Wendelhöfen

Straße in Bayreuth, Bayern

Wendelhöfen ist eine Ortslage im Stadtteil Gartenstadt von Bayreuth in Oberfranken.[1]

Wendelhöfen
Kreisfreie Stadt Bayreuth
Koordinaten: 49° 58′ N, 11° 34′ OKoordinaten: 49° 57′ 34″ N, 11° 33′ 58″ O
Höhe: 344 m ü. NHN
Postleitzahl: 95444
Vorwahl: 0921
Alter Ortskern von Wendelhöfen
Alter Ortskern von Wendelhöfen
Naturdenkmal Wildbirnbaum – im Hinter­grund ein Gebäude des Bezirks­kranken­hauses Bayreuth, ganz rechts das Neue Rathaus in der Stadtmitte

Wendelhöfen liegt im Nordwesten von Bayreuth, auf einer Anhöhe oberhalb des Roten Mains. Er grenzt im Osten an die Gartenstadt, im Süden an das Spinnereiviertel, im Westen an den Roten Main und im Norden an den Weiler Hermannshof. Rund 160 Meter südwestlich des alten Dorfkerns steht ein freistehender Wildbirnbaum, der als Naturdenkmal geschützt ist.[2]

Hauptstraße ist die Cottenbacher Straße, die bis zum Bau des Nordrings einen Straßenzug mit der Friedrich-von-Schiller-Straße bildete und heute in eine Kreuzung mit dem Nordring, der Meistersingerstraße und der Feustelstraße mündet. Die Straße Wendelhöfen beginnt am westlichen Rand des alten Dorfkerns und führt nach einem Knick in Verlängerung der Cottenbacher Straße nach Cottenbach.[3]

Im Süden Wendelhöfens liegt das Bezirkskrankenhaus Bayreuth, das heute flächenmäßig den größten Teil des Stadtteils einnimmt. Der alte Dorfkern und eine kleine Neubausiedlung befinden sich nördlich des Krankenhausgeländes. Zu Wendelhöfen wird auch ein Teil der östlichen Randbebauung der Cottenbacher Straße gezählt. Gegenüber dem heutigen Schwesternhochhaus existierte bis in die 1950er Jahre mit dem Strangshof ein Bauernhof, auf dessen landwirtschaftlich genutzten Flächen ab 1936 das Viertel Gartenstadt errichtet wurde. Nördlich der Einmündung der Gontardstraße blieb mit der Gaststätte Kolb ein Gastronomiebetrieb als Ausflugsgaststätte erhalten.[4]

Der Name des Dorfs (und des späteren Stadtteils) leitet sich ab vom Ort des „Wandelgerichts“, also der für geringere Delikte zuständigen niederen Gerichtsbarkeit außerhalb der Stadtmauer, die auch für das richtige Einbringen der Wandelstrafen, d. h. der Geldbußen, verantwortlich war.[5]

Geschichte

Bearbeiten

Im Krähenhölzlein bei Wendelhöfen wurde eine „Jagdstation“ – d. h. ein für kürzere Aufenthalte eingerichteter Siedlungsplatz – aus der Mittelsteinzeit nachgewiesen.[6]

Die erste schriftliche Erwähnung findet sich als Wendelhof im Jahr 1496. Um 1640 wurde der dort ansässige Bauer Hans Schmidt als Huter bzw. Flurvogt bezeichnet; der Flurvogt war für das typisch niedergerichtliche Wandelgericht zuständig. Auch Schmidts Nachfahren wurden bis weit in das 18. Jahrhundert hinein Huter genannt.[5]

Wendelhöfen gehörte schon ursprünglich zur Stadt Bayreuth. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Wendelhöfen aus 8 Anwesen (1 Hof, 1 Halbhof, 1 Söldengütlein, 1 Gütlein, 4 Häuslein). Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Grundherrschaft über sämtliche Anwesen hatte der Bayreuther Rat.[7]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Mit dem Gemeindeedikt wurde Wendelhöfen dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Bayreuth und der zugleich gebildeten Munizipalgemeinde Bayreuth zugewiesen.[8]

Das bayerische Urkataster zeigt Wendelhöfen in den 1810er Jahren als einen Weiler mit fünf Herdstellen und vier Weiher.[9] 1824 ist ein Appellationsgerichtssekretär namens Örtel als Besitzer des Guts Wendelhöfen erwähnt.[10]

Im Januar 1911 wurde an der Ludwigshöhe bei Wendelhöfen eine „permanente Rodelbahn“ eröffnet. Sie war mit einem 6 PS starken mechanischen „Aufzug“ ausgestattet, wurde elektrisch beleuchtet und war auch nachts befahrbar.[11]

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
Jahr 001818 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 60 316 477 810 734 529 96  *  *
Häuser[12] 11 12 19 14 10 16  *
Quelle [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21]
* 
Ort wird zu Bayreuth gerechnet.

Religion

Bearbeiten

Wendelhöfen ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach Heilig Dreifaltigkeit (Bayreuth) gepfarrt. Nach der Einrichtung der Pfarrei St. Georgen (um 1714) wurde Wendelhöfen dieser zugewiesen.[22][7] Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Pfarrei Christuskirche (Bayreuth) zuständig.[19]

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: ND Wildbirnbaum Bayreuth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

Bearbeiten
  1. Karte der Stadtteile von Bayreuth bei geoas.de, abgerufen am 19. Oktober 2023
  2. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 19. Oktober 2023 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  3. Wendelhöfen bei GeoNames geonames.org. Abgerufen am 24. April 2021.
  4. Herbert Popp: Bayreuth – neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9, S. 214.
  5. a b Stephan Müller: Gerichtsgut Wendelhöfen, bayreuther-tagblatt.de vom 3. Juli 2020, abgerufen am 27. Januar 2021.
  6. Karl Müssel: Bayreuth in acht Jahrhunderten. 1. Auflage. Gondrom, Bindlach 1993, ISBN 3-8112-0809-8, S. 10.
  7. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 398.
  8. R. Winkler: Bayreuth, S. 464.
  9. Wendelhöfen im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
  10. Werner Ordnung: Zur Geschichte der Bayreuther Bürgerreuth, abgerufen am 13. Juni 2021
  11. Vor hundert Jahren in Bayreuth: Freud und Leid zur Winterszeit in: Heimatkurier 1/2007 des Nordbayerischen Kuriers, S. 8 f.
  12. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  13. R. Winkler: Bayreuth, S. 463.
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 998, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 944 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 986 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1004 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 866 (Digitalisat).
  19. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 638 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 145 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 287 (Digitalisat).
  22. Karl Müssel: Bayreuth in acht Jahrhunderten, S. 89.