Paul Brandenburg (Bildhauer)

deutscher Bildhauer

Paul Brandenburg (* 30. September 1930 in Düsseldorf; † 8. August 2022 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer. Er wirkte insbesondere bei der Innen- und Außengestaltung zahlreicher katholischer Sakralbauten mit und schuf für Berlin viele öffentliche Skulpturen.

Herkunft

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Paul Brandenburg war der Sohn des Oberlandgerichtsrates Leo Brandenburg und seiner Ehefrau Maria. Da der Vater nach Leipzig berufen wurde, zog die Familie 1937 dorthin um. Seine Mutter war Kunstmalerin und Bildhauerin und hatte berufsbedingte Kontakte mit dem Oratorium des Heiligen Philipp Neri der Liebfrauen-Pfarrei in Leipzig-Lindenau. Von Maria Brandenburg sind nur die Werke bekannt, die sie 1954 für die katholische Kirche Mariä Unbefleckte Empfängnis in Perleberg gestaltete. Sie schuf dabei den Kreuzweg und den Corpus Christi, der auf dem Havelberger Tatzenkreuz nachempfundenen Kreuz beruht und über dem Altar hängt. Von ihrem Sohn Paul stammen der Tabernakel und die Pietà in der gleichen Kirche.[1]

Ausbildung

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1948 legte Paul Brandenburg das Abitur am König-Albert-Gymnasium Leipzig ab. Der Besuch der Kunstakademie in Leipzig wurde ihm aus politischen Gründen verwehrt. Er absolvierte eine Lehre als Steinbildhauer und volontierte in verschiedenen Gewerken. Außerdem erlernte er Holzschnitzerei, Stuckatur, Metalltreiben, Keramik und Töpfern, Intarsien, Mosaiklegen, Bronze- und Betonguss.

1952 siedelte Brandenburg nach West-Berlin um und setzte dort seine handwerkliche Ausbildung fort. 1953 besuchte er die Bildhauerklasse der Meisterschule für das Kunsthandwerk, ab 1955 dann die Bildhauerklasse von Paul Dierkes an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg, wo er 1958 den Abschluss erlangte.

Künstlerische Laufbahn

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Ab 1958 erhielt Paul Brandenburg erste bildhauerische Aufträge von der katholischen Kirche. Ab 1960/1962 folgten weitere Aufträge von öffentlicher, privater und kirchlicher Seite. Es entstand ein umfangreiches Werk vor allem im Bereich der Kirchengestaltung. Darüber hinaus fertigte er zahlreiche Skulpturen, Denkmale und Brunnenanlagen in Stein und Bronze. Er arbeitete für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im In- und Ausland, gestaltete Wände an Schulen, Schwimmhallen und Industriebauten und entwarf Fassadengestaltungen.

Arbeitsweise

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Alle Arbeiten wurden von ihm vom Entwurf bis zur letzten Durcharbeitung eigenhändig ausgeführt. Seine Werke gestaltete er vor allem aus Stein, Bronze, Aluminium, Beton, Holz, Keramik und Mosaiksteinen.

Die Steinmetzarbeiten führte Brandenburg in seinem Atelier bei Würzburg aus. Bronzearbeiten entstanden in seinem niederrheinischen und Modellierungen im Berliner Atelier.[2]

Privates

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Paul Brandenburg war ab März 2022 verwitwet und lebte in Berlin-Frohnau. Aufgrund einer massiven Sehschwäche konnte er im Alter nicht mehr seinem künstlerischen Handwerk nachgehen. Wenige Monate nach dem Tod seiner Frau starb Brandenburg im August 2022 mit 91 Jahren in einem Berliner Hospiz.[3] Seine Ruhestätte befindet sich in der Familiengrabstelle des St.-Hedwig-Friedhofs III in Berlin-Reinickendorf.

Kirchliche Arbeiten (Auswahl)

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Brandenburg war bei der Innen- und teilweise auch bei der Außengestaltung von über 140 Kirchen und Kapellen beteiligt und schuf dabei Kreuzwege, Kreuze, Figuren, Portale und vieles mehr. Er gestaltete insbesondere zahlreiche Chorbereiche nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils. Nachfolgend eine kleine Auflistung seiner Arbeiten:

Skulpturen, Brunnen, Denkmale und Stelen

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Für seine Heimatstadt Berlin fertigte Paul Brandenburg zahlreiche Skulpturen, Brunnenanlagen und Gedenksteine bzw. -tafeln, die in öffentlichen Bereichen aufgestellt wurden:

  • Gedenkstein für Karl Heinrich, 1962, Standort: Berlin-Spandau an der Nordwestecke der Karl-Heinrich-Brücke, Inschrift: Polizeimajor / Karl Heinrich / Widerstands- / kämpfer / gegen Hitler / 1945 von den / Sowjets / verschleppt / u. in der Haft / umgekommen.[13]
  • Unseren Brieftauben, 1963, Standort: Berlin-Spandau, Falkenseer Chaussee Ecke Flankenschanze, Erneuerung des Denkmals für die deutsche Brieftaube mit zehn bronzenen Brieftauben, welches 1939 von Georg Roch mit ursprünglich 25 Tauben gestaltet wurde, jedoch bereits 1942 wieder eingeschmolzen wurde.[14]
  • Sonnenlabyrinth, 1970, Standort: Berlin-Reinickendorf in der Grünanlage der Neheimer Straße 4
  • Vier-Elemente-Säule, 1971, aus Naturstein/Riedlinger Kalkstein, Standort: Berlin-Reinickendorf in der Neheimer Straße (Wohnanlage)
  • Eingangstür, 1972, aus Aluminiumguss, Standort: Berlin-Charlottenburg, Ernst-Reuter-Platz 3–5 (Versicherungsgebäude)
  • Olympiastelen, 1972 bis 2004, aus Muschelkalkstein, Standort: Berlin-Westend, auf dem Gelände des Olympiastadions. Für die Olympischen Sommer- und Winterspiele wurde paarweise eine Stele geschaffen, in welche das Logo der Austragungsorte, die Namen der deutschen Olympiasieger (Gold) und bei ausreichendem Platz auch ein Relief einer siegreichen Sportart eingraviert wurde. Seit den Olympischen Spielen 1972 erstellt diese Stelen Paul Brandenburg, der die 2,40 Meter hohen und rund 4 Tonnen schweren und seltenen Steine, die bis zu 10.000 Euro kosten können, auch selbst beschafft und hierfür mitunter monatelang in den Steinbrüchen Europas sucht.[15]
  • Verschlungene Form, 1973, aus Muschelkalkstein, Standort: Berlin-Kreuzberg, Wassertorstraße Ecke Bergfriedstraße (Wohnanlage)
  • Guter Hirte, 1974, Muschelkalk, 4 Meter hoch, Standort: Berlin-Marienfelde, Maximilian-Kaller-Straße 6
  • Steinerne Pflanze, 1975, Muschelkalkstein, Standort: Berlin-Spandau, Heerstraße 445, westlich der Kreuzung mit dem Magistratsweg, Ecke Semmelländerweg (Wohnanlage)
  • Pan mit Doppelflöte, 1975, Bronze auf Muschelkalksockel, Standort: Berlin-Tempelhof, Prühsstraße 11 (auf der Grünfläche vor der Wohnsiedlung)
  • Gespaltene Kugel, 1976, Standort: Berlin-Reinickendorf, Waldshuter Zeile, Markt
  • Terrassenbrunnen, 1978, Standort: Berlin-Schöneberg, Dominicustraße 37–43, Innenhof
  • Brunnen, 1979, Standort: Berlin-Reinickendorf, Oranienburger Straße 285, Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik
  • Pietà, 1980, aus Bronze, Standort: Berlin, Freiheitsweg, Friedhof, in der Kapelle
  • Drei-Säulen-Brunnen, 1981, aus Marmor, Standort: Berlin-Gesundbrunnen, Brunnenstraße 64–65
  • Gestufte Säule, 1982, aus Bronze, Standort: Berlin-Tempelhof, Prühsstraße 11, Grünanlage mit Blockinnenbereich
  • Brunnenskulptur, 1983, aus Naturstein, Standort: Berlin-Tempelhof, Bäumerplan 24, Ecke Wüsthoffstraße vor dem Haupteingang des St.-Joseph-Krankenhauses
  • Gedenktafel für Willibald Gebhardt, 2005, Standort: am Sportzentrum Schöneberg in Berlin-Schöneberg, Sachsendamm 11
  • Gespaltenes Kreuz, Entstehungszeit unbekannt, Standort: Berlin-Reinickendorf, Fließtal-Friedhof, Feld für Anonymbestattungen
  • Tierskulptur Fischreiher, Entstehungszeit unbekannt, Standort: Berlin-Spandau, Strandbad Oberhavel

Kleinskulpturen

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Als Nachbildung der in Berlin-Reinickendorf stehenden Skulptur Gespaltene Kugel schuf Paul Brandenburg 1976 einen 3,7 cm (mit Sockel: 9,5 cm) hohen Bronzeguss. Die Anzahl der gefertigten Exemplare ist nicht bekannt.[16]

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Commons: Paul Brandenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Maria Brandenburg (Memento des Originals vom 27. Februar 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dekanat-wittenberge.de (Aufruf vom 28. August 2009)
  2. Paul Brandenburgs Ateliers (Memento des Originals vom 18. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vituskirche.de (Aufruf vom 26. August 2009)
  3. Kirche, Kunst und Kalkstein | RAZ - Nachrichten aus Berlin-Reinickendorf. 10. August 2023, abgerufen am 2. Oktober 2023 (deutsch).
  4. Liebfrauenkirche in Marburg (Aufruf vom 28. August 2009)
  5. Kirche St. Bonifatius in einem Buch über Kreuzberger Kirchen (Aufruf vom 12. September 2023) = Marina Wesner: Kreuzberg und seine Gotteshäuser. Berlin 2007. S. 111.
  6. Kirche St. Nikolaus in Kiel (Memento des Originals vom 14. Februar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koehrsen.de (Aufruf vom 26. August 2009)
  7. Kirche St. Alfons in Berlin-Marienfelde (Aufruf vom 8. August 2009)
  8. Geschichte (Memento des Originals vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sankt-benedikt-berlin.de, Sankt Benedikt Berlin, abgerufen am 1. Oktober 2017
  9. Kirche St. Hedwig in Stuttgart (Aufruf vom 26. August 2009)
  10. Kirche St. Josef in Egelsbach (Aufruf vom 26. August 2009)
  11. Architekt: Gisberth Hülsmann, Fertigstellung der Kirche: 1972, Weihe der Kirche: 1975. Vgl. Karin Berkemann: Architektur im Alltagstest: Der Fakir Hobby TE. In: moderneREGIONAL. Oktober 2016 (http://www.moderne-regional.de/der-fakir-hobby/, anlässlich der im Auftrag der Straße der Moderne in Zusammenarbeit mit dem Dommuseum Mainz von Karin Berkemann kuratierten Ausstellung „Auf ewig. Moderne Kirchen im Bistum Mainz“. Fotos: Marcel Schawe); Robert Schnabel u. a. (Bearb.): 1966–2016. 50 Jahre St. Marien Seligenstadt. Hg. von Holger Allmenroeder für die Katholische Kirchengemeinde St. Mariae Verkündigung Seligenstadt, Seligenstadt 2016.
  12. Kirche St. Peter und Paul in Kronberg (Memento des Originals vom 8. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kkkk4u.de (Aufruf vom 28. August 2009)
  13. Annette Kaminsky: Orte des Erinnerns: Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Ch. Links Verlag, 2007, ISBN 3-86153-443-6, Seite 123
  14. Das Denkmal der Heeresbrieftaube. In: Internetseite der Kameradschaft 248 GSU e. V. Abgerufen am 15. März 2018 (deutsch).
  15. Olympia-Stelen in Berlin (Aufruf vom 28. August 2009)
  16. Kleinskulptur Gespaltene Kugel (Aufruf vom 26. August 2009)