Graun im Vinschgau (italienisch Curon Venosta) ist eine italienische Gemeinde mit 2372 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in Südtirol am Länderdreieck Italien – Österreich – Schweiz. Bekannt ist die Gemeinde insbesondere für den Reschensee und den aus diesem aufragenden Glockenturm, der an die alte, im See versunkene Ortschaft Graun erinnert.
Graun im Vinschgau | |
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(ital.: Curon Venosta) | |
Wappen | Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Vinschgau |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2022) |
2.423/2.372 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
97,34 % deutsch 2,66 % italienisch 0,00 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 48′ N, 10° 33′ O |
Meereshöhe: | 1.449–3738 m s.l.m. (Zentrum: 1520 m s.l.m.) |
Fläche: | 210,06 km² |
Dauersiedlungsraum: | 11,2 km² |
Fraktionen: | Graun, Langtaufers, Reschen, St. Valentin auf der Haide |
Nachbargemeinden: | Kaunertal (A), Mals (I), Nauders (A), Pfunds (A), Sent (CH), Sölden (A), Valsot (CH) |
Postleitzahl: | 39027 |
Vorwahl: | 0473 |
ISTAT-Nummer: | 021027 |
Steuernummer: | 00380670216 |
Bürgermeister (2020): | Franz Alfred Prieth (SVP) |
Geographie
BearbeitenGraun im Vinschgau ist mit 210,06 km² die flächenmäßig viertgrößte Gemeinde Südtirols. Sie befindet sich im Vinschger Oberland im äußersten Nordwesten der Provinz an der Staatsgrenze zu Österreich und zur Schweiz bzw. zum Bundesland Tirol und zum Kanton Graubünden. Die drei größten Dörfer der Gemeinde – St. Valentin auf der Haide (1472 m), der namensgebende Verwaltungssitz Graun (1520 m) und Reschen am See (1525 m) – liegen im obersten Abschnitt des Etschtals südlich vom Reschenpass (1507 m). Am Reschenpass, einem Übergang des Alpenhauptkamms, entspringt die Etsch, die in südliche Richtung fließend zunächst den Reschensee (1498 m) und anschließend den Haidersee (1450 m) durchquert. Da sich die italienisch-österreichische Grenze am Reschenpass nicht exakt an der Wasserscheide orientiert, umfasst die Gemeinde auch Gebiete der nördlichen Passrampe, die vom Valmiurbach Richtung Inn entwässert wird.
Der Ostteil der Gemeinde greift weit in die Ötztaler Alpen hinein, die hier in Weißkamm, Nauderer Berge, Glockturmkamm und Planeiler Berge unterteilt werden. Gegliedert wird das Gebiet durch das Langtauferer Tal, das vom Karlinbach durchflossen wird und der Fraktion Langtaufers (1500–1915 m) Platz bietet. Zu den bedeutendsten das Langtauferer Tal umschließenden Gipfeln zählen die Weißkugel (3738 m), die Langtauferer Spitze (3528 m), die Weißseespitze (3498 m), die Hintere Hintereisspitze (3485 m), der Äußere Bärenbartkogel (3473 m) und die Klopaierspitze (2918 m).
Der Westteil der Gemeinde umfasst Berggebiete, die der Sesvennagruppe zugerechnet werden. Diese Gegend ist durch das Rojental erschlossen, in dem sich der Weiler Rojen (1970 m) befindet. Zu den höchsten Grauner Gipfeln in der Sesvennagruppe gehören der Piz Lad (2808 m) und die Elferspitze (2926 m).
Geschichte
BearbeitenUm 1140 gründete Ulderich Primele aus Burgeis eine Pilgerherberge auf der Haide (heute St. Valentin). 1165–1166 ist der Ortsname erstmals in einer lateinischen Urkunde der Grafen von Tirol als Curunes genannt.[1] Es liegt rätoromanisch curuna ‚runder Felskopf‘ zugrunde.
Die Gemeinde geht in ihrer heutigen, weiträumigen Ausdehnung auf das Jahr 1928 zurück, als die bis dato eigenständigen Gemeinden Graun, Reschen, St. Valentin auf der Haide und Langtaufers fusioniert wurden.
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Der Reschensee ist der größte See Südtirols. Bekannt ist er vor allem für den aus dem See ragenden Turm der alten Pfarrkirche St. Katharina. Dieser ist ein Überrest der alten Ortschaft Graun, die im Stausee unterging.
- Auf der Hochebene Plamort über dem Reschenpass finden sich Überreste des faschistischen Vallo Alpino mit Bunkern und einer Panzersperre.
Politik
BearbeitenBürgermeister seit 1952:[2]
- Paul Spechtenhauser: 1952–1956
- Johann Stecher: 1956–1960
- Karl Stecher: 1960–1969
- Paul Spechtenhauser: 1969–1973
- Karl Stecher: 1973–1990
- Albrecht Plangger: 1990–2010
- Heinrich Noggler: 2010–2020
- Franz Alfred Prieth: seit 2020
Bildung
BearbeitenGraun im Vinschgau ist Sitz eines deutschsprachigen Schulsprengels. Dieser umfasst auf dem Gemeindegebiet vier Grundschulen (in Graun, Langtaufers, Reschen und St. Valentin) und eine in St. Valentin angesiedelte Mittelschule. Dem Sprengel angeschlossen ist auch eine „Erlebnisschule“ in Langtaufers.[3]
Verkehr
BearbeitenFür den Kraftverkehr ist Graun im Vinschgau in erster Linie durch die SS 40 erschlossen, die das Gemeindegebiet in Nord-Süd-Richtung durchzieht und sich in Österreich als B 180 fortsetzt.
Für den Radverkehr besteht die Radroute 2 „Vinschgau–Bozen“, die Reschen und St. Valentin durchquert sowie den Reschen- und den Haidersee jeweils am Westufer passiert.
Persönlichkeiten aus Graun
Bearbeiten- Josef Duile (1776–1863), Techniker
- Joseph Hutter (1800–1878), Gutsbesitzer und Abgeordneter zum Österreichischen Abgeordnetenhaus
- Joseph Haid (1801–1858), Bildhauer
- Sepp Mall (* 1955), Autor
- Heinrich Natter (1844–1892), Bildhauer
- Elsa Patscheider (1928–1995), Schriftstellerin
- Maria Ancilla Hohenegger (geb. 1954), elfte Äbtissin von Kloster Säben
Sport
BearbeitenIn der Gemeinde befindet sich das Skigebiet Schöneben, das auch das bis 2017 unabhängige Skigebiet Haideralm umfasst. Das kleine Skigebiet Maseben in Langtaufers verfügt seit 2015 nur mehr über einen Schlepplift nahe der Maseben-Berghütte, der zentrale Sessellift wurde 2014 stillgelegt.[4][5]
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Der heutige Ort Graun mit neuer Pfarrkirche
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Das Dorf Reschen
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Blick über den Haidersee nach St. Valentin
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Kirchturm von Alt-Graun im Reschensee
Weblinks
Bearbeiten- Landschaftsplan der Gemeinde Graun im Vinschgau. Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Homepage der Gemeinde Graun
- Dokumentation über den „Untergang von Altgraun“ (Aufstauung des Reschensees)
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. Abt. I: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. Band 1. Innsbruck: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1937, S. 142f., Nr. 295.
- ↑ Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
- ↑ Schulsprengel Graun. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 22. Mai 2024.
- ↑ Maseben im Vinschgau: Kein Winterbetrieb. Südtirol News, 18. November 2014, archiviert vom am 2. Dezember 2014; abgerufen am 23. November 2014.
- ↑ Erwin Bernhart: Das kleine Skigebiet Maseben wechselt Besitzer. In: salto.bz/Vinschgerwind. 22. Juli 2015, abgerufen am 24. Mai 2024.