenen Winkel von etwa 137,5°. Die so entstehenden Strukturen korrespondieren mit der Fibonacci-Folge und werden auch als selbstähnlich bezeichnet: Hierbei findet sich das Muster der tieferen oder innersten Strukturebene in den höheren Ebenen wieder. Beispiele sind die Sonnenblume,[94] Kohlarten, Kiefernnadeln an jungen Ästen, Zapfen,[95] Agaven, viele Palmen- und Yuccaarten sowie die Blütenblätter der Rose, um nur einige zu nennen.

Ursache ist das Bestreben dieser Pflanzen – aber auch sehr vieler weiterer Organismen – ihre Strukturen robust, ökonomisch und ästhetisch ansprechend zu gestalten.[96] Dies ist der Fall bei den auf entsprechend proportionierte Blüten bevorzugt reagierenden Insekten; jedoch ist bekannt, dass Schönheit im Sinne des Goldenen Schnitts auch beim Menschen ein Merkmal der sexuellen Attraktion darstellt und das körperliche Leistungsvermögen unter vielseitiger Beanspruchung (evolutive Fitness) stark begünstigt. Vgl. Leonardo da Vincis bekannte Skizze eines Athleten.

Es wird vermutet, dass das Genom der Lebewesen für die Knospungsfolge ihrer Gliedmaßen, Äste oder Blätter besondere Wachstumshemmer (Inhibitoren) erzeugt, die vom Kernbereich des jeweiligen Organismus aus diffundieren. Dabei bilden sich in verschiedene Richtungen bestimmte Konzentrationsgefälle aus. Das nächste Sinnesorgan oder das nächste Blatt entwickelt sich an einer Stelle des jeweils aktuellen Umfangs, an dem die Konzentration des Inhibitators minimal ist. (Anstelle der Wachstumshemmer werden auch andere Optionen diskutiert, z. B. die analoge Steuerung der Vorgänge durch Nährstoff-Konzentrationen.) So ergibt sich ein bestimmter Winkel zur vorangegangenen Knospung. Würde dieser Winkel den Vollkreis (Umfang) im Verhältnis einer rationalen Zahl   teilen, dann würde etwa ein Blatt sehr bald in genau die gleiche Richtung wachsen wie dasjenige   Blätter zuvor. Die irrationalste von allen Zahlen ist nun aber gerade die Goldene Zahl (siehe oben).

Der Nutzen des Wachstums gemäß der Goldenen Zahl am Beispiel vieler Pflanzen besteht deswegen u. a. darin, dass auf diese Weise gelingt, das Sonnenlicht optimal zu nutzen, denn die maximale Irrationalität dieser Zahl führt zu einer Wachstumsordnung, bei der sich die Blattflächen so selten als überhaupt möglich den Zugang zum Licht gegenseitig versperren.[97] Ähnliches erwägte bereits Leonardo da Vinci. Weitere Annahmen beziehen sich auf die mechanische Stabilität der Strukturen (hier führt die maximale Irrationalität der Zahl zu einer Minimierung ggf. zerstörerisch wirkender Resonanzen) und auf die Effizienz des Transports der durch Photosynthese entstandenen Kohlenhydrate im Phloemteil der Leitbündel nach unten. Die Wurzeln von Pflanzen weisen den Goldenen Winkel weniger deutlich auf. Bei anderen Pflanzen wiederum treten Blattspiralen mit abweichenden Stellungswinkeln zutage. So wird bei manchen Kakteenarten ein Winkel von 99,5° beobachtet (der mit einer anderen Variante der Fibonacci-Folge korrespondiert, als 137,5°). In Computersimulationen des Pflanzenwachstums lassen sich verschiedene Muster mittels gezielt ausgetauschter Diffusionskoeffizienten des Inhibitors provozieren.

 
Fichtenzapfen mit 5, 8 und 13 Fibonacci-Spiralen

Bei vielen nach dem Goldenen Schnitt organisierten Pflanzen bilden sich in diesem Zusammenhang so genannte Fibonacci-Spiralen aus. Spiralen dieser Art sind besonders gut zu erkennen, wenn der Blattabstand im Vergleich zum Umfang der Pflanzenachse besonders klein ist. Sie werden nicht von aufeinanderfolgenden Blättern gebildet, sondern von solchen im Abstand  , wobei   eine Fibonacci-Zahl ist. Solche Blätter befinden sich in enger Nachbarschaft, denn das  -Fache des Goldenen Winkels   ist ungefähr ein Vielfaches von 360° wegen

 ,

wobei   die nächstkleinere Fibonacci-Zahl zu   und   die nächstkleinere Fibonacci-Zahl zu   ist. Da jedes der Blätter zwischen diesen beiden zu einer anderen Spirale gehört, sind   Spiralen zu sehen. Ist   größer als  , so ist das Verhältnis der beiden nächsten Fibonacci-Zahlen kleiner und umgekehrt. Daher sind in beide Richtungen Spiralen zu aufeinander folgenden Fibonaccizahlen zu sehen. Der Drehsinn der beiden Spiralentypen ist dem Zufall überlassen, sodass beide Möglichkeiten gleich häufig auftreten.

 
Berechneter Blütenstand mit 1000 Früchten im Goldenen Winkel – Es stellen sich 13, 21, 34 und 55 Fibonacci-Spiralen ein.
 
Sonnenblume mit 34 und 55 Fibonacci-Spiralen

Besonders beeindruckend sind Fibonacci-Spiralen (die damit wiederum dem Goldenen Schnitt zugeordnet sind) in Blütenständen, wie bei Sonnenblumen.[94] Dort sitzen Blüten, aus denen später Früchte entstehen, auf der stark gestauchten, scheibenförmigen Blütenstandsachse dicht nebeneinander, wobei jede einzelne Blüte einem eigenen Kreis um den Mittelpunkt des Blütenstandes zugeordnet werden kann. Wachstumstechnisch aufeinander folgende Früchte liegen daher räumlich weit auseinander, während direkte Nachbarn wieder einen Abstand entsprechend einer Fibonacci-Zahl haben. Im äußeren Bereich von Sonnenblumen werden 34 und 55 Spiralen gezählt, bei größeren Exemplaren 55 und 89 oder sogar 89 und 144. Die Abweichung vom mathematischen Goldenen Winkel, die in diesem Fall nicht überschritten wird, beträgt weniger als 0,01 %.

Der Goldene Schnitt ist außerdem in radiärsymmetrischen fünfzähligen Blüten erkennbar wie bei der Glockenblume, der Akelei und der (wilden) Hecken-Rose. Der Abstand der Spitzen von Blütenblättern nächster Nachbarn zu dem der übernächsten steht wie beim regelmäßigen Fünfeck üblich in seinem Verhältnis. Das betrifft ebenso Seesterne und andere Tiere mit fünfzähliger Symmetrie.[95]

 
Goldener Schnitt im Efeublatt

Darüber hinaus wird der Goldene Schnitt im Verhältnis der Längen aufeinander folgender Stängelabschnitte mancher Pflanzen vermutet wie bei der Pappel. Im Efeublatt stehen die Blattachsen a und b (siehe Abbildung) ungefähr im Verhältnis des Goldenen Schnittes. Diese Beispiele sind jedoch umstritten.

Noch im 19. Jahrhundert war die Ansicht weit verbreitet, dass der Goldene Schnitt ein göttliches Naturgesetz sei und in vielfacher Weise in den Proportionen des menschlichen Körpers realisiert wäre. So nahm Adolf Zeising in seinem Buch über die Proportionen des menschlichen Körpers[20] an, dass der Nabel die Körpergröße im Verhältnis des Goldenen Schnittes teile, und der untere Abschnitt werde durch das Knie wiederum so geteilt. Ferner scheinen die Verhältnisse benachbarter Teile der Gliedmaßen wie bei Ober- und Unterarm sowie bei den Fingerknochen ungefähr in diesem Verhältnis zu stehen. Eine genaue Überprüfung ergibt jedoch Streuungen der Verhältnisse im 20-%-Bereich. Oft enthält auch die Definition, wie die Länge eines Körperteils exakt zu bestimmen sei, eine gewisse Portion Willkür. Ferner fehlt dieser These eine wissenschaftliche Grundlage. Es dominiert daher weitgehend die Ansicht, dass diese Beobachtungen lediglich die Folge gezielter Selektion von benachbarten Paaren aus einer Menge von beliebigen Größen sind.[98]

Bahnresonanzen

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Seit langem ist bekannt, dass die Umlaufzeiten mancher Planeten und Monde in Verhältnis kleiner ganzer Zahlen stehen wie Jupiter und Saturn mit   oder die Jupitermonde Io, Ganymed und Europa mit  . Derartige Bahnresonanzen stabilisieren die Bahnen der Himmelskörper langfristig gegen kleinere Störungen. Erst 1964 wurde entdeckt, dass noble Verhältnisse, wie sie im Fall   vorliegen würden, stabilisierend wirken können. Derartige Bahnen werden KAM-Bahnen genannt, wobei die drei Buchstaben für die Namen der Entdecker Andrei Kolmogorow, V. I. Arnold und Jürgen Moser stehen.[99][100]

Die Cassini-Teilungen in den Saturnringen zeigen, was passiert, wenn statt nobler Zahlen einfache rationale Zahlen vorherrschen: Die Gesteins- und Eisteilchen, aus denen die Ringe bestehen und deren Umlaufperioden in einem einfachen rationalen Verhältnis zu den Perioden der Saturnmonde stehen, werden durch die Resonanzeffekte zwischen den entsprechenden Umlaufperioden einfach aus ihrer Bahn geworfen. In der Tat hängt die Stabilität des Sonnensystems davon ab, dass zumindest einige der Bahnperiodenverhältnisse nobel sind.[101]

Schwarze Löcher

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Kontrahierbare kosmische Objekte ohne feste Oberfläche, wie Schwarze Löcher oder die Sonne, haben aufgrund ihrer Eigengravitation die paradoxe Eigenschaft, heißer zu werden, wenn sie Wärme abstrahlen (negative Wärmekapazität). Bei rotierenden Schwarzen Löchern findet ab einem kritischen Drehimpuls ein Umschlag von negativer zu positiver Wärmekapazität statt, wobei dieser Tipping-Point von der Masse des Schwarzen Loches abhängt. In einer  -dimensionalen Raumzeit kommt dabei eine Metrik   ins Spiel, deren Eigenwerte   für   sich als Nullstellen des charakteristischen Polynoms

 

ergeben.[102][103]

Kristallstrukturen

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Quasikristalle

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Der Goldene Schnitt tritt bei den Quasikristallen der Festkörperphysik in Erscheinung, die 1984 von Dan Shechtman und seinen Kollegen entdeckt wurden.[104] Dabei handelt es sich um Strukturen mit fünfzähliger Symmetrie, aus denen sich aber, wie bereits Kepler erkannte, keine streng periodischen Kristallgitter aufbauen lassen, wie dies bei Kristallen üblich ist. Entsprechend groß war die Überraschung, als bei Röntgenstrukturanalysen Beugungsbilder mit fünfzähliger Symmetrie gefunden wurden. Diese Quasikristalle bestehen strukturell aus zwei verschiedenen rhomboedrischen Grundbausteinen, mit denen der Raum zwar lückenlos, jedoch ohne globale Periodizität gefüllt werden kann (Penrose-Parkettierung). Beide Rhomboeder setzten sich aus den gleichen rautenförmigen Seitenflächen zusammen, die jedoch unterschiedlich orientiert sind. Die Form dieser Rauten lässt sich nun dadurch definieren, dass ihre Diagonalen im Verhältnis des Goldenen Schnittes stehen. Für die Entdeckung von Quasikristallen wurde Shechtman 2011 der Nobelpreis für Chemie verliehen.[24]

Kobalt-Niobat

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Im atomaren Aufbau des Kristalls aus Kobalt-Niobat entdeckten Forscher des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie (HZB) Symmetrieeigenschaften erstmal in fester Materie, die auch den Goldenen Schnitt kennzeichnen (veröffentlicht in der Zeitschrift Science, Januar 2010). Für Untersuchungen der Quanteneigenschaften, sprich Verhalten atomarer Teilchen in der Quantenwelt nach Heisenbergs Unschärferelation, findet Kobalt-Niobat Verwendung. Ausschlaggebend dafür sind insbesondere, die auf besondere Weise angeordneten atomaren Bestandteile sowie die magnetischen Eigenschaften des Kristalls. Dies bedeutet, hervorgerufen durch den im Elektron vorhandenen Eigenimpuls (Spin), bilden in diesem Kristall die aneinandergereihten Atome eine sogenannte Spinkette mit der Wirkung eines dünnen Stabmagnets. Wirkt nun ein Magnetfeld rechtwinklig auf die Spinkette, geht sie in einen neuen Zustand über. Physiker stellen sich diesen Zustand als fraktales Muster vor.

Als die Forscher dies als Modell für die Untersuchung des Festkörpermagnetismus nutzten, machten sie eine überraschende Entdeckung: Die Wechselwirkung, die benachbarte Spinketten miteinander eingehen, entspricht der Schwingung einer Gitarrensaite, deren ersten beiden Resonanzfrequenzen im Verhältnis  , zueinander stehen. „Was genau dem Goldenen Schnitt entspricht“, so Radu Coldea, Leiter des über zehn Jahre laufenden internationalen Projektes.[25]

Vergleich mit anderen prominenten Seitenverhältnissen

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Die folgende Abbildung zeigt im Vergleich verschiedene Rechtecke mit prominenten Seitenverhältnissen in der Umgebung von   Angegeben ist jeweils das Verhältnis von Höhe zu Breite und der entsprechende Zahlenfaktor:

 

  •   – Traditionelles Fernsehformat und Ballenformat für Packpapier. Auch bei älteren Computermonitoren verwendet (z. B.: 1024 × 768 Pixel). Dieses Format geht zurück auf Thomas Alva Edison, der 1889 das Format des klassischen Filmbildes (35-mm-Film) auf 24 mm × 18 mm festlegte.[105]
  •   – Das Seitenverhältnis beim DIN-A4-Blatt und verwandten DIN-/EN-/ISO-Maßen. Bei einer Halbierung durch einen Schnitt, der die längeren Seiten des Rechtecks halbiert, entstehen wiederum Rechtecke mit demselben Seitenverhältnis.
  •   – Seitenverhältnis beim Kleinbildfilm (36 mm × 24 mm).
  •   – Manche Computerbildschirme (1920 × 1200 Pixel). Diese passen mit 1,6 : 1 fast zum Goldenen Schnitt.
  •   – Seitenverhältnis im Goldenen Schnitt. Im Bild approximiert mit 144 × 89 Pixel (theoretischer Fehler nur 5 · 10−5). Die beiden benachbarten Rechtecke 3:2 und 5:3 haben – wie auch das dargestellte Rechteck mit 144:89 – Seitenverhältnisse von aufeinanderfolgenden Fibonacci-Zahlen und approximieren daher ebenfalls den Goldenen Schnitt vergleichsweise gut.
  •   – Findet neben vielen anderen als Kinofilmformat Verwendung.
  •   – Breitbildfernsehen.

Anwendung in Technik und Mathematik

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Der Goldene Zirkel (Reduktionszirkel)

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Anstatt stets neu konstruieren zu müssen, wurde im 19. Jahrhundert von Künstlern und Handwerkern ein Goldener Zirkel – ein auf das Goldene Verhältnis eingestellter Reduktionszirkel – benutzt. Insbesondere im Schreinerhandwerk kam ein ähnliches Instrument in Form eines Storchschnabels zur Anwendung.[106] Bereits in der Antike fand der Reduktionszirkel Verwendung, dies zeigt z. B. der Fund eines Vorläufers bei den Ausgrabungen in Pompeji.[107] Solche Zirkel, wie die im Folgenden näher beschriebenen Beispiele, werden auch heute noch hergestellt. Die einfachste Ausführung besteht nur aus zwei Stäben – in moderner Bauweise zusätzlich mit vier Nadeln – deren Drehpunkt sie im Goldenen Schnitt teilt.[108]

Für die Lage des Drehpunktes gilt:

 .

Mithilfe eines solchen Reduktionszirkels gelingt die Teilung einer gegebenen Streckenlänge   in   (innere Teilung) sowie die Verlängerung einer Strecke   um die Länge   (äußere Teilung). Punkt   teilt die Streckenlänge   im Goldenen Schnitt.

Der von Adalbert Göringer im Jahre 1893 erfundene Reduktions- bzw. Proportionalzirkel – dargestellt in den nebenstehenden Bildern – ist eine Weiterentwicklung.[109] Um als Werkzeug für die innere und äußere Teilung dienen zu können, müssen die Bauteile des Reduktionszirkels ebenfalls die Teilung nach dem Goldenen Schnitt beinhalten.

Wenn

 ,

dann gilt:

 .

Rechteck mit einbeschriebenem Dreieck

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Goldener Schnitt im Rechteck mit einbeschriebenem Dreieck

„Man beschreibe in ein gegebenes Rechteck ein Dreieck (das mit dem Rechteck eine Ecke gemeinsam hat) so ein, daß die drei dabei entstehenden Dreiecke die gleiche Fläche haben.“

A. Beutelspacher, B. Petri: Der Goldene Schnitt[110]

Die Flächengleichheit bedeutet, dass   gilt.

Aus der Gleichheit des ersten und zweiten Terms folgt   (1) und aus der Gleichheit des ersten und dritten Terms   (2).

Aus (1) und (2) ergibt sich:

 .

Wegen

 

gilt dann auch:[110]

 

Gleichschenkliges Dreieck, gegebene Strecke teilt gesuchten Schenkel im Goldenen Schnitt

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Kaschube nutzte 1717 das geometrische Mittel
(  von   und  ) sowie „diesen Schnitt den goldenen“[16] als Konstruktionselement.
 

Von M. Johann Wentzel Kaschube stammt die im Folgenden beschriebene und im Anschluss konstruktiv dargestellte geometrische Aufgabe aus dem Jahr 1717.

„§.34. Einen gleichschencklichten  , in welchem der auf einem Schenckel stehende perpendicul   gegeben, so den Schenckel   selbst in   auf solche Arth schneidet, wie er von den übrigen perpend. Linien in   geschnitten wird, kan auf folgende Weise gefunden werden. […]“

M. Johann Wentzel Kaschube: Cursus mathematicus, oder Deutlicher Begrief der Mathematischen Wissenschaften[111]

Gesucht ist also ein gleichschenkliges Dreieck, in dem eine gegebene Strecke   sowie ein Schenkel des Dreiecks zueinander orthogonal sind und der Punkt   diesen Schenkel im Verhältnis des Goldenen Schnitts teilt.

Konstruktionsbeschreibung
(Angelehnt an die Beschreibung des Originals, die darin erwähnte Fig. 7 ist auf Tab. I Alg. Fig. 8)[112]

Zuerst wird die Strecke   mit der frei wählbaren Länge   senkrecht auf die Gerade   errichtet. Es folgt das rechtwinklige Dreieck  , in dem die Seite   mit Länge   auf der Geraden   liegt. Der Kreisbogen um   mit Radius   ergibt Schnittpunkt  , der Kreisbogen um   mit Radius   teilt in   die Seite   im Goldenen Schnitt. Ziehe einen Kreis um   mit Radius  , ergibt Schnittpunkt   und einen Kreisbogen um   mit Radius  . Nun errichte eine Senkrechte auf   ab   bis sie den Kreisbogen in   schneidet. Mit   ist das geometrische Mittel der beiden Streckenlängen   und   bestimmt. Ein Kreisbogen um   mit Radius   schneidet den Kreis um   in  , und dabei ergibt sich das rechtwinklige Dreieck  . Abschließend wird die Strecke   bis auf die Gerade   verlängert und um den soeben entstandenen Schnittpunkt   ein Kreisbogen mit Radius   gezogen, bis er die Gerade   in   schneidet.

Im somit gefundenen gleichschenkligen Dreieck   teilt der Punkt   der Senkrechten   den Schenkel   im Goldenen Schnitt.

 

Dreiecksfraktal

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Dreiecksfraktal, Animation (am Ende mit 15 s Pause)

Ab 1975 sind in der Mathematik die unterschiedlichsten Fraktale entwickelt worden.

Das folgende Fraktal – mit sieben Iterationsschritten – verwendet ein gleichseitiges Dreieck als Ausgangsform. An seinen Ecken wird ein Dreieck mit einem bestimmten Verkleinerungsfaktor  [113] Spitze an Spitze angehängt. Der Verkleinerungsfaktor   wird so gewählt, dass das Verhältnis der Seitenlängen zueinander dem Teilungsverhältnis   des Goldenen Schnittes entspricht.

Fraktale werden meist mithilfe eines Computers erstellt. Dieses zweidimensionale Dreiecksfraktal ist – mit entsprechendem Aufwand – auch als Konstruktion mit Zirkel und Lineal darstellbar.

 
Skizze zur Festlegung der Kriterien, siehe hierzu auch Dreiecksfraktal, Potenzieren der Länge  

Anhand der nebenstehenden Skizze wird der Verkleinerungsfaktor  , die gewünschte Anzahl der Äste (Dreiecke) und somit auch der Abstand der letzten Äste zueinander grafisch bestimmt.[113]

Es beginnt mit der Konstruktion eines gleichseitigen Dreiecks mit der Seitenlänge gleich  . Halbiert man nun dessen beide Schenkel und zieht die Gerade   durch die soeben erhaltenen Mittelpunkte, ergibt sich das gleichseitige (grüne) Ausgangsdreieck des Fraktals mit Seitenlänge gleich  . Es folgen zwei Verbindungslinien, jeweils ab dem Mittelpunkt der Schenkel bis zur gegenüberliegenden Ecke des Dreiecks. Sie schneiden sich im Mittelpunkt des Umkreises des großen Dreiecks. Beim Ziehen des Umkreises ergibt sich, mittels der Schnittpunkte auf der Geraden  , der gesuchte Verkleinerungsfaktor   links und rechts vom Ausgangsdreieck.

Nachweis des Verkleinerungsfaktors f

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Graph der kubischen Gleichung

Die oben beschriebenen Konstruktionsschritte gleichen denen der Konstruktion nach Odom.

Somit gilt in diesem Fall:

 

daraus folgt

 

Die in der Skizze mit gepunkteten Linien angedeutete Konstruktion zeigt: Die Seitenlängen (Kreisradien) für die nachfolgenden, noch gut im Fraktal erkennbaren Dreiecke, ergeben sich, indem man für das nächste Dreieck den Exponent des Verkleinerungsfaktors   um   erhöht:

 

Beutelspacher ermittelte in Der Goldene Schnitt den Wert des Abstandes, bei dem sich die entgegenkommenden Äste im Grenzfall berühren, letztendlich aus der kubischen Gleichung (siehe nebenstehendes Bild)

 ;

deren einzige positiven Lösung ist

 .

Somit ist aufgezeigt:   ist nicht nur der Wert des Verkleinerungsfaktors, sondern auch der Wert des Abstandes, bei dem sich im Grenzfall die einzelnen Äste berühren, sprich gerade noch nicht überlappen.[113]

Papier- und Bildformate

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Im Buchdruck wurde gelegentlich die Nutzfläche einer Seite, der sogenannte Satzspiegel, so positioniert, dass das Verhältnis von Bundsteg zu Kopfsteg zu Außensteg zu Fußsteg sich wie   verhielt. Diese Wahl von Fibonacci-Zahlen approximiert den Goldenen Schnitt. Eine solche Gestaltung wird auch weiterhin in Teilen der Fachliteratur zum Buchdruck empfohlen.[114]

Anwendung in der bildenden Kunst

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Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Goldene Schnitt zunächst in der ästhetischen Theorie (Adolf Zeising) und dann auch in künstlerischer, architektonischer und kunsthandwerklicher Praxis als ein ideales Prinzip ästhetischer Proportionierung bewertet. Er soll besonders angenehm, ansprechend, ausgewogen, harmonisch und schön wirken. Es gibt allerdings keinen empirischen Beleg für eine besondere ästhetische Wirkung, die von Proportionen des Goldenen Schnittes ausgeht.[115] Schon der Begründer der empirischen Ästhetik, Gustav Theodor Fechner, stellte aufgrund eigener Experimente fest: „Hiernach kann ich nicht umhin, den ästhetischen Wert des Goldenen Schnittes … überschätzt zu finden.“[116]

Architektur

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Goldenes Dreieck und Goldenes Rechteck in der Fassade der Kathedrale Notre-Dame de Paris
 
Altes Leipziger Rathaus nach dem Umbau 1909; die Mitte des Haupttores schneidet die Gehäusefront im Goldenen Schnitt.

Frühe Hinweise auf eine Verwendung des Goldenen Schnittes stammen aus der Architektur. Die Schriften des griechischen Geschichtsschreibers Herodot zur Cheops-Pyramide werden gelegentlich dahingehend ausgelegt, dass die Höhe der Seitenfläche zur Hälfte der Basiskante im Verhältnis des Goldenen Schnittes stünde.[117] Die entsprechende Textstelle ist allerdings interpretierbar. Andererseits wird die These vertreten, dass das Verhältnis   für Pyramidenhöhe zu Basiskante die tatsächlichen Maße noch besser widerspiegele. Der Unterschied zwischen beiden vertretenen Thesen beträgt zwar lediglich 3,0 %, ein absoluter Beweis zugunsten der einen oder anderen These ist demzufolge damit aber nicht verbunden.

Viele Werke der griechischen Antike werden als Beispiele für die Verwendung des Goldenen Schnittes angesehen wie die Vorderfront des 447–432 v. Chr. unter Perikles erbauten Parthenon-Tempels auf der Athener Akropolis.[118] Da zu diesen Werken keine Pläne überliefert sind, ist nicht bekannt, ob diese Proportionen bewusst oder intuitiv gewählt wurden. In späteren Epochen sind mögliche Beispiele für den Goldenen Schnitt, wie der Dom von Florenz,[119] Notre Dame in Paris[120][121] oder die Torhalle in Lorsch (770 n. Chr.)[118] zu finden. Auch in diesen Fällen ist die bewusste Anwendung des Goldenen Schnittes anhand der historischen Quellen nicht nachweisbar.

Es gibt demzufolge keinen empirisch gesicherten Nachweis für eine signifikant größere Häufigkeit des Goldenen Schnittes in diesen Epochen im Vergleich zu anderen Teilungsverhältnissen. Ebenso fehlen historische Belege für eine absichtliche Verwendung des Goldenen Schnittes.

Als ein Beispiel für eine Umsetzung des Goldenen Schnittes wird immer wieder das Alte Rathaus in Leipzig, ein Renaissancebau aus den Jahren 1556/57, genannt.[122] Wobei nicht die Mitte des Rathausturmes die Gehäusefront im Goldenen Schnitt teilt, sondern die dazu etwas versetzte Mitte des Haupttores. Gleichwohl gibt es bei genauer historischer Quellenforschung keinen Beleg dafür. Insbesondere gibt es keinen Beleg dafür, dass Hieronymus Lotter als der damalige Baumeister den Goldenen Schnitt bewusst als Konstruktionsprinzip verwendet hat: Alle originären Quellen verweisen lediglich auf einen gotischen Vorgängerbau, auf dessen Grundmauern Lotter das Rathaus errichtet hat. Dass der Goldene Schnitt hier eine Rolle gespielt habe, ist quellenhistorisch nicht belegbar.

Die erste quellenhistorisch gesicherte Verwendung des Goldenen Schnittes in der Architektur stammt aus dem 20. Jahrhundert: Der Architekt und Maler Le Corbusier (1887–1965) entwickelte ab 1940 ein Längen-Maßsystem, dessen Maßeinheiten zueinander im Verhältnis des Goldenen Schnitts stehen. Die Werte der darin enthaltenen kleineren Maßeinheiten sind Durchschnitts-Maße am menschlichen Körper. Er veröffentlichte dieses 1949 in seiner Schrift Der Modulor, die zu den bedeutendsten Schriften der Architekturgeschichte und -theorie gezählt wird. Bereits 1934 wurde ihm für die Anwendung mathematischer Ordnungsprinzipien von der Universität Zürich der Titel doctor honoris causa der mathematischen Wissenschaften verliehen.[123] Für eine frühere Verwendung des Modulors ist dies jedoch aus den aufgezeigten Gründen kein Beleg.

Plastik und Malerei

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Für die generelle These, dass der Goldene Schnitt als besonders ansprechend und harmonisch empfunden wird, gibt es keine gesicherten Belege und ist letztlich eine Frage der jeweils herrschenden Kunstauffassung. Viele Künstler setzten den Goldenen Schnitt bewusst ein, bei vielen Werken wurden Kunsthistoriker erst im Nachhinein fündig. Diese Befunde sind jedoch angesichts der Fülle von möglichen Strukturen, wie sie in einem reich strukturierten Gemälde zu finden sind, oft umstritten.[124]

Abbildung 1
Abbildung 2
Merkmale des Goldenen Schnitts

So werden zahlreichen Skulpturen griechischer Bildhauer, wie der Apollo von Belvedere, der Leochares (um 325 v. Chr.) zugeschrieben wird, oder Werke von Phidias (5. Jahrhundert v. Chr.) als Beispiele für die Verwendung des Goldenen Schnittes angesehen. Auf letzteren bezieht sich die oft übliche Bezeichnung   für den Goldenen Schnitt, die ungefähr 1909 von dem amerikanischen Mathematiker Mark Barr eingeführt wurde.[125] Die ebenfalls gelegentlich verwendete Bezeichnung   bezieht sich dagegen auf das griechische Wort τομή tomé für „Schnitt“.[126]

 
Georges Seurat: Zirkusparade (Parade de cirque), 1887/1888.[127] Die Linien zeigen ein goldenes Rechteck (gelb) und Einteilungslinien nach dem Goldenen Schnitt (blau und grün).

Der Goldene Schnitt wird in vielen Werken der Renaissance-Künstler vermutet, unter anderem bei Raffael, Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer, bei Dürers Werken insbesondere in seinem Selbstbildnis von 1500 und seinem Kupferstich Melencolia I von 1514.[128]

Ein berühmtes Beispiel ist das Gemälde Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Es weist Merkmale des Goldenen Schnitts auf und lässt mehrere Goldene Dreiecke sowie die Goldene Spirale erkennen. In Abbildung 1 teilt der Punkt   (Mona Lisas linkes Auge) die Strecken   und   im Goldenen Schnitt. Die Dreiecke   und   sind Goldene Dreiecke, da bei jedem dieser sechs Dreiecke Grundseite und Schenkel im Verhältnis des Goldenen Schnitts zueinander stehen.[129][130] In Abbildung 2 ist die Goldene Spirale eingezeichnet. Sie ist so positioniert, dass sie am linken Handgelenk beginnt und den oberen Rand des Kopfes berührt. Die Nasenspitze bildet dann den Punkt, auf den die Spirale zuläuft.[131][132]

Bekanntlich stellte auch Albrecht Dürer zahlreiche theoretische Untersuchungen an und beschäftigte sich mit mathematischen Fragen. Im Zusammenhang mit dem Goldenen Schnitt ist besonders interessant, dass er in seiner Underweysung der messung 1525 ein in einen Kreis einbeschriebenes Fünfeck konstruiert. Daher gilt es nicht als ausgeschlossen, dass Dürer in seinen Bildern den Goldenen Schnitt verwendet hat. Allerdings hat Dürer in seinen theoretischen Arbeiten den Goldenen Schnitt nicht erwähnt.[133]

Auch im 19. und 20. Jahrhundert spielte der Goldene Schnitt bei manchen Vertretern der bildenden Kunst eine Rolle. Georges Seurat (1859–1891), der Begründer des Neoimpressionismus, strebte einen streng geometrischen Bildaufbau an[134] und verwendet in allen seinen großformatigen Bildern den Goldenen Schnitt. Besonders deutlich ist dies in seinem Gemälde Die Zirkusparade. Neben einem goldenen Rechteck lassen sich etliche Einteilungslinien nach dem Goldenen Schnitt erkennen.[135] Allerdings existieren In einer vorbereitenden Zeichnung lediglich Linien, die nicht mit dem Goldenen Schnitt korrespondieren.[127] Damit bleibt offen, ob Seurat den Goldenen Schnitt bewusst oder intuitiv angewandt hat.

In der Fotografie wird der Goldene Schnitt zur Bildgestaltung eingesetzt. Als Faustformel wird die Drittel-Regel verwendet.[136][137]

Zeitgenössische bildende Kunst

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Goldene Dreiecke mit Goldener Spirale
Irene Schramm-Biermann

In der zeitgenössischen bildenden Kunst wird der Goldene Schnitt nicht nur als Gestaltungsmerkmal verwendet, sondern ist in manchen Arbeiten selbst Thema oder zentraler Bildinhalt.

Bei Joseph Beuys kommt der Goldene Schnitt bei den Besprechungen der Arbeiten seiner Schülerinnen und Schüler oft als positiver Orientierungspunkt zur Sprache.[138] Der Künstler Jo Niemeyer verwendet den Goldenen Schnitt als grundlegendes Gestaltungsprinzip in seinen Werken, die der konkreten Kunst zugeordnet werden. Der Künstler Ivo Ringe, der ebenso ein Vertreter der konkreten Kunst ist, nutzt den Goldenen Schnitt in vielen seiner Werke.[139] Die Künstlerin Martina Schettina thematisiert den Goldenen Schnitt in ihren Arbeiten zum Fünfeck, bei dem die Diagonalen einander im Goldenen Schnitt teilen.[140] Sie visualisiert auch die Konstruktionsmethode und Formeln zum Goldenen Schnitt.[141] Irene Schramm-Biermann legt ihre künstlerischen Schwerpunkte auf Konkrete Kunst mit Bezug zur Mathematik und Landschaften. Die Darstellung im nebenstehende Bild lässt für den Betrachter offen: Resultiert die Goldene Spirale aus dem Goldenen Dreieck, oder war die Spirale der Ursprung?

Verwendung in Literatur und Musik

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Literatur

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Der Goldene Schnitt wurde auch zur Gestaltung literarischer Werke herangezogen.

Das vom römischen Dichter Vergil (70–19 v. Chr.) geschaffene Werk Äneis gilt als älteste bekannte Literatur, die auf dem Goldenen Schnitt aufbaut. Bei Untersuchungen wurden Zeilen in verschiedenen Abschnitten gezählt, wobei festgestellt wurde, dass deren Verhältnisse dem Goldenen Schnitt meist recht nahe kommen. Allerdings wurde genau dieser „Abstandsbegriff“ weit ausgelegt, wobei etwa Werte wie 0,6 und 0,636 als Annäherung von 0,618… akzeptiert wurden. Zudem finden sich im Text zahlreiche Halbverse (unvollständige Zeilen), die auf mangelnde redaktionelle Überarbeitung seitens Vergils zurückgeführt werden. Nach Bereinigung ergab sich in ca. 75 % aller Fälle eine bessere Annäherung an den Goldenen Schnitt. Die Studie wurde jedoch auch kritisch rezipiert.[142]

Vor dem Hintergrund der verbreiteten Zahlensymbolik im Mittelalter wurde das Liber ymnorum des Notker Balbulus (um 885) genauer untersucht. Dabei kam heraus, dass einige Segmente dieses Hymnus gemäß dem Goldenen Schnitt aufgebaut sind. Genauer gilt, dass die Anzahl der Silben im ersten Teil und der im zweiten Teil annähernd im Verhältnis des Goldenen Schnittes liegen. Als ein Beispiel wird auf den Laurentiushymnus verwiesen: In den ersten 144 Silben wird Laurentius angerufen und sein Martyrium gerühmt. Im Anschluss wird er 89 Silben lang um Fürbitte gebeten. Es bleibt jedoch unklar, ob das Auftreten dieser (großen) Fibonacci-Zahlen 89 und 144, ca. 300 Jahre vor Fibonacci, ein Zufall ist.[143]

Nach Meinung von J. Benjafield und C. Davis enthalten Grimms Märchen den Goldenen Schnitt in einer „besonders unerwarteten Form“. Sie teilten sämtliche „585 Charakteren (Personen, sprechende Tiere, …) aus den 125 Märchen“[144] über die Eigenschaften gut – böse, stark – schwach und aktiv – passiv in 8 mögliche Gruppen ein. Die Gruppen 1–4 haben sie mit „gut, stark, aktiv“, „gut, stark, passiv“, „gut, schwach, aktiv“ und „böse, stark, aktiv“ als positiv bezeichnet, die Gruppen 5–8 als negativ. Es stellt sich nach dieser Gruppierung heraus, dass zwischen 60 % und 62 % (z. B. 100 : 62 = 1,6129 …) der Märchencharaktere positiv sind. Als Erklärung dieses „Zusammenhangs“ wird darauf verwiesen, dass der Goldene Schnitt in der Natur sehr häufig auftrete und daher vom Menschen unbewusst als ästhetischer Maßstab bei der Bewertung von Kunstwerken herangezogen werde. Dieser unbewusste Prozess gewinne umso mehr Bedeutung, je „naturnaher“, „unverbildeter“, und „volkstümlicher“ die Kunstwerke seien. Da Grimms Märchen bekanntlich direkt aus dem Munde des Volkes „abgelauscht sind“, sei es kein Wunder, dass hier der Goldene Schnitt als „natürliches Spannungsverhältnis“ in Erscheinung trete …[144] J. Benjafield und C. Davis schreiben dazu:

“Although the characters and situations depicted in fairy tales are often unrealistic, in the sense of being unlikely to be encountered in everyday life, the connotative structure of the characters is like that found in our impersonal environment. Since the stories are, in part, vehicles for teaching children about the general features of human nature, this correspondence makes perfectly good sense.”

„Obwohl die in den Märchen dargestellten Figuren und Situationen oft unrealistisch sind, das heißt im Alltag nicht vorkommen, entspricht die Bedeutungsstruktur der Figuren der unserer unpersönlichen Umwelt. Da die Märchen zum Teil dazu dienen, Kinder über die allgemeinen Merkmale der menschlichen Natur zu unterrichten, ist diese Entsprechung durchaus sinnvoll.“

J. Benjafield und C. Davis[145]

Nach Meinung Benjafields und Davis erkläre dies auch das Auftreten des Goldenen Schnitts in der Musik Béla Bartóks – ein Beleg dafür, dass Bartóks Musik sich in vielerlei Hinsicht aus der Volksmusik speise.

Der Goldene Schnitt wurde auch in einem späten Gedicht Friedrich Hölderlins nachgewiesen. ln seinen letzten Lebenstagen, entweder im Mai oder Juni des Jahres 1843, schrieb Hölderlin in Tübingen Die Aussicht:

Wenn in die Ferne geht der Menschen wohnend Leben,
Wo in die Ferne sich erglänzt die Zeit der Reben,
Ist auch dabei des Sommers leer Gefilde,
Der Wald erscheint mit seinem dunklen Bilde;
Daß die Natur ergänzt das Bild der Zeiten,
Daß die verweilt, sie schnell vorübergleiten,
Ist aus Vollkommenheit, des Himmels Höhe glänzet
Den Menschen dann, wie Baume Blüth' umkränzet.

Die Aussicht, Friedrich Hölderlin[146]

Roman Jakobson und Grete Lübbe-Grothues entdeckten, dass dieses Gedicht mit Hilfe des Goldenen Schnitts, genauer gesagt aus den Verhältnissen 8 : 5, 5 : 3 und 3 : 2, aufgebaut wurde.[147] Hierzu schreiben sie:

„Der goldene Schnitt (8:5 = 5:3) stellt zwei ungleiche Teile eines achtzeiligen Ganzen einander gegenüber und zerlegt Die Aussicht in zwei syntaktisch gleichmäßige Gruppen von fünf Verbafinita bzw. fünf Elementarsätzen (clauses), mit einer spiegelsymmetrischen Verteilung der Verben in den Halbversen des fünfzeiligen Major (3:2) und des dreizeiligen Minor (2:3).“

Roman Jakobson und Grete Lübbe-Grothues[148]

Die Frage, ob Hölderlin die Ästhetik des Goldenen Schnitts bewusst einsetzte, sei hier jedoch besonders schwierig zu beantworten, da Hölderlin bekanntlich in seinen letzten Lebensjahren stark an einer seelischen Krankheit litt. Immerhin gibt es nach Jakobson auffallende Anzeigen einer komplexen und zielbewussten Gestaltung und Vieles deute auf eine bewusste Verwendung der Verhältnisse 8 : 5, 5 : 3 und 3 : 2 hin.

Akustik und Musik

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Der Goldene Schnitt tritt innerhalb der Musik in zwei Rollen auf. Zum einen können die Frequenzen zweier Töne ein Goldenes Verhältnis haben. Andererseits kann die Komposition eines Stückes aus Teilen bestehen, deren Längen sich verhalten wie der Goldene Schnitt.

Frequenzverhältnisse

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Stehen die Frequenzen zweier Töne im Verhältnis 8 : 5 (oder 5 : 8), so entsteht das Intervall einer kleinen Sexte. Die Differenz des Verhältnisses 8 : 5 (= 1,6) zum Goldenen Schnitt (= 1,618…) ist so gering, dass es vom Ohr entsprechend zurechtgehört wird (schon Leonhard Euler hatte auf diese Fähigkeit des menschlichen Gehörs hingewiesen). Rudolf Haase geht so weit zu behaupten, der Reiz dieses Intervalls sei nicht im einfachen Zahlenverhältnis seiner Töne begründet, sondern im Verhältnis des Goldenen Schnitts[149].

Komposition

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Der Goldene Schnitt wird gelegentlich in Strukturkonzepten von Musikstücken vermutet. So hat der ungarische Musikwissenschaftler Ernő Lendvai versucht, den Goldenen Schnitt als wesentliches Gestaltungsprinzip der Werke Béla Bartóks nachzuweisen. Seiner Ansicht nach hat Bartók den Aufbau seiner Kompositionen so gestaltet, dass die Anzahl der Takte in einzelnen Formabschnitten Verhältnisse bilden, die den Goldenen Schnitt approximieren würden. Allerdings sind seine Berechnungen umstritten.[150]

In der Musik nach 1945 finden sich Beispiele für die bewusste Proportionierung nach den Zahlen der Fibonacci-Folge, etwa im Klavierstück IX von Karlheinz Stockhausen oder in der Spektralmusik von Gérard Grisey.[151]

Instrumentenbau

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Der Goldene Schnitt wird gelegentlich im Musikinstrumentenbau verwendet. Insbesondere beim Geigenbau soll er für besonders klangschöne Instrumente bürgen. So wird behauptet, dass der berühmte Geigenbauer Stradivari den Goldenen Schnitt verwendete, um die klanglich optimale Position der F-Löcher für seine Violinen zu berechnen. Diese Behauptungen basieren jedoch lediglich auf nachträglichen numerischen Analysen von Stradivaris Instrumenten. Ein Nachweis, dass Stradivari bewusst den Goldenen Schnitt zur Bestimmung ihrer Proportionen angewandt habe, existiert jedoch nicht.[152][153]

Verwendung in Informatik und Numerik

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Datenstrukturen

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In der Informatik werden Daten in Hashtabellen gespeichert, um darauf schnell zuzugreifen. Die Position  , an der ein Datensatz   in der Tabelle gespeichert wird, berechnet sich durch eine Hashfunktion  . Für einen effizienten Zugriff müssen die Datensätze möglichst gleichmäßig verteilt in die Tabelle geschrieben werden. Eine Variante für die Hashfunktion ist die multiplikative Methode, bei der die Hashwerte für eine Tabelle der Größe   nach der folgenden Formel berechnet werden:

 

Dabei stellen   Gaußklammern dar, die den Klammerinhalt auf die nächste ganze Zahl abrunden. Der Informatiker Donald E. Knuth schlägt für die frei wählbare Konstante   vor, um eine gute Verteilung der Datensätze zu erhalten.[154]

Verfahren des Goldenen Schnittes

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Das Verfahren des Goldenen Schnittes (auch: Goldener-Schnitt-Verfahren,[155] Methode des Goldenen Schnittes oder Suchverfahren Goldener Schnitt) ist ein Verfahren der mathematischen nichtlinearen Optimierung, genauer berechnet es algorithmisch eine numerische Näherung für eine Extremstelle (Minimum oder Maximum) einer reellen Funktion einer Variablen in einem Suchintervall  . Es basiert auf der analytischen Anwendung der ursprünglich geometrisch definierten stetigen Teilung. Im Gegensatz zum Intervallhalbierungsverfahren wird dabei das Suchintervall nicht bei jedem Schritt halbiert, sondern nach dem Prinzip des Goldenen Schnittes verkleinert. Der verwendete Parameter   (tau) hat dabei nicht, wie bei dem allgemeineren Bisektionsverfahren, den Wert  , sondern es wird   gewählt, sodass sich zwei Punkte   und   für das Optimierungsverfahren ergeben, die das Suchintervall im Goldenen Schnitt teilen.[156]

Wird angenommen, dass jeder Punkt in jedem Intervall mit gleicher Wahrscheinlichkeit Extrempunkt sein kann, führt dies bei Unbestimmtheitsintervallen dazu, dass das Verfahren des Goldenen Schnittes um 14 % effektiver ist als die Intervallhalbierungsmethode. Im Vergleich zu diesem und weiteren sequentiellen Verfahren ist es – mathematisch gesehen – das für allgemeine Funktionen effektivste Verfahren; nur im Fall differenzierbarer Funktionen ist es der direkten mathematischen Lösung unterlegen.[157] Dass sich dieses Verfahren in der manuellen Rechnung nicht durchgesetzt hat, liegt vor allem an den notwendigen Wurzelberechnungen für die einzelnen Zwischenschritte.

Anzahl benötigter Divisionen im euklidischen Algorithmus

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Der klassische euklidische Algorithmus berechnet den größten gemeinsamen Teiler   zweier natürlicher Zahlen   und  . Dabei müssen einige Divisionen durchgeführt werden. Je nach Beschaffenheit dieser Zahlen können aber mal mehr oder mal weniger Schritte erforderlich sein. Ist etwa  , so endet der Algorithmus nach nur einem Schritt, egal wie groß diese Zahlen sind. Der Goldene Schnitt taucht in der anderen Richtung auf, nämlich beschreibt er die Anzahl der Schritte für die Fälle, in denen ganz besonders viele Divisionen gebraucht werden (worst case analysis). Bezeichnet   die Anzahl der benötigten Divisionen, und  , wobei   zufällig ausgewählt werden, so gilt

 .

Dies zeigt, dass der euklidische Algorithmus selbst in der schlechtest möglichen Situation immer noch (nur) logarithmische Laufzeit besitzt.[158]

Auffälligkeit

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Eine weitere Verbindung zwischen der Informationstheorie und dem Goldenen Schnitt wurde durch Helmar Frank mit der Definition der Auffälligkeit hergestellt. Er konnte zeigen, dass der mathematische Wert des Maximums der Auffälligkeit sehr nah an das Verhältnis des Goldenen Schnitts herankommt.[159]

Siehe auch

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Literatur

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Historische Literatur

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  • Luca Pacioli; Constantin Winterberg (Hrsg. und Übers.): De divina proportione. Venedig 1509 / Carl Graeser, Wien 1889 (im Internet-Archiv: Online, bei alo: literature.at/alo).
  • Adolf Zeising: Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers. Rudolph Weigel, Leipzig 1854; archive.org.
  • Adolf Zeising: Das Normalverhältniss der chemischen und morphologischen Proportionen. Rudolph Weigel, Leipzig 1856; archive.org.
  • Gustav Theodor Fechner: Zur experimentalen Ästhetik. Hirzel, Leipzig 1871.

Neuere Literatur

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  • Lieselotte Kugler, Oliver Götze (Hrsg.): Göttlich Golden Genial. Weltformel Goldener Schnitt? Hirmer, München 2016, ISBN 978-3-7774-2689-1, siehe hierzu: Portal Kunstgeschichte
  • Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. 2-te überarbeitete und erweiterte Auflage, Spektrum, Heidelberg/Berlin/Oxford 1996, ISBN 3-86025-404-9.
  • Priya Hemenway: Divine Proportion. Phi in Art, Nature and Science. Sterling, New York 2005, ISBN 1-4027-3522-7. (Priya Hemenway: Der Geheime Code: Die rätselhafte Formel, die Kunst, Natur und Wissenschaft bestimmt. Taschen Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-8365-0708-0.)
  • Roger Herz-Fischler: A mathematical History of the Golden Ratio. Dover Publications, New York 1998, ISBN 0-486-40007-7.
  • Jürgen Fredel: Maßästhetik. Studien zu Proportionsfragen und zum Goldenen Schnitt. Lit, Hamburg 1998, ISBN 3-8258-3408-5.
  • Albert van der Schoot: Die Geschichte des goldenen Schnitts. Aufstieg und Fall der göttlichen Proportion. Frommann-Holzboog, Stuttgart 2005, ISBN 3-7728-2218-5.
    Susanne Deicher: Rezension von: Albert van der Schoot: Die Geschichte des goldenen Schnitts. In: sehepunkte 5, 15. Dezember 2005, Nr. 12, Weblink.
  • Hans Walser: Der Goldene Schnitt. 7-te überarbeitete und erweiterte Auflage, Springer Spektrum, Berlin 2024, ISBN 978-3-662-68556-3.
  • Georg Markowsky: Misconceptions about the Golden Mean (PDF; 2,1 MB). In: The College Mathematics Journal, Band 23, Ausgabe 1, Januar 1992.
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Commons: Goldener Schnitt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Deutsch

Englisch

Einzelnachweise

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  1. Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1996, S. 16.
  2. Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1996, S. 18.
  3. Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1996, S. 18–20.
  4. a b c August Adler: Theorie der geometrischen Konstruktionen. G. J. Göschensche Verlagshandlung, Leipzig 1906, V. Abschnitt, Aufgaben ersten und zweiten Grades., §32. Graphische Auflösung der Gleichungen zweiten Grades., S. 175–176, Fig. 137., S. 188–189 (Textarchiv – Internet Archive).
  5. Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. Spektrum, Heidelberg/Berlin/Oxford 1988, ISBN 3-411-03155-7, S. 10, 15.
  6. Rudolf Haller: Elemente des Euklid. Edition Opera Platonis 2010, Buch II, Satz 11 (PDF; 209 kB).
  7. Leonardo da Pisa: Liber abbaci. (Cap. I, 7, dort unter anderen Aufgaben: Quot paria coniculorum in uno anno ex uno pario germinentur), hrsg. von Baldassare Boncompagni, Scritti di Leonardo Pisano matematico del secolo decimoterzo. Band I, Tipografia delle scienze matematiche e fisiche, Rom 1857, S. 283 f., Wiedergabe der Handschrift Florenz, Cod. magliabechiano cs cI, 2626, fol. 123v–124r, bei Heinz Lüneburg: Leonardi Pisani Liber Abbaci oder Lesevergnügen eines Mathematikers. 2., überarb. und erw. Ausgabe. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim u. a. 1993, ISBN 3-411-15462-4, nach S. 252; Wiedergabe des lateinischen Textes der Kaninchenaufgabe u. a. bei Bernd Thaller: Leonardo und der Goldene Schnitt (PDF; 3 MB). 30. Juni 2017.
  8. Formalisierte Wiedergabe nach Heinz Lüneburg: Leonardi Pisani Liber Abbaci oder Lesevergnügen eines Mathematikers. 2., überarb. und erw. Ausgabe. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim u. a. 1993, ISBN 3-411-15462-4, S. 298.
  9. Leonardo da Pisa: Liber abbaci. Cap. 15, ed. Boncompagni S. 438, zu finden schon in der Wiedergabe von cap. 15 bei Guillaume Libri: Histoire des sciences mathématiques in Italie. Band II, Paris: Jules Renouard et C.ie, 1838, S. 430 (Auszug in der Google-Buchsuche).
  10. Leonard Curchin, Roger Herz-Fischler: De quand date le premier rapprochement entre la suite de Fibonacci et la division en extrême et moyenne raison? (PDF) In: Centaurus. Roger Herz-Fischler, 1985, abgerufen am 3. Oktober 2022.
  11. Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1996, S. 10.
  12. Roger Herz-Fischler: A mathematical History of the Golden Ratio. Dover Publications, Minneola (New York) 1998, S. 158 (Section 31.J.iii).
  13. Allgemeine deutsche Real-Enzyklopädie für die gebildeten Stände. In zehn Bänden. Vierter Band (G und H). Fünfte Original-Ausgabe. F. A. Brockhaus, Leipzig 1819, S. 296.
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  16. a b M. Johann Wentzel Kaschube: Cursus mathematicus, Oder Deutlicher Begrief Der Mathematischen Wissenschaften. Johann Felix Bielcke, Jena 1717, S. 566 (Digitalisat [Google]).
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  20. a b Adolf Zeising: Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers, […]. Verlag Rudolph Weigel, Leipzig 1854, S. 163 (abgerufen am 3. Oktober 2022).
  21. Gustav Theodor Fechner: Vorschule der aesthetik. Breitkopf & Härtel, 1876, S. 190.
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  52. Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt, zweite überarbeitete und erweiterte Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1996, ISBN 978-3-8154-2511-4, Seiten 22 und 23.
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  62. a b c d Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. Spektrum, Heidelberg/Berlin/Oxford 1988, ISBN 3-411-03155-7, S. 62.
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  109. Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1996, S. 27, Bild 1.11, Fig. 6.
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