Sanfrecce Hiroshima

japanischer Fußballverein

Sanfrecce Hiroshima (jap. サンフレッチェ広島, Sanfuretche Hiroshima; von japanisch san = drei, italienisch frecce = Pfeile) ist ein japanischer Fußballverein und Gründungsmitglied der landesweiten Profiliga J. League. Inklusive der Erfolge der Vorgängervereine ist Sanfrecce mit acht Titeln (Stand: Saisonende 2024) zusammen mit den Kashima Antlers Rekordmeister des Landes.

Sanfrecce Hiroshima
サンフレッチェ広島
Logo
Basisdaten
Name Sanfrecce Hiroshima F.C.
Sitz Hiroshima
Gründung 1938
Präsident Yūichi Mototani
Website sanfrecce.co.jp
Erste Fußballmannschaft
Cheftrainer Deutschland Michael Skibbe
Spielstätte Edion Peace Wing Hiroshima,
Hiroshima
Plätze 28.520
Liga J1 League
2024 2. Platz
Heim
Auswärts

Vereinsgeschichte

Bearbeiten

Obwohl erst 1992 als eigenständige Aktiengesellschaft (K.K. Sanfrecce Hiroshima, englisch Sanfrecce Hiroshima FC Co., Ltd.) gegründet, kann Sanfrecce dennoch von sich behaupten, der älteste Verein der Liga zu sein, denn er geht auf eine 1938 gegründete Werksmannschaft des Mazda-Konzerns (bis 1984: Tōyō Kōgyō K.K.) zurück, die 1965 die erste ausgetragene japanische Fußballmeisterschaft gewann.

Zu dieser Zeit entstand in der Industriestadt Hiroshima gerade das Maschinenbau-Konglomerat Tōyō Kōgyō, als dessen Betriebssportgruppe der Verein 1938 gegründet wurde. Als in den 60er-Jahren – Hiroshima und das Toyo-Werk waren inzwischen durch eine Atombombe zerstört und wiederaufgebaut worden – die Firmenmannschaften den Universitätsteams den Rang als führende Fußballmannschaften des Landes abliefen und nach den Olympischen Spielen 1964 in Tokio eine landesweite Meisterschaft eingeführt wurde, war der traditionsreiche Tōyō Kōgyō Soccer-bu (東洋工業サッカー部), englisch Toyo Industrial Football Club, mit von der Partie und sicherte sich den ersten Titel dieser Art. Fünf Jahre später, im Jahr 1970 hatte Toyo bereits die vierte Meisterschaft sowie dreimal den renommierten Kaiserpokal gewonnen und gilt deshalb zu Recht als beste japanische Mannschaft der 1960er Jahre.

Nach diesen für Hiroshima „goldenen Jahren“ wurde es still um Toyo und andere Mannschaften wie Yanmar Diesel, Mitsubishi oder Yomiuri übernahmen die Führungsrolle im japanischen Fußball. Ein kleiner Achtungserfolg gelang Toyo, das sich in den 80er-Jahren wie der gesamte Konzern in Mazda umbenannt hatte, erst 1987, als man erneut das Pokalfinale erreichte (0:2 gegen Yomiuri). Dies war zum Teil auch der Grund dafür, dass Mazda 1992 in die neue J. League aufgenommen wurde.

Wie die anderen neuen Profivereine legte sich auch Mazda einen neuen, europäisch angehauchten Kunstnamen zu. Doch in Hiroshima gab man sich besonders viel Mühe, westlichen Chic mit japanischer Tradition zu verbinden: in der Präfektur Hiroshima erinnert man sich noch heute an ein Gleichnis, das Mōri Motonari, einem dort ansässigen Samurai aus dem 16. Jahrhundert zugeschrieben wird: Mori soll einst seine drei Söhne aufgefordert haben, je einen Pfeil zu zerbrechen. Nachdem dies allen gelungen war, sollten sie ein Bündeln von drei Pfeilen zerbrechen, wozu keiner in der Lage war. Seitdem zieren die drei Pfeile das Wappen des Mōri-Clans und sind ein in Japan weithin bekanntes Symbol dafür, dass man mit vereinten Kräften mehr erreichen kann als alleine. Als die Klubführung das japanische Wort san (drei) mit dem italienischen Wort frecce (Pfeil) zum Kunstbegriff Sanfrecce verband und drei Pfeilspitzen in das Vereinswappen aufnahm, wollte sie also besonders auf den Teamgeist hinweisen.

1992 gründeten Präfektur und Stadt Hiroshima und 59 Unternehmen darunter Mazda, DEODEO (heute: Edion West), Chūgoku Denryoku und die Hiroshima Ginkō die Aktiengesellschaft in heutiger Form.[1]

Diesem Teamgeist ist es wohl auch zu verdanken, dass Sanfrecce zu Beginn der J. League überraschend gut abschnitt: im neuen Big Arch Stadium, das für die Fußball-Asienmeisterschaft 1992 gebaut worden war, belegte das Team einen unerwartet guten sechsten Platz in der Hinrunde und in der Rückrunde sogar den fünften Rang. Der bisher größte Coup gelang ein Jahr später mit dem Gewinn der Hinrunde 1994 und dem daraus resultierenden Einzug ins Meisterschaftsfinale. Dort aber offenbarte sich, was für Sanfrecce zum größten Problem der kommenden Jahre werden sollte: Im Finale unterlagen sie zweimal mit 0:1 gegen Verdy Kawasaki, und die drei erreichten Pokalendspiele 1995, 1996 und 1999 endeten mit drei Niederlagen und 0:8 Toren. Demoralisiert von so vielen verpassten Gelegenheiten stieg Hiroshima 2002 aus der J. League ab, ohne einen Titel gewonnen zu haben. Es gelang zwar in der Folgesaison der direkte Wiederaufstieg, die Platzierungen in den Jahren danach blieben aber mittelmäßig, und die Saison 2007 endete unglücklich in der Relegation mit dem erneuten Abstieg.

Der in der Saison 2007 begonnene Neuaufbau der Mannschaft zeigte in der Saison 2008 volle Wirkung. Die Saison begann mit dem Gewinn des japanischen Supercups gegen den amtierenden Meister Kashima Antlers und endete nach 47 Ligaspielen mit 100 erzielten Punkten und 99 geschossenen Toren mit einem triumphalen Wiederaufstieg. Die Saison 2009 wurde als 4. beendet. Dadurch, dass Gamaba Osaka den Kaiserpokal gewonnen hat, konnte Hiroshima sich für die AFC Champions League 2010 qualifizieren. Dort schied das Team in der Gruppenphase aus.

In der Saison 2010 schaffte es die Mannschaft bis ins Finale des Yamazaki Nabisco Cups. Dort unterlag sie gegen Júbilo Iwata im Elfmeterschießen. Die Liga wurde auf dem 7. Platz beendet. In der Saison 2011 belegte man ebenfalls den 7. Rang, am Ende der Spielzeit wurde der Vertrag des Trainers Michael Petrović nicht verlängert, sein Nachfolger wurde der ehemalige japanische Nationalspieler Hajime Moriyasu. Einen Spieltag vor Ende der Saison 2012 sicherte man sich die Meisterschaft der J. League Division 1.

Bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2015, welche in Japan ausgetragen wurde, war man als amtierender japanischer Meister startberechtigt und konnte den 3. Platz erreichen. 2022 konnte man dann unter dem deutschen Trainer Michael Skibbe erstmals den J. League Cup gewinnen.

Toyo kogyo SC und Mazda SC

Bearbeiten
1965, 1966, 1967, 1968, 1970
1965, 1967, 1969

Sanfrecce Hiroshima

Bearbeiten
Sieger: 2012, 2013, 2015
Vizemeister: 2018, 2024
Sieger: 2008
Vizemeister: 2003
Sieger: 2008, 2013, 2014, 2016
Finalist: 1995, 1996, 2007, 2013, 2022
Sieger: 2022
Finalist: 2010, 2014

Der Verein trug seine Heimspiele im Edion Stadium Hiroshima in Hiroshima in der Präfektur Hiroshima aus. Das Stadion, dessen Eigentümer die Stadt Hiroshima ist, hat ein Fassungsvermögen von 50.000 Zuschauern. Betrieben wird die Sportstätte von der Hiroshima City Sports Association.

Ab Februar 2022 war ein reines Fußballstadion im Bau. Das Edion Peace Wing Hiroshima als neue Heimat von Sanfrecce Hiroshima mit 28.520 Plätzen für 27,1 Mrd. Yen (rund 180 Mio. Euro) wurde am 1. Februar 2024 eröffnet.[2]

Aktueller Kader

Bearbeiten

Stand: Oktober 2024[3]

Nr. Position Name
1 Japan  TW Keisuke Ōsako
3 Japan  AB Taichi Yamasaki
4 Japan  AB Hayato Araki
5 Japan  MF Hiroya Matsumoto
6 Japan  MF Toshihiro Aoyama
9 Brasilien  ST Douglas Vieira
10 Brasilien  MF Marcos Júnior
11 Japan  ST Makoto Mitsuta
13 Japan  AB Naoto Arai
14 Japan  MF Taishi Matsumoto
15 Japan  AB Shuto Nakano
16 Japan  AB Takaaki Shichi
17 Brasilien  MF Ezequiel
18 Japan  MF Yoshifumi Kashiwa
19 Japan  AB Shō Sasaki (C) 
20 Zypern Republik  ST Pieros Sotiriou
21 Japan  TW Yūdai Tanaka
22 Japan  TW Gorō Kawanami
24 Japan  MF Shunki Higashi
Nr. Position Name
25 Japan  MF Yūsuke Chajima
27 Japan  AB Osamu Henry Iyoha
30 Deutschland  MF Tolgay Arslan
31 Japan  AB Shota Kofie
32 Japan  MF Sota Koshimichi
33 Japan  AB Tsukasa Shiotani
34 Japan  MF Kohei Hosoya
35 Japan  MF Yotaro Nakajima
36 Japan  ST Alen Inoue
39 Japan  TW Haruto Usui
40 Japan  MF Motoki Ohara
43 Japan  TW Hikaru Ogawa
45 Japan  MF Shimon Kobayashi
46 Japan  ST Moki Sota
51 Japan  ST Mutsuki Kato
66 Japan  MF Hayao Kawabe
99 Portugal  ST Gonçalo Paciência
Japan  TW Cailen Hill

Trainerchronik

Bearbeiten
Trainer Nation von bis
Yoshiki Yamasaki Japan  Japan 1. Februar 1938 31. Januar 1943
Yoshiki Yamasaki Japan  Japan 1. Februar 1947 31. Januar 1950
Minoru Obata Japan  Japan 1. Februar 1951 31. Januar 1964
Yukio Shimomura Japan  Japan 1. Februar 1964 31. Januar 1972
Kenzō Ōhashi Japan  Japan 1. Februar 1972 31. Januar 1976
Ikuo Matsumoto Japan  Japan 1. Februar 1976 31. Januar 1977
Aritatsu Ogi Japan  Japan 1. Februar 1977 31. Januar 1981
Teruo Nimura Japan  Japan 1. Februar 1981 31. Januar 1984
Kazuo Imanishi Japan  Japan 1. Februar 1984 30. Juni 1987
Hans Ooft Niederlande  Niederlande 1. Juli 1987 30. Juni 1988
Kazuo Imanishi Japan  Japan 1. Juli 1988 30. Juni 1992
Stuart Baxter Schottland  Schottland 1. Juli 1992 31. Januar 1995
Wim Jansen Niederlande  Niederlande 1. Februar 1995 31. Januar 1997
Eddie Thomson Schottland  Schottland 1. Februar 1997 31. Januar 2001
Waleri Nepomnjaschtschi Turkmenistan  Turkmenistan Russland  Russland 1. Februar 2001 31. Januar 2002
Gadschi Gadschijew Russland  Russland 1. Februar 2002 15. Juli 2002
Takahiro Kimura Japan  Japan 16. Juli 2002 30. November 2002
Takeshi Ono Japan  Japan 1. Dezember 2002 1. April 2006
Kazuyori Mochizuki Japan  Japan 2. April 2006 9. Juni 2006
Michael Petrović Osterreich  Österreich Serbien  Serbien 10. Juni 2006 31. Januar 2012
Hajime Moriyasu Japan  Japan 1. Februar 2012 3. Juli 2017
Akinobu Yokouchi Japan  Japan 4. Juli 2017 16. Juli 2014
Jan Jönsson Schweden  Schweden 18. Juli 2017 31. Januar 2018
Hiroshi Jōfuku Japan  Japan 1. Februar 2018 25. Oktober 2021
Kentarō Sawada Japan  Japan 26. Oktober 2021 31. Januar 2022
Michael Skibbe Deutschland  Deutschland 1. Februar 2022

Saisonplatzierung

Bearbeiten
Saison Liga Teams Pos. Zusch./Sp. J. League Cup Kaiserpokal AFC CL FIFA-Klub-WM
1992 Gruppenphase 2. Runde
1993 J1 10 5. 16.644 Gruppenphase Halbfinale
1994 12 2. 17.191 1. Runde Viertelfinale
1995 14 10. 11.689 2. Platz
1996 16 14. 8.469 Gruppenphase 2. Platz
1997 17 12. 6.533 Gruppenphase 4. Runde
1998 18 10. 8.339 Gruppenphase Viertelfinale
1999 16 8. 9.377 2. Runde 2. Platz
2000 16 11. 8.865 2. Runde 4. Runde
2001 16 9. 9.916 Viertelfinale 4. Runde
2002 16 15. 10.941 Gruppenphase Halbfinale
2003 J2 12 2. 9.000 4. Runde
2004 J1 16 12. 14.800 Gruppenphase 4. Runde
2005 18 7. 12.527 Gruppenphase 5. Runde
2006 18 10. 11.180 Gruppenphase 5. Runde
2007 18 16. 11.423 Viertelfinale 2. Platz
2008 J2 15 1. 10.840 Viertelfinale
2009 J1 18 4. 15.723 Gruppenphase 3. Runde
2010 18 7. 14.562 2. Platz 3. Runde Gruppenphase
2011 18 7. 13.203 1. Runde 3. Runde
2012 18 1. 17.721 Gruppenphase 2. Runde 5. Platz
2013 18 1. 17.406 Viertelfinale 2. Platz Gruppenphase
2014 18 8. 16.552 2. Platz Achtelfinale Achtelfinale
2015 18 1. 16.382 Gruppenphase Viertelfinale 3. Platz
2016 18 6. 15.464 Viertelfinale Viertelfinale Gruppenphase
2017 18 15. 14.042 PlayOffs Achtelfinale
2018 18 2. 14.346 Gruppenphase Achtelfinale
2019 18 6. 13.886 Viertelfinale 4. Runde Achtelfinale
2020 18 8. 4.545 Gruppenphase
2021 20 11. 5.920 Gruppenphase 2. Runde
2022 18 3. 10.493 Sieger 2. Platz
2023 18 3. 16.128 Gruppenphase 3. Runde
2024 20 2. 25.609 Viertelfinale Viertelfinale
2025 20

Auszeichnungen

Bearbeiten

Spieler des Jahres

Bearbeiten

Torschützenkönig des Jahres

Bearbeiten

Nachwuchsspieler des Jahres

Bearbeiten

Elf des Jahres

Bearbeiten

Kooperation

Bearbeiten

Am 15. September 2021 gab der deutsche Bundesligist 1. FC Köln eine zweieinhalb Jahre andauernde Kooperation mit Sanfrecce Hiroshima bekannt. Kernpunkte der Zusammenarbeit sind die Bereiche Sport und Management.[4]

Bearbeiten
Commons: Sanfrecce Hiroshima – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Sanfrecce Hiroshima: クラブ概要 (Memento vom 1. September 2010 im Internet Archive)
  2. Hiroshima Peace Stadium. In: stadiumdb.com. Abgerufen am 27. Mai 2023 (englisch).
  3. Sanfrecce Hiroshima - Vereinsprofil. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  4. Sanfrecce Hiroshima: Die drei Pfeile des Samurai. Abgerufen am 15. September 2021.