Musikjahr 1735

Übersicht über die Ereignisse in der Musik im Jahre 1735

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Weitere Ereignisse

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1735.

Musikjahr 1735
Senesino Der italienische Kastrat Senesino (hier 1735 auf einem Schabkunstblatt des flämischen Künstlers Alexander van Haecken nach einem Gemälde von Thomas Hudson) ist von 1733 bis 1737 ein Zugpferd der Opera of the Nobility in London.

Ereignisse

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Johann Sebastian Bach

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  • Johann Sebastian Bach ist seit dem 30. Mai 1723 Thomaskantor und musikalischer Leiter der Thomaskirche in Leipzig. Außerdem hat er 1729 die Leitung des 1701 von Georg Philipp Telemann gegründeten Collegium musicum übernommen. Durch die zusätzliche Leitung des Kollegiums erweitert er seine Wirkungsmöglichkeiten im Leipziger Musikleben beträchtlich. Mit diesem studentischen Ensemble führt er deutsche und italienische Instrumental- und Vokalmusik auf, darunter seine eigenen in Weimar und Köthen entstandenen Konzerte, die er später auch zu Cembalokonzerten mit bis zu vier Solisten umarbeiten wird. Die Konzerte finden ein- bis zweimal pro Woche im Zimmermannischen Caffee-Hauß (1943 kriegszerstört) oder im dazugehörigen Garten statt.
  • 01. Januar: Am Neujahrstag wird Teil IV des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach unter anderem mit der Kantate Laßt uns sorgen, laßt uns wachen vom Thomanerchor in Leipzig uraufgeführt.
  • 02. Januar: Teil V des Weihnachtsoratoriums hat seine Uraufführung. Er enthält unter anderm die Arie Erleucht auch meine finstre Sinnen, das einzige Stück des Oratoriums, das nicht vom Continuo begleitet wird. Die Komposition ist eine tiefer gesetzte Parodie auf Bachs weltliche Bourrée-Arie, Durch die von Eifer entflamm(e)ten Waffen aus der Kantate Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen aus dem Vorjahr.
  • 06. Januar: Teil VI des Weihnachtsoratoriums wird uraufgeführt.
  • 30. Januar: Die Kirchenkantate Wär Gott nicht mit uns diese Zeit (BWV 14) von Johann Sebastian Bach auf das Kirchenlied von Martin Luther hat ihre Uraufführung.
  • 19. Mai (Christi Himmelfahrt): Das Oratorium Lobet Gott in seinen Reichen (BWV 11) von Johann Sebastian Bach hat wahrscheinlich seine Uraufführung. Textdichter ist vermutlich Picander.
  • Johann Sebastian Bach veröffentlicht im bedeutenden Nürnberger Verlag von Christoph Weigel jun. den zweiten Teil seiner Clavierübung, bestehend aus dem Italienischen Konzert F-Dur und der Französischen Ouvertüre h-Moll unter dem Originaltitel:
    Zweyter Theil der / Clavier Ubung / bestehend in / einem Concerto nach Italiaenischen Gusto / und / einer Overture nach Französischer Art / vor ein / Clavicymbel mit zweyen / Manualen. / Denen Liebhabern zur Gemuths-Ergötzung verfertiget. / von / Johann Sebastian Bach / Hochfürstl: Saechss: Weissenfelss:Capellmeistern. / und / Directore Chori Musici Lipsiensis. / in Verlegung / Christoph Weigel Junioris. Beim Italienischen Konzert (Originaltitel Concerto nach italiaenischen Gusto, BWV 971) handelt sich um ein dreisätziges Werk für zweimanualiges Cembalo in F-Dur, das sowohl in Bachs Gesamtwerk als auch gattungsgeschichtlich eine Ausnahmerolle hat. Als eines der wenigen Instrumentalkonzerte ohne Orchesterbegleitung soll diese durch Verwendung der Manuale respektive Klangfarben nachgeahmt werden. Das Werk ist stark von der Musik des italienischen Barock beeinflusst und ist Resultat der langjährigen Beschäftigung Bachs mit diesem Stil.
  • Johann Sebastian Bach wird zum achtzehnten Mal Vater. Das elfte gemeinsame Kind mit seiner zweiten Frau Anna Magdalena Bach, Johann Christian, der Mailänder oder Londoner Bach (1735–1782), wird geboren.
  • Johann Sebastian Bach erstellt eine Chronik über den „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ mit Kurzbiographien von 53 Familienmitgliedern.
  • Bach nimmt eine Orgelbegutachtung der Orgel von Johann Friedrich Wender in der Marienkirche Mühlhausen vor.

Georg Friedrich Händel

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  • Georg Friedrich Händel, der 1729 gemeinsam mit Johann Jacob Heidegger die „zweite Opernakademie“ gegründet hat, ist musikalischer Direktor dieser Nachfolgeorganisation der Royal Academy of Music.
  • Händel wohnt seit Juli/August 1723 in London in der 25 Brook Street und bewohnt hier bis zu seinem Tod im Jahr 1759 zwei Stockwerke. Nahezu alle Werke, die seit 1723 entstehen, werden in diesem Haus komponiert. Auch die Vorbereitungen der Aufführungen finden oft im Händelschen Dining Room statt.
  • Für die Theatersaison 1735 gelingt es Händel, sich die Mitwirkung der berühmten Balletttruppe von Marie Sallé zu sichern, die in London gastiert. Mit den Opern Ariodante und Alcina schafft er in diesem Jahr zwei seiner Meisterwerke, die sich wegen ihrer aufwendigen Chor- und Ballettauftritte auch an szenischer Attraktivität mit den Kassenschlagern der Konkurrenz in London messen können.
  • 08. Januar: Das Dramma per musica Ariodante von Georg Friedrich Händel hat unter den Augen von König George II. und seiner Gattin Caroline seine Uraufführung am Theatre Royal in Covent Garden in London und wird ein Erfolg. Es ist Händels zweite Oper die auf Ludovico Ariostos Der rasende Roland basiert. Das Libretto stammt von Antonio Salvi. Die Hauptrollen werden von Giovanni Carestini und Anna Maria Strada gesungen. Jeder Akt enthält Tanzszenen, die für die Tänzerin Marie Sallé und ihre Balletttruppe komponiert wurden.
  • 16. April: Alcina ist Händels dritte Oper die auf Ludovico Ariostos Der rasende Roland basiert. Die Besetzung ist die gleiche, der Librettist unbekannt. Auch Alcina ist eine Ballettoper für Marie Sallé und ihre Balletttruppe, die allerdings Ende der Saison im Sommer aus London abreist.
  • Das Orgelkonzert F-Dur HWV 293 entsteht.

Domenico Scarlatti

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  • Domenico Scarlatti ist der portugiesischen Prinzessin Maria Bárbara de Bragança, die er am Hofe des frommen und verschwendungssüchtigen Königs Johann V. in Lissabon kennengelernt und als Musiklehrer unterrichtet hatte, nach deren Heirat mit dem spanischen Thronfolger Don Fernando von Asturien (ab 1746 König Ferdinand VI.) nach Spanien gefolgt. Von Oktober 1730 bis 16. Mai 1733 war die Alcázares Reales in Sevilla seine feste Residenz und Wirkungsstätte. Danach zieht der Hof nach Norden in die Umgebung von Madrid, wo er je nach Jahreszeit abwechselnd in den Schlössern Buen Retiro, El Pardo, Aranjuez, La Granja und El Escorial weilt. Scarlatti steht vermutlich weiterhin in den „privaten“ Diensten von Maria Bárbara und scheint sich praktisch ausschließlich dem Cembalo und der Komposition seiner Sonaten zu widmen.

Georg Philipp Telemann

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  • Georg Philipp Telemann ist seit 1721 Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. In diesem Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten.
  • Außerdem hat Telemann für ein Jahresgehalt von 300 Talern die Leitung der Hamburgischen Oper am Gänsemarkt übernommen, baut das bereits 1660 von Matthias Weckmann gegründete, aber mittlerweile nicht mehr konzertierende Collegium musicum neu auf und übernimmt zusätzlich eine Stelle als Kapellmeister von Haus aus für den Hof des Markgrafen von Bayreuth. Dorthin liefert er von Zeit zu Zeit Instrumentalmusik sowie eine Oper jährlich.
  • Georg Philipp Telemann trennt sich von seiner zweiten Ehefrau Maria Catharina, mit der er seit 1714 verheiratet ist und mit der er neun Kinder hat, von denen zwei gestorben sind. Telemann hat entdeckt, dass seine Frau im Glücksspiel 5.000 Reichstaler (15.000 Mark lübisch) verloren hat. Man geht davon aus, dass die Scheidung wegen Ehebruchs Maria Catharinas ausgesprochen wurde. Telemanns Frau geht nach Frankfurt zurück, während in Hamburg das Gerücht gestreut wird, sie sei verstorben. Ohne Telemanns Wissen lassen einige Hamburger Bürger eine Spendenaktion organisieren, um ihn vor dem Bankrott zu retten. Telemann gelingt es, seine dringlichsten Gläubiger hauptsächlich aus eigener Tasche zufriedenzustellen.
  • In seiner späteren Schaffensphase plant Telemann mehrere musiktheoretische Abhandlungen, darunter einen Theoretisch-practischen Tractat vom Componiren. Keine dieser Schriften ist überliefert, sodass davon ausgegangen werden muss, dass sie entweder verlorengingen oder von Telemann wieder verworfen wurden.

Antonio Vivaldi

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Weitere biografische Ereignisse

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Titelseite zu L’Alphabeth de la Musique von Johann Christian Schickhardt aus der Erstausgabe, London 1735
  • Giovanni Battista Pergolesi erhält, wahrscheinlich wegen des Eindrucks, den seine F-Dur-Messe in Rom hinterlassen hat, den Auftrag für die Oper L’olimpiade, die im Januar 1735 im römischen Teatro Tordinona Premiere hat. Zeitgenössischen Berichten zufolge stößt das Werk auf Ablehnung; ein unzufriedener Zuhörer soll dem Komponisten eine Orange an den Kopf geworfen haben (so berichtet es André-Ernest-Modeste Grétry in seinen Memoiren unter Berufung auf Zeitzeugen). Einen großen Erfolg bringt Pergolesi die komische Oper Il Flaminio im Herbst 1735 im Teatro dei Fiorentini in Neapel. Nach einer Bemerkung im Libretto zu schließen, ist er zuvor zum Organisten der Königlichen Kapelle in Neapel ernannt worden. Die Arbeit an der Kantate Il tempo felice für die Hochzeit des Fürsten Raimondo di San Severo im Dezember 1735 muss Pergolesi krankheitshalber abbrechen; sie wird von Nicola Sabatino fertiggestellt.
  • Marie Sallé, die bereits vor Jean-Georges Noverre den damaligen Bühnentanz revolutionierte, löst mit ihrem Auftritt in Georg Friedrich Händels Zauberoper Alcina einen Theaterskandal aus: Sie tanzt darin die männliche Rolle des Cupido nur leicht bekleidet und wird dafür auf offener Bühne ausgepfiffen.
  • Johann Christian Schickhardt weilt in London, wo er eine Sammlung von 24 Flötensonaten in allen Tonarten op. 30, das sogenannte L’Alphabeth de la musique, komponiert. Da in London zahlreiche Flötenliebhaber leben, ist diese Stadt der geeignetste Ort, um solche Kompositionen zu verkaufen. Im gleichen Jahr 1735 kehrt er in die Niederlande zurück. Für den Verlag Estienne Roger, der inzwischen von seinen Nachfolgern Jeanne Roger und Michel-Charles Le Cène geführt wird und seine Kompositionen veröffentlicht, arbeitet er gelegentlich als Redakteur.
  • Jan Dismas Zelenka, der 1733 in Dresden zum Hofkomponisten ernannt wurde, wird 1735 „Kirchen-Compositeur“ und bleibt, mit Ausnahme gelegentlicher Reisen nach Prag, bis zu seinem Tod im Jahr 1745 in Dresden.

Uraufführungen

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Bühnenwerke

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Oratorium
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Instrumentalmusik

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Konzerte

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  • Francesco GeminianiConcerti Grossi Con Due Violini Viola e Violoncello di Concertino obligati, e due altri Violini e Basso di Concerto Grosso Composti delli Sei Sonate del Opera Terza D'Arcangelo Corelli, Op.3
  • Pietro Antonio Locatelli6 Introduttioni teatrali e 6 Concerti grossi, Op. 4
  • Lorenzo Gaetano Zavateri12 Concerti da Chiesa e da Camera dedicati al Nobil Uomo il Signor Cornelio Pepoli Musotti, Op. 1

Kammermusik

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Viola da gamba

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Violoncello

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  • Jean-Baptiste BarrièreLivre II de sonates pour violoncelle et la basse continue (Paris; Madame Jourdain gewidmet)

Tastenmusik

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  • Georg Friedrich Händel – Six Fugues pour le Clavecin ou l'Orgue (HWV 605–610)

Vokalmusik

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Geistlich

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Weltlich

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Populärmusik

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  • Richard Leveridge – The Roast Beef of Old England (1735?)

Lehrwerke

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Instrumentenbau

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Geburtsdatum gesichert

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Genaues Geburtsdatum unbekannt

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  • Cesare Mussolini, italienischer Komponist und Musikwissenschaftler († 18. oder 19. Jahrhundert)

Geboren um 1735

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Gestorben

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Todesdatum gesichert

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Johann Jakob Rambach

Genaues Todesdatum unbekannt

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Gestorben nach 1735

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Siehe auch

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Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik
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Commons: Musik 1735 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Libretti 1735 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Georg Philipp Telemann – Werke sortiert nach Entstehungszeit. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  2. Johann Sebastian Bach – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 21. Oktober 2019.