Nowaja Derewnja
Nowaja Derewnja (russisch Новая Деревня, wörtlich „Neues Dorf“; deutsch Alt Gertlauken, auch: Neu Gertlauken, litauisch Senieji Gertlaukiai, von prußisch Gertlaucks) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad. Sie liegt an der Regionalstraße 27A-014 (ex R514) und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Polessk im Rajon Polessk.
Siedlung
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Geschichte
BearbeitenAlt Gertlauken
BearbeitenDer prußische Name Gertlaucks bedeutet Huhnfeld (prußisch gerto: ‚Huhn‘). Das Dorf gehörte seit dem 19. Jahrhundert zum Kreis Labiau. Das spätere Alt Gertlauken und damalige Gertlawken wurde im Jahre 1402 das erste Mal erwähnt.[2] Zwischen 1874 und 1945 war der Ort Amtsdorf und namensgebend für den neu errichteten Amtsbezirk Gertlauken,[3] der zum Kreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Ihm waren zugeordnet neben der Landgemeinde Alt Gertlauken auch der Gutsbezirk Gertlauken (Forst), der 1929 in den Amtsbezirk Sternberg (Forst) (ab 1931: „Amtsbezirk Sternberg“) umgegliedert wurde, außerdem die Landgemeinden Alt Kirschnabeck (1938–1946: Kirschbeck, russisch: Nowodworki, nicht mehr existent) und Leiszen (1936–1938: Leischen, 1938–1946: Hirschdorf, russisch: Nowodworki, nicht mehr existent).
Im Jahre 1910 zählte Alt Gertlauken 690 Einwohner.[4] Es wurden in den 1920er Jahren noch Meiler zur Herstellung von Holzkohle betrieben.[5] Das Dorf war durch seine Meiler berühmt. Die Einwohnerzahl stieg bis 1933 auf 829 und betrug 1939 noch 788.[6] Im Jahr 1945 wurde Alt Gertlauken von der Roten Armee erobert und mit dem gesamten Nordteil Ostpreußens der Russischen SFSR der Sowjetunion zugeordnet.
Neu Gertlauken (Geroiskoje)
BearbeitenIn den Jahren 1830 bis 1840 wurde die Kolonie Neu Gertlauken[7] gegründet, die aus sehr verstreut liegenden kleinen Gehöften bestand. Diese gehörte mit zur Landgemeinde Alt Gertlauken. Im Jahr 1947 wurde der Ort unter der Bezeichnung Geroiskoje als eigenständiger Ort in den Dorfsowjet Nowoderewenski selski Sowet eingeordnet.[8] Geroiskoje wurde offenbar um 1980 an den Ort Nowaja Derewnja angeschlossen.
Nowaja Derewnja
BearbeitenIm Jahr 1947 wurde Alt Gertlauken in Nowaja Derewnja umbenannt.[9] Der Ortsname existiert in Russland etwa 70 Mal. Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets. Nach dessen Auflösung gelangte Nowaja Derewnja (vermutlich) im Jahr 1961 in den Dorfsowjet Saranski selski Sowet. Von 2008 bis 2016 gehörte der Ort zur Landgemeinde Saranskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Polessk.
Nowoderewenski selski Sowet 1947–1961
BearbeitenDer Dorfsowjet Nowoderewenski selski Sowet (ru. Новодеревенский сельский Совет, Nowoderewenski selski Sowet) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[9] Sämtliche Orte dieses Dorfsowjets wurden durch den Umbenennungserlass von November 1947 festgestellt.[8] Im Jahr 1961 wurde der Dorfsowjet wieder aufgelöst und (offenbar) an den Saranski selski Sowet angeschlossen.[10]
Ortsname | Name bis 1947/50 |
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Dalneje (Дальнее) | Pettkuhnen |
Furmanowka (Фурмановка) | Friedrichsburg |
Geroiskoje (Геройское) | Neu Gertlauken |
Grigorjewka (Григорьевка) | Sprindlack, Groß Balzerischken, 1938–1945: „Balzershof“, Groß Birkenfelde und (Adlig) Rathswalde[11] |
Isobilnoje (Изобильное) | Dedawe, 1938–1945: „Deimehöh“, Klein Fließ, und (Adlig) Rathswalde[12] |
Iwanowka (Ивановка) | Adlig Bärwalde, Groß Bärwalde, Klein Ernstburg, Imbärwalde, Neu Bärwalde und Adlig Bielkenfeld, seit 1916: (Adlig) Goltzhausen |
Krasny Bor (Красный Бор) | Krakau, (Klein) Steindorf[13], Peremtienen, Skrusdienen[14], 1938–1945: „Steinrode“, und Müllershorst [Fh.][15] |
Meschdulessje (Междулесье) | Kukers, Jodeiken und Knäblacken |
Nowaja Derewnja (Новая Деревня) | Alt Gertlauken |
Kirche
BearbeitenDie mehrheitlich evangelische Bevölkerung Alt und Neu Gertlaukens war bis 1945 in das Kirchspiel der Kirche Laukischken (russisch: Saranskoje) eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Nowaja Derewnja im Einzugsbereich der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Lomonossowka (Permauern, 1938–1946 Mauern), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[16] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Literatur
Bearbeiten- Marianne Peyinghaus: Stille Jahre in Gertlauken. Erinnerungen an Ostpreußen. Berlin 1985.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
- ↑ D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Alt Gertlauken
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Gertlauken
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
- ↑ Rezension des Buches Führer durch die Kreisstadt Labiau Ostpr. und Umgegend Ostpreußenblatt vom 12. September 1998, abgerufen am 6. September 2014
- ↑ Michael Rademacher: Landkreis Labiau (russ. Polessk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Neu Gertlauken
- ↑ a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR vom 17. November 1947: Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad)
- ↑ a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
- ↑ Eine Ausnahme bilden die beiden westlich der Deima (Deime) gelegenen Orte Furmanowka und Iwanowka, die zum übrigen Bereich des Dorfsowjets keine direkte Landverbindung hatten, und bei denen sich deshalb die Frage stellt, ob diese sich in der Realität überhaupt in diesem Dorfsowjet befanden.
- ↑ Im Umbenennungserlass heißt es "Rastfals", was im offiziellen Ortsverzeichnis von 1976 als Rathsgrenz gedeutet wurde, zumal "Ratswalde" im Umbenennungserlass für Isobilnoje auftaucht. Auf den bekannten Karten ist die Ortsstelle (Adlig) Rathswalde aber mit Grigorjewka bezeichnet.
- ↑ vgl. Grigorjewka
- ↑ vermutlich der südliche Ortsteil
- ↑ vermutlich der östliche Ortsteil
- ↑ wurde nicht umbenannt
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad ( des vom 29. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.