Der Renault RS10 ist ein Rennwagen, mit dem Renault im Jahr 1979 in der Formel-1-Weltmeisterschaft startete. Er war das erste Fahrzeug mit einem Turbolader, das einen Grand Prix gewinnen konnte.

Renault RS10
Historischer RS10 von Jabouille, 2019

Historischer RS10 von Jabouille, 2019

Konstrukteur: Frankreich Renault
Designer: Michel Tétu
Vorgänger: Renault RS01
Nachfolger: Renault RE20
Technische Spezifikationen
Chassis: Aluminium-Monocoque
Motor: Renault-Gordini EF1 1.5 V6t
Reifen: Michelin
Benzin: Elf Aquitaine
Statistik
Fahrer: Frankreich Jean-Pierre Jabouille
Frankreich René Arnoux
Erster Start: Großer Preis von Spanien 1979
Letzter Start: Großer Preis der USA Ost 1979
Starts Siege Poles SR
11 1 5 2
WM-Punkte: 26
Podestplätze: 3
Führungsrunden: k. A.
Stand: Formel-1-Saison 1979

Der Wagen kam in der zweiten Hälfte der Formel-1-Saison 1979 zum Einsatz. Insgesamt wurden vier technisch identische Chassis gebaut, die als RS10, RS11, RS12 und RS14 bezeichnet wurden. Für Kundenteams standen keine RS10 zur Verfügung. Alle Fahrzeuge wurden von einem Renault-Gordini-EF1-Motor angetrieben.

Geschichte

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Hintergrund

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Renaults damaliger Unternehmensleiter Bernard Hanon entschloss sich im Sommer 1975 zu einem Engagement des Herstellers in der Automobil-Weltmeisterschaft, die heute als Formel-1-Weltmeisterschaft bezeichnet wird. Es sollte eine neue Technik an den Start gebracht werden. Motoren mit Turboaufladung waren vom Formel-1-Reglement als Alternative zu Saugmotoren seit 1966 zugelassen, aber bislang von keinem Motorenhersteller verwendet worden, weswegen sich Renault zu diesem Weg entschloss. Der auf Basis eines Formel-2-Motors aufgebaute EF1 wurde ab 1977 im Renault RS01 eingesetzt und erreichte bis Ende 1978 eine gewisse Konkurrenzfähigkeit, doch war das ohnehin nur mittelmäßige Chassis am Ende seines Lebenszeitraums angelangt und bremste das Potential des Aggregats aus. Renault strengte daher ab Anfang 1979 die Entwicklung des RS10 an, der im Frühsommer gleichen Jahres rennbereit war.

Renneinsätze (1979)

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Der RS10 wurde beim Großen Preis von Spanien 1979 erstmals zu einem Grand Prix gemeldet. Jean-Pierre Jabouille qualifizierte sich als Neunter, lag aber nur zwei Plätze vor seinem Teamkollegen René Arnoux, der im älteren RS01 startete.[1] Beide Fahrer blieben punktelos, gleiches galt auch für die folgenden Rennen in Belgien und Monaco. Ab letzterem Grand Prix fuhr auch Arnoux einen RS10. Die Zuverlässigkeit blieb weiterhin ein großes Problem für den Rennstall. Der große Erfolg kam beim Heim-Grand-Prix auf dem Circuit de Dijon-Prenois unverhofft, aber deutlich. Auf der sehr schnellen Strecke mit vielen langgezogenen Kurven konnte Renault sowohl den Bodeneffekt als auch den Geschwindigkeitsvorteil des Turbomotors voll ausspielen – Jabouille und Arnoux qualifizierten sich als Erster und Zweiter. Jabouille war es auch, der den Grand Prix ohne wirkliche Konkurrenz gewann und somit den ersten Sieg für Renault, einen Turbomotor und sich selbst in der Formel 1 erzielt hatte.[2] Arnoux lag lange auf dem zweiten Platz, duellierte sich Rennende rundenlang eng mit Gilles Villeneuve und musste sich dem Kanadier letztendlich geschlagen geben. Obwohl danach nur noch vereinzelte Erfolge in Form von Podestplätzen gelangen und die Fahrer viele Rennen auf vielversprechenden Plätzen mit Motorschaden beenden mussten, hatte Renault einen großen Schritt in Richtung Spitzenteam vollbracht und die weitere Entwicklungsrichtung der "Königsklasse" in Richtung Turbomotor klar vorgegeben.[3]

 
Blick auf den baugleichen EF1-Motor des Nachfolgefahrzeuges Renault RE20

Der Renault RS10 wurde mit dem Vorgänger RS01 als Grundlage entwickelt. Eine Gruppe um den technischen Direktor François Castaing, den Chefdesigner Michel Tétu und Chefaerodynamiker Marcel Hubert entwarf ein modernes Fahrzeug mit Flügelprofil in den Seitenkästen (Wing Car).[4] Dieses Anfang 1977 mit dem Lotus 78 erstmals in der Formel 1 erschienene Konzept generierte unter Ausnutzung des negativen Bodeneffekts zusätzlichen Anpressdruck und galt als zukunftsweisende Technologie. Die Motorkühlung wurde in die Seitenkästen eingebaut. Insgesamt wurden im Renault-Werk in Viry-Châtillon bei Paris vier Fahrzeuge aufgebaut.[5]

Für die Motorisierung kam der Renault-Gordini-EF1-Sechszylindermotor mit 1,5 Litern Hubraum, Bi-Turbolader und 90° Zylinderbankwinkel zum Einsatz, der ursprünglich von einem bei Renault entwickelten Formel-2-Motor abgeleitet wurde. Der zur neuen Saison hinzugefügte, zweite Turbolader verkürzte die als Turboloch bezeichnete Verzögerung beim Beschleunigen deutlich und verbesserte so Konkurrenzfähigkeit und Fahrverhalten.[6] Als Hommage an Amedée Gordini, der in den 1950er Jahren ein eigenes Formel-1-Team unterhalten hatte und später die Motorsportaktivitäten Renaults verantwortete, erhielten die Triebwerke den Herstellernamen Renault-Gordini, der bis 1983 beibehalten wurde.[7] Die Bezeichnung EF1 weist auf den Sponsor und engen Entwicklungspartner Elf Aquitaine hin.[7] Der Motor war als tragendes Teil in einen Gitterrohrrahmen einbezogen. Die Antriebskraft wurde über ein Hewland-Getriebe an die Hinterräder übertragen. Reifenlieferant war Michelin.

Lackierung und Sponsoring

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Die RS10 erschienen dem Corporate Design Renaults entsprechend in einem hellen Gelb mit schwarzen, roten und weißen Akzenten. Hauptsponsor war Elf Aquitaine, kleinere Nebensponsoren Tissot und Magneti Marelli. Dieses Design blieb während der gesamten Zeit des ersten Renault-Werksteams von 1977 bis 1985 größtenteils unverändert.

Ergebnisse

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Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1979                               26 6.
Frankreich  Jean-Pierre Jabouille 15 DNF DNF 8 1 DNF DNF DNF DNF 14 DNF DNF
Frankreich  René Arnoux 16 DNF 3 2 DNF 6 DNF DNF DNF 2
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Literatur

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  • Mike Lang: Grand Prix! Race-by-race account of Formula 1. Haynes Publishing Group, Sparkford 1982, ISBN 0-85429-321-3.
  • David Hodges: Rennwagen von A bis Z nach 1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01477-7.
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Commons: Renault RS10 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. 1979 Spanish Grand Prix race report. Abgerufen am 15. Dezember 2022 (britisches Englisch).
  2. 1979 French Grand Prix race report. Abgerufen am 15. Dezember 2022 (britisches Englisch).
  3. Renault RS10 - Beginn der Turbo-Ära in der Formel 1 (Rennwagen). Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  4. Renault RS10 • STATS F1. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  5. Hodges: Rennwagen von A-Z nach 1945. S. 221.
  6. Engine Renault • STATS F1. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  7. a b Renault RS01 - The Originals Museum. Abgerufen am 15. Dezember 2022 (deutsch).