Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1919/20 war die dritte Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. Es war die erste Austragung, die nicht während des Weltkriegs begann, und erstmals nahmen Mannschaften aus den wieder zu Frankreich gehörenden Teilen Lothringens sowie des Elsass ebenso daran teil wie solche aus den vom Krieg besonders betroffenen nördlichen und östlichen Regionen. Deshalb meldeten 114 Vereine – nahezu doppelt so viele wie im Vorjahr.

Spielszene aus der Viertelfinal-Partie zwischen Cannes und Lille
Spielszene aus dem Finale zwischen Le Havre und CA Paris

Außerdem war dies auch die erste Pokalsaison, die vom 1919 gegründeten, einheitlichen Landesverband Fédération Française de Football Association organisiert wurde. Die FFFA gab dem Wettbewerb, der bis dahin den Namen Coupe Charles Simon – benannt nach einem an der Front gefallenen Sportler und Verbandsfunktionär – getragen hatte, seine (mit Ausnahme der Jahre des Zweiten Weltkriegs) bis ins 21. Jahrhundert geltende Bezeichnung Coupe de France.

Titelverteidiger war CASG Paris, der diesmal allerdings das Viertelfinale nicht überstand. Gewinner des Pokals wurde CA Paris; CAP bezwang im Endspiel den „Doyen des französischen Fußballs“, Le Havre AC. Für beide war es die erste Finalteilnahme.

Im November 1919 wurde zunächst eine Qualifikationsrunde mit 100 Mannschaften ausgetragen; 14 Vereine waren direkt für das Zweiunddreißigstelfinale qualifiziert.[1] Eine Pokalkommission setzte rundenweise sämtliche Begegnungen fest, wobei Fragen der Reisedistanzen im großflächigen Frankreich ebenso eine Rolle spielten wie die Qualität der an den jeweiligen Orten vorhandenen Spielstätten und der Infrastruktur. Dabei wurde auch das Heimrecht festgelegt.[2] Endete eine Begegnung nach Verlängerung unentschieden, wurde ein Wiederholungsspiel auf dem Platz des Gegners ausgetragen. Die FFFA führte noch eine weitere Neuerung ein: kein Team durfte mehr als drei Ausländer aufbieten. Mit dieser Regelung kam als erster Verein der FC Cette – so schrieb sich bis 1928 die Stadt Sète – in Konflikt (siehe  (a) und  (d)).

Zweiunddreißigstelfinale

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Spiele am 7. Dezember 1919

(a) 
Cette gewann das Spiel, wurde aber am 27. Dezember wegen Verstoßes gegen die Drei-Ausländer-Regelung disqualifiziert.

(b) 
Die Heimmannschaft trat zum Spiel nicht an.

(c) 
Die Gastmannschaft trat zum Spiel nicht an.

Sechzehntelfinale

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Spiele am 1. bzw. 4. Januar 1920

(d) 
Am 5. Januar wurde die Disqualifikation des FC Cette im Zweiunddreißigstelfinale aufgehoben und VGA Médocs Sieg über Montpellier annulliert. Stattdessen wurde die neue Sechzehntelfinal-Paarung zwischen Médoc und Cette für den 16. Januar in Bordeaux angesetzt. Zu diesem Spiel trat Cette nicht an.

Achtelfinale

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Spiele am 1. Februar 1920

Viertelfinale

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Spiele am 7., Wiederholungspartie am 21. März 1920

(e) 
Das Spielergebnis wurde von der FFFA einige Tage später auf 1:0 korrigiert; der Grund dafür ist nicht bekannt.

Halbfinale

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Spiele am 11. April 1920

Spiel am 9. Mai 1920 im Stade Bergeyre in Paris vor 7.000 Zuschauern

Mannschaftsaufstellungen

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Auswechslungen waren damals nicht möglich; die meisten französischen Vereine hatten in dieser Zeit noch keine fest angestellten Trainer.

CA Paris: Ivan „Jean“ DreyfusMarcel Vanco, Louis MesnierCharles McDewitt, Maurice Bigué, André AllègreRaoul Dupé, Robert Pache, André Poullain, Henri Bard  , Ernest Gravier

Le Havre AC: Drancourt – Grivel, Henry GibbonVictor Dial, Fernand Mérieult, Maurice AvenelRaymond Cantais, Robert Accard, Louis Blouin, Alfred Thorel, Bernard Lenoble

Schiedsrichter: Edmond Gérardin (Paris)

0:1 Thorel
1:1 Bard (per Strafstoß)
2:1 Bard

Besondere Vorkommnisse

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L’Auto, ein Vorläufer von L’Équipe, titelte am Tag nach dem Finale: „CA Paris ist französischer Meister“.[3] Die Bezeichnung des Pokalsiegers als Landesmeister war bis Anfang der 1930er Jahre in Frankreich verbreitet, weil es vor der Einführung einer professionellen Liga (1932) außer der Coupe de France keinen offiziellen, einheitlichen und landesweiten Wettbewerb gab.

Literatur

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  • Hubert Beaudet: La Coupe de France. Ses vainqueurs, ses surprises. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003, ISBN 2-84253-958-3
  • L’Équipe/Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007, ISBN 978-2-915535-62-4
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Anmerkungen

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  1. L’Équipe/Ejnès, S. 336
  2. L’Équipe, Ejnès, S. 332/333
  3. Auszug des Artikels vom 10. Mai 1920 in L’Équipe/Ejnès, S. 336