Als Vektorwertige Differentialformen bezeichnet man in der Mathematik eine Verallgemeinerung des Begriffs der Differentialformen auf Funktionen, die jedem Punkt einer Mannigfaltigkeit eine vektorwertige multilineare und alternierende Abbildungen zuordnen.

Ein wichtiger Spezialfall bilden sogenannte Lie-Algebra-wertige Differentialformen, die zum Beispiel eine wichtige Anwendung in der Theorie der Zusammenhänge und Krümmung eines Hauptfaserbündels finden.

Eine Verallgemeinerung des Konzepts der vektorwertigen Differentialformen sind Vektorbündelwertige Differentialformen.

Motivation

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Im Folgenden bezeichne   stets eine  -dimensionale glatte Mannigfaltigkeit mit oder ohne Rand.

Eine Differentialform vom Grad   ist eine glatte Abbildung  , die jedem Punkt   eine multilineare und alternierende Abbildung der Form

 

zuordnet. In vielen Bereichen ist es erforderlich, dieses Konzept zu verallgemeinern. Sei  eine endlich-dimensional reeller Vektorraum. Dann bezeichnet man eine glatte Abbildung  , die jedem Punkt   eine multilineare und alternierende Abbildung der Form

 

zuordnet, als „ -wertige Differentialform vom Grad  “.

Definition

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Um das oben beschriebene Konzept präziser zu definieren, muss zuvor geklärt werde, was es bedeutet für eine derartige Abbildung „glatt“ zu sein. Man definiert hierzu die Menge

 

wobei   die Menge aller multilinearen und alternierenden Abbildungen von   Kopien des Tangentialraums   zum Vektorraum   bezeichnen. Es lässt sich zeigen, dass diese Menge eine eindeutig bestimmte glatte Struktur besitzt, sodass   zusammen mit der Projektion ein glattes Vektorbündel bildet (sie zum Beispiel Glatter Funktor). Eine  -wertige Differentialform vom Grad   ist dann gerade ein glatter Schnitt in diesem Bündel. Ähnlich wie im Falle reeller Differentialformen, ist es allerdings üblich eine etwas abstraktere Definition zu wählen. Hierfür beobachtet man, dass das Vektorbündel   isomorph zum Tensorprodukt der  -äußeren Potenz des Kotangentialbündels mit dem trivialen Vektorbündel   ist:

 

Das Bündel auf der rechten Seite ist also das Vektorbündel

 

wobei die Definition der  -ten äußeren Potenz   im Artikel Graßmann-Algebra erklärt wird.

Man bezeichnet einen glatten Schnitt in diesem Bündel als „ -wertige Differentialform vom Grad  “. Die Menge aller derartigen Funktionen wird mit

 

bezeichnet. Im Falle   erhält man die Menge aller reellen Differentialformen.

Alternativ, lassen sich  -wertige Differentialformen auch als Elemente von   auffassen. Ist nämlich  , dann lässt sich ein Element   durch

 

für alle   und für alle   definieren. Die Zuordnung   ist bijektiv und definiert einen  -Modul-Isomorphismus

 .

Wählt man eine Basis   von  , wobei  , dann lässt sich   schreiben als  , wobei  .

Äußeres Produkt

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Im Gegensatz zu reellen Differentialformen lässt sich ein äußeres Produkt nicht direkt definieren. Kombiniert man den Begriff allerdings mit bilinearen Abbildungen, so lässt sich eine ganze Klasse von Produkten für vektorwertige Differentialformen definieren. Seien hierzu   endlichdimensionale reelle Vektorräume und   eine bilineare Abbildung. Dann lässt sich zeigen, dass für   und   durch

 

für all   und für alle   ein Element von   definiert wird. Ein wichtiger Spezialfall dieser Konstruktion ist durch eine Algebra   gegeben, wobei   einen endlich-dimensional reellen Vektorraum und   das zugehörige bilineare Produkt bezeichne. Handelt es sich bei dieser Algebra um eine Lie-Algebra  , so notiert man das oben definierte Produkt üblicherweise als  ,   oder  . Wichtig dabei ist, dass im Allgemeinen  .

Äußere Ableitung

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Die äußere Ableitung lässt sich komponentenweise definieren. Sei hierzu   eine Basis von  , wobei  . Dann definiert man die äußere Ableitung für   durch

 .

Es lässt sich leicht zeigen, dass diese Definition unabhängig von der gewählten Basis ist. Die äußere Ableitung hat die folgenden Eigenschaften:

  • Sie ist  -linear
  •  
  • Sind   endlichdimensionale reelle Vektorräume und   eine bilineare Abbildung. Dann gilt
 .

Fasst man  -wertige Differentialformen als Elemente von   auf, dann gilt die folgende globale und koordinatenfreie Formel für  

 

für alle  . Hierbei bezeichnet   für eine Funktion  .

Beispiele

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  • Die Maurer-Cartan-Form einer Lie-Gruppe   ist eine  -wertige  -form auf  .
  • Der Zusammenhang eines Hauptfaserbündels   mit Strukturgruppe   ist eine  -wertige  -form auf  . Die zugehörige Krümmung ist eine  -wertige  -form auf  . Dies findet zum Beispiel Anwendung in der Eichtheorie (siehe zum Beispiel den Artikel Yang-Mills-Theorie).

Literatur

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  • L. W. Tu: Differential Geometry (= Graduate Texts in Mathematics. Nr. 275). Springer International Publishing, 2017.
  • J. Lee: Manifolds and Differential Geometry (= Graduate Studies in Mathematics. Nr. 107). American Mathematical Society, Providence, Rhode Island 2009.