Landwasser (Albula)

Nebenfluss der Albula

Das Landwasser, mitunter auch die Landwasser, ist ein 30,5 Kilometer (mit längstem Quellgewässer 38 Kilometer) langer Fluss im Flusssystem der Albula (rät. Alvra) im Kanton Graubünden, Schweiz. Es ist eines der Hauptquellgewässer des Alpenrheins. Das Landwasser trennt die Albula-Alpen von den Plessuralpen.

Landwasser
Totalpbach
Das Landwasser bei Davos-Islen, Richtung SW

Das Landwasser bei Davos-Islen, Richtung SW

Daten
Gewässerkennzahl CH: 300
Lage Westliche Ostalpen

Schweiz Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Albula → Hinterrhein → Rhein → Nordsee
Beginn als Landwasser oberhalb des Totalpsees
46° 50′ 18″ N, 9° 48′ 28″ O
Quellhöhe 2543 m ü. M.[1]
Mündung zwischen Filisur und Alvaneu Bad in die AlbulaKoordinaten: 46° 40′ 10″ N, 9° 39′ 48″ O; CH1903: 770227 / 171104
46° 40′ 10″ N, 9° 39′ 48″ O
Mündungshöhe 953 m ü. M.[1]
Höhenunterschied 1590 m
Sohlgefälle ca. 53 ‰
Länge ca. 30 km[1] ,
mit Dischmabach 38 km
Einzugsgebiet 293,12 km²[2]
Abfluss am Pegel Davos, Frauenkirch[3]
AEo: 184 km²
NNQ (1987)
MNQ 1978–2020
MQ 1978–2020
Mq 1978–2020
MHQ 1978–2020
HHQ (2019)
720 l/s
4,26 m³/s
5,45 m³/s
29,6 l/(s km²)
7,3 m³/s
53,3 m³/s
Abfluss am Pegel Mündung[2]
AEo: 293,12 km²
MQ
Mq
9,34 m³/s
31,9 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Flüelabach, Dischmabach, Sertigbach
Rechte Nebenflüsse Seewasser (vor 1922), Albertibach
Kleinstädte Davos
Landwasser (Albula) (Kanton Graubünden)
Landwasser (Albula) (Kanton Graubünden)
Quelle
Mündung
Quelle und Mündung des Landwassers
Landwasserviadukt bei Filisur

Landwasserviadukt bei Filisur

Das Landwassertal ist bekannt durch die Stadt Davos und die ihm auf ganzer Länge folgende Rhätische Bahn.

Landwasser ist eine alemannische Bezeichnung für den Talfluss, Land bezeichnet dabei den wirtschaftlich nutzbaren Talgrund oder auch das Haupttal im Gegensatz zu den Nebentälern. Ausser dem Davoser Landwasser, das in diesem Artikel abgehandelt wird, ist Landwasser auch amtlich für den Talfluss des bünderischen Malix (auch Rabiosa genannt) sowie den Talfluss der piemontesischen Walsergemeinde Rimella. Dialektal, aber nicht offiziell, werden oder wurden im Kanton Freiburg auch der Jaunbach, im Kanton Bern die Saane, die Simme und die Engstlige, in Graubünden der Averserrhein, der Valserrhein, die Plessur und die Landquart sowie in den norditalienischen Walsergebieten die Sesia, die Sermenza und die Lys Landwasser genannt.[4]

Geographie

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Verlauf des Landwassers im Kanton Graubünden

Das Landwasser folgt der Haupttallinie der Landschaft Davos. Der Name gilt ab dem früheren Zusammenfluss von Flüelabach und dem Seewasser, dem nicht mehr vorhandenen Bach, der den Davosersee entwässerte. Obwohl das Seewasser wesentlich kleiner war als der Flüelabach, wurde es auch selbst Landwasser genannt.[5] Heute fliesst der Davosersee, vom Totalpbach und anderen kleineren Bächen gespeist, zwecks Wasserkraftnutzung über Druckstollen zum Kraftwerk Klosters im Prättigau. Ihm wird unterirdisch bei Bedarf zusätzlich Wasser des Flüelabaches zugeleitet. Nur bei sehr hohem Wasserstand kann Seewasser durch ein Überlaufbauwerk auch noch das Landwasser erreichen.

Der wenig unterhalb mündende, etwa 15 Kilometer lange Dischmabach ist beim Zusammenfluss mit dem Landwasser wasserreicher und auch länger. Damit ist der Dischmabach der Hauptquellfluss des Landwasser-Systems, das so insgesamt rund 38 Kilometer Länge erreicht. Da der weitere Fliessweg bis zum Bodensee an allen Einmündungen der jeweils wasserreichere ist, ist das Landwasser mit dem Dischmabach hydrologisch der Hauptstrang des Alpenrhein-Systems, auch wenn dessen längster Fliessweg der Rein da Medel ist. Das Landwasser übertrifft die Albula an der Mündung nicht nur an Wasserführung (9,34 m³/s gegenüber 5,76 m³/s[2]), sondern auch an Fliesslänge, da die Albula einschliesslich ihres längsten Quellbaches Ava da Ravais-ch bis dahin nur etwa 21 Kilometer zurückgelegt hat.

Die grösste Ortschaft am Ufer ist Davos. Auf seinem Weg passiert das Landwasser die Zügenschlucht und wird zweimal von spektakulären Eisenbahnbrücken der Rhätischen Bahn überspannt: bei Davos Wiesen vom Wiesener Viadukt und dann vom Landwasserviadukt zwischen Filisur und Alvaneu Bad.

Die wichtigsten Nebentäler treffen spitzwinklig auf das Haupttal des Landwassers; ein Hinweis darauf, dass das obere Landwasser einst in Gegenrichtung floss. Das Tal nahm damals wenig oberhalb der erst später entstandenen Zügenschlucht seinen Anfang und ging in das Tal des heutigen Prättigau über.

Einzugsgebiet

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Das 293,11 km² grosse Einzugsgebiet des Landwassers liegt in den Albula-Alpen und Plessuralpen und wird über die Albula, den Hinterrhein und den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es besteht zu 24,8 % aus bestockter Fläche, zu 33,8 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 2,2 % aus Siedlungsfläche und zu 39,3 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die maximale Höhe des Einzugsgebietes beträgt 3093 m ü. M.[6]

Zuflüsse

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Zuflüsse von der Quelle zur Mündung mit Längenangaben in km, Einzugsgebietsgrösse in km² und dem mittleren Abfluss (MQ) in m³/s[7]

  • Flüelabach (links) 12,4 km, 35,01 km², 1,18 m³/s
  • Dorfbach (rechts), 3,5 km
  • Schiabach (rechts), 23,6 km
  • Dischmabach (links), 16,3 km, 53,6 km², 1,82 m³/s
  • Geisslochbach (links), 1,5 km
  • Guggerbach (rechts), 3,7 km
  • Bolgenbächli (links), 1,9 km
  • Karjölerbächli (links), 2,2 km
  • Albertibach (rechts), 3,6 km, 4,38 km², 0,15 m³/s
  • Bildjibach (rechts), 3,7 km, 1,32 km²
  • Maienbächli (links), 2,0 km
  • Gebrunstbächli (links), 2,4 km
  • Frauenbach (rechts), 3,6 km, 2,21 km²
  • Sertigbach (links), 8,9 km (mit Chüealpbach 13,4 km) 47,2 km², 1,57 m³/s
  • Sutzibach (rechts), 5,4 km, 5,19 km², 0,20 m³/s
  • Grabentobel(bach), 2,4 km, 1,32 km²
  • Chummerbach (rechts), 4,6 km, 6,01 km², 0,23 m³/s
  • Bärentalerbach (rechts), 5,0 km, 7,09 km²
  • Rieberbach (links), 3,0 km, 1,75 km²
  • Läidbach (Leidbach) (links), 3,5 km, 4,71 km², 0,16 m³/s
  • Monsteinerbach (links), 1,2 km (mit Inneralpbach 5,4 km) 19,1 km², 0,65 m³/s
  • Tälibach (links), 1,7 km, 3,76 km², 0,13 m³/s
  • Chüetobelbach (links), 2,4 km, 2,71 km²,
  • Brüggentobelbach (rechts), 4,9 km, 17,03 km², 0,52 m³/s
  • Tieftobelbach (rechts), 3,2 km, 5,63 km²
  • Schmittnerbach (rechts), 4,7 km, 10,55 km², 0,29 m³/s

Hydrologie

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Bei der Mündung des Landwassers in die Albula beträgt seine modellierte mittlere Abflussmenge (MQ) 9,34 m³/s. Sein Abflussregimetyp ist nival alpin[8] und seine Abflussvariabilität[9] beträgt 18.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ) des Landwassers in m³/s[10]

Wirtschaft und Verkehr

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Wasserkraft

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Das Landwasser bei Glaris, Restwasser nach Wasserableitung
 
Landwassertal, historisches Luftbild von Werner Friedli (1954)

Nach den Ableitungen von Zuflüssen im Bereich des Davosersees wird ein weiterer Teil des Landwassers bei Davos-Glaris zwecks Nutzung der Wasserkraft gefasst und über einen Druckstollen zum etwa 10 Kilometer entfernten Kraftwerk der Albula-Landwasser Kraftwerke (ALK) in Filisur (65 MW Leistung) geführt.

Das abgearbeitete Wasser aus dem Ausgleichsbecken Filisur wird über einen 8,6 Kilometer langen Druckstollen dem ALK-Kraftwerk in Tiefencastel (24 MW) zugeführt und dort der Albula zugeleitet.

Brücken

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RhB Eisenbahnbrücke (Brombenzbrücke) über das Landwasser, Davos Monstein GR

Das Landwasser wird von rund 50 Brücken überspannt. Sechs Eisenbahnbrücken der Rhätischen Bahn überqueren den Fluss – die bedeutendsten sind der Brombenzviadukt (1908) in der Zügenschlucht, der Wiesener Viadukt (1909) und der Landwasserviadukt (1903). Die Jenisbergbrücke (1906) ist im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) aufgeführt.

1949 hat die Schweizerische Post eine Sechzig-Rappen-Briefmarke des Landwasser Eisenbahnviadukts herausgegeben.[11]

Literatur

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Commons: Landwasser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. a b c Landwasser beim Zusammenfluss mit der Albula auf map.geo.admin.ch. Abgerufen am 3. November 2024.
  3. Abflussdaten: Messstelle: Landwasser - Davos, Frauenkirch (2355). (PDF) 1978–2020. In: BAFU Hydrodaten. BAFU, abgerufen am 16. Oktober 2024 (Stationsseite).
  4. Schweizerisches Idiotikon Bd. III Sp. 1297, Artikel Land (Bed. 3); Bd. XVI Sp. 1820, Artikel Land-Wasser.
  5. R. Keller: Niederschlag, Abfluss und Verdunstung im Schweizer Hochgebirge. Zum Lebenswerk von Otto Lütschg-Lötscher in: Erdkunde IV, 1950, S. 54–67, darin Kapitel 3: Die Wasserwirtschaft im Hochgebirge am Beispiel des Hochtales von Davos
  6. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Landwasser. Abgerufen am 3. November 2024.
  7. Die Längenangaben, Einzugsgebietsgrössen und die Werte zum mittleren Abfluss nach swisstopo.
  8. Martin Pfaundler, Rolf Weingartner, Robert Diezig: „Versteckt hinter den Mittelwerten“ – die Variabilität des Abflussregimes. In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung (HyWa). Jg. 50, Heft 3, 2006, S. 116–123, hier Tabelle auf S. 119 (Download [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 3. November 2024]). Abrufbar unter Gesamtes HyWa Heft 3, 2006..
  9. Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.
  10. Mittlere Abflüsse und Abflussregimetyp für das Gewässernetz der Schweiz: Landwasser. Bundesamt für Umwelt (BAFU), abgerufen am 3. November 2024.
  11. Schweizer Briefmarken - Landwasser Eisenbahnviadukt. In: ok24.ch. Abgerufen am 19. Februar 2024.