Bob-Europameisterschaft 1984

Wettkämpfe im Bobsport

Die Bob-Europameisterschaft 1984 wurde am 21. und 22. Januar im Zweierbob und am 28. und 29. Januar 1984 im Viererbob im Olympia Eiskanal Igls in Österreich ausgetragen. Die Europameisterschaft war eine Woche vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sarajevo der letzte internationale Bobwettbewerb, um unter Wettkampfbedingungen zu starten.

Bob-Europameisterschaft 1984
Männer Frauen
Sieger
Zweierbob Sowjetunion Jānis Ķipurs
Aivars Šnepsts
Viererbob Schweiz Silvio Giobellina
Heinz Stettler
Urs Salzmann
Rico Freiermuth
1983
1985

Zweierbob

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Die Olympiasaison 1983/84 spornte einige Nationen zu großen Anstrengungen an. Nach der Wettkampfpremiere der sowjetischen Bobs im Jahr 1981 waren sie bis dahin noch nicht mit internationalen Medaillengewinnen aufgefallen. Allerdings schien man im lettischen Trainingszentrum um die damals noch vorhandene Bob- und Rodelbahn Cēsis für Sarajevo etwas vorzuhaben. Beim Saisonauftakt der internationalen Bobvergleiche im sauerländischen Winterberg schlugen die neuen sowjetischen Zigarrenbobs, despektierlich auch Russenzigarre genannt, ein wie ein Bombe. Die aerodynamisch auf dem technisch neuesten Stand gefertigten, schlanken Bobs dominierten den Zweier-Wettbewerb und mit den drei angereisten sowjetischen Bobteams konnte nur der neue DDR-Shootingstar Wolfgang Hoppe mithalten.

Nunmehr hatten die sowjetischen Bobs auch für die EM gemeldet, allerdings fehlte namhafte Konkurrenz. Alle drei für Olympia gemeldeten DDR-Bobs, die Duos Lehmann/Musiol, Germeshausen/Gerhardt und Hoppe/Schauerhammer fehlten und bereiteten sich stattdessen für Olympia vor. Somit kam die vermeintlich zweite Reihe der Bob-Teams zum Zuge, unter anderem Altmeister Horst Schönau, aber auch erstmals ein Bob von der SG Dynamo Zinnwald mit Harry Bahr und Peter Roch. Auch im Schweizer Lager gab es einen Paukenschlag. Die neben der DDR stärkste Bobnation der 1980er Jahre hatte mit Pichler, Giobellina, Fasser, Hiltebrand und eben Altmeister Erich Schärer 5 Top-PIloten, die mittlerweile alle internationale Titel errungen hatten. In der schweizinternen Olympiaqualifikation sah es für Schärer zu dem Zeitpunkt bereits schlecht für einen Start in Sarajevo aus, so wollte ihn der Schweizer Verband wenigstens zur EM im Zweierbob starten lassen. Doch Schärer verzichtete, da er seinen starken Anschieber Max Rüegg an Ekkehard Fasser für die Entscheidung im Viererbob abtrat[1].

Bei soviel Aufregung um die Personalentscheidungen ging fast unter, das Pichler und Hiltebrand in eilig entwickelten Contraves-Bobs starten würden, einer westlichen Kopie der sowjetischen Zigarrenbobs. Die Originale zeigten allerdings schon im Training, das es wohl eine neue Nation bei den Zweierbob-Europameistern geben würde. Dies bestätigte sich dann auch im Wettkampf. Mit den jeweils besten Laufzeiten und dabei teilweise großen Abständen zur Konkurrenz gewann das Sowjetische Duo Kipurs/Snpets mit über einer Sekunde Vorsprung erstmals einen Europameistertitel im Bobsport für die Sowjetunion. Der siegreichen Phalanx vermochten sich nur 2 DDR-Bobs stellen, die mit Detlef Richter und Horst Schönau als Piloten vor allem auf ihre Erfahrung zählen konnten. So konnte sich das Duo Richter/Jerke vor allem mit einem starken zweiten Wettkampftag noch Silber sichern und Horst Schönau verlor erst im letzten Lauf den Kampf um Platz vier gegen das Duo Poikans/Perzups. Die se Platzierung reichte allerdings offenbar, das Schönau nach dem Wettkampf sofort seinen Rücktritt bekanntgab und damit auch nicht mehr im Viererbob antrat.[2] Für die Schweizer Teams endete die EM im kleinen Schlitten einigermaßen ernüchternd. Giobellina war im herkömmlichen Bob mit Platz 6 noch bester Eidgenosse, die neuartigen Contraves-Bobs landeten auf dem 9. und 10. Rang.[3]

Platz Bob Lauf 1 Lauf 2 Lauf 3 Lauf 4 Gesamtzeit
Rückstand
1 Sowjetunion  UdSSR - Bob URS 1
Jānis Ķipurs
Aivars Šnepsts
54,53 54,82 54,36 54,78 3:38,49
2 Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR - Bob GDR 1
Detlef Richter
Dietmar Jerke
55,14 55,12 54,48 54,97 3:39,71
+1,22
3 Sowjetunion  UdSSR - Bob URS 2
Zintis Ekmanis
Wladimir Alexandrow
55,02 55,19 54,93 55,04 3:40,18
+1,69
4 Sowjetunion  UdSSR - Bob URS 3
Māris Poikāns
Ivars Bērzups
55,65 55,50 54,96 55,17 3:41,28
+2,79
5 Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR - Bob GDR 2
Horst Schönau
Matthias Legler
55,30 55,53 55,21 55,32 3:41,36
+2,87
6 Schweiz  Schweiz - Bob SUI 3
Silvio Giobellina
Rico Freiermuth
55,42 55,72 55,55 55,75 3:42,44
+3,95
7 Deutschland BR  BR Deutschland - Bob FRG
Anton Fischer
Hans Metzler
3:42,64
+4,15
8 Osterreich  Österreich - Bob AUT
Walter Delle Karth
Hans Lindner
3:42,72
+4,23
9 Schweiz  Schweiz - Bob SUI
Ralph Pichler
Urs Leuthold
3:42,83
+4,34
10 Schweiz  Schweiz - Bob SUI
Hans Hiltebrand
Meinrad Müller
3:43,49
+4,80
17 Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR - Bob GDR 3
Harry Bahr
Peter Roch

Viererbob

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Anders als bei den kleinen Schlitten war der große sowjetische Zigarrenbob noch längst nicht so ausgereift und verbreitete damit im Vorfeld weniger Unruhe als noch bei der Zweierentscheidung. So deutete sich im Training an, dass die Schweiz einer erfolgreichen Titelverteidigung entgegen sehen konnte, obgleich der einzig verbliebene DDR-Bob mit Pilot Detlef Richter auch mit guten Trainingszeiten aufwarten konnte.[2] Der Wettkampf entwickelte sich letztlich zu einem Zweikampf Schweiz-DDR, weil die sowjetischen Farben früh ausschieden. Zweier-Europameister Jānis Ķipurs wurde am Abend des ersten Wettkampftages mit seinem Bob disqualifiziert, da das Gesamtgewicht inklusive Crew um 4,5 kg überschritten worden war. Noch am Vortag hatte der Lette den Zigarrenbob hektisch umbauen lassen müssen, da bestimmte Maße nicht dem Reglement entsprachen. Die zwei anderen sowjetischen Bobs hatten schon nach dem ersten Wettkampftag nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun, Kipurs lag vor seiner Disqualifikation allerdings noch aussichtsreich im Kampf um Bronze. So kämpften letzten Endes Silvio Giobellina und Detlef Richter mit ihren Teams um Gold, wobei der Schweizer nach dem ersten Tag mit 25 Hundertsteln führte. Trotz der besten Laufzeit beim dritten Start vermochte es Richter nicht mehr, Giobellina den Titel noch streitig zu machen. Ekkehard Fasser mit Bronze und Hans Hiltebrand mit Rang vier rundeten das starke Schweizer Abschneiden im Viererbob ab.[4]

Platz Bob Lauf 1 Lauf 2 Lauf 3 Lauf 4 Gesamtzeit
Rückstand
1 Schweiz  Schweiz - Bob SUI 1
Silvio Giobellina
Heinz Stettler
Urs Salzmann
Rico Freiermuth
53,34 53,78 53,92 53,96 3:34,99
2 Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR - Bob GDR 1
Detlef Richter
Thomas Forch
Matthias Legler
Dietmar Jerke
53,61 53,76 53,82 53,96 3:35,15
+0,16
3 Schweiz  Schweiz - Bob SUI 3
Ekkehard Fasser
Hans Märchy
Kurt Poletti
Rolf Strittmatter
54,00 54,15 53,94 54,24 3:36,33
+1,34
4 Schweiz  Schweiz - Bob SUI 2
Hans Hiltebrand
Meinrad Müller
Walter Rahm
Roland Berli
53,99 54,45 54,30 54,36 3:37,10
+2,11
5 Osterreich  Österreich - Bob AUT 1
Walter Delle Karth jun.
Günter Krispel
Johann Lindner
Ferdinand Grössing
54,32 54,29 54,33 54,43 3:37,37
+2,38
6 Deutschland BR  BR Deutschland - Bob FRG 2
Anton Fischer
Franz Nießner
Uwe Eisenreich
Hans Metzler
54,04 54,52 54,48 54,37 3:37,41
+2,42
7 Osterreich  Österreich - Bob AUT 2
Peter Kienast
Gerhard Redl
Christian Mark
Franz Siegl
3:37,60
+2,61
8 Osterreich  Österreich - Bob AUT 3
Franz Paulweber
Horst Tutzer
Kurt Oberhöller
Bernhard Purkrabek
3:38,11
+3,12
9 Frankreich  Frankreich - Bob FRA 1
Gerard Christaud
Philip Auroux
Philip Stott
Patrick Lachaud
3:38,30
+3,31
10 Deutschland BR  BR Deutschland - Bob FRG 1
Klaus Kopp
Gerhard Oechsle
Günther Neuburger
Hans-Joachim Schumacher
3:38,45
+3,46
11 Sowjetunion  Sowjetunion - Bob URS
Zintis Ekmanis
Jānis Skrastiņš
Rihards Kotāns
Wladimir Alexandrow
3:38,70
+3,71
12 Sowjetunion  Sowjetunion - Bob URS
Wjatscheslaw Schawlew
Alexander Paschkow
Nikolai Wlassow
Wladimir Koslow
3:39,63
+4,64

Medaillenspiegel

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Platz Nation Gold Silber Bronze
1 Sowjetunion  UdSSR 1 1
Schweiz  Schweiz 1 1
3 Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik 2

Einzelnachweise

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  1. Freiburger Nachrichten vom 19. Januar 1984 S.11
  2. a b Thuner Tagblatt vom 27. Januar 1984 S.15
  3. Thuner Tagblatt vom 23. Januar 1984 S.16
  4. Thuner Tagblatt vom 30. Januar 1984 S.12

Literatur

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