Liste der Kreise im Kurfürstentum Hessen (1821)
Die Liste der Kreise im Kurfürstentum Hessen ist zum überwiegenden Teil dem amtlichen Verzeichnis von 1821[1] entnommen. So weit möglich ist die Original-Schreibweise beibehalten worden.
Geschichte
Bearbeiten1821 wurde das Kurfürstentum ein einheitlicher Staat – es war nun nicht mehr, wie zuvor, eine Anzahl von Herrschaften (z. B. Großherzogtum Fulda oder das Fürstentum Hanau usw., jede selbständig und nur durch die Person des Monarchen verbunden). Justiz und Verwaltung wurden als Folge einer langen Entwicklung endgültig getrennt (Trennung von Justiz und Verwaltung; Gewaltenteilung), und für die innere Staatsverwaltung wurde das Staatsgebiet neu in Provinzen, Kreise und Gerichtsbezirke (Justizämter) eingeteilt. Die kurhessischen Kreise wurden nach dieser Verwaltungsreform (Funktional- und Territorialreform) aus Landgerichten, Ämtern, Justizämtern und Gerichten geschaffen.
Nach nur acht Jahren wurde bereits 1829 der Kreis Salmünster aufgelöst. 1848 wurden die Kreiseinteilung insgesamt aufgehoben und der Staat in Bezirke eingeteilt. Bereits 1851 wurde auch die Bezirkseinteilung wieder aufgehoben und die Kreiseinteilung wieder hergestellt.
Die Kreise erfuhren dann nach der preußischen Annexion 1866 geringe territoriale Veränderungen. Das Kurfürstentum Hessen (und das Herzogtum Nassau) wurden „für immer“ mit der preußischen Monarchie vereinigt[2] und die Preußische Verfassung wurde am 1. Oktober 1867 in den annektierten Gebieten in Kraft gesetzt.[3] Aus anderen Staaten (Königreich Bayern und Großherzogtum Hessen) wurden lediglich Gebiets- und Ortsteile annektiert.[4] Diese wurden zwar mit der Preußischen Monarchie ebenfalls für immer vereinigt, die Zuteilung zu einem Kreis erfolgte aber meist erst später. Erst durch die preußische Kreisordnung, für Hessen-Nassau 1885 eingeführt,[5] wurden die ehemaligen kurhessischen Kreise mit geringfügigen Änderungen neu zugeschnitten.
Da die Kreise bis zum 1. April 1886 keine Selbstverwaltungskörperschaften waren, betraf die Annexion die Gemeindeverfassung zunächst nicht. Im ehemaligen Kurfürstentum Hessen (Gemeindeordnung von 1834[6]) und im Herzogtum Nassau (Gemeindegesetz 1854[7]) galten die bisherigen Gemeindeordnungen weiterhin fort. Auch in den erworbenen Gebietsteilen aus anderen Staaten (Königreich Bayern und Großherzogtum Hessen) galten die zum Zeitpunkt der Besitzergreifung (Eingliederung) geltenden Gemeindeordnungen (z. B. die bayerische Gemeindeverfassung[8][9] für die Gemeinden in dem Bezirk Gersfeld[10] und dem Bezirk Orb[11] oder die hessen-darmstädtische für die Gemeinden im Kreis Vöhl[12]). Eine Selbstverwaltung der Kreise (neben der Funktion als Bezirk der inneren Verwaltung) wurde erst durch § 2 der Kreisordnung für die Provinz Hessen-Nassau vom 7. Juni 1885 eingeführt.[13]
A. Provinz Niederhessen mit Schaumburg
BearbeitenLaufende Nummer |
Bezeichnung des Kreises | Bezeichnung der einzelnen Bestandtheile | Einwohner (1821) |
---|---|---|---|
I. | Kreis Cassel | a) Residenzstadt Cassel,
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48.233 |
II. | Kreis Hofgeismar | a) Amt Hofgeismar:
b) Amt Grebenstein:
c) Amt Sababurg:
d) Amt Carlshafen mit dem Amte Trendelburg:
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30.727 |
III. | Kreis Wolfhagen | a) Amt Wolfhagen mit dem Amte Zierenberg:
b) Amt Volkmarsen:
c) Amt Naumburg: wie bisher.
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21.039 |
IV. | Kreis Fritzlar | a) Amt Fritzlar:
b) Amt Gudensberg, wie bisher, c) Amt Jesberg:
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24.194 |
V. | Kreis und Landgericht Homberg |
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16.736 |
VI. | Kreis Melsungen | a) Amt Melsungen:
b) Amt Felsberg, wie bisher, c) Amt Spangenberg (ohne Beisförth und Binsföhrt, Gericht Schemmern mit Diemerode, Eltmannsee u. Friemen). |
24.782 |
VII. | Kreis Witzenhausen | a) Amt Witzenhausen mit Grosalmerode
b) Stadt Witzenhausen und Amt Ludwigstein, wie bisher c) Amt Lichtenau, wie bisher d) Amt Allendorf (ohne Bergfreiheit Abterode). |
25.057 |
VIII. | Kreis Eschwege | a) Kurfürstl. Amt Eschwege:
b) Fürstl. Rotenburgisches Amt Eschwege, wie bisher, c) Amt Bischhausen:
d) Amt Bilstein (ohne Albungen, Frankershausen, Niddawitzhausen und Wipperode), e) Amt Germerode (ohne Schwalbenthal), f) Amt Wanfried, wie bisher, g) Amt Netra, wie bisher. |
34.551 |
IX. | Kreis Rotenburg | a) Kurfürstl. Amt Rotenburg mit Nentershausen und Neuenstein:
b) u. c) Fürstlich-rotenburgisches Ober- und Unter-Amt, wie bisher, d) Amt Sontra, wie bisher. |
29.071 |
X. | Kreis Schaumburg | a) Landgericht Rinteln:
b) Amt Oldendorf:
c) Amt Obernkirchen (ohne Pohle), d) Amt Rodenberg:
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27.202 |
Laufende Nummer |
Bezeichnung des Kreises | Bezeichnung der einzelnen Bestandtheile | Einwohner (1821) |
---|---|---|---|
I. | Kreis Marburg. | a) Landgericht Marburg:
b) Amt Wetter:
c) Amt Frohnhausen mit Treis an der Lumbde:
|
31.455 |
II. | Kreis Kirchhain. | a) Amt Kirchhain mit dem Amte Amöneburg,
b) Amt Rauschenberg:
c) Amt Neustadt:
|
22.094 |
III. | Kreis Frankenberg. | a) Amt Frankenberg:
b) Amt Rosenthal mit Haina:
|
17.385 |
IV. | Kreis Ziegenhain. | a) Amt Ziegenhain:
b) Amt Treysa:
c) Amt Neukirchen:
d) Amt Oberaula:
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29.234 |
Laufende Nummer |
Bezeichnung des Kreises | Bezeichnung der einzelnen Bestandtheile | Einwohner (1821) |
---|---|---|---|
I. | Kreis Fulda. | a) Landgericht Fulda:
b) Amt Großenlüder, wie bisher, c) Amt Neuhof (ohne Kerzell, Löschenrod und Ziegel). |
28.884 |
II. | Kreis Hünfeld. | a) Amt Hünfeld:
b) Amt Burghaun, wie bisher, c) Amt Eiterfeld (ohne Rasdorf). |
24.545 |
III. | Kreis Hersfeld. | a) Landgericht Hersfeld:
b) Amt Friedewald:
|
27.002 |
IV. | Kreis Schmalkalden. | a) Landgericht Schmalkalden:
b) Amt Brotterode:
c) Amt Steinbach, wie bisher.[14] |
22.317 |
Laufende Nummer |
Bezeichnung des Kreises | Bezeichnung der einzelnen Bestandtheile | Einwohner (1821) |
---|---|---|---|
I. | Kreis Hanau. | a) Landgericht Hanau:
b) Amt Bergen, wie bisher c) Amt Dorheim, wie bisher. Nach der Auflösung des Kreises Salmünster wird das Amt Langenselbold (aus dem Kreis Gelnhausen) ab 1830 in den Kreis Hanau eingegliedert. Quelle: Ausschreiben des Staatsministeriums vom 23sten November 1829, wegen der Veränderung einer Kreis-Eintheilung in der Provinz Hanau, Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen. Jahr 1829 – Nr. X. – November., (kurhessGS 1829) S. 80 |
31.651 |
II. | Kreis Gelnhausen. | a) Amt Gelnhausen (bisher Altenhaßlau),
b) Amt Bieber, wie bisher, c) Gericht Meerholz, wie bisher, d) Gericht Langenselbold, wie bisher. Nach der Auflösung des Kreises Salmünster 1830 werden die Ämter Wächtersbach und Birstein in den Kreis Gelnhausen eingegliedert und das Amt Langenselbold (aus dem Kreis Gelnhausen) in den Kreis Hanau ausgegliedert. Quelle: Ausschreiben des Staatsministeriums vom 23sten November 1829, wegen der Veränderung einer Kreis-Eintheilung in der Provinz Hanau, Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen. Jahr 1829 – Nr. X. – November., (kurhessGS 1829) S. 80 |
18.168 |
III. | Kreis Salmünster. | a) Amt Salmünster (ohne Herolz, Sannerz und Weiperts),
b) Gericht Wächtersbach, wie bisher, c) Gericht Birstein, wie bisher. Seit 1830 ist der Kreis Salmünster aufgelöst: a) das Amt Salmünster nebst dem Gerichte Romsthal wird mit dem Kreis Schlüchtern, b) die Ämter Wächtersbach und Birstein (aus dem Kreise Salmünster) werden mit dem Kreis Gelnhausen, c) das Amt Langenselbold (aus dem Kreis Gelnhausen) wird mit dem Kreis Hanau Quelle: Ausschreiben des Staatsministeriums vom 23sten November 1829, wegen der Veränderung einer Kreis-Eintheilung in der Provinz Hanau, Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen. Jahr 1829 – Nr. X. – November, (kurhessGS 1829) S. 80 |
15.522 |
IV. | Kreis Schlüchtern. | a) Amt Steinau:
b) Amt Schwarzenfels:
Nach der Auflösung des Kreises Salmünster 1830 wird das Amt Salmünster nebst dem Gerichte Romsthal mit dem Kreis Schlüchtern vereinigt. Quelle: Ausschreiben des Staatsministeriums vom 23sten November 1829, wegen der Veränderung einer Kreis-Eintheilung in der Provinz Hanau, Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen. Jahr 1829 – Nr. X. – November., (kurhessGS 1829) S. 80 |
18.647 |
Anmerkung: Diejenigen Orte, außer dem Sitze des Landgerichtes, Justizamtes oder Amts-Assistenten, an welchen periodisch ein Gerichtstag zu halten ist, werden durch besondere Verfügungen bestimmt werden.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August., (kurhessGS 1821) S. 70–77
- ↑ § 1 Gesetz, betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstenthums Hessen, des Herzogthums Nassau und der freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866, Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten (preußGS 1866) S. 555
- ↑ § 2 Gesetz, betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstenthums Hessen, des Herzogthums Nassau und der freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866, Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten (preußGS 1866) S. 555
- ↑ Gesetz, betreffend die Vereinigung bisher Bayerischer und Großherzoglicher Hessischer Gebietstheile mit der Preußischen Monarchie vom 24. Dezember 1866, Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, (preußGS 1866) S. 876: § 1 Nr. 4 (Landgrafschaft Hessen-Homburg), § 1 Nr. 5 (Kreis Biedenkopf), § 1 Nr. 6 (Kreis Vöhl, einschließlich der Enklaven Eimelrod und Höringhausen), § 1 Nr. 7 (Gemeinden im nordwestlichen Teil des Kreises Gießen: Frankenbach, Krumbach, Königsberg, Fellingshausen, Bieber, Haina, Rodheim, Waldgirmes, Naunheim und Hermannstein mit ihren Gemarkungen), § 1 Nr. 8 (der Ortsbezirk Rödelheim) und § 1 Nr. 9 (der bisher unter großherzoglich Hessischer Souveränität stehende Teil des Ortsbezirks Nieder-Ursel)
- ↑ Kreisordnung für die Provinz Hessen-Nassau vom 7. Juni 1885, § 1 Abs. 1: An die Stelle der bisherigen Kreise treten als Verwaltungsbezirke die in der Anlage A bezeichneten Verwaltungsbezirke Verzeichnis der Kreise, s. S. 175
- ↑ Sammlung von Gesetzen, Verordnungen, Ausschreiben und anderen allgemeinen Verfügungen für Kurhessen, Band 7 in der Google-Buchsuche
- ↑ Verordnungsblatt des Herzogtums Nassau, Band 46 in der Google-Buchsuche
- ↑ Verordnung: Die künftige Verfassung und Verwaltung der Gemeinden im Königreiche betreffend. Vom 17. May 1818, Gesetzblatt für das Königreich Baiern. V. Stück. München, Mittwoch, den 20. May 1818, (bayGBl. 1818) S. 49–96
- ↑ Gesetz vom 1. July 1834, die Revision der Verordnung vom 17. May 1818, die Verfassung und Verwaltung der Gemeinden betreffend, Gesetzblatt für das Königreich Bayern, No. 15, München, den 11. July 1834, (bayGBl. 1834) S. 109–130
- ↑ § 1 Nr. 1 Gesetz, betreffend die Vereinigung bisher Bayerischer und Großherzoglicher Hessischer Gebietstheile mit der Preußischen Monarchie vom 24. Dezember 1866, Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten (preußGS 1866) S. 876
- ↑ § 1 Nr. 2 Gesetz, betreffend die Vereinigung bisher Bayerischer und Großherzoglicher Hessischer Gebietstheile mit der Preußischen Monarchie vom 24. Dezember 1866, Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten (preußGS 1866) S. 876
- ↑ Gesetz die Gemeinde-Ordnung betreffend vom 30. Juni 1821, Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt (Nr. 29), (RegBl. 1821) S. 355–376
- ↑ Kreisordnung für die Provinz Hessen-Nassau vom 7. Juni 1885, § 2: Jeder Kreis bildet nach näherer Vorschrift dieses Gesetzes einen Kommunalverband zur Selbstverwaltung seiner Angelegenheiten mit den Rechten einer Korporation. S. S. 175; Inkrafttreten des Gesetzes am 1. April 1886 (§ 118 Abs. 1 Kreisordnung), s. S. 173
- ↑ Alexander Köbrich Geschichte von Steinbach - und Amt Hallenberg (Selbstverlag des Verfassers) Steinbach-Hallenberg 1894 S. 44–62