Liste der Stolpersteine in der Provinz Pistoia
Die Liste der Stolpersteine in der Provinz Pistoia enthält die Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig in der Provinz Pistoia verlegt wurden. Diese Provinz befindet sich in der italienischen Region Toskana. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers.
Die ersten Verlegungen in dieser Provinz erfolgten am 27. Januar 2022 in Montecatini Terme. Die italienische Übersetzung des Begriffes Stolpersteine lautet: Pietre d’inciampo.
Verlegte Stolpersteine
BearbeitenLamporecchio
BearbeitenIn Lamporecchio wurden vier Stolpersteine an einer Adresse verlegt.
Stolperstein | Übersetzung | Verlegeort | Name, Leben |
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IN LAMPORECCHIO WOHNTE ENRICO MENASCI GEBOREN 1860 VERHAFTET 26.1.1944 DEPORTIERT AUSCHWITZ ERMORDET 1944 |
Via Costituzione, 11 vor dem Teatro Communale |
Enrico Menasci wurde am 8. Juni 1860 in Livorno geboren. Seine Eltern waren Raffaele Menasci und Ernesta Pacifico. Er wurde Professor für Pädiatrie an der Universität von Pisa. Verheiratet war Menasci mit Irma Rignani. Das Paar hatte zwei Kinder, Ernesta (geboren 1895) und Raffaelo (geboren 1896). Am 26. Januar 1944 wurde Menasci verhaftet, in Florenz inhaftiert und in das Durchgangslager Fossoli überstellt. Von dort wurde er am 22. Februar 1944 mit dem Konvoi Nr. 8 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Konvoi erreichte Auschwitz am 26. Februar 1944. Enrico Menasci hat die Shoah nicht überlebt.[1]
Seine Tochter Ernesta und deren Sohn Nino Giorgio Piperno sowie sein Sohn Raffaelo und dessen Sohn Enrico wurden im Oktober 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Alle vier wurden ebenfalls vom NS-Regime ermordet. | |
IN LAMPORECCHIO WOHNTE ALDO MOSCATI GEBOREN 1914 VERHAFTET 26.1.1944 DEPORTIERT AUSCHWITZ BEFREIT |
Via Costituzione, 11 vor dem Teatro Communale |
Aldo Moscati wurde am 17. Juni 1914 in Livorno geboren. Seine Eltern waren Pacifico Moscati und Matilde Cammeo. Er hatte zumindest einen Bruder, Giorgio (geboren 1917). Aldo Moscati wurde Arzt. Die Familie flüchtete nach Lamporecchio, die Brüder wurden dort am 26. Januar 1944 gefangen genommen. Zuerst waren beide im Gefängnis von Pistoia inhaftiert, dann wurden sie in die Murate von Florenz überstellt, später in das Durchgangslager Fossoli. Am 22. Februar 1944 wurden Aldo und Giorgio Moscati mit dem Konvoi No. 8 aus Fossoli in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Konvoi erreichte Auschwitz am 26. Februar 1944. Aldo Moscati erhielt die Häftlingsnummer 174534. In Auschwitz lernte er Primo Levi kennen, es entwickelte sich eine Freundschaft. In Devoto's Oral Archive (1987-1989)[2] finden sich einige Zitate von Aldo Moscati, darunter dieses:
Er war zuerst im Transport- und Kabelkommando, danach musste er als Pfleger im Lazarett miterleben, wie ihm ein Häftling nach dem anderen wegstarb, aus Mangel an Nahrung, an Medikamenten und an Hygiene. Aldo Moscati selbst konnte die KZ-Haft überleben und wurde am 27. Januar 1945 befreit. Er kehrte am 28. August 1945 nach längerer Rekonvaleszenzphase in die Heimat zurück.[3][4] Sein Bruder wurde unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz vom NS-Regime im Rahmen der Shoah ermordet. | |
IN LAMPORECCHIO WOHNTE GIORGIO MOSCATI GEBOREN 1917 VERHAFTET 26.1.1944 DEPORTIERT AUSCHWITZ ERMORDET 1944 |
Via Costituzione, 11 vor dem Teatro Communale |
Giorgio Moscati wurde am 18. April 1917 in Livorno geboren. Seine Eltern waren Pacifico Moscati und Matilde Cammeo. Er hatte zumindest einen Bruder, Aldo (geboren 1914). Die Familie flüchtete nach Lamporecchio, die Brüder wurden dort am 26. Januar 1944 gefangen genommen. Zuerst waren beide im Gefängnis von Pistoia inhaftiert, dann wurden sie in das Durchgangslager Fossoli überstellt. Am 22. Februar 1944 wurden Aldo und Giorgio Moscati mit dem Konvoi No. 8 aus Fossoli in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Konvoi erreichte Auschwitz am 26. Februar 1944. Giorgio Moscati wurde unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz vom NS-Regime im Rahmen der Shoah ermordet.[5]
Sein Bruder wurde mit der Häftlingsnummer 174534 registriert, konnte die KZ-Haft überleben und wurde am 27. Januar 1945 befreit. Er kehrte danach in die Heimat zurück. | |
IN LAMPORECCHIO WOHNTE ILDEBRANDO TREVI GEBOREN 1876 VERHAFTET 27.1.1944 DEPORTIERT AUSCHWITZ ERMORDET 1944 |
Via Costituzione, 11 vor dem Teatro Communale |
Ildebrando Trevi wurde am 18. Oktober 1876 in Ancona geboren. Seine Eltern waren Vitale Trevi und Adelaide Naccamu. Er hatte zumindest eine Schwester, Enrichetta (geboren 1865). Trevi heiratete Argia Forlì.[6] Das Paar hatte vier Kinder, Arduina, Magda, Giacomo (1916–1995) und Giorgio. Bis 1910 lebte die Familie in Ferrara. Ildebrando Trevi führte dort ein Geschäft für Stempel und Schreibmaschinen. Er war antifaschistisch und liberal eingestellt, auf Grund dessen, erfolgten mehrere Strafrazzien im Geschäft. Er wurde schließlich denunziert und am 27. Januar 1944 in San Baronto verhaftet, einem Dorf im Norden von Lamporecchio. Er wurde in das Durchgangslager Fossoli überstellt und von dort am 22. Februar 1944 mit Konvoi No. 8 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ildebrando Trevi wurde unmittelbar nach Eintreffen des Konvois in Auschwitz, am 26. Februar 1944, in einer der Gaskammern ermordet.[7]
Seine Schwester wurde am 7. September 1944 ebenfalls in Auschwitz ermordet.[8] Seine Frau und Kinder konnten die Shoah in Verstecken überleben. Argia Forlì sollte kurz nach ihrem Mann verhaftet werden, ihr Schwiegersohn holte sie rechtzeitig weg. Ildebrando Trevis Sohn Giacomo war anfänglich bis 1938 in faschistischen Jugendverbänden Mitglied, änderte aber seine Haltung nach Einführung der Rassengesetze und wurde im Widerstand aktiv. Er wurde 1939 verhaftet und bis 1943 inhaftiert. Auch Giorgio Trevi wurde im Widerstand aktiv, beide Söhne gehörten den Gruppi di Azione Patriottica an und entgingen am 23. März 1944 in Rom nur knapp der Verhaftung. Giacomo Trevi heiratete in den Nachkriegsjahren, 1958 bekam er einen Sohn, dem er den Namen Ildebrando gab. Im Jahr 1994, kurz vor seinem Tod, erhielt er die Ehrenbürgerschaft von Urbisaglia.[9][10] Ildebrando Trevis Name findet sich auch auf der Gedenktafel für die ermordeten Juden von Ferrara, angebracht an der dortigen Synagoge in der Via Mazzini, 95. |
Montecatini Terme
BearbeitenIn Montecatini Terme wurden an einer Adresse fünf Stolpersteine verlegt.
Verlegedaten
BearbeitenDie Stolpersteine der Provinz Pistoia wurden an folgenden Tagen verlegt:
Weblinks
Bearbeiten- Stolpersteine.eu, Demnigs Website
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ CDEC: Menasci, Enrico, abgerufen am 16. Juli 2022
- ↑ DEVOTO’S ORAL ARCHIVE (1987-1989), abgerufen am 16. Juli 2022
- ↑ CDEC: Moscati, Aldo, abgerufen am 16. Juli 2022
- ↑ La seconda guerra mondiale a Lamporecchio, abgerufen am 16. Juli 2022
- ↑ CDEC: Moscati, Giorgio, abgerufen am 16. Juli 2022
- ↑ CDEC: Forlì, Argia, abgerufen am 15. Juli 2022
- ↑ CDEC: Trevi, Ildebrando, abgerufen am 15. Juli 2022
- ↑ CDEC: Trevi, Enrichetta, abgerufen am 15. Juli 2022
- ↑ CDEC: Trevi, Giacomo, abgerufen am 15. Juli 2022
- ↑ Campo di Urbisaglia: Giacomo Trevi, abgerufen am 15. Juli 2022
- ↑ Un’intera famiglia uccisa ad Auschwitz. Le Pietre d’inciampo ricordano quella strage, abgerufen am 25. Mai 2022
- ↑ Le pietre della Memoria Il ricordo dei deportati, abgerufen am 25. Mai 2022