Schwesterwitz (polnisch Zwiastowice, auch Siostrowice[1]) ist eine Ortschaft in Oberschlesien. Schwesterwitz liegt in der Gemeinde Oberglogau (Głogówek) im Powiat Prudnicki (Kreis Neustadt O.S.) in der polnischen Woiwodschaft Oppeln.

Schwesterwitz
Zwiastowice
?
Schwesterwitz Zwiastowice (Polen)
Schwesterwitz
Zwiastowice (Polen)
Schwesterwitz
Zwiastowice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Prudnik
Gmina: Oberglogau
Geographische Lage: 50° 20′ N, 17° 58′ OKoordinaten: 50° 20′ 9″ N, 17° 57′ 59″ O
Höhe: 190 m n.p.m.
Einwohner:
Postleitzahl: 48-250
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OPR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 40 GłuchołazyPyskowice
Nächster int. Flughafen: Katowice



Kapelle und Gefallenendenkmal
Ortseingang mit Ortstafel
Wegkreuz

Geographie

Bearbeiten

Geographische Lage

Bearbeiten

Das Straßendorf Schwesterwitz liegt acht Kilometer östlich vom Gemeindesitz Oberglogau, 28 Kilometer östlich von der Kreisstadt Prudnik (Neustadt O.S.) und 37 Kilometer südlich von der Woiwodschaftshauptstadt Opole (Oppeln). Der Ort liegt in der Nizina Śląska (Schlesische Tiefebene) innerhalb der Kotlina Raciborska (Ratiborer Becken). Durch den Ort fließt die Straduna. Durch den Ort führt die Woiwodschaftsstraße Droga krajowa 40.

Ortsteile

Bearbeiten

Ortsteil von Schwesterwitz ist der Weiler Mikulsko (Gut Schweterwitz).

Nachbarorte

Bearbeiten

Nachbarorte von Schwesterwitz sind im Westen Friedersdorf (Biedrzychowice), im Nordwesten Rosnochau (Rozkochów), im Nordosten Twardawa, im Süden das Gut Schwesterwitz und Trawniki (Trawnig).

Geschichte

Bearbeiten

Der Ort wurde am 8. September 1223 erstmals urkundlich in einem in Leubus verfassten Dokument als „Zuestoua“ erwähnt. In diesem Dokument bestimmte Lorenz, Bischof von Breslau, auf die Bitte des Abts Günther von Leubus den Sprengel der Marienkirche zu Kasimir, dem Schwesterwitz zugeordnet wurde.[2] 1571 folgte eine urkundliche Erwähnung als „Schwesterwitz“.[3]

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Schwesterwitz 1742 mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen.

Bis 1810, dem Jahr der Säkularisation durch Preußen in Schlesien, war Schwesterwitz im Besitz der Zisterzienser. Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Schwesterwitz ab 1816 zum Landkreis Neustadt O.S. im Regierungsbezirk Oppeln. 1818 zählte Schwesterwitz ein Vorwerk, zwölf Bauern, 19 Gärtner, vier Häusler und eine Wassermühle.[4] 1830 legte Graf von Harrach zu Rosnochau, der Besitzer der Domäne Schwesterwitz war, ein neues Vorwerk an, das den Namen Oberhof erhielt.[5] 1838 wurde eine katholische Schule erbaut. 1839 wurde im Ort eine Windmühle errichtet. 1845 bestanden in Ort eine katholische Kapelle, eine katholische Schule, ein Vorwerk, eine Wassermühle, ein Wirtshaus, eine Schmiede, ein Torfstich, eine Windmühle und 43 Häuser. Im gleichen Jahr zählte Schwesterwitz 388 Einwohner, allesamt katholisch.[1] 1865 zählte der Ort zwölf Bauern, 21 Gärtner und zehn Häusler. Zu diesem Zeitpunkt hatte die katholische Schule 59 Schüler.[6] 1874 wurde der Amtsbezirk Friedersdorf gegründet, welcher die Landgemeinden Friedersdorf und Schwesterwitz und die Gutsbezirke Friedersdorf und Schwesterwitz umfasste. Erster Amtsvorsteher war der Wirtschaftsinspektor Albert Kny in Schwesterwitz.[7]

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten 219 Wahlberechtigte für einen Verbleib bei Deutschland und 62 für die Zugehörigkeit zu Polen.[8] Schwesterwitz verblieb beim Deutschen Reich. 1933 lebten im Ort 452 Einwohner. 1939 hatte der Ort 449 Einwohner.[9] Bis 1945 befand sich der Ort im Landkreis Neustadt O.S.

1945 kam der bisher deutsche Ort unter polnische Verwaltung, wurde in Zwiastowice umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. 1950 kam der Ort zur Woiwodschaft Oppeln, seit 1999 gehört er zum wiedergegründeten Powiat Prudnicki. Am 22. April 2009 wurde in der Gemeinde Oberglogau, der Schwesterwitz angehört, Deutsch als zweite Amtssprache eingeführt. Am 1. Dezember 2009 erhielt der Ort zusätzlich den amtlichen deutschen Ortsnamen Schwesterwitz.

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
  • Kapelle der Heiligen Jungfrau Maria, erbaut 1853 mit Barockaltar[10]
  • Wegkapelle aus dem Jahr 1857
  • Gefallenendenkmal aus dem Jahr 1929
  • Wegkreuze
  • Domänengebäude aus dem Jahr 1829

Ausgrabungsfunde

Bearbeiten
  • 1908 entdeckte Gutsbesitzer Marx ein 10 cm langes dicknackiges Feuersteinbeil nordischen Typs mit gelblich-brauner Farbe aus der Steinzeit.[11]

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Bearbeiten
  • Paulfranz Grzimek (1859–1912), deutscher Rechtsanwalt und Notar, Justizrat zu Neiße, Vater von Bernhard Grzimek

Persönlichkeiten, die vor Ort wirkten

Bearbeiten
  • Der Zoologe Bernhard Grzimek aus Neisse verbrachte, wie er selbst in den Büchern Auf den Mensch gekommen und Mein Leben[12] schrieb, in seiner Kindheit die Ferien mit seinen Geschwistern oft auf dem 50 Kilometer östlich von Neisse gelegenen Gut Schwesterwitz. Dieses war im Besitz seiner Familie und wurde zu einem Landsitz umgebaut und war für ihn und seine fünf Geschwister ein besonderer Ort. Die Familie war mehr als 100 Jahre auf dem Gut ansässig. Nach einer Zoodirektorenkonferenz in Prag im Jahr 1971 mit seiner späteren Ehefrau Erika und Anfang der 80er Jahre im Rahmen einer Familienreise besuchte Bernhard Grzimek Schwesterwitz und suchte die Gräber seiner Eltern und Vorfahren auf dem Friedhof in Twardawa auf.[13]
Bearbeiten
Commons: Schwesterwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 621.
  2. Codex diplomaticus Silesiae, Band 7 (Ausgabe 1)
  3. Geschichte der Dörfer in der Gemeinde Oberglogau (poln.)
  4. Geographisch-statistisches Handbuch über Schlesien und die Grafschaft Glatz, Band 2; Breslau und Jauer 1818
  5. Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Oppeln, Band 15
  6. Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865
  7. Territorial Amtsbezirk Friedersdorf
  8. Vgl. Ergebnisse der Volksabstimmung in Oberschlesien von 1921 (Memento vom 29. Januar 2017 im Internet Archive)
  9. Michael Rademacher: Landkreis Neustadt in Oberschlesien (poln. Prudnik). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Denkmäler Woiwodschaft Opole (Memento des Originals vom 14. Januar 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wuozopole.pl S. 31 (poln.)
  11. Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung des Kreises Neustadt O.S.
  12. Bernhard Grzimek: Mein Leben, Piper Verlag, 2009 online
  13. Der Mann, der die Tiere liebte: Bernhard Grzimek