Der Landkreis Simmern war eine im Jahr 1816 ursprünglich als Kreis Simmern vom Königreich Preußen geschaffene Verwaltungseinheit, die im heutigen Rheinland-Pfalz lag. Administrativ war er von 1816 bis 1945 dem preußischen Regierungsbezirk Koblenz in der 1822 gebildeten Rheinprovinz und von 1946 bis 1969 dem Land Rheinland-Pfalz zugehörig. Formell wurde die Bezeichnung „Landkreis Simmern“ nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, unabhängig davon waren davor und danach auch die jeweils andere Bezeichnung im Gebrauch. Im Rahmen der in der Mitte der 1960er Jahre begonnenen rheinland-pfälzischen Kommunalreform wurde der Landkreis Simmern 1969 aufgelöst. Die dem Landkreis angehörenden Städte Simmern und Kirchberg sowie 100 Ortsgemeinden wurden dem neu gebildeten Rhein-Hunsrück-Kreis zugeordnet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten (Stand 1969) | ||
Koordinaten: | 49° 59′ N, 7° 32′ O | |
Bestandszeitraum: | 1816–1969 | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Regierungsbezirk: | Koblenz | |
Verwaltungssitz: | Simmern/Hunsrück | |
Fläche: | 571,45 km2 | |
Einwohner: | 43.166 (30. Jun. 1968) | |
Bevölkerungsdichte: | 76 Einwohner je km2 | |
Kfz-Kennzeichen: | SIM | |
Kreisschlüssel: | 07 1 40 | |
Kreisgliederung: | 102 Gemeinden |
Geographie
BearbeitenDer Landkreis grenzte Anfang 1969 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Landkreise Sankt Goar, Kreuznach, Bernkastel, Zell (Mosel) und Cochem.
Geschichte
BearbeitenEntstehung
BearbeitenNachdem das Königreich Preußen im Jahre 1815 auf dem Wiener Kongress das Rheinland und damit auch Teile des von 1794 bis 1814 unter französischer Hoheit stehenden linksrheinische Gebietes zugesprochen bekommen hatte, wurden am 22. April 1816 in den beiden rheinischen Provinzen sechs Regierungsbezirke eingerichtet. Die drei Bezirke Aachen, Trier und Koblenz wurden zur Provinz Niederrhein zusammengefasst und Koblenz zum Sitz des Oberpräsidenten bestimmt. Am 14. Mai 1816 wurde im Amtsblatt der königlichen Regierung zu Coblenz dann die Einteilung des Bezirks in 16 Kreise veröffentlicht,[1] von denen einer der Kreis Simmern war. Die neue Behörde sollte ab 20. Mai 1816 in Funktion treten. Für den Kreis Simmern änderte sich durch die Vereinigung der beiden Rheinprovinzen unter einem Oberpräsidenten (1822) nichts.
Bezogen auf die Besitzverhältnisse vor 1794 bestand der Kreis aus dem größten Teil des Fürstentums Simmern, aus einem Teil der vorderen und der hinteren Grafschaft Sponheim und aus dem reichsritterschaftlichen Flecken Gemünd. Während der französischen Verwaltung war das Gebiet von 1798 bis 1814 überwiegend auf die Kantone Simmern, Kastellaun und Kirchberg im Arrondissement Simmern dem Rhein-Mosel-Département verteilt.
Zum Kreis Simmern gehörten drei Städte (Simmern, Kirchberg und Castellaun), ein Flecken (Gemünden), 100 Dörfer, sieben Weiler und 14 Höfe. Die preußische Statistik von 1828 zählte zum Kreis 17 Katholische Kirchen, 17 Kapellen, 33 Evangelische Kirchen, 9 Simultankirchen, 5 Synagogen und 234 öffentliche Gebäude, weiterhin 47 katholische, 68 evangelische und 2 jüdische Elementarschulen sowie 1 Bürgerschule. Friedensgerichte waren in Simmern, Kirchberg und Castellaun.[2]
Verwaltungsmäßig war der Kreis in sechs Bürgermeistereien eingeteilt:
- Bürgermeisterei Simmern mit 1 Stadt (Simmern), 20 Dörfern, 3 Weilern, 5 Höfen und 33 Mühlen; 1828 lebten hier 7394 Einwohner.
- Bürgermeisterei Kirchberg mit 1 Stadt (Kirchberg), 18 Dörfern, 1 Hof und 29 Mühlen; 1828 lebten hier 5882 Einwohner.
- Bürgermeisterei Castellaun mit 1 Stadt (Castellaun), 25 Dörfern, 1 Weiler, 2 Höfen und 25 Mühlen; 1828 lebten hier 7085 Einwohner.
- Bürgermeisterei Gemünden mit 1 Flecken, 12 Dörfern und 19 Mühlen, welche 1828 zusammen 3518 Einwohner hatten.
- Bürgermeisterei Rheinbellen mit 10 Dörfern, 1 Weiler und 7 Mühlen, welche 1828 zusammen 4210 Einwohner hatten.
- Bürgermeisterei Ohlweiler mit 15 Dörfern, 2 Weilern, 6 Höfen und 9 Mühlen; 1828 lebten hier 4345 Einwohner.
Die Bürgermeistereien bestanden bis 1927 und wurden dann in Ämter umbenannt.
Verwaltungsreform
BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg kam der Landkreis Simmern zu dem 1946 neu gebildeten Land Rheinland-Pfalz. Im Rahmen der Mitte der 1960er Jahre begonnenen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde der Landkreis Simmern unter dem letzten Landrat Rudolf Rumetsch auf der Grundlage des Dritten Landesgesetzes über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz vom 12. November 1968 mit Wirkung vom 7. Juni 1969 aufgelöst und aus diesem zusammen mit Teilen der ebenfalls aufgelösten Landkreise Sankt Goar, Zell (Mosel) und Bernkastel der Rhein-Hunsrück-Kreis neu gebildet.[3]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1816 | 27.563 | [4] |
1838 | 35.734 | [5] |
1871 | 35.621 | [6] |
1885 | 35.601 | [6] |
1900 | 35.240 | [7] |
1910 | 36.156 | [7] |
1925 | 36.970 | [7] |
1939 | 36.363 | [7] |
1950 | 40.882 | [7] |
1960 | 40.300 | [7] |
1968 | 43.166 |
Landräte
Bearbeiten1816–1839Christian Ludwig Schmidt |
1840–1844Eduard von Moeller |
1844–1852Alexander von Arnim |
1852Heinrich Joseph Kampers (vertretungsweise) |
1852–1854Adolf Ernst von Ernsthausen |
1854–1867Friedrich Hardt |
1867–1872Otto Back |
1872–1875Walther Jentzsch |
1875–1894Alexander Wenderhold |
1894–1905Gustav Adolf von Beckerath |
1905–1914Paul Brandt |
1914–1921Otto Böhme |
1921–1931Wilhelm Josten |
1931–1936Justus Weihe |
1936Friedrich von Balluseck (kommissarisch) |
1937–1938Walter Tietje (kommissarisch) |
1938–1940Konrad Noell |
1940–1945Friedrich Ludwig Wagner |
1945–1946Lutwin Jülich |
1946–1947Hans Rinsch |
1947–1949Kurt Goebel |
1949–1950Hans Rinsch |
1950–1959Adolf Güngerich |
1959–1968Rudolf Rumetsch |
Städte und Gemeinden
BearbeitenZum Landkreis Simmern gehörten 1969 zwei Städte:
- Stadt Simmern/Hunsrück
- Stadt Kirchberg
und 100 Ortsgemeinden:
- Alterkülz
- Altweidelbach
- Argenthal
- Belgweiler
- Bell
- Beltheim
- Benzweiler
- Bergenhausen
- Biebern
- Bruschied
- Bubach
- Buch
- Budenbach
- Dichtelbach
- Dickenschied
- Dill
- Dillendorf
- Dorweiler
- Ebschied
- Ellern
- Erbach
- Frankweiler
- Fronhofen
- Gehlweiler
- Gemünden
- Gödenroth
- Hasselbach
- Hecken
- Heinzenbach
- Henau
- Heyweiler
- Hollnich
- Holzbach
- Horn
- Hundheim
- Kappel
- Kastellaun
- Keidelheim
- Kellenbach
- Kisselbach
- Kleinweidelbach
- Klosterkumbd
- Kludenbach
- Königsau
- Korweiler
- Krastel
- Külz
- Kümbdchen
- Laubach
- Laufersweiler
- Leideneck
- Liebshausen
- Maitzborn
- Mannebach
- Mengerschied
- Metzenhausen
- Michelbach
- Mörschbach
- Mörz
- Mutterschied
- Nannhausen
- Neuerkirch
- Nickweiler
- Nieder Kostenz
- Niederkumbd
- Ober Kostenz
- Ohlweiler
- Oppertshausen
- Pleizenhausen
- Ravengiersburg
- Rayerschied
- Reckershausen
- Reich
- Rheinböllen
- Riegenroth
- Riesweiler
- Rödern
- Rohrbach
- Roth
- Sabershausen
- Sargenroth
- Schlierschied
- Schneppenbach
- Schnorbach
- Schönborn
- Schwarzen
- Schwarzerden
- Sevenich
- Sohrschied
- Spesenroth
- Steinbach
- Tiefenbach
- Todenroth
- Uhler
- Unzenberg
- Völkenroth
- Wahlbach
- Wohnroth
- Womrath
- Wüschheim
Während des Bestehens des Landkreises verloren mehrere Gemeinden ihre Eigenständigkeit:
- Die Gemeinde Denzen wurde 1928 in die Stadt Kirchberg eingemeindet.
- Die Gemeinden Kisselbach diesseits und Kisselbach jenseits wurden am 1. April 1939 zur Gemeinde Kisselbach zusammengeschlossen.
- Die Gemeinden Neuerkirch diesseits und Neuerkirch jenseits wurden am 1. April 1939 zur Gemeinde Neuerkirch zusammengeschlossen.
- Die Gemeinde Panzweiler wurde am 1. April 1939 nach Gemünden eingemeindet.
Kfz-Kennzeichen
BearbeitenAm 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen SIM zugewiesen. Es wird im Rhein-Hunsrück-Kreis durchgängig bis heute ausgegeben.
Weblinks
Bearbeiten- Beschreibung des Kreises Simmern aus dem Jahre 1879
- Karte des Kreises Simmern aus dem Jahre 1879
- Landkreis Simmern Verwaltungsgeschichte und Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Alfred Oppenhoff: Vor 175 Jahren kamen die Preußen. In: Heimatjahrbuch 1991 des Landkreises Ahrweiler
- ↑ Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen, 1830, S. 600.
- ↑ Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 153 (PDF; 2,8 MB).
- ↑ Beiträge zur Statistik der Königl. Preussischen Rheinlande. 1829, S. 20, abgerufen am 11. November 2017.
- ↑ Die Rheinprovinz unter Preußen, Willemsen, 1842
- ↑ a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1885
- ↑ a b c d e f Michael Rademacher: Simmern. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.